Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
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Deutsch-Dlkafrika. 
Deutsch-ostafrikanische Zezirksämter und Stationen im 
Berichtejahre 18399/7000. 
III. 
Rufiyi. 
Der Gesundheitszustand der Europäer im 
Bezirke kann als ein befriedigender bezeichnet 
werden. Die Ansiedelungen der Araber beschränken 
sich auf die Ortschaften Mohorro, Kikale und Sin- 
daji und sind nur in mäßiger Zahl vorhanden. 
Mohorro selbst zählt deren 39. Die Zahl der Inder 
im Bezirke beträgt 75. Die Bevölkerungsziffer der 
Eingeborenen beläuft sich auf Grund der Hütten- 
steuerlisten auf etwa 110 000 bis 150 000 Seelen. 
Die auf etwa 40 000 he geschätzten Mangroven- 
waldungen des Bezirks werden von einer staatlichen 
Forstverwaltung (einem Forstassessor und drei Förstern) 
bewirthschaftet. 
auf Grund eines Vertrages die Rufiyi-Industrie- 
Gesellschaft m. b. H., welche ein Dampfsägewerk in 
Saninga am Hauptarm des Rufiyi aufgestellt hat. 
Landwirthschaftliche Produkte des Bezirks sind 
Kokosnüsse, Reis, Mais, Zuckerrohr, Sesam und 
Chirokko. Ein neuer Versuch mit dem Anbau von 
Tabak wurde am Rufiyi bei Usimbe unternommen. 
Der Bestand an Rindern, Zicgen und Schafen 
ist ein geringer, so günstig auch die Verhältnisse für 
eine ausgedehnte Zucht bei den großen Grasflächen, 
liegen. Die Verwaltung des Bezirks ist bestrebt, 
die Hausthierzucht zu heben. Eine zu diesem Zweck 
in Mohorro gehaltene Stammheerde von Rindvieh, 
deren Nachzucht an die Bevölkerung abgegeben wird, 
zählt zur Zeit 83 Köpfe. 
Das wichtigste Handelsobjekt bildet der Kaut- 
schuk, der in bedeutender Menge in den Bergen ge- 
wonnen wird. Der Handel liegt in den Händen 
zweier deutscher Firmen, der Deutsch-Ostafrikanischen 
Gesellschaft und Hansing & Co. Fast sämmtliche 
hier ansässigen Inder und Banjanen, die den Tausch- 
handel vermitteln und die Waaren in die Berge 
bringen lassen, sind nur Zwischenhändler obengenannter 
Geschäftshäuser. Der Kautschuk selbst, der hier ge- 
liefert wird, gehört wohl zum besten der ganzen # 
Kolonie. 
Bei der Verwaltung wird das Amt durch Akiden 
unterstützt. Zwei von den Akidaten werden von 
Arabern bekleidet, die übrigen von Eingeborenen, 
die hier im Allgemeinen in ihren Leistungen den - 
kommen vor: Wasserbock, Kuhantilope, Swalla und 
beiden Arabern nicht nachstehen. Neben der Recht- 
sprechung in kleinen Strafangelegenheiten und dem 
Vollzuge polizeilicher Anordnungen fällt ihnen die 
  
Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 273 u. 312. 
Hauptabnehmerin des Nutzholzes ist 
Erhebung der Hütten= und Gewerbesteuer zu, ver- 
bunden mit den Bemühungen, die Eingeborenen zu 
geordneterem und besserem Feldbau anzuhalten. An 
den Akidensitzen und an einigen anderen größeren 
Orten sind Markthallen errichtet, in denen sich be- 
reits ein reger Geschäftsgang entwickelt hat. Die 
günstige Wirkung der Hüttensteuer ist nicht zu ver- 
kennen. Vergrößerung der Schamben und zum Theil 
schon eine bessere Bebauung derselben fällt ins Auge. 
Lindi. 
Im Bezirk Lindi waren am 30. Juni 1900 
32 Europäer ansässig, davon 25 Reichsangehörige. 
Die farbige Bevölkerung dürfte etwa 200 000 Köpfe 
zählen. 
Lindi heißt dank der Fruchtbarkeit seines Bodens 
und der landwirthschaftlichen Tüchtigkeit seiner Be- 
wohner mit Recht eine Kornkammer Ostafrikas. Dies 
zeigte auch wieder die Ernte vom Juli und August 
1899, die nur in den Kreisen Mikindani und Kionga 
von Heuschrecken heimgesucht wurde; 1900 sind die 
Heuschrecken nicht aufgetreten. Leider haben dagegen 
die Mtamafelder unter dem ungewöhnlich langen 
Ausbleiben des Regens im Frühjahr zu leiden ge- 
habt. Sehr gehoben hat sich der Anbau von Hülsen- 
nund Oelfrüchten (Sesam, Erdnüsse) sowie von Reis. 
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Reichliche Erträge lieferte auch die Maisernte. 
Zuckerrohr wird vielfach zum eigenen Verbrauch, in 
Mikindani auch zum Export gezogen. Europbische 
Gemüse gedeihen auf der katholischen Mission Nyangao. 
Die Viehzucht steht in Lindi noch nicht auf der 
Höhe. Rindvieh und Schafe sind selten. Nur 
Ziegen sind, besonders bei den Makonde, in großen 
Mengen vorhanden. 
Wachs kommt in stetig zunehmenden Mengen und 
immer besserer Qualität auf den Markt. Lindi-Kopal 
und Lindi-Gummi haben ihren guten Geschäftsruf 
behauptet. Die Edelhölzer sind im Küstenstreifen 
ziemlich ausgewerthet. Große Mengen harren aber 
noch in den Wäldern des mittleren Rovuma der 
Ausbeutung. Hochwälder sind nicht selten. Das 
ganze riesige Gebiet von Massasi bis zum Sasavara, 
das „große Pori“ genannt, ist ein jungfräulicher 
Wald mit hohen Stämmen, leichter Grasnarbe und 
zahlreichen Wasseradern zwischen mäßigen Gneißhügeln, 
denen vielfach Eisenerze eingebettet sind. Die Man- 
im Laufe des Berichtsjahres 
grovenbestände sind 
forstmännisch geprüft. 
An jagdbaren Thieren ist Lindi reich. Es 
Rappantilope, Büffel und Flußpferde. Die Elefanten 
wechseln bei niederem Wasserstande aus dem portu- 
giesischen Gebiet am Mohessi aufwärts nach dem 
oberen Mbemkuru. Die überwiegende Menge des 
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