Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

reichen, kräftig gebauten Kanus als Schutz gegen 
Regen und Sonne dienen. Die Tobileute verfertigen 
vortreffliches Tauwerk, Holzschalen und Kästen, von 
denen ich Einzelnes eintauschte; der Wunsch nach 
Tabak war sehr lebhaft. 
Einige Leute habe ich mit nach Yap genommen; 
falls sie sich bei der Arbeit bewähren, so wäre Tobi 
für kleinere Pflanzungen in den Karolinen ein ge- 
eignetes Anwerbefeld und somit auch nach dieser 
Richtung hin von Bedeutung. 
Das Helen-Riff ist weit ausgedehnt, liegt an 
manchen Stellen unter Wasser und ragt an anderen 
heraus bis zu kleinen Sandinseln. 
Auf der Rückfahrt passirten wir die Inseln Pul, 
Sonsorol und Ngulu (Matelotas). An allen Inseln 
ging ich für kurze Zeit an Land. Ich fand die 
jüngst gesetzten Pfähle #) in Ordnung und hinterließ 
dem Häuptling von Pul eine Flagge. Ngulu ist ein 
Atoll mit zwei bewohnten Inseln. Die Bewohner 
sind die nämlichen wie auf Yap; auch politisch ge- 
hören sie dazu, sie sind dem Häuptling von Gorror 
auf Yap tributpflichtig. Ihre Häuser zeichnen sich 
aus durch sehr sorgfältigen, festen Bau auf steinigem 
Fundament mit geglätteten Bretterwänden und die 
Umgebung der Häuser durch die größte Sauberkeit. 
Die Inseln sind dicht mit Kokospalmen bepflanzt. 
Von Pul und Sonsorol habe ich einige Leute als 
Arbeiter mitgenommen. Am 16. d. Mts. mittags 
trafen wir wieder in BYap ein. 
Bericht des Gouverneurs v. Bennigsen über eine 
Reise nach dem Weberhafen. 
Unter dem 3. Mai d. Js. berichtet Gouverneur 
v. Bennigsen aus Herbertshöhe: 
Am 24. April morgens fuhr ich mit dem kleinen 
Dampfer der katholischen Mission „Gabriel“ nach der 
Missionsstation Mandres am Weberhafen. Im Hinter- 
lande von Mandres hatte ein Baininghäuptling, 
Namens Dangpet, Unruhe gestiftet und insbesondere 
zwei Leute eines der Mission befreundeten Baining-= 
stammes erschlagen. Dabei hatte er Drohungen gegen 
die Mission ausgestoßen und gesagt, er fürchte sich 
nicht vor dem Kaiserlichen Richter in Herbertshöhe 
und den Polizeisoldaten. Die katholische Mission 
hatte daher im Interesse ihrer Niederlassung in 
Mandres und der mit ihr verkehrenden Bainingleute 
um ein Eingreifen des Gouvernements gebeten. 
Nach Ankunft in Mandres am selbigen Abend 
ließ ich neben der Missionsstation, die uns in gast- 
licher Weise entgegenkam und in jeder Weise be- 
hülflich war, ein Zeltlager ausschlagen. Die Expe- 
dition bestand außer mir und dem Bureaugehülfen 
Schultze aus 20 farbigen Soldaten unter einem 
Buka-Unteroffizier. In Mandres erwartete ich nach 
Verabredung mit Herrn Bischof Couppé den der 
Bainingsprache mächtigen Pater Rascher (Station 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 439. 
560 
  
St. Paul, Hinterland der Massavabucht). Als dies 
am 25. gegen Mittag eingetroffen war, benutzte i 
den Nachmittag zu einem Ausfluge mit ihm na 
dem kleinen, in den Weberhafen mündenden Fl 
Atavaluai. In der Nachbarschaft entdeckten wir eim 
todten, nach dem Strande zu mit einem Holzgatt 
abgesperrten Flußarm, der von Fischen wimmel: 
In dem Gatter befanden sich zwei mit starken Koko- 
nußfaserschlingen versehene Löcher, Krokodilfallen, 
denen kurz vorher die Eingeborenen ein großes K## 
kodil gefangen hatten. 
Am 26. brachen wir in aller Frühe auf, zunäch 
in westlicher Richtung durch die Kokospalmenpflanzun 
der Mission und passirten einen Platz, auf welcher 
sie in nächster Zeit eine Holzsägerei errichten wirr 
Nach Eintritt in den schweren hochstämmigen Urwa- 
marschirten wir, bald stark ansteigend, in nördliche 
Richtung weiter. Wir kamen vorbei an einer kleine 
Niederlassung der Uferleute, Kuwik, und gelanger 
dann nach Ueberschreitung des Gebirgsbaches Moan- 
dres zu dem von etwa 60 Leuten bewohnten Boi- 
ningdorfe Nembang. Der Häuptling des Dorse. 
Tomaul, hatte der Mission die glaubwürdige Nac- 
richt übermittelt, daß Leute Dangpets zwei semer 
Stammesgenossen erschlagen hatten. Dangpet wolle 
nicht, daß die Leute Tomauls der Mission Tare 
brächten. 
Nembang liegt etwa 600 m hoch und 3½ Weg= 
stunden von Mandres entfernt. Von der Ortscheit 
hat man einen herrlichen Blick auf den weiten, schr 
geformten Weberhafen mit der vorgelagerten Iniel 
Urara. Die den Punkt umgebenden Berge trager 
nur zum Theil noch Urwald. Weite Strecken sind 
altes, jetzt mit dichtem Busch oder schilfartigem Gro 
bedecktes Kulturland der Baininger. Diese wandern 
mit ihren ausgedehnten Taropflanzungen und be- 
pflanzen dasselbe Stück Land erst nach zehn Jahren 
wieder. Der Boden ist, abgesehen von den steilen 
Hängen, an denen der Humus abgespült wird, mein 
sehr fruchtbar. Auch Zuckerrohr und Tabak gedeib. 
von den Eingeborenen in geringem Maße kultiir! 
ausgezeichnet. 
Da der Stamm, der die Ausschreitung begangen 
hatte, von Nembang nicht sehr weit entfernt wohnen 
sollte und vor seinen Siedlungen andere Ortschafte 
nicht mehr anzutreffen waren, richteten wir uns # 
Nembang häuslich ein und verschoben den Weier 
marsch auf den folgenden Tag. Die Dorfbewohner 
brachten uns zum Kaufe ein Schwein und Toter 
in Menge; auch Fasergewebe mit aufgemalten Mustern 
konnten wir für rothe Lendentücher eintauschen. 
Am anderen Morgen, kurz nach Sonnenausgang, 
verließen wir unser Lager und erreichten in sat 
vierstündigem Marsche durch ein äußerst schrofes 
Gebirgsgelände die Ortschaft Siridrit, welche bon 
etwa 100 Leuten des Häuptlings Dangpet bewohn 
wird. Der Häuptling selbst wohnt noch ein bi- 
zwei Stunden weiter auf der nächsten Höhenkete, 
auf der wir seine Ansiedlung liegen sahen. Einige
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.