Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

fruchtbar und wasserreich, Sümpfe sind nicht vor- 
handen. Die Eingeborenen in der Stationsumgebung 
sind sehr fleißig und bringen ihre Erzeugnisse gern 
zum Verkauf. Der Versuchsgarten der Station, der 
außer den verschiedensten Baumpflanzen alle euro- 
päischen Gemüse sowie Hafer und Kartoffeln, Weizen rc. 
trägt, verspricht namentlich durch Weiterpflanzen von 
Nutzhölzern einen großen Vortheil. Durch ihn sollen 
auch Jumben zur Anpflanzung von Nutzhölzern An- 
leitung finden. 
Die Einrichtung der Steuer und deren Einziehung 
macht gute Fortschritte. Die Eingeborenen berstehen 
die Einrichtung sehr gut und bringen willig die 
Steuer. Veranschlagt ist die Steuer im Bezirk auf 
etwa 25 000 Rupien. Die Sicherheit ist im Bezirk 
überall gut, kleine und große Karawanen und ein- 
zelne Leute können überall reisen. Nach der bis- 
herigen Entwickelung, die der Bezirk genommen hat, 
steht zu erwarten, daß die Station Mahenge einmal 
ein großer, wichtiger Platz wird, da sie bei ihrer 
günstigen Lage in reicher Gegend von selbst von den 
Karawanen besucht werden wird, zumal von den- 
jenigen, die von Dar-es-Salam und Bagamoyo nach 
Songea und dem Nyassa-See gehen. 
Muanza mit Schirati. 
Die farbige Bevölkerung beziffert sich nach den 
neuesten Schätzungen auf mindestens 350 000 Köpyfe. 
Diese Zahl ist eher zu niedrig als zu hoch gerechnet. 
Bei der Insel Ukerewe ist es gelungen, durch Zählung 
fast aller Hütten die Bevölkerung ziemlich genau 
festzustellen. Ukerewe allein hat über 40 000 Ein- 
wohner. 
In wirthschaftlicher Beziehung ist das Berichts- 
jahr in seiner ersten Hälfte für fast alle Theile des 
Bezirks infolge Ausbleibens der großen Regenzeit 
für den Feldertrag ungünstig gewesen. Eme wesent- 
liche Ausnahme machten nur die Inseln Ukerewe und 
Kome, die in ihrem prachtvollen Waldbestand Schutz 
vor der Sonne besaßen. Ukerewe war mit seinem 
Mtama und seinen Bananen das Verpflegungsmagazin 
für die Wassukuma und Waschaschi. Die letzte Regen- 
zeit hat nun überall ausreichenden Regen gebracht, 
und alle Landschaften haben auf Anfrage durch ihre 
Boten geantwortet, daß das Jahr ein gutes sei. 
Der Hauptertrag der hiesigen Schamben ist weißer 
und rother Mtama. Fast jede Landschaft bebaut 
hiermit drei Viertel ihres Ackers, während ein Viertel 
den süßen Kartoffeln, dem Maniok und Gemüsen, 
wie Bohnen, verbleibt. Mais wird wenig gebaut, 
und Reis kommt nur in den seuchten Landschaften 
am See vor. In Muanza und Schirati selbst, wie 
auf den Missionsstationen und bei der Werft Tscham- 
linde in Ukerewe sind seitens der Europäer die Ver- 
suche mit europäischem Korn, Gemüsen und Früchten 
fortgesetzt. Die Station Muanza hat nicht nur im 
Stationsgarten mit großem Erfolge Weizen gebaut, 
sondern auch an drei Stellen bei den Eingeborenen, 
und zwar in der Nähe des in Aussicht genommenen 
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neuen Stationsplatzes im Norden, in dem nach Often 
in die Landschaft Usmao führenden Thal und im 
Süden in der Landschaft Nyengezi. Von dem Er- 
trag wird Saatkorn an weitere Landschaften gegeben 
werden, und es steht zu erwarten, daß im nächsten 
Jahre jeder Wassukuma-Sultan eine Weizenscham be 
unterhält. Die Reisernte im Stationsgarten und 
ebenfalls an dem Platze der zukünftigen Station beim 
Sultan Makongollo ist über Erwarten günstig aus- 
gefallen. Das schon im Vorjahre erwähnte gute 
Gedeihen fast aller europäischen Gemüse, ferner der 
Mangos, Papayen, Mapera kann durchaus bestätig!t. 
werden. Die Ercalyptuspflanzung bei der Station 
läßt nichts zu wünschen übrig. Von Palmen ent- 
wickeln sich am ganzen Strande vor der Station 
entlang die Oelpalmen vorzüglich, doch ist für die 
Kokospalme ein günstiger Platz noch nicht gefunden 
worden. Der Waldbestand des ganzen Bezirks ist ein 
recht geringer; einzelne Landschaften weisen Reste ehe- 
mals prächtiger Wälder auf. Die Station hat ihre Auf- 
merksamkeit dieser wichtigen Frage zugewendet, und durch 
Verbot des Wildbrennens in und bei Wäldern, durch 
An= und Nachforstung wird in einigen Jahren das 
Landschaftsbild ein anderes sein. Herrlichen Wald- 
bestand weisen die Inseln Ukerewe, Kome und Mai-= 
some auf. Dem Raubbau wird energisch vorgebeugt: 
Ukerewe ist fiskalisches Waldreservat; die vor zwei 
Jahren begonnenen Anpflanzungen sind fortgesetzt 
worden und entwickeln sich weiter. 
Die hiesigen Kaufleute erhalten eine in Bagamoyo 
abgesandte Last für 35 Rupien Lohn einschl. Poscho 
in frühestens 90 Tagen, die Kaufleute in Uganda 
die gleiche Last für 25 Rupien in 21 Tagen von 
Mombassa bis NRsebe (Port Alice). Der Landweg 
vom Endpunkt der englischen Bahn bis Port Ugowe 
beträgt noch 14 Tage; die Dhaufahrt mit einem 
Frachtsotz von 3 Rupien pro Last bis Nsebe fünf 
Tage. Kein Wunder also, wenn schon jetzt Uganda 
alle Waaren von Mombassa bekommt, und wenn auch 
die hiesigen Firmen den kurzen und billigen Mom- 
bassaweg dem weiten und theueren deutschen Wege 
bald vorziehen werden. Nur eine Eisenbahn kann 
hier helfen. 
Die Fahrzeuge der Station sind ununterbrochen 
im Dienst gewesen, um Verbindung mit Bukoba und 
Schirati zu unterhalten und deren Gouvernements= wie 
Privatlasten der Europäer zu befördern. Die Schiffe 
machen sich reichlich bezahlt. Die am 8. März d. Js. 
vom Stapel gelassene Aluminium-Dampspinasse 
„Ukerewe“ brachte der Station die Erfüllung eines 
lang gehegten Wunsches. Das fürstliche Geschenl 
macht einen stattlichen Eindruck, und seine Leistungen 
sind gut. Bei einer Geschwindigkeit von fünf bis 
sechs Meilen in der Stunde, einem Holzverbrauch 
von 2 chm in 12 Stunden ist die „Ukerewe“ in 
der Lage, bei beschleunigter Fahrt sowohl Bukoba 
wie auch Schirati in zwei Tagen zu erreichen. Sie 
stellt für den Stationsdienst eine große Erleichterung 
dar und ist im Stande, außer vollständiger Aus-
	        
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