Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Ueber die Lage der indischen Theeindustrie. 
Die infolge der Ueberproduktion von Thee in 
Britisch-Indien entstandene Krisis auf dem Gebiete 
der Theeindustrie hat namentlich am Ende des ver- 
flossenen Jahres in Indien und Ceylon die Frage 
in den Vordergrund des Interesses gerückt, welche 
Mittel zu ergreifen seien, um einen einst blühenden 
Kulturzweig wieder lebensfähig zu machen. Der für 
die Erzeugnisse der Theeplantagen in den Distrikten 
von Assam, Cachar, Sylhet, in den Darjeeling Dooars, 
in Dehra Dun und Kumaun vorzugsweise in Betracht 
kommende Stapelplatz ist Calcutta und das haupt- 
sächlich die Sache der Pflanzer vertretende Preßorgan 
der am letzteren Platze erscheinende „Englishman“. 
Wie aus den in dieser Zeitung veröfsentlichten, 
von Experten und zum größten Theile von Pflanzern 
selbst herrührenden Artikeln sich ergiebt, gehen die 
Ansichten über die Mittel zur Hebung der Thee- 
industrie weit auseinander. 
Es hat den Anschein, als wolle man den Weg 
der Selbsthülfe beschreiten und unter möglichster 
Umgehung des Zwischenhandels genossenschaftlich die 
eigenen Interessen auf dem Weltmarkte wahrnehmen. 
Die Pflanzer des Kangrathales im Pundschab sollen 
beabsichtigen, im Juni dieses Jahres eine aus 
100 Kameelen bestehende Karawane, die im Stande 
wäre, etwa 32 000 Pfund Thcee zu befördern, auf 
der neuen Nushki-Handelsstraße von Quetta aus 
nach Persien zu senden. 
Sollte dieser erste Versuch den erwünschten Er- 
solg haben, so werden später andere Karawanen 
nachfolgen. Jedenfalls dürfte die Frage wegen der 
Gründung eines Theepflanzer-Verbandes, die in den 
Kreisen der Betheiligten sympathisch erörtert wird, 
der Verwirklichung näher gerückt sein. 
(Bericht des Kaiserl. General-Konsulats in Calcutta.) 
Thätigkeit des Forstdepartements in Süb-Ligeria. 
Dem Jahresheft für 1899/1900 der amtlichen 
englischen Colonial Reports über Süd-Nigeria ent- 
nehmen wir über die Thätigkeit des dort eingerich- 
teten Forstdepartements das Folgende: 
Um Süd-Nigeria vor einer Verwüstung der 
nutzbringenden Waldbestände, wie sie in Lagos und 
an der Goldküste zu beklagen ist, zu bewahren, han- 
delte es sich zunächst darum, die Binis zu einer 
Schonung ihrer Kautschukpflanzen-Bestände zu ver- 
anlassen. Dies ist durch Erlaß einer Verordnung 
über die Art der Gummigewinnung und über die 
Monate, in welchen diese Gewinnung erlaubt ist, 
erreicht worden. Nach einem Bericht des „Forst- 
inspektors“ für Süd-Nigeria haben die Binis, die 
mit etwa 100 Ortschaften als Besitzer der Gummi- 
wälder in Betracht kommen, in Befolgung der ge- 
nannten Verordnung in jeder dieser Ortschaften aus 
ihrer Mitte Aufseher ernannt, welche die Durch- 
sührung der bezüglichen Vorschriften überwachen und 
  
durch Anweisung über rationelles Abzapfen 
Gummis den Arbeitern behülflich sind, wodurch eir 
Schädigung der Pflanzen durch Gummigewinnu 
in der Trockenzeit vorgebeugt wird. Die B’u 
sahen infolge sachgemäßer Belehrung den ihnen du- 
Einführung einer ordnungsmäßigen Gummigewinnn 
erwachsenden Vortheil in dem Maße ein, daß se 
bald infolge sorgfältiger Ueberwachung jeder Frei 
an den Gummibäumen zur Unmöglichkeit wur 
ebenso wie der Transport etwa unrechtmäßig e 
worbenen Gummis. 
Abgesehen von den Binibesitzungen, hat in a 
deren Gegenden des Protektorats eine derartige F 
gelung mangels einer zur Ueberwachung erforderlich 
Polizeiobrigkeit unter den Eingeborenen selbst bie 
nicht eingeführt werden können, doch sind staalli- 
Anordnungen für das gesammte Protektorat in Au- 
sicht genommen. Seitens der Forstinspektion fi 
serner an verschiedenen Stellen des Protektora 
Baumschulen eingerichtet worden, zum Zweck d 
Samengewinnung für die Eingeborenen, auch ist ei 
Weg von 250 engl. Meilen mit beiderseits je vr 
Reihen Gummibäumen angesät worden. 
Endlich sind für die Zukunft Gummi-Reservatione 
für den Staat in Aussicht genommen. 
Von den verschiedentlich ertheilten Konzessione 
zur Nutzholzgewinnung ist neuerdings eine ausgenuß 
worden, und ist in dieser Richtung eine wachsend 
Thätigkeit zu erwarten. Außer der stets zunehmen 
den Gummierzeugung ist die Gewinnung von Palm. 
als eine Hauptthätigkeit der Eingeborenen zu ver 
zeichnen, geringer ist der Handel mit Pioassava. 
Die Raffee- und Rautschukausfuhr aus #eu-Raledonier 
im Jahre 1900. 
Die Kaffeeausfuhr aus Neu-Kaledonien belum 
sich im Jahre 1900 insgesammt auf 275 929 kg. Ti 
geringste Ausfuhr erfolgte im Jannar mit 330 krr.# 
was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, daß in 
diesem Monat Schiffe der Messageries Maritimes in 
Nouméa nicht angelegt haben. Die drei letzten 
Monate wiesen die höchsten Exportziffern des Jabres 
auf, und zwar Oktober 35 390 kg, Novembert 
40 173 kg und Dezember 67 662 kg. Hierbel ##½ 
erwähnt, daß im Januar 1901 sogar 92 985 k- 
Kaffee aus dieser Kolonie zur Ausfuhr gelangt sind. 
Die Kautschukausfuhr aus Neu-Kaledonien 
erreichte im Jahre 1900 eine Gesammtmenge ven 
24 083 kg. Im Januar wurde Kautschuk überhamt 
nicht ausgeführt. Die größten Mengen dieses U 
tikels gingen im Monat Juni mit 6069 kg aue. 
Gegen Ende des Jahres ging der Export in den 
einzelnen Monaten zurück. 
(La Déperhe Coloniak
	        
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