jenen Ländern ermöglicht und in nahe Aussicht ge—
stellt ist.
Auf unsere deutsche Besitzung Tsingtau haben
die Kriegsunruhen fast gar keinen Einfluß gehabt.
Die Hafenbauten und Errichtung staatlicher wie
privater Gebäude schreiten rüstig vorwärts, und der
dortige Handel entwickelt sich in recht erfreulichem
Maße. Die Eisenbahnarbeiten sowie die Bergwerks-
vorarbeiten im Innern von Schantung haben zwar
zeimweilig wegen der auch in dieser Provinz aufge-
tretenen Unruhen unterbrochen werden müssen, sind
aber seit einiger Zeit wieder ausgenommen. Die
Theilstrecke Tsingtau-—Kiamschon ist rüstig gefördert
worden und wird vorauesichtlich schon im ersten
Halbjahre 1901 dem Verkehr übergeben werden.
Was die übrigen deutschen Kolonien betrifft, so
erfreut das Togogebiet sich einer normalen Ent-
wickelung; die im Etat vorgesehene Landungsbrücke
wiud dem Handel große Vortheile bieten und damit
auch die finanziellen Erträgnisse der Kolonie heben. —
In Kamerun leidet der vielleicht etwas zu rasch in
Angriff genommene Plantagenbau unter dem Mangel
an geeigneten Arbeitskraften, da Liberia der überall
in Westafrika erheblich gesteigerten Nachfrage nach
denselben zu genügen nicht im Stande ist. Eme
Besserung in dieser Beziehung ist zu erwarten von
der Eröffnung näheren Verkehrs mit dem Hinterlande
Kameruns, dessen Bevölkerung einen guten Ersatz zu
liefern verspricht. — In Südwestafrika ist die
Eisenbahn bis Karibib eröffnet, so daß die Schwierig-
keiten des Transports ins Innere sehr verringert
fertiggestellt sein wird. Daß im Norden der Kolonie
reiche Erzlager, insbesondere von Kupfer, vorhanden
sind, ist zwerfellos festgestell; gegenwärtig wird
untei sucht, ob sie so bedeutend sind, um die sehr
große Kapitalien erfordernde Anlegung einer Eisen-
bahn bis zu ihnen hin rentabel erscheinen zu lassen.
— Für Ostafrika sind Mutel für den Bau der
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Ebenso berechtigt Samoa nach Beseitigung des un-
glücklichen Condominiums Deutschlands, Englands
und der Vercinigten Staaten dank der sachkundigen,
den eingeborenen Häuptlingen Vertrauen und Achtung
einflößenden Holtung des Vertreters der Reichs-
regierung zu den besten Hoffnungen. Dem Handel
ist außer der eingetretenen Ruhe die günstige Ge-
schäftslage für Kopra zu gute gekommen.
Wenn nicht in allen unseren Kolonien die Ver-
hältnisse heute durchaus befriedigende sind und die
gehegten Erwartungen sich bisher nicht überall erfüllt
haben, so liegt das an der Neuheit der Aufgabe, vor
die sich Deutschland gestellt sah. Angesichts der sich
rasch mehrenden Ausgaben, welche die deutsche Ver-
waltung in den Kolonien zu bewältigen hat, macht
sich die Schwierigkeit geltend, für die kolonialen, von
den heimischen so durchaus verschiedenen Verhältnisse
geeignete Beamte zu finden. Von der Nothwendig-
keit, hier soweit thunlich Abhülfe zu schaffen und den
angehenden Koloniaibeamten eine Vorbildung zu
geben, welche sie mehr, als die sonstige Beamten-
laufbahn es thut, mit den kaufmännischen Anschauungen
im Allgememen und inebesondere hinsichtlich der kolo-
nialen Bedürfnisse in Berührung bringt, ist auch die
Kolonialverwaltung durchdrungen. In Besprechungen,
die der frühere Leiter des Kolonialamts dieserhalb
auch hier gepflogen hat, wurde als der geergnetste
Weg hierzu die vorübergehende Thätigkeit angehender
Kolonialbeamten bei einer Handelskammer eines im
überseeischen Handel lebhaft betheiligten Bezirks er-
kannt, und wir haben uns im Hinblock auf die Wich-
sind. Ihre volle Wirksamkeit wird die Eisenbahn
aber enst ausüben können, wenn sie bis Wumdhoek
tigkeit der Angelegenheit gern bereit erklärt, uns vom
Kolonialamt zu überweisende Herren bei uns aufzu—
nehmen. In den Etat der Kolonialverwaltung sind
für eine derartige Ausbildung von Kolonialbeamten
Centralbahn in den Etat eingestellt, und ist zu hoffen, #
daß der Reichstag dieser für die raschere Entwickelung
der Kolonie unbedingt nothwendigen Forderung seine
Zustimmung ertheilen werde. — In der Südsee
eröffnen Neu-Guinea und der Bismarck-Archipel
bei dem reichen, für alle tropischen Nußzpflunzen ge-
eigneten Boden gute Aussichten für die Zukunft. —
Auf den Marshall= Inseln erfreut sich unter einer
nach kaufmännischen Gssichtepunkten geleiteten Ver-
waltung, welche dem Rerche keinerlei Kosten verursacht
und das Wohl der Emgeborenen fördert, der Haudel
einer gedeihlichen Entwickelung. Erfreulicherweise
scheint die Absicht zu bestehen, dasselbe System auch
auf den Karolinen zur Anwendung zu bringen.
Mittel eingestellt. — Für sehr bedenklich würden wir
es halten, wenn, wie von mehreren Seiten beantragt,
zu schnellerer Förderung der Kolonien für deren
Erzeugnisse in Deutschland Zollbegünstigungen ei-
geführt würden. Dieselben würden nur zu einem
Theile den kolonialen Unternehmungen, größtentheils
den inländischen Käufern zu gute kommen und würden
voraussichtlich den Anfang bilden zu einem System
differenzieller Begünstigung der Kolonien im Mutter-
lande und des Mutterlandes in den Kolonien, wie
es bei den meisten romanischen Völkern besteht und
sich weder für die Kolonien noch für das Mutter-
land bewährt hat. Deutschland, dessen Handel mit
den Kolonien fremder Staaten eine viel größere Be-
deutung hat als derjenige miut seinen eigenen Kolo-
nien, sollte nicht durch auch nur theilwene Annahme
dieses Systems andere Staaten zur Aufrechterhaltung
#oder gar zur Emführung desselben ermuntern.
Erzeugung und vVerbrauch von Thee und KRasffee.
1. Thee.
Die Theeerzeugung hat in den letzten Jahren bedeutend zugenommen; ihre Haupt-
länder sind China, Japan, Brinsch-Indien und Ceylon.
Der Thee der beiden letztgenannten Länder wird
größtentheils nach England, der chinesische hauptsächlich nach Rußland und der japantische meistens nach
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