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Mächtige Stämme liegen quer über das Flußbett.
Inseln haben sich gebildet, auf denen ein üppiger
Uflanzenwuchs sich entwickelt. Der Fluß ist hierdurch
sezwungen, in viele Arme sich zu theilen und das
ljer zu unterspülen, wodurch er wieder die am Ufer
gachsenden Bäume zu Fall bringt. In Nianga
aben zur Zeit sämmliche Kameruner Firmen Fakto-
eien angelegt oder sind doch im Begriff, solche an-
ulegen. Zwei Firmen sind durch weiße Faktoristen
ertreten; Rider Sohn & Andrew durch Strohm
nd die Deutsch-westafrikanische Handelsgesellschaft
urch Pistor.
Am 24. Februar marschirte ich über Disum, ein
dorf unmittelbar hinter Njanga, dann auf gutem
Lege zwei Stunden durch Urwald, hierauf vier
ztunden durch wechselndes Gelände durch die kleinen
dörfer Monoka, Mfun und andere nach Lom, wo
h übernachtete.
Lom, ein sehr großes Dorf, liegt südlich am
uße des Kupéberges inmitten der üppigsten Bananen-
slanzungen, die ich bis jetzt zu sehen Gelegenheit
atte. Ich kann, was Dr. Esch in seinem Vortrage
ber die Küstengebiete von Kamerun in den Ver-
andlungen der Gesellschaft für Erdkunde 1900,
sgeft 5, S. 278, über die Fruchtbarkeit dieser Gegend
gt, nur bestätigen. Unmittelbar hinter Lom beginnt
n 2 1⅛ Stunden breiter Urwald, den ich am 25. Fe-
ruar durchschritt. Kaum tritt man aus dem Walde
ꝛraus, so beginnt ein gut gehaltener, 3 bis 4 M
reiter Weg, auf dem man in einer halben Stunde
1s Bakossidorf Ngala südwestlich vom Kupéberg er-
icht. Die runden Hütten werden hier theilweise bereits
ohl infolge des steigenden Verkehrs mit den südwärts
ohnenden Eingeborenen durch die eckigen Hütten,
e freilich viel einfacher zu bauen sind, verdrängt.
on hier aus führt der Weg in zwei Stunden in
eilweiser starker Steigung nach Njassosso zur Station
e Baseler Mission. Hier wurde ich von den beiden
eissionaren Basechow und Walker aufs Freundlichste
Deupfangen. Die Station liegt mitten auf einer
reiten Terrasse am nördlichen Abhange des KupPé,
wa 850 m hoch zwischen dem westlichen und öst-
chen Dorftheil von Njassosso. Die Station besteht
t1s zwei einfachen Wellblechhäusern, einer Küche,
nem massiven Lagerschuppen und einer Ziegel-
rennerei. Ein großes Backsteinhaus ist im Bau
griffen und soll noch vor der Regenzeit fertig-
stellt werden. Der Bau der Kirche und Schule
[ in diesem Jahre noch in Angriff genommen
erden. Der Boden ist äußerst fruchtbar. Missionar
lalker fand beim Graben eines Baumes noch in
m Tiefec dasselbe schwarze Erdreich, wie zu Beginn.
Der etwa 18 bis 20 Jahre alte Häuptling Ad-
be ist der Mission wie überhaupt den Weißen
cgenüber sehr willfährig, genießt jedoch bei den Ein-
ecborenen wohl infolge semer großen Jugend keine
esondere Autorität. Nachdem ich am 26. Februar
ie nächste Umgebung der Missionsstation besichtigt,
ieg ich mit drei Trägern am 27. desselben Monats
auf den Kupé. Der Weg führte über das Missions-
grundstück zur Ziegelhütte, über den Njassossobach
in mäßiger Steigung — steilste Stelle 36 bis 102 —.
zum höchsten Gipfel. Nur an wenigen Stellen,
wo Bäume umgestürzt sind und wo Farnbäume
und dichtes Buschwerk wachsen, bietet der Weg
einige Schwierigkeit. Zehn Minuten unter dem
Gipfel befindet sich eine starke Quelle mit sehr
kaltem Wasser. Nach kaum fünf Stunden betrat
ich den Gipfel, wo ich noch die Ueberreste des
Lagers von Dr. Esch vorfand.
Da die Aussicht leider durch Wolken und Nebel
sehr beschränkt war, blieb ich, um besseres Wetter
abzuwarten, die Nacht über auf dem Gipfel. Allein
das Wetter verschlimmerte sich immer mehr, und am
anderen Morgen umwogten dichte Nebelmassen den
ganzen Berg. Ich stieg daher den nach Westen
führenden Grat entlang zu deu beiden niedrigeren
Westgipfeln, welche nur mit Gras und niederem
Buschwerk bewachsen sind. Nur hier und da hatte
ich von hier einen flüchtigen Ausblick auf die nächste
Umgebung, und als es nach längerem Warten in
Strömen zu regnen anfing, trat ich den Abstieg an
und gelangte in vier Stunden nach Nijassosso zurück.
Bekanntlich sollen die Leute von Njassosso aus „reli-
giösen“ Gründen die Besteigung des Kupé unter-
lassen bezw. verhindern. Missionar Walker erzählte
mir, sie behaupten, eine große Schlange hause dort
oben, die Jeden tödte, der es wage, hinaufzusteigen.
Nun fand ich auf dem Wege bis zum Gipfel des
Kupé aber zahlreiche Antilopenfallen, Jägersteige rc.
Ichglaube daher, daß einige Eingeborene zu Jagdzwecken
den Kupé besteigen, ihn zu ihrem speziellen Jagd-
revier auserkoren haben und, um die anderen abzu-
halten, hier ebenfalls zu jagen, allerlei Erzählungen
von schrecklichen Gefahren in Umlauf setzen.
Die folgenden Tage benutzte ich zu einem kleinen
Rundgang durch die Dörfer der Bakossi= und Manen-
gubaberge. Missionar Walker erbot sich, mich zu
begleiten, was ich gern annahm.
Am 1. März marschirten wir mit Häuptling Ad-
jebe als Führer und fünf Trägern in nordöstlicher
Richtung über Sundun, Ngombobeng, Ngombo,
Mombong, Mbodamuin nach Ninong, wo wir um
6 1½ Uhr abends eintrafen.
Der Weg führt bis Ngambo ziemlich tief ab-
wärts (250 m wohl) durch wenig Wald, über einige
kleine Bäche, meistens durch außcrordentlich hohes
Elefantengras. Ich fand solches, das 6,40 m lang
war. Hinter Niombe wird ein etwa 20 m breites
Flüßchen überschritten, welches die Eingeborenen
„Jonga“ nannten und das ich mit dem „Kiddefluß“
des Or. Esch für identisch halte. Von hier aus ging
es in mehr närdlicher Richtung etwa eine halbe
Stunde durch Ebene, sodann beginnt ein langgestreckter,
allmählich ansteigender Höhenrücken, der bis Ninong
und dem Epochäkrater führt. Die Pflanzungen der
Eingeborenen sind sehr sorgfältig bestellt. Gebaut
werden Bananen, Mais und Miondo. Die Bevöl-
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