Ist das Getreide abgeerntet, so ist ein sofortiges
möglichst flaches Schälen der Stoppeln von großer
Wichtigkeit, um ausgefallenes Getreide und Unkraut—
samen, der durch Vögel und Wind herzugetragen ist,
zum Aufgehen zu bringen. Es muß berücksichtigt
werden, daß hier in den Tropen kein Frost Unkraut
und den Ausschlag des bei der Ernte ausgefallenen
Getreides tötet, und daß daher ohne die Arbeit des
Schälens und späteren Abeggens des aufgegangenen
Samens eine Landwirthschaft ohne Winter auf die
Dauer unmöglich ist. Nach dem Eggen und Ver-
trocknen der durch die Egge ausgerissenen kleinen
Pflänzchen wird tief (auf 1 Fuß und darüber) ge-
pflügt und weiter bestelll. Düngung ist nach dritter
und vierter Ernte erforderlich.
c) Ernte. Die Ernte ist sehr viel bequemer
wie in der Heimath, weil hier ein Tag Sonne die-
selbe Wirkung auf das Trocknen des geschnittenen
Getreides ausübt wie fünf Tage in der Heimath.
Es ist erforderlich, über die Witterungsverhältnisse
orientirt zu sein, die mit geringen Abweichungen
jährlich die gleichen sind.
d) Düngerbereitung. Auf die Düngerbe-
reitung kann nicht genug Werth gelegt werden.
Als Streumaterial eignet sich das vertrocknete
Blatt der Bananen, die hier in großen Mengen von
den Eingeborenen kultivirt werden, sehr viel mehr
als Roggen= und Weizenstroh, weil das Bananen-
blatt die flüssigen Excremente fast vollständig auf-
saugt. Ein Aufbewahren des Düngers unter freiem
Himmel, auch wenn er sorgfältig mit Erde bedeckt
wird, ist wegen der starken Sonne und des heftigen
Tropenregens sehr zu verwerfen, vielmehr muß der-
selbe in massiven Gruben, die durch eine Bedachung
gegen die Einwirkungen der Witterung vollständig
geschützt sind, auf das Sorgfältigste präparirt werden.
Ebenso wichtig ist seine sofortige Unterpflügung nach
dem Ausbreiten auf dem Felde. Nur auf diese
Weise kann er nutzbringend wirken.
Tropische und subtropische Kulturen.
1. Kaffee.
Die Erfahrungen der Station beschränken sich
auf eine vierjährige Kultur des Coffea arabica.
Derselbe ist auf verschiedenen Bodenklassen angebaut,
vom jahrhundert-, vielleicht jahrtausendalten Gras-
boden bis zum Urwaldboden. Ein Unterschied ist
bisher nicht bemerkbar. Der Kaffee zeigt überall
das gleiche frische, aber langsame Wachsthum, und
auch der Samenansatz ist derselbe. Dagegen ist ein
nicht unerheblicher Unterschied in der Art der Ver-
pflanzung aus den Samenbeeten bemerkbar. Leider
beschränken sich die Versuche bisher auf eine Samen-
sendung. Ein Quantum sehr werthvoller Saat wurde
an die Mission Gare verkauft, woselbst er bei der
guten Pflege, die er dort genießt, ausgezeichnet steht,
so daß er bei der um 200 m tieferen Lage als
werthvolles Bindeglied für die Beurtheilung der
Kaffeekultur in einer Höhenlage zwischen dem Kwai-
900
kaffee und dem der tiefer liegenden Plantagen
dienen kann.
Die Verpflanzung des eingangs erwähnten Kaffees
aus den Saatbeeten ins Feld wurde in folgender
Weise vorgenommen:
a) Zweijähriger Stand in den Saatbeeten, von
dort aus direktes Ueberpflanzen an Ort und Stelle.
b) Nach 1 ¼ jährigem Wachsthum überpikiren
auf ein zweites Samenbeet, dort bis zur definitiven
Verpflanzung 1 Jahr belassen.
e) Nach 10 Monaten überpikirt und nach 16 Mo-
naten noch einmal. Nach 2½ Jahren überpflanzen
an Ort und Stelle.
Bei c ist der bessere Stand der Bäume, ob-
gleich auf magerem Grasstand, sehr erheblich; bei ae
und b ist der Unterschied nur stellenweise sichtbar.
Direktes Auslegen der Bohnen an Ort und Stelle
ist bisher nicht versucht. Blattkrankheiten zeigen die
Bäume keine, an wenigen Exemplaren wurde die
Blutlaus beobachtet. Bei meiner Rückkehr vom Ur-
laub fiel mir das schlechte Aussehen einer Anzahl
von Bäumen auf. Die nähere Untersuchung ergab,
daß ein grauer bis 3 mm langer Wurm, offenbar
derselbe, der nicht unerheblichen Schaden in unseren
heimischen Gemüsebeeten anrichtet, gefunden, der den
Bast des Baumes unter der Erde und auch theil-
weise in der Baumkrone rund herum abfrißt. Nach
dem Absuchen dieser Thiere und dem Kalken des
unteren Theiles der Stämme bis zur Wurzel machte
sich nichts weiter bemerkbar. Nach ½ Jahr jedoch
vertrockneten an einigen Bäumen die Herztriebe. Die
Untersuchung ergab, daß derselbe Wurm aon dem
Baum empor geklettert war und den jungen noch
grünen Trieb, wie anfangs den Stamm rund herum
abgeschält hatte. Nach nochmaliger Untersuchung der
Erde um den Stamm herum, die von Kindern vor-
genommen wurde, wobei sich einige wenige Würmer
zeigten, ist bis jetzt nichts weiter vorgekommen. Aus
dem Fehlen aller Sorten Blattkrankheiten möchte ich
den Schluß ziehen, daß der in den hochgelegenen
Gebirgstheilen gezogene Kafsee später einmal das
Saatgut für die niedriger gelegenen Kaffeedistrilte
abgeben wird, analog den Plantagen auf dem
Preanger Hochland auf Java.
Für den Ansiedler wird der Kaffeebau eine
gute Rente abwerfen, wenn er denselben nicht weiter
ausdehnt, als er die Kaffeebäume neben der eure-
päischen Landwirthschaft düngen kann.
Für das Düngen des Kaffees ist es wichtig, daß
die Kulturmethode des zweimaligen Ueberpikirens
der Bäume befolgt wird. Der Kaffeebaum wird
durch das zweimalige Zurückschneiden der Pfahlwurzel
gezwungen, möglichst viele Seitenwurzeln zu machen,
die ihre Nahrung dann, wenn die Mutterkrume
verbraucht ist, aus der durch Dunggabe verbesserten
Oberschicht nehmen können.
Ein Abbrechen der Blüthen in jüngerem Stadium
der Bäume halte ich für nicht erforderlich, da ein-
mal das Aussetzen der Blüthen in diesen hochgelegenen