Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Theile des Damaralandes mit dem Unterschiede, 
daß das Damaraland sehr viel mehr mit Bäumen 
und Buschwerk bewachsen ist, während namentlich 
der Freistaat sehr holzarm ist. Wo sich aber, wie 
5. B. in der Nähe von Queenstown, mehr Holz 
findet, erinnert das Gelände so an das Damara-= 
land, daß man sich einbilden könnte, dieses zu durch- 
fahren. Soweit nicht künstliche Anpflanzung eine 
Aenderung hervorgerufen hat, sind diese Landstriche 
mit denselben Mimosenarten bestanden wie das 
deutsche Schutzgebiet. 
In der Kapkolonie, und zwar besonders im 
Osten und in Natal, hat die Regierung in den 
letzten Jahren Manches für die Aufforstung gethan 
und entschieden Erfolge erzielt. Größere Versuchs- 
plantagen befinden sich unter Anderem in Tuckay in 
der Nähe von Wynberg und in Ceres Noad, ferner 
im Bezirk Stutterheim in der Nähe von East Lon- 
don. Außer Eukalyptus= und Pinusarten wird 
neuerdings mit großem Erfolge eine „luck wostels- 
genannte Mimosenart angeforstet, deren Rinde sehr 
gerbstoffreich ist und in Hamburg einen Preis von 
8 bis 9 2 für die Tonne erzielt. In Natal wird 
dieser Baum auch von Privaten in den letzten 
10 Jahren viel angepflanzt, ganz besonders in den 
deutschen Distrikten nördlich Pietermaritzburg bei 
Neu-Hannover, wo ein recht einträglicher Handel 
mit der Rinde getrieben wird. Auch das Holz ist 
gut für Bergwerkszwecke, für Häuserbau und Möbel- 
anfertigung. Da die Aupflanzung dieses wenig 
Feuchtigkeit verlangenden Baumes für unser west- 
afrikanisches Schutzgebiet in Frage kommen dürfte, 
so sei noch bemerkt, daß der Baum sehr schnell 
wächst und je nach dem Boden in 5 bis 8 Jahren 
geschlagen werden kann. Er verlangt keinen guten 
Boden, doch darf derselbe nicht kalkhaltig sein. Der 
Samen wird zunächst 5 Minuten gekocht und dann 
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in Abständen von 6 englischen Quadratfuß zwischen 
Maispflanzen so in den Boden gesenkt, daß die auf- 
sorießende junge Pflanze gleich am richtigen Fleck 
steht und ein Verpflanzen unnöthig macht. Die ge- 
eignetste Zeit zur Aussaat ist der Beginn der 
Regenzeit, die in Natal fast zur selben Zeit wie in 
Deutsch-Südwestafrika einsetzt. 
Das größte Interesse für das deutsche Schutz= 
gebiet dürfte aber die Wollschaf= und Angora- 
ziegen= sowie die Straußenzucht bieten. Durch 
Vermittelung unseres Konsuls in Port Elisabeth 
und eines englichen Geschäftsfreundes von ihm wurde 
ees mir ermöglicht, auf der Farm Halesowen bei 
Cradock den vorzüglichen Angora= und Straußen- 
bestand eines gewissen Herrn Barber, eines intelli- 
genten und vorgeschrittenen englischen Farmers, zu 
besichtigen. Herr Barber steht in dem eigentlichen 
Marktplatze Südafrikas für Angorahaare und 
Straußensedern, Port Elisabeth, und auch sonst im 
Lande in dem Ruf#, daß er eine der ausgezeichnetsten, 
wenn nicht sogar die beste Zucht in diesen beiden 
Thiergattungen besitzt. Mr. Barber sowohl wie die 
großen Angoraexporteure in Port Elisabeth halten 
die Angorazucht für sehr rentabel und sicher. Der 
Preis ist im Allgemeinen in den letzten Jahren stetig 
geblieben, zeigt aber eher eine steigende Tendenz. 
Der derzeitige Durchschnittspreis für 1 Pfund 
Mohair ist 15 d, für Wolle von Kitzchen 23 (I. 
Der höchste Preis, der bisher überhaupt gezahlt ist, 
betrug 18 und 24½ d, während er in früherer Zeit 
einmal vorübergehend auf 9 und 14 d herabgegangen 
ist. Die Stammeltern der Angora in Halesowen 
sind von einem gewissen Thompson seiner Zeit direkt 
aus Kleinosien importirt und garantirt rein gezüchtet. 
Sie gelten als die beste Zucht (sogenannte celehrate 
hree), die in Südafrika existirt. Die mir vor- 
geführten erstklassigen Exemplare von Angoraböcken 
sahen vorzüglich aus, hatten 7 bis 10 englische Zoll 
langes Haar und zeichneten sich durch dichtes Haar 
am Bauch aus, was stets als ein Zeichen von Echt- 
heit gilt und worauf bei etwaigem Ankauf ganz 
besonders zu achten ist. Der Preis dieser Angora- 
böcke bester Zucht in einem Alter von 1 bis 2 Jahren 
— eine große Kollektion mir vorgeführter war 
1¼ Jahr alt — beträgt 5 L, bei Abnahme von 
30 oder mehr 4 TK, wohingegen ganz rein gezüchtete 
Ziegen zu 3 4 abgegeben würden. Von diesen 
waren damals 100 verkäuflich. Ferner hat derselbe 
Besitzer 500 bis 600 gleichfalls sehr gute Angora- 
ziegen, die nur keiner so berühmten Zucht ent- 
stammen, zu verkaufen. Diese würde er bei Abnahme 
einer größeren Anzahl für 30 sh das Stück ver- 
kaufen. Herr Barber läßt sich bei der Züchtung 
von dem Gesichtspunkte leiten, Mohair von größt- 
möglichem Gewicht und zugleich von möglichster 
Feinheit des Haares zu erzielen, was sich natur- 
gemäß nur bis zu einem gewissen Grade vereinigen 
läßt. Ein mittelfeines Haar verkauft sich sehr leicht 
und zahlt, da es ein größeres Gewicht als das 
zarte hat, sehr gut. Die Frage, ob die Dornsträuche 
dem Haar nicht schaden, da die Angoras ebenso wie die 
gewöhnliche Ziege mit Vorliebe an den Dornsträuchern 
die Blätter abfressen, verneinte Herr Barber, indem er 
auf seinen stellenweise dicht mit Mimosen bewachsenen 
Platz verwies. Schädlich sei nur eine, unter dem Namen 
„wachite bitje bekannte Dornart, die allerdings 
in Deutsch-Südwestafrika an manchen Stellen sehr 
viel vorkommt und von der für Angorazucht in Aussicht 
genommene Plätze thunlichst gesäubert werden müß- 
ten. Auf meinen Fahrten durch Südafrika habe 
ich denselben fast gar nicht mehr angetroffen, während 
I 
er zweifellos früher hier nicht minder zahlreich als 
in Damaraland gewesen ist. Die beste Zeit zur 
Ueberführung würden die Monate April oder Mai 
sein, da die Ziegen dann in vollem Haar sind, was 
sich für die Ueberführung sehr empfiehlt. Da sie in 
dieser Zeit außerdem tragend sind, so würde dieselbe 
doppelt vortheilhaft für den Ankauf und Transport 
sein. Letzterer könnte nur auf dem Wege der Bahn- 
beförderung nach Kapstadt und von dort mit dem 
Woermann-Dampfer nach Lüderitzbucht oder Swakop- 
mund erfolgen. Frühere Transporte der Regierung, 
der Firma Wecke & Voigts und vor Allem in größerem
	        
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