Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Ramerun. 
Derlegung des Litzes der Tentralverwaltung. 
Der Sitz der Centralverwaltung des Schutz- 
gebietes Kamerun ist am 1. April d. Is. von der 
Stadt Kamerun (jetzt Duala) nach der Station Busa- 
verlegt worden. Buöa liegt etwa 1000 m hoch am 
großen Kamerunberg und hat außerordentlich günstige 
gesundheitliche Verhältnisse. 
Die Stadt Kamerun (Duala), die immer noch 
der bedeutendste Handelsplatz des Schutzgebietes ist, 
bleibt der Sitz eines Bezirksamtes. 
Expedition des Pauptmanns v. Schimmelpfennig. 
(Hierzu eine Karte.) 
Hauptmann v. Schimmelopfennig berichtet an 
den Kaiserlichen Gouverneur von Kamerun über den 
Beginn seiner bereits gemeldeten Expedition,“) wie 
folgt: 
Am 4. Februar hatte ich die Station Lolodorf 
verlassen, um in Ausführung des mir gewordenen 
Auftrages mich nach der Station Yaünde zu begeben. 
Emen Tagemarsch vor dem Niongfluß leisteten 
die Maulthiere Außerordentliches, indem sie den sehr 
steilen, felsigen Abfall anstandslos und schnell passirten. 
Die Maulthiere gehen seitdem nicht mehr an der 
Hand, sondern mit in den Kehlriemen geknoteten 
Zügeln, das sicherste Thier voraus. Dadurch hat 
die Tretsicherheit in hohem Grade gewonnen. 
Am 8. Februar passirte die Expedition in 16 
Kanus und dem Truppenfaltboot den Njong, der 
ungewöhnlich ruhiges Wasser führte. Trotz der sehr 
schmalen und wenig stabilen Fahrzeuge wurde der 
Uebergang glatt in 1 Stunde und 50 Minuten be- 
werkstelligt. 
Der Weg bis zum Nijong war durchweg in 
ausgezeichnetem Zustande. Ich bin auf dieser Strecke 
wiederholt von Kukumas angegangen worden, ein 
Wort für sie einzulegen, daß sie sich am Regierungs- 
wege ansiedeln dürsten Infolgedessen habe ich die 
Stationschefs ersucht, die Eingeborenen in ihrem 
Vorhaben nach Möglichkeit zu unterstützen. 
Am 13. Februar traf die Expedition kurz vor 
11 Uhr auf der Station Yaunde ein. Für den 
erkrankten Oberleutnant Stieber meldete mir der 
Leutnant v. Klinkowström die Besatzung. Ueber die 
politischen Verhältusse in der Umgebung der Station 
melde ich das Folgende: 
Leutnant v. Klmkowström hat bereits am 12. De- 
zember v. Is. einen Zug gegen die rebellischen Wey- 
jambasse unternommen, der ziemlich resultatlos ver- 
laufen ist, denn eine wulsame Repressalie auf den 
Stamm der Weyjambasse konnte nicht ausgeübt 
werden. Obwohl zur Zeit ein wirksames Vorgehen 
gegen die Weyjambasse dadurch erschwert wird, daß 
sie ihr Gebiet verlassen haben, hoffe ich dennoch, 
daß dieselben, wie dies bereits von den Bakasses 
5 Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 149 u. 278. 
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858 — 
geschehen, in absehbarer Zeit 
wien. 
um Frieden bitte 
Ich lasse hierunter eine Skizze des G 
bietes nordwestlich und nordöstlich der Station folge 
wie sie zum größten Theil nach Angaben des Feli 
webels Karnat gemacht worden ist. (Siehe die neber 
stehende Karte.) 
Die Verhältnisse im Nordosten der Station habe 
sich zugespitzt. Die beiden sonst der Regierun 
freundlich gesinnten Wutehäuptlinge Na Dinati ur 
Dandugu Mango am Sanaga hatten, um eine 
alten Zwist auszufechten, die Batschengas überfalle 
Nachdem auf der Station eine Anzahl Batschengr 
erschienen waren, wurde festgestellt, daß die Wut 
häuptlinge sich des Weiberraubes, der Tödtung vo 
Männern und des Viebdiebstahls schuldig gemack 
hatten. Von Polizeisoldaten zur Station gebrad 
und ihres Verbrechens überführt, wurden vor einige 
Tagen Na und Dandugu zur Gestellung von 
50 Strafarbeitern und Zahlung von zehn Elfenbeir 
zähnen sowie von 30 Schafen verurtheilt; außerder 
erhielten Beide vier Monate Kettenhaft. 
Bei Weitem ernster liegen die Verhältnisse i 
Semikore, woselbst sich der Häuptling gegen di 
Autorität der Regierung offen aufgelehnt bat. De 
Feldwebel Karnatz kam von Fangasse und wollt. 
von Tabenne aus durch Semikores Gebiet marschtrer 
dies wurde ihm vom Häuptling aber rundweg der 
weigert. Semikore wurde vom Oberleutnant Stiebe 
aufgegeben, sich auf der Station in angemessene 
Weise zu entschuldigen, ist aber dieser Aufforderun- 
nicht nachgekommen. 
Da Oberleutnant Stieber um Unterstützung dor 
Kribi gebeten hat, ich aber mittlerweile hier einge 
troffen bin, glaube ich im Sinne des Kaiserlcche 
Gouvernements zu handeln, wenn ich der Statio 
behülflich sein werde, zu ihrem nothwendigen Anseher 
zu gelangen. Ich werde versuchen, den Semikon 
auf friedlichem Wege zu veranlassen, auf der Statio 
zu erscheinen, um die Bedingungen zu erfüllen, du 
die Station ihm stellen wird. Sollte er, auf du 
in angeblich nicht unerheblicher Zahl in seinem Besizl 
befindlichen Gewehre trotzend, nicht einsichtsvoll genug 
sein, zu gehorchen, so werde ich nicht umhin können 
ihm mit Gewalt zu begegnen. 
Die üdbsimu--Landschaften. 
Freiherr v. Stein, der Chef der Verwaltung b 
Südkamerun, hat nun auch die Rdsimu-Landschosten 
bereist. Seinem Reisebericht entnehmen wir des 
Folgende: « 
Die Zusammensetzung der Expedition war im 
großen Ganzen dieselbe wie bei der Bombasso— 
Expedition.“) Den Lazarethgehülfen und stellor- 
tretenden Polizeimeister Schrage hatte ich der Exbe 
dition angeschlossen, um ihm Gelegenheit iu geben 
mit den der Station am nächsten sitzenden Rosimu- 
  
leuten etwas bekannter zu werden; außerdem ham 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 1. 
 
	        
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