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des Pangani wird mit großem Erfolg seit Jahren
Zuckerrohr gebaut.
Die letzte Ernte im westlichen Useguha ist über-
aus reich ausgefallen. Nach den eingelaufenen Be-
richten soll jeder Useguha ein bis drei der dort
üblichen Kornspeicher mit Mais angefüllt haben.
Am Rufu und Nguru kommt in nicht unbe-
deutender Menge Kautschuk vor, welcher bisher noch
nicht in entsprechender Weise zur Ausbeute gelangt ist.
Der Bestand an Großvieh ist nicht bedeutend, jedoch
ist Kleinvieh in Useguha in größeren Mengen vorhanden.
Die gesundheitlichen Verhältnisse der Europäer
in Pangani selbst sind gut zu nennen, auch im Be-
zirk sind wenig Erkrankungen ernsterer Natur vor-
gekommen. Es ist dies wohl auf die stetig vor-
schreitende Verbesserung der Wohnungen und
Kultivirung des Bodens zurückzuführen. In Pangani
haben hierzu die Entwässerungsanlagen und Auf-
schüttungsarbeiten viel beigetragen. Von letzteren ist
in erster Linie die Aufführung der Quaimauer zu
nennen, welche jetzt zur Hälfte mit einem Kostenauf-
wande von etwa 300 Rupien hergestellt ist und auch
zur Verschönerung der Stadt ganz wesentlich beiträgt.
Der Karawanenverkehr, der während der beiden
letzten Jahre wahrscheinlich wegen der Hungersnoth
zurückgegangen war, hat sich im Berichtsjahre während
der letzten Monate wieder gehoben.
Die Verwaltung im Bezirk giebt im Allgemeinen
zu besonderen Bemerkungen keinen Anlaß. Das
Verbot Kinder wegen Kijigo') zu tödten, scheint jetzt
allgemein beachtet zu werden, solche Kinder werden
aber nach wie vor als unglückbringend betrachtet.
Dem Wunsche einzelner Jumben entsprechend, sind
dieselben jetzt aufgefordert, diese Kinder nach Pangani
zu schaffen, worauf von der Verwaltung durch Ueber-
weisung an Waisenhäuser und Missionen das Er-
forderliche für ihre Erziehung gethan wird.
Die Steuererhebung war von gutem Erfolge
begleitet. Die Erkenntniß der Pflicht zur Steuer-
zahlung beginnt sich allmählich einzubürgern. Mehrere
Hundert Waseguhas haben ihre Steuer durch Leistung
von Plantagenarbeit entrichtet.
Bagamoyo.
Die Zahl der im Bezirk wohnenden Europäer
beträgt 60. Davon leben in der Stadt Bagamoyo 51.
Für die Schätzung der farbigen Bevölkerung giebt
die Häuser= und Hüttenzählung einen genügend ge-
nauen Anhalt. Für die Stadt Bagamoyo ergiebt sich
eine angesessene Bevölkerung von etwa 10 000 Ein-
wohnern; davon sind etwa 500 Araber und etwa
700 Inder. Da im Jahre durchschnittlich 35 000
Karawanenleute nach Bagamoyo kommen und
mindestens 20 Tage daselbst verweilen, so ergiebt
das ferner im Mittel eine vorübergehend orts-
anwesende Bevölkerung von täglich 2000 Personen,
so daß die durchschnittliche ortsanwesende Bevölkerung
von Bagamoyo 12 000 Personen beträgt. Im Land-
bezirke wohnen zusammen etwa 57 000 Menschen in
*, Unrichtiges Kommen der Zähne.
18 800 Hütten. Das ergiebt für den Gesammtbezirk
eine Bevölkerung von 67 000 bis 70 000 Menschen.
Die diesjährige Regenzeit kann, was die Ver-
theilung des Regens über die ganze Zeitdauer der-
selben betrifft, eine sehr günstige genannt werden und
ließ eine gute Ernte voraussehen. Auch die Pocken-
epidemie ist erloschen, Erkrankungen an Pocken werden
nur vereinzelt gemeldet. Die Sandflohplage ist fast
gänzlich gewichen.
Die Bevölkerung ist in der Hauptsache eine acker-
bautreibende. Am liebsten werden Mais und Bohnen
(Kunde) gepflanzt, weil deren Wachsthum rasch und
die Aussaat zu jeder Jahreszeit möglich ist. An der
Küste, mit Ausnahme von Saadani, wird viel Maniok
gebaut, auch findet man viel süße Kartoffeln. Es
ist kürzlich versucht worden, den Maniokbau auch in
Saadani einzubürgern und sind zu diesem Zwecke aus
Mitteln des Hungersnothfonds größere Mengen Steck-
linge von Bagamoyo nach Saadani transportirt und
dort unentgeltlich vertheilt worden. Als erfreuliches
Ereigniß ist zu begrüßen, daß die Eingeborenen nach
dem endlichen Verschwinden der Heuschrecken sich der
Reiskultur wieder mehr zugewandt und besonders in
den Niederungen um Bagamoyo größere Mengen
angebaut haben. Die am Ende des Berichtsjahres
eben begonnene Ernte verspricht recht gut zu werden.
Der Viehstand hatte naturgemäß zur Zeit der
Dürre gelitten, jedoch ist der Bestand an Schafen
und Ziegen wieder ausreichend, wogegen Rindvieh
im Innern nur in wenigen größeren Herden gehalten
wird, trotzdem über Viehseuchen nichts bekannt ge-
worden ist.
Von zahlreichen Palmenpflanzungen der Ein-
geborenen, die ihre Produkte lediglich im Inlande
absetzen, abgesehen, giebt es im Bezirke nur Vanille-
plantagen, und zwar: die Pflanzung der Mission in
Bagamoyo, die Plantagen Kitopeni und Chambisi,
der Firma Hansing gehörig, sowie die Plantage
Hungira des Herrn Mazarin. Die Vanillepflan zung
der Mission hat recht befriedigende Ergebnisse ge-
liefert, trotzdem die erste Ernte aus Mangel an
Wasser frühreif wurde. Die zweite Ernte war dank
des Regens um so besser geworden. Die Mission
verkauft die grünen Vanilleschoten an die Firma
Hansing, welche sie auf der Plantage Kitopeni mit
präpariren läßt. Diese Pflanzung, welche im Jahre
1898 etwa die Hälfte ihrer Pflanzen durch die
Dürre verloren hatte, hat sich jetzt wieder erholt.
Im Berichtsjahre wurden in Bagamoyo (ohne
Saadani) Waaren im Gesammtwerthe von 2 491 952
Mark eingeführt. Der Werth der Waarenausfuhr
betrug im Ganzen 879 656 Mark. Der Gesammt-
seehandel Bagamoyos hat also einen Werth von
3 371 608 Mark. Die ein= und ausgeführten Waaren
werden mit geringen Ausnahmen auf den beiden von
Bagamoyo ausgehenden Karawanenwegen trans-
portirt. In der Zeit vom 1. Juli 1899 bis dahin
1900 sind vom Innern kommend in Bagamoyo ein-
getroffen: 35 429 Träger, 808 Lastesel, 2025 Rinder,
2093 Schafe und Ziegen. In derselben Zeit sind