Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

wurde, in die Hand nehmen. Ueber die Weihnachts- 
feier, die er mit seinen Leuten in Omupanda ge- 
halten hat, schreibt er: „Unsere Weihnachtsfeier unter 
dem strahlenden Lichterbaume hielten wir hier in 
Omupanda am heiligen Abend. Eine große Schar 
hatte sich zu ihr eingefunden, und fröhlich erklangen 
unsere schönen Weihnachtslieder hinaus in die stille 
Nacht. Es war eine erhebende Feier.“ 
Der „Missionsfreund“ theilt eine Aeußerung des 
Gouverneurs von Uganda, Sir Harry Johnston, 
mit, in welcher die erfolgreiche Thätigkeit der Mission 
in der englischen Nachbarkolonie unseres deutsch- 
ostafrikanischen Schutzgebiets gerühmt wird. Es heißt 
dort: „Der Unterschied zwischen dem heutigen Uganda 
und den blutigen, ruhelosen und barbarischen früheren 
Tagen unter den Königen Mtesa und Muanga ist 
wirklich außerordentlich, und den größten Antheil 
an dieser Wandelung hat die Arbeit der protestan- 
tischen und römischen Missionare. Es ist erstaunlich, 
welche Menge von Männern, Knaben und selbst 
Weibern in den Missionsschulen lesen und schreiben 
gelernt haben. Manche von den Häuptlingen brauchen 
Schreibmaschinen. Fast alle Briefe, die in der Sprache 
der Eingeborenen an die Regierung gelangen, sind 
mittels der Schreibmaschine von irgend einem Häupt- 
ling oder seinem Sekretär sauber hergestellt. Der 
König von Toro, der an der Grenze des Kongo- 
staates sitzt, hat auch eine Schreibmaschine."“ 
Aus fremden Kolonien und 
Produktionsgebieten. 
Der brasilianische Raffeehandel im Jabre 1000. 
Eine wie große Rolle der Kasseebau im wirth- 
schaftlichen Leben Brasiliens spielt, geht recht deutlich 
aus einer Gegenüberstellung der Kaffcc-Ausfuhrziffer 
und der gesammten Ausfuhrziffer der beiden haupt- 
sächlichsten Häsen dieses Landes, Rio de Janeiro 
und Santos, hervor. Es entfallen nämlich von dem 
gesammten Ausfuhrhandel dieser beiden Häsen, 
welcher für 1900 auf 473 786 219 Milreis oder 
auf 18 601 129 Z& bewerthet wird, nicht weniger 
als 443 616 815 Milreis oder 17 499 534 Z= alleim 
auf die Ausfuhr von Kaffee, so daß für die übrigen 
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Aussuhrgegenstände nur ein Betrag von 30 130 1014 
Milreis oder 1 101595 4 verbleibt. Unter Hin- 
zurechnung der Kaffeeausfuhr über Bahia und 
Viktoria erreichte der gesammte Kassee-Erport im 
vergangenen Jahre 9071791 Sack à 60 kg, die 
sich auf die vier Qnartale solgendermaßen vertheilen: 
Jannuar bis März. 1 871010 Sack 
April bis Juni 1 058 219 
Juli bis September 2 674 988 
Oltober bis Dezember 3 467 544 
Davon gingen über den Hafen von Rio de Janeiro 
2 891 283 Sack, über Santos 5 861 076 Sack und 
über Bahia und Viktoria, abgesehen von dem unbe- 
deutenden im letzten Quartal über Bahia aus- 
geführten Quantum, 316 432 Sack. 
Wie bisher, stehen die Vereinigten Staaten von 
Amerika als Absatzgebiet mit einem Bezuge von 
4203 782 Sack, wovon New Nork allein 3 579 171 
Sack erhielt, weit voran- An zweiter Stelle folgt 
dann Deutschland, welches über Hamburg 2 316 136 
Sack und über Bremen 65 182 Sack aufnahm. 
Größere Mengen Kaffee gingen ferner noch nach 
folgenden Häsen: nach Rotterdam 768 532 Sack, 
Triest 527 167 Sack, Havre 415 660 Sack, Ant- 
werpen 310 973 Sack, Marseille 159 344 Sack, 
nach italienischen Häsen 132 507 Sack und nach 
Kopenhagen 110 179 Sack. « 
Das gesammte Kaffeeausfuhrgeschäft liegt in den 
Händen von ungefähr 45 fast ausschließlich fremden 
Handelsfirmen, von denen die meisten in Rio de 
Janeiro, etwa 5 bis 6 auch in Viktoria und Bahia 
sich niedergelassen haben. Unter diesen befinden sich 
etwa 29 deutsche Firmen, welche theils ausschließlich. 
theils partiell mit deutschem Kapital arbeiten und 
in Bezug auf den Umfang ihrer geschäftlichen Ope- 
rationen in allererster Liie in der Liste der Er- 
porteure erscheinen, weil sie in ihrer Gesammtheit 
den größeren Theil der Kasfseeausfuhr vermitteln. 
Es belief sich nämlich die Menge des von den 
deutschen Firmen ausgeführten Kaffees auf 41 730 531 
Sack, also auf mehr als die Hälfte der gesammten 
Kaffecausfuhrmenge. An dieser Ziffer war die be- 
deutendste deutsche Exportfirma allein mit 1 199 988 
Sack und die nächstbedentende deutsche Firma mu 
1014 231 Sack betheiligt. Von den Firmen anderer 
Nationen hatte die größte nur eine Ausfuhrmenge 
von 991 236 Sack Kaffee aufzuweisen. Drei Viertel 
des deutschen Kaffec-Exports vollzog sich über den 
Hafen von Santos, nämlich 3 562 283 Sack, was 
andererseits etwa zwei Drittel des gesammten über 
Santos ausgeführten Kaffees ausmacht. 
Auch die deutschen Schiffsgesellschaften haben in 
dem Transport des Kaffees eine bedeutende Nolle 
eingenommen. Die Hamburg = Südamerikanische 
Dampsschiffsgesellschaft ist mit einem Transport in 
Höhe von 2071 959 Sack Kaffee nur um ein Ge- 
ringes hinter der Lamport and Holt Line mit 
2 081 168 Sack zurückgeblieben. Von den übrigen 
Schiffsgesellschaften haben noch der Norddeutsche 
Lloyd mit 391 322 Sack, der Oesterreichische Llond 
mit 266 706 Sack, Adria mit 239 095 Sack und 
Beloce mit 115 929 Sack an der Kaffecausfuhr 
Brasiliens theilgenommen. 
Die Gesammteinkünfte aus der mit dem 30. Juni 
1900 abgeschlossenen Kaffee-Ernte in Rio de Janeiro 
und Santos beliefen sich auf 9 104 797 Sack Kaffec. 
es war veranschlagt worden, daß die laufende Ernte 
190001 voraussichtlich dic vergangene um 750 000 
Sack übertressen würde. Nachdem nunmchr die mit
	        
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