Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Der Name Agu ist. den lieben Lesern nicht neu. 
Schon seit mehreren Jahren hat das Missionsblatt 
#der Neisen nach dem Agu und über die Anlage 
em#er Außenstation von Ho in Ago-Nyogbo berichtet. 
der Agu, in der Luftlinie etwa 40 Kilometer von 
der Station Ho gelegen und in 12 Stunden von 
dert zu erreichen, ist kein einzelner Berg, sondern 
en striler, schluchtenartiger Gebirgsstock mit vielen 
Bergen, Bergkuppeln und Bergrücken. Auf den 
Höhen des Agu treten die bösen Folgen des tro- 
ruchen Klimas, wie sie sich im Küstengebiete zeigen, 
## weniger zu Tage, ähnlich wie in Amedzowe. 
Tezu kommt, daß der Agu zwar wenig Holz hat, 
0er überans stark bewässert und daher fast durch- 
2eg sehr fruchtbar ist. 
Infolge dieser günstigen Verhältnisse ist die Be- 
relkerung am Agu eine sehr dichte. Nicht nur am 
#nd des Gebirges, wo die besonders fruchtbare 
Etene beginnt, sondern auch auf den Höhen finden 
nt# zahlreiche Städte und Dörfer. Nach Ansicht 
des früheren Stationsleiters von Misahöhe, Assessors 
K. Plehn, ist es unzweifelhaft, daß die Bewohner 
znerst auf den Bergen ihren Wohnsitz hatten. Auf 
den höchsten Gipfeln liegen alte, durch mächtige 
S#umwälle befestigte Dorfanlagen, die hier und da 
verlassen sind, da sich die Bewohner in der Ebene 
arfedelten. Hier finden sich nicht nur kleine Dörfer 
don 400 bis 500 Einwohnern, wie man sie sonft 
im Ephelande trifft, sondern Städte mit mehreren 
tansend Menschen. 
Diesen Leuten am Agu Frieden zu bringen, 
w# schon lange der Wunsch unserer Norddeutschen 
Musion. Schon in der ersten Zeit unserer Thätig- 
ken m Afrika ist von dem Aguberge die Rede ge- 
we#en. Die Blicke unserer Missionare sind oftmals 
fden Ho und später erst recht von dem hoch gele- 
a#enen Amedzowe nach seinen schön bewaldeten Berg- 
jvidzen sehnsüchtig hinübergeschweist. Wiederholt 
daben die Missionare, so Bruder Bürgi 1888 und 
Bruder Spieth 1891, auf Untersuchungs= und 
Predigtreisen jene Gegend berührt und waren nicht 
wenig erstaunt über die dichte Bevölkerung. Auch 
bei der Begründung der in Amedzowe errichteten 
Erholungsstation wurde der Agu genannt. Allein 
ein im August 1895 konnten die Brüder Spieth 
und Diehl in Nyogbo, an der Westseite des Agu, 
eie Außenstation errichten. Da die Missionserfolge 
in Nyogbo die größten Erwartungen übertrafen, 
wurde der Wunsch der Brüder, die Nebenstation 
Noogbo zu einer mit einem europäischen Missionar 
beetzern Hauptstation Agu umzugestalten, lauter und 
leucr. Die Wahl des Stationsplatzes ist nach 
reilicher Ueberlegung und genauer Untersuchung auf 
einen Ort gefallen, den Bruder Diehl schon bei 
#emem Besuch 1895 als den geeignetsten bezeichnet 
brt. Er schrieb damals: 
„Em Plotz auf einem Vorsprunge des Aguberges 
gelegen, in der Nähe eines guten Bergwassers und 
flrotzend von Fruchtbarkeit, wäre für eine Europäer= 
  
station groß genug. Er liegt in der Mitte von 
13 Städten, deren nächste drei und acht Minuten 
entfernt sind, während die entlegenste in etwa 
50 Minuten zu erreichen ist.“ Und Bruder Spieth 
schreibt unter dem 28. September v. Is. vom Agu: 
„Das Wohnhaus kommt auf einen wundervollen 
Vorsprung am Berge. Von hier hat man eine ent- 
zückende Aussicht auf eine nach Westen und Norden 
geöffnete Ebene, deren nördlicher Rand durch das 
Agome-Avatimegebirge gebildet wird, während man 
im Südwesten den so scharf aus der Ebene auf- 
steigenden Adakluberg und die unmittelbar bei Ho 
liegende Hügelkette vor sich hat. Ich bin überzeugt, 
daß die neue Station alle Vortheile von Amedzowe 
bietet, ohne dessen Nachtheile, die dichten und unge- 
sunden Nebel.“ Die Brüder Schosser und Frey- 
burger wurden mit der ersten Anlegung der Station 
beauftragt, und richteten zunächst das Lehrerhaus 
für ihren Aufenthalt ein. Sie trafen dort schon 
Missionar Spieth, der am 29. September 1900 
den gereinigten Platz im Beisein der Christen, Tauf- 
bewerber und hemnischen Aeltesten feierlich seiner 
neuen Bestimmung übergab. Die neue Station, 
welche den Namen „Agu“ tragen soll, liegt etwa 
200 Meter über der bisherigen Außenstation Nyogbo. 
Zur Verbindung beider Plätze war die Herstellung 
eines in Windungen ansteigenden Weges nothwendig, 
der 900 Meter lang wurde. Auf dem Bauplatze 
herrschte bald eine emsige Thätigkeit. Die Errichtung 
des Stationshauses wurde so weit gefördert, daß 
Anfang Dezember nach Vollendung der Maurer-= 
arbeiten mit der Balkenlage begonnen werden sollte. 
Die Aussichten für die Arbeit sind sehr günstige. 
Bruder Spieth fand viel mehr, als er erwartet 
hatte. Er war erstaunt, im Taufunterrichte der Kate- 
chisten nicht 37, sondern 90 Erwachsene als Tauf- 
bewerber sitzen zu sehen. Die im Vorjahre neu er- 
baute Kapelle war voll aufmerksamer Zuhörer, unter 
ihnen alte und angesehbene Leute. Bruder Frey- 
burger nennt die Arbeit „sehr hoffnungsvoll“ und 
schreibt: „Als ich im Jahre 1896 am Agu war, 
wollte sich in Hoch-Kebu kein Mensch recht zeigen, 
geschweige denn mich begleiten. Als wir heute dort 
dem Häuptling einen Gegenbesuch machten, umringten 
uns etwa hundert Leute; einige kannten mich beim 
Namen, und etwa 30 Jünglinge und Frauen be- 
gleiteten uns singend auf unserem Rückwege. Sie 
hatten keine Angst und Furcht mehr wie früher, 
wir sind schon die Ihrigen geworden. Als bei 
meiner Ankunft in einer bekannten heidnischen Familie 
ein Kind geboren wurde, erhielt dasselbe aus 
Freude über mein Kommen den Namen „Frey- 
burger“. 
Dasselbe Blatt meldet die im Dezember 1900 
erfolgte Ausreise zweier für Togo bestimmter Mis- 
sionare: Hermann Westermann, designirt für 
Lome, und Albert Fies für Ho.
	        
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