Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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indeß befördert die Rhederei es unentgeltlich; Wasser 
wird kostenfrei verabfolgt, doch müssen die Trink- 
gefäße selbst beschafft werden; es genügen in dieser 
Beziehung aus Sackleinwand hergestellte Tröge, die 
von dem Verschiffer später weiter verwandt werden 
können. Etwaige kleine Verschläge foll der Ver- 
schiffer gleichfalls selbst anfertigen lassen. Bei dem 
Ankauf von Wollschafen und Angora, namentlich bei 
den ersten größeren Importen, sollte man thunlichst 
nur das beste Material beschaffen, und zwar nicht 
nur an männlichen Zuchtthieren, sondern auch an 
Muttervieh. Zudem ist die Möglichkeit vorhanden, 
daß infolge des jetzigen Kriegszustandes mancher 
sein Vieh stark zu vermindern wünschen wird und 
daher die Preise eher niedriger denn höher sein 
werden, als die von mir angegebenen. 
Außer der Besetzung einer Farm mit dem 
nöthigen Viehstock kommen für einen rationellen Farm- 
betrieb noch die Einzäunung, die Wasserversorgung 
und vor Allem die Betriebsleitung in Frage. 
Die Einzäunung einer Farm und die Durch- 
theilung derselben durch Drahtzäune erhöht die ersten 
Einrichtungskosten allerdings nicht unbedeutend, bringt 
aber so viele Vortheile mit sich, daß man bei einem 
größeren Unternehmen unter allen Umständen von 
vornherein darauf Bedacht nehmen sollte. Es bedarf 
keiner weiteren Erörterung, daß Straußenzucht ohne 
Einfriedigung überhaupt undenkbar ist, aber auch 
für die Schafzucht empfiehlt sie sich in hohem Maße. 
Für letztere sind am empfehlenswerthesten Draht- 
zäune, die von unten bis zu einer solchen Höhe auf- 
wärts geflochten sind, daß Raubthiere nicht hinein- 
dringen können, während oben starker Stacheldraht 
ein etwaiges Hinüberspringen verhindert. Ein so 
eingezäuntes Weidefeld macht das Hüten der Schafe 
gänzlich überflüssig, wodurch erheblich an Lohn und 
Unterhalt für Hirten gespart wird. Außerdem ge- 
deihen die Schafe aber, wenn sie nicht über große 
Flächen hin= und hergetrieben werden, viel besser 
und können auch des Nachts draußen liegen, 
was ungleich gesunder ist, als wenn sie in Kraalen 
eng zusammengepfercht werden. Sie werden auf 
diese Weise vor Uebertragung von Krankheiten aller 
Art bewahrt. In der Kapbkolonie, im Freistaat und 
vor Allem in Australien bewährt und rentirt sich 
die Einfriedigung des Weidefeldes vorzüglich. Daß 
auch das Uebertreten nachbarlichen oder durchge- 
triebenen Viehes sowie die Verseuchung des Feldes 
durch dasselbe auf diese Weise erfolgreich verhindert 
wird, braucht nur angedeutet zu werden. Die Aus- 
gaben werden reichliche Früchte tragen. 
Dasselbe gilt von den auf die Wassererschließung 
und Wasserversorgung verwandten Geldern. Wer 
auch nur flüchtig die von mir oben bezeichneten 
Länderstrecken durcheilt hat, bekommt bereits durch 
die große Zahl von Windmotoren, Baggiespumpen, 
kleineren Dämmen und sonstigen Stauanlagen ein 
deutliches Bild davon, wie viel in dieser Beziehung 
in Südafrika geschehen ist. Fast auf jeder größeren 
  
Farm findet man ein bis zwei Windmotoren, hier 
und da auch die vielfach sehr gerühmten Petroleum- 
motoren und mehrere kleinere Dimme. Ein Beweis 
dafür, wie sehr eine intensive Bewirthschaftung in 
dieser Beziehung die Farm zu verbessern und eine 
ergiebige Ausnutzung des Weidefeldes herbeizuführen 
vermag, bilden wiederum die vorerwähnten Farmen 
des July Jackson, auf denen sich zur Zeit ein 
großer und 14 kleinere Dämme, ferner sechs Wind- 
pumpen befinden, die fast sämmtlich erst von ihm 
errichtet worden sind, während früher nur aus den 
natürlichen, offenen, oft schmutziges Wasser ent- 
haltenden Wasserstellen getränkt wurde. Nur ein 
größerer Damm und eine Windpumpe mit drei- 
zölligen Leitungsröhren wurde zur Frrigation, alle 
übrigen zum Tränken des Viehes benützt. Dies 
ermöglichte eine Erhöhung des Viehstockes auf etwa 
das Doppelte und bewahrt außerdem den Besitzer 
in sehr trocknen Jahren vor den sonst unvermeid- 
lichen Verlusten. Nebenbei sei hier bemerkt, daß ein 
Irrigationswindmotor an Ort und Stelle auf 70 T, 
die kleineren mit ein= bis zweizölligen Röhren auf 
40 & und weniger zu stehen kommen. Da die 
Grundwasserverhältnisse in Deutsch-Südwestafrika im 
Allgemeinen nicht schlechter, vielfach sogar bei Weitem 
besser sind als in der Kapkolonie, so wird sich dort 
bei systematischem Vorgehen dasselbe erreichen lassen. 
Gute Tränkevorrichtungen aus Holz oder Cement, 
die sich leicht reinhalten lassen, sind ebenfalls von 
Wichtigkeit. Schließlich sollte bei jedem größeren 
Betriebe von Kleinviehfarmen die Anlage einer 
Vorrichtung zum Waschen des Viehes gegen die 
in Deutsch-Südwestafrika unter den gewöhnlichen 
Ziegen sehr grassirende Räude (scab) von vorn- 
herein ins Auge gefaßt werden, da durch das sofortige 
energische Eingreifen beim Auftreten dieser Krankheit 
großen Verlusten vorgebeugt werden kann. Nach 
mir gewordenen Mittheilungen sollen übrigens die 
australischen Heerden von der Räude frei sein. 
Bei größeren Farmunternehmungen, die nicht 
von einem einzelnen Eigenthümer betrieben werden, 
kommt schließlich Alles auf den Leiter derselben an; 
nur wenn es gelingt, einen durchaus zuverlässigen, 
praktisch erfahrenen und mit den südafrikanischen 
Land= und Viehzuchtverhältnissen wohl vertrauten 
Mann zu gewinnen, wird ein Erfolg gesichert sein. 
Allerdings wird man tüchtige Kräfte auch ent- 
sprechend bezahlen müssen. Nach den an ver- 
schiedensten Stellen eingezogenen Erkundigungen sind 
solche unter 10 000 Mk. per Jahr nicht zu ge- 
winnen. 
Deutsch-Ueu-Guinea. 
Die Marianen. 
Einem Bericht des Kaiserlichen Bezirksamtmanns 
Fritz in Saipan entnehmen wir:
	        
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