fortwährenden Rheumatismus' fast unbeweglichen König
Ula in seiner geräumigen Hütte auf. Uila (der
.Blitz“, auch in der Samoasprache, die mit dem
Lord Howedialekte viele Worte gemein hat) ist ein
wohlhabender Mann, wie sich schon daraus ersehen
läßt, daß er bei dieser Gelegenheit der Firmao For-
sayth einen Auftrag auf 1000 Sack Reis gab, welchen
er und seine Unterthanen sehr gern als Nahrungs-
mittel in Austausch gegen Kopra erwerben, und
seinerseits sich zur Lieserung von 80 Tons Kopra
verpflichtete. Als Anzahlung erhielt er 40 K, die er
seinem schon erheblichen Goldschatze anfügte. Der
König feierte mit seinen Leuten gerade ein großes
Fest, und wenigstens 500 bis 600 Eingeborene waren
um ihn versammelt. Eme weite Strecke des Strandes
entlang waren große Haufen von Kokosnüssen ge-
schichtet, und in den breiten Dorfstraßen und dem
geräumigen Festplatze tummelte sich Jung und Alt
in ausgelassener Festfreude, die wir durch ausgestreute
Tabakstückchen zu cinem Tumulte erhöhten. Wir
unterhielten uns hauptsächlich mit dem anscheinend
sehr gescheuten Premierminister des Königs, der uns
später auch an Bord geleitete, um einen Abendschoppen
bei uns zu trinken. Besonders mer kwürdig sind die
großen Begräbnißplätze der Lord Howeleute. Zwei
derselben besuchten wir auf der Königsinsel. Grabstein
reihre sich an Grabstein, aber von Inschriften oder
Verzierungen war an ihnen nichts zu bemerken. Das
Innere der Insel birgt viele sumpfige Stellen, in
deren Nähe man es vor Moskitos nicht aushalten
konnte. Leider hinderte uns abends das regnerische
Weiter, nochmals an Land zu gehen, um uns die
Tänze der Eingeborenen anzusehen. Zum Schiffe
hinüber klang stundenlang ihr hundertstimmiger me-
loduscher, choralartiger Gesang.
Am 28. bei Tagesanbruch verließen wir durch
die Nordpassage mit der Richtung auf die Tasman-
Inseln die Lord Howegruppe. Mittags erreichten
wir die 40 Seemeilen entfernten Tasman-Inseln
und machten dort alsbald unter Vermittelung des
Kaufmanns Forsayth die Bekanntschaft des europäisch
gekleideten Königs Tokua. Sein die ganze Gruppe
umsassendes Gebiet hat nur etwa 200 Einmwohner,
die meistens auf der großen Insel Nukumann wohnen;
der Grund und Boden aller Inseln beträgt zusammen
ungefähr 250 ha und ist als Eigenthum der Frau
Kolbe im Grundbuche zu Herbertehöhe eingetragen.
Die Kopraproduktion bringt jetzt jährlich 40 Tons.
Es ist aber noch nicht die Hälfte des vorhandenen
Areals bepflanzt. Die Firma Forsayth beabsichtigt
in nächster Zeit den Eingeborenen die große Insel
als Reservation zuzuweisen und die tübrigen Inseln
rationell als Plantage zu bewirthschafen. Der Kopra-
ertrag wird dann auf 150 bis 200 Tons gesteigert
werden können. Für die auf dem Punkte des Still-
standes befindliche Bevölkerung wird die große Insel
vollkommen genügen. Die Sprache ist dieselbe wie
die der Lord Howegruppe. Im Menschenschlag und
Auftreten der Eingeborenen ist nicht der geringste Unter-
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schied gegen die Lord Howeleute zu bemerken. Die
Zahl der um die sehr ausgedehnte Lagune liegenden
Inseln beträgt 30 bis 40. Einzelne Inseln sind
sehr schmal. Die größeren schließen kleine Lagunen
und Sumpfstellen ein, während im Allgememen der
Boden reiner, zur Palmenkultur vorzüglich geeigneter
Sand und ein fortwährender Zuwachs desselben fest-
gestellt ist.
In der Nähe des Königshauses ließ ich weithin
sichtbar ei Schild „Kaiserlich deutsches Schutzgebiet"
an eine Palme nageln; dem König ward die Sorge
für das deutsche Hoheitszeichen übertragen. Neugierig
umstanden uns bei unserem Zusammensein mit dem
König vielleicht 50 hochgewachsene ernste Männer,
während im Hintergrunde die gelbbemalten Dorf-
schönen sich bemühten, durch Tanz, Händeklatschen und
Geschrei unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Dann geleiteten uns einige Eingeborene zur Jagd
auf Schnepfen, die um diese Jahreszeit, von Sibirien
und Nordchina ziehend, die Südsee-Eilande besuchen,
und von einem Kanu aus schoß einer unserer Jungen
mit einer emzigen Dynamitpatrone über einen Centner
wundervoller, großer Fesche.
Um 5 Uhr lichteten wir den Anker, um auf die
Mortlockgruppe zu steuern. Wir erreichten diese
anderen Tags gegen 1 Uhr und gingen zunächst zu
der Station der Frau Altmann, der Wittwe eines
deutschen Händlers. Sie und ihre achtjährige, wie
eine wilde Blume auf dem sandigen Ellande auf-
wachsende Tochter sind die Eigenthümer der ganzen
Gruppe, auf der von Emgeborenen nur noch 20 Leute
leben. Die Inseln umsassen zusammen ein Areal
von höchstens 200 ha und liefern zur Zeit 50 bis
60 Tons Kopra, welche bei rationeller Bewirthschaf-
tung bis auf 200 Tons gesteigert werden können.
Frau Altmann ist Samoanerin. Sie bearbeitet die
Inselgruppe mit Hülfe von 15 auswärtigen Jungen,
in Handclsverbindung mit der Firma Forsayth stehend.
Ihr aus Korallenkalk massiv gebautes Haus macht
im Innern und im Aeußeren einen sehr gut gehal-
tenen, wohnlichen Eindruck. Die unweit des Hauses
befindliche große Cisterne ermöglichte die Auffüllung
unseres Frischwasservorraths. Ein längerer Spazier-
gang im dichten Busche der großen Mortlock= Jusel
zeigte uns, wie dieselbe vollständig den Inseln der
Lord Howe= und Tasmangruppe gleich geartet ist.
Ueberall Bildung kleiner Lagunen und Sümpfe, in
denen wilder Taro, der den Eingeborenen die Faser
zu ihren Webereien liefert, mit mächtigen grünen
Blättern hervorschießt, und unzählige Moslitos eine
nur zu geeignete Stätte der Entwickelung finden.
Spätnachmitags liefen wir mit dem „Stephan“
weiter nach Buka.
Am 30. morgens erreichten wir die an der
Nordostküste Bukas gelegene Landschaft Hanahau
und warben dort, langsam die Küste abfahrend,
aus den Kanus der zu uns kommenden Eingeborenen
drei gut gewachsene Leute als Polizeijungen an.
Die Bewohner dieses sehr dicht bevölkerten Land-