Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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an das Kaiserliche Gouvernement in Kamerun be— 
richtet. Wir entnehmen dem Berichte das Folgende: 
Am 18. September fuhr ich mit der Gesellschafts- 
barkasse G. N. K. III mit dem Gärtner Rudatis und 
81 Trägern, die mit Karabinern M/71 bewaffnet 
und mit je 25 Patronen ausgerüstet waren, von 
Kamerun nach Mundame, wo ich wegen des starken 
Stromes im Mungo erst am 20. mittags ankam: 
am folgenden Tage marschirte ich von Mundame auf 
der Balistraße ab und erreichte, nachdem ich der 
Kaiserlichen Station Johann Albrechtshöhe einen 
Besuch abgestattet hatte, am 26. September Manjeme 
(Manjimen). Bis hierher hatte mich Herr Gebhardt, 
ein Angestellter der Gesellschaft Nordwest-Kamerun, 
mit etwa 20 Trägern begleitet, um die Faktorei, die 
ich hier begründete, weiter einzurichten. Am 29. Sep- 
tember brach ich auf, um direkt nach Nssakve an den 
Croßschnellen zu marschiren; ich verließ die Bali- 
straße und westlich, durch hohen Urwald marschirend, 
erreichte ich am Abend die große Ortschaft Ssekang, 
wo ich die Elefantenjäger Wadiman und Bismarck 
von Manga Bell traf; die vielen Weyleute, die hier 
in der ganzen Gegend als Jäger und Händler fast 
in jedem Dorfe zu finden sind, üben einen gewissen 
Emfluß auf die Bevölkerung aus und nutzen dieselbe 
nach jeder Richtung hin aus. Interessant war mir, 
hier mitten im Urwald eine von den beiden Jägern 
angelegte Reisplantage zu finden. 
Bei diesem Marsch passirte ich zum ersten Mal 
den Oberlauf des Mana Ajo, der hier Baké genannt 
wird; ich habe den bisher unbekannten Lauf dieses 
bedeutenden Zuflusses des Mangu (Croß) im Allge- 
meinen festgestellt, da ich ihn im Laufe der Expe- 
dition noch wiederholt gesehen und noch dreimal 
überschritten habe. 
Von Ssekang marschirte ich direkt nördlich, immer 
durch ungeheuer wasserreichen Urwald, auf fast ebenem 
Gelände und ohne merkliche Terrainschwierigkeiten; 
ich lagerte in folgenden großen Ortschaften: 
am 1./2. Oltober in Balo, 
= 2./3. -Abbaß, 
= 3./4. := Bakut am Aja (vorzügliche 
Hängebrücke über den Fluß), 
= 4.5. 6 RNkogo am Aja. 
Die Ortschaften liegen etwa fünf bis sechs Stunden 
voneinander entfernt, und in allen fand ich Wey- 
jungens, Lagos-, Accra= oder Sierra Leone-Händler. 
Am 5. Oktober überschritt ich auf einer vorzüg- 
lichen Hängebrücke den 60 bis 70 m breiten, reißen- 
den und anscheinend schiffbaren Aja (Baklé) und er- 
reichte nach kurzem Marsch bei Babong die große 
Straße von Rio del Rey nach Nssakve und von 
Babong aus in zwei Tagemärschen, während deren 
ich die Ortschaften Inukun, Ajaukwe, Neu-Rssalpe 
passirte, das Feldlager der Croßschnellen-Expedition 
Nssakpe und unsere Faktorei Rssakpe, die, 20 Minuten 
von dem Feldlager entfernt, da liegt, wo früher das 
Dorf Nssakpe gestanden hat. 
  
Von Rssakpe aus bereiste ich die in der Nähe 
der deutsch-englischen Grenze gelegenen Ortschaften 
und Salzquellen und kartographirte die ganze Gegend 
sorgfältig. Die sogenannten Croßschnellen existiren 
nicht bezw. sie sind während der Regenzeit nicht zu 
sehen, und die englischen Dampfer sind vor kurzer 
Zeit über die Croßschnellen hinweg viele Meilen 
weit hinaufgefahren; ein englisches Kanonenboot hat 
in der Nähe von Nssanakang (Nssangandep), das heißt 
oberhalb der Croßschnellen, Schießübungen abgehalten. 
Nssanakang ist ein sehr wichtiger Handelsplaß und 
wegen der dort befindlichen starken Salzquelle für 
uns von größter Bedeutung. Von den in jener 
Gegend befindlichen Salzquellen habe ich die von 
Assakpe, Nssanakang, Benjan besucht. Der Salzgehalt 
ist nach meiner Ansicht sehr stark und in allen gleich 
hoch. Die Ausbeutung wird keine Mühe und nicht 
allzu große Kosten verursachen, wenn nicht die Ein- 
geborenen selbst Schwierigkeiten machen. Während 
der Regenzeit stehen alle drei Salzquellen, da sie in 
Flußbetten zu Tage treten, unter Wasser; um trotz- 
dem die Salzgewinnung weiter betreiben zu können, 
lassen die Eingeborenen große Thongefäße an langen 
Stricken in die Quelle hinein, warten einige Minuten 
und ziehen dann die mit reiner Salzlösung gesüllten 
Gefäße wieder herauf. Das Salz wird durch Ver- 
dampfen des Wassers gewonnen und dann in kleinen 
Päckchen in den Handel gebracht. Die Emgeborenen 
beschäftigen sich hier so sehr mit der Salzindustrie, 
daß sie nur kleine Farmen anlegen und selbst Lebens- 
mittel gegen Salz eintauschen. 
Nachdem ich die Salzquellen bei Benjan besucht 
hatte, überschritt ich am 20. Oktober wieder den Aja 
(70 bis 80 m breit) mit einem großen Kanu, etwa 
ein bis zwei Tage oberholb von seiner Einmündung 
in den Croß-Mangu; gleichzeitig mit meiner Kara- 
wane kam ein großes Kanu mit Calabar-Händlern 
an der Fähre an — ein Beweis, daß der Fluß 
schiffbar ist und daß hier schon ein lebhafter Handel 
stattfindet. 
Die User des Aja sind sehr hoch und steil, von 
prachtvollem Urwald bestanden. Von Nkum, am 
rechten User des Mana-Aja, besuchte ich das große 
Dorf Mbakem, in dessen Nähe auch Salzquellen sein 
sollen; von Mbakem ging der Marsch nordwärts 
durch die Ortschaften Ere und Tawo, wo wir sehr 
gut ausgenommen wurden, und nach ziemlich an- 
strengendem Marsch in bergigem Urwaldgelände kam 
ich am 22. in Ossidjinge am Croß an. Drei oder 
vier große Ortschaften liegen hier am Fluß zu- 
sammen; beide Ufer sind stark bevölkert und gut 
angebaut. Auch hier fand ich viele Calabarleute. 
Am folgenden Tage überschritt ich nach endlosem 
Kanu-Palaver den 70 bis 80 m breiten Croß-Mangu; 
zuerst versuchten die Eingeborenen, mich von meinem 
Vorhaben, direkt nördlich nach Bali zu marschiren, 
abzubringen und auf die Balistraße nach Banyang 
(Desang-Tale), das ich in drei bis vier Tagen hätte 
erreichen können, zu leiten; sie gaben an, daß die 
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