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Theile des Damaralandes mit dem Unterschiede,
daß das Damaraland sehr viel mehr mit Bäumen
und Buschwerk bewachsen ist, während namentlich
der Freistaat sehr holzarm ist. Wo sich aber, wie
5. B. in der Nähe von Queenstown, mehr Holz
findet, erinnert das Gelände so an das Damara-=
land, daß man sich einbilden könnte, dieses zu durch-
fahren. Soweit nicht künstliche Anpflanzung eine
Aenderung hervorgerufen hat, sind diese Landstriche
mit denselben Mimosenarten bestanden wie das
deutsche Schutzgebiet.
In der Kapkolonie, und zwar besonders im
Osten und in Natal, hat die Regierung in den
letzten Jahren Manches für die Aufforstung gethan
und entschieden Erfolge erzielt. Größere Versuchs-
plantagen befinden sich unter Anderem in Tuckay in
der Nähe von Wynberg und in Ceres Noad, ferner
im Bezirk Stutterheim in der Nähe von East Lon-
don. Außer Eukalyptus= und Pinusarten wird
neuerdings mit großem Erfolge eine „luck wostels-
genannte Mimosenart angeforstet, deren Rinde sehr
gerbstoffreich ist und in Hamburg einen Preis von
8 bis 9 2 für die Tonne erzielt. In Natal wird
dieser Baum auch von Privaten in den letzten
10 Jahren viel angepflanzt, ganz besonders in den
deutschen Distrikten nördlich Pietermaritzburg bei
Neu-Hannover, wo ein recht einträglicher Handel
mit der Rinde getrieben wird. Auch das Holz ist
gut für Bergwerkszwecke, für Häuserbau und Möbel-
anfertigung. Da die Aupflanzung dieses wenig
Feuchtigkeit verlangenden Baumes für unser west-
afrikanisches Schutzgebiet in Frage kommen dürfte,
so sei noch bemerkt, daß der Baum sehr schnell
wächst und je nach dem Boden in 5 bis 8 Jahren
geschlagen werden kann. Er verlangt keinen guten
Boden, doch darf derselbe nicht kalkhaltig sein. Der
Samen wird zunächst 5 Minuten gekocht und dann
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in Abständen von 6 englischen Quadratfuß zwischen
Maispflanzen so in den Boden gesenkt, daß die auf-
sorießende junge Pflanze gleich am richtigen Fleck
steht und ein Verpflanzen unnöthig macht. Die ge-
eignetste Zeit zur Aussaat ist der Beginn der
Regenzeit, die in Natal fast zur selben Zeit wie in
Deutsch-Südwestafrika einsetzt.
Das größte Interesse für das deutsche Schutz=
gebiet dürfte aber die Wollschaf= und Angora-
ziegen= sowie die Straußenzucht bieten. Durch
Vermittelung unseres Konsuls in Port Elisabeth
und eines englichen Geschäftsfreundes von ihm wurde
ees mir ermöglicht, auf der Farm Halesowen bei
Cradock den vorzüglichen Angora= und Straußen-
bestand eines gewissen Herrn Barber, eines intelli-
genten und vorgeschrittenen englischen Farmers, zu
besichtigen. Herr Barber steht in dem eigentlichen
Marktplatze Südafrikas für Angorahaare und
Straußensedern, Port Elisabeth, und auch sonst im
Lande in dem Ruf#, daß er eine der ausgezeichnetsten,
wenn nicht sogar die beste Zucht in diesen beiden
Thiergattungen besitzt. Mr. Barber sowohl wie die
großen Angoraexporteure in Port Elisabeth halten
die Angorazucht für sehr rentabel und sicher. Der
Preis ist im Allgemeinen in den letzten Jahren stetig
geblieben, zeigt aber eher eine steigende Tendenz.
Der derzeitige Durchschnittspreis für 1 Pfund
Mohair ist 15 d, für Wolle von Kitzchen 23 (I.
Der höchste Preis, der bisher überhaupt gezahlt ist,
betrug 18 und 24½ d, während er in früherer Zeit
einmal vorübergehend auf 9 und 14 d herabgegangen
ist. Die Stammeltern der Angora in Halesowen
sind von einem gewissen Thompson seiner Zeit direkt
aus Kleinosien importirt und garantirt rein gezüchtet.
Sie gelten als die beste Zucht (sogenannte celehrate
hree), die in Südafrika existirt. Die mir vor-
geführten erstklassigen Exemplare von Angoraböcken
sahen vorzüglich aus, hatten 7 bis 10 englische Zoll
langes Haar und zeichneten sich durch dichtes Haar
am Bauch aus, was stets als ein Zeichen von Echt-
heit gilt und worauf bei etwaigem Ankauf ganz
besonders zu achten ist. Der Preis dieser Angora-
böcke bester Zucht in einem Alter von 1 bis 2 Jahren
— eine große Kollektion mir vorgeführter war
1¼ Jahr alt — beträgt 5 L, bei Abnahme von
30 oder mehr 4 TK, wohingegen ganz rein gezüchtete
Ziegen zu 3 4 abgegeben würden. Von diesen
waren damals 100 verkäuflich. Ferner hat derselbe
Besitzer 500 bis 600 gleichfalls sehr gute Angora-
ziegen, die nur keiner so berühmten Zucht ent-
stammen, zu verkaufen. Diese würde er bei Abnahme
einer größeren Anzahl für 30 sh das Stück ver-
kaufen. Herr Barber läßt sich bei der Züchtung
von dem Gesichtspunkte leiten, Mohair von größt-
möglichem Gewicht und zugleich von möglichster
Feinheit des Haares zu erzielen, was sich natur-
gemäß nur bis zu einem gewissen Grade vereinigen
läßt. Ein mittelfeines Haar verkauft sich sehr leicht
und zahlt, da es ein größeres Gewicht als das
zarte hat, sehr gut. Die Frage, ob die Dornsträuche
dem Haar nicht schaden, da die Angoras ebenso wie die
gewöhnliche Ziege mit Vorliebe an den Dornsträuchern
die Blätter abfressen, verneinte Herr Barber, indem er
auf seinen stellenweise dicht mit Mimosen bewachsenen
Platz verwies. Schädlich sei nur eine, unter dem Namen
„wachite bitje bekannte Dornart, die allerdings
in Deutsch-Südwestafrika an manchen Stellen sehr
viel vorkommt und von der für Angorazucht in Aussicht
genommene Plätze thunlichst gesäubert werden müß-
ten. Auf meinen Fahrten durch Südafrika habe
ich denselben fast gar nicht mehr angetroffen, während
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er zweifellos früher hier nicht minder zahlreich als
in Damaraland gewesen ist. Die beste Zeit zur
Ueberführung würden die Monate April oder Mai
sein, da die Ziegen dann in vollem Haar sind, was
sich für die Ueberführung sehr empfiehlt. Da sie in
dieser Zeit außerdem tragend sind, so würde dieselbe
doppelt vortheilhaft für den Ankauf und Transport
sein. Letzterer könnte nur auf dem Wege der Bahn-
beförderung nach Kapstadt und von dort mit dem
Woermann-Dampfer nach Lüderitzbucht oder Swakop-
mund erfolgen. Frühere Transporte der Regierung,
der Firma Wecke & Voigts und vor Allem in größerem