Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Sämmtliche Marianen-Inseln sind vulkanischen 
Ursprungs, aber fast ausnahmslos bis zu ihren 
höchsten Gipseln mit Korallenkalk bedeckt. Die Ver- 
witterungsschicht ist tief genug, um die Anpflanzung 
der Kokosnuß auf allen Theilen der Inseln, auch im 
Gebirge, zu gestatten. Einen großen Theil der Haupt- 
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inseln (Rota, Tinian, Saipan, Pagan) bedeckt Sa- 
habe zunächst auf Saipan den Versuch gemacht, sie 
mit Kokos zu bestellen, und 6000 Früchte auf die 
mit mannshohem Gras bewachsenen Höhen bringen 
— — 
lussen, von denen 250 verpflanzt sind; 3000 werden 
im Laufe dieses Monats gesetzt, die übrigen lasse ich 
an geschützten Stellen zunächst mannshoch treiben 
und dann auspflanzen, um für spätere Anlagen den 
Unterschied der beiden Methoden und den etwaigen 
Einfluß der Grasverdämmung festzustellen. Aus 
sorstlichen, die Erhaltung der Fruchtbarteit des ganzen 
Landes bezweckenden Gründen muß der Wald auf 
den Gebirgskämmen und steilen Hängen und im 
Quellgebiet der wenigen Flüsse erhalten bleiben. Die 
Einrichtung einer rationellen Forstwirthschaft unter 
Einführung neuer tropischer und subtropischer Holz- 
arten halte ich für möglich. Zunächst habe ich mich 
auf eine den Waldschutz betreffende Verordnung be- 
schränkt, durch welche das Anzünden der Savanne 
mit Strafe bedroht und die Abholzung des soge- 
nannten Ifilbaumes verboten wird, der ein vorzüg- 
liches Nutzholz liefert. 
Die kleineren Inseln: Aguiguan, Farallon de 
Medinilla, Sariguan, Farollon de Torres, Guguan, 
As-Songsong, Urracas, Farallon de Pajaros würden 
sich vielleicht zur Bestellung und Ausbeutung durch 
Eingeborene eignen; sie sind meist schwer zugänglich. 
Die Inseln Lindsay, Anson, Los Jardines sind 
gänzlich unbekannt, ihre Existenz zweifelhaft. 
kommen hauptsächlich für Pflanzungsunternehmungen 
Saipan und Rota in Betracht. Für diese Inseln 
wird zwar zunächst und in erster Linie die Kokos- 
kultur ins Auge zu fassen sein; große Strecken Landes 
sind indessen auch zu anderen Kulturen geeignet. 
Kassee, Kakao, Zuckerrohr, Tabak, Reis gedeihen hier 
und werden in leider noch zu geringem Umfage 
von den Eingeborenen gepflangt. 
Die Chamorros besitzen eine gewisse Kultur, auch 
entbehren sie nicht des Unternehmungsgeistes. Ein 
Beweis hierfür ist die von zwei Chamorros und 
einem Japaner gegründete, auf den Inseln Alamagan, 
Pagan und Arigan thätige Pflanzungs= und Handels- 
gesellschaft; dieselbe hat in Japan ein Schiff gekauft, 
das der Verwaltung zum Besuche sämmtlicher Inseln 
zur Verfügung steht. 
amva. 
Die deutsche Schule in Apia. 
In dem Bericht über das Schuljahr 1899,/1900 
heißt es: 
ziehens von Avpia. 
  
Es 
  
  
vanne, deren Wiederaufforstung nothwendig ist. Ich ist. 
—= 
Hat auch die Einführung der deutschen Verwal- 
tung auf Samoa innerhalb des Berichtsjahres noch 
keinerlei Veränderungen für die Schule mit sich ge- 
bracht, so kann doch von dem verflossenen Schuljahre 
mit Befriedigung festgestellt werden, daß es, in er- 
freulichem Gegensatze zu den beiden vorhergegangenen, 
ein solches steten und ungestörten Arbeitens gewesen 
Lehrerwechsel hat nicht stattgefunden, äußere 
Störungen wie im Vorjahre durch Krieg, Krankheiten 
und Unwetter sind nicht vorgekommen, und der Schul- 
besuch war ein regelmäßiger. 
Das Schuljahr wurde begonnen mit 62 und ab- 
geschlossen mit 69 Schülern. Innerhalb des Schul- 
jahres sind hinzugekommen 10 und abgegangen 
3 Schüler, die letzteren 3 sämmtlich wegen Fort- 
Von den Schülern (37 Knaben 
und, einschließlich der 3 abgegangenen, 35 Mädchen! 
gehörten 51 der deutschen, 6 der amerikanschen, 5 der 
englischen, 4 der schwedischen, je 2 der dänischen und 
samoanischen, je 1 der französischen und portugiesischen 
Nationalität an. 
Im Großen und Ganzen war das Unterrichts- 
getriebe eingerichtet nach den in Preußen für ein- 
klassige Schulen geltenden Bestimmungen. Dadurch, 
daß nur ein Lehrer an der Schule wirkte, war die 
ganze Schularbeit eine durchaus einheitliche, indem der 
Lehrer in einem Sinne auf die Gesammtzahl der 
Schüler einwirken konnte. So konnte das Lehrpensum 
den Entwürfen gemäß erledigt werden. Ungünstig 
bleibt es indessen bei einer so großen Schülerzahl, 
daß nur ein Lehrer nicht jedem einzelnen Kinde die 
wünschenswerthe Berücksichtigung zu Theil werden 
lassen kann. Beim Unterricht der unteren Klassen 
haben sich verschiedene Knaben und Mädchen der 1. 
und 2. Klasse als „Helser“ gut bewährt. Als Kinder- 
gärtnerin wirkte die Samoanerin Selessa. Dieselbe 
veisteht es sehr gut, sich der Kleinen liebevoll anzu- 
nehmen, mit ihnen zu spielen und Fröbelsche Be- 
schästigungen zu betreiben, auch zeigt sie großes 
Geschick, den Kleinen die Anfänge im Lesen und 
Schreiben beizubringen. 
Die vier Klassen und der Kindergarten hatten 
je 25 Unterrichtsstunden wöchentlich. 
Was die Schüler betrifft, so kann deren sittsames 
Betragen, ihre Aufmerksamkeit im Unterricht und 
besonders auch ihr häuslicher Fleiß nur anerkannt 
werden. Trotz oder Widersetzlichkeit sind überhaupt 
nicht vorgekommen. 
Rus dem Bereiche der Missionen und 
der Kntisklaverei-Bewegung. 
Die Rheinische Mission hat schon wieder eine 
Tranerkunde erhalten. Nach dem Blatt „Die evan- 
gelischen Missionen“ ist der Präses der Hereromission, 
Missionar Viehe in Okahandja, welcher schon seit 
längerer Zeit infolge rheumatischen Fiebers sehr ge- 
schwächt war, gestorben. Viehe ist 1839 in Mennig-
	        
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