Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Betrug treibt, vermögen aber noch nicht, sich ihr zu 
entziehen. Bei viel Widerstand, den oft noch mehr 
die Fleischlichkeit und geistige Stumpfheit als die 
heidnische Religion selber bereitet, und im Kampf mit 
ungünstigen Einflüssen, die von der Küste her ins 
Land dringen, aber auch unterstützt durch das von 
der europäischen Kultur geweckte Bildungsbedürfniß 
und von ihm willkommen geheißen breitet sich die 
Mission immer weiter auf der Goldküste aus, nicht 
nur einzelne Seelen für den Herrn gewinnend und 
christliche Gemeinden gründend, sondern auch das 
Volk und Volksleben in bemerkbarer Weise erneuernd 
und umbildend. " 
In Kamerun hat sich die Mission der Baseler 
Gesellschaft ungestört entwickelt, nach außen wachsend, 
nach innen sich vertiefend. Bei 549 Heidentaufen, 
aber 176 Ausschließungen ist die Seelenzahl der 
Christen um 333 gestiegen. „Gerne wird man hören,“ 
so heißt es u. A. in dem erwähnten Jahresbericht, 
„daß unsere deutschen Landsleute am Kamerunfluß 
sich bereit finden ließen, sich zu einer deutsch -evan- 
gelischen Gemeinde zusammenzuschließen. Die deutschen 
Gottesdienste, die zweimal monatlich gehalten werden, 
sind seitdem besser besucht. Für die Eingeborenen 
verspricht die jetzt vollendete und demnächst erschei- 
nende neue Uebersetzung des Neuen Testaments ins 
Duala von Br. Schuler ein Segen zu werden. Unser 
kleines Predigerseminar in Bu5a, das uns besser 
ausgerüstete eingeborene Mitarbeiter, als wir sie bis 
jetzt haben, heranbilden soll, entwickelt sich hoffnungs- 
voll. In drei Klassen hat es 23 Schüler. Gegen 
Ende des Jahres konnten die fünf ersten daraus 
hervorgegangenen Arbeiter in Dienst gestellt werden. 
Mit Freuden bemerkt man die Spuren inneren Lebens 
bei den Zöglingen. Die Vorbereitung der jungen 
Leute für das Seminar geschieht hauptsächlich in den 
Mittelschulen in Bonaberi und Lobethal, die selbst 
wieder ihre Schüler theils aus den Knabenanstalten, 
theils aus den Dorsfschulen erhalten. Wenn schon 
im letzten Jahresbericht gesagt werden durfte, daß 
sich die Lage besser gestaltet habe, so darf das vom 
vergangenen Jahre noch entschiedener gesogt werden.“ 
Ueber die Thätigkeit der neu gegründeten katho- 
lischen Missionsstation in Groß-Batanga (Kame- 
run) berichtet Br. Schilitz in „Kreuz und Schwert“: 
Am Dienstag nach Ostern eröffnete ich nach vor- 
hergehender Bekanntmachung den Unterricht, an dem 
sich am ersten Tage 26 Schüler betheiligten. An 
diesem Tage machte uns auch der Häuptling einen 
Besuch und versicherte uns seiner Mithülfe in jeder 
Angelegenheit. Häuptling Bobala ist ein älterer, 
verständiger Mann. Er hat nicht das zudringliche 
Wesen, das man bei den Negerfürsten häufig findet. 
Er ist der von der kaiserlichen Regierung anerkannte 
Oberhäuptling von Groß. Batanga und den um- 
liegenden Mabeadörfern. Er versteht es auch, bei 
seinen Untergebenen sich Achtung und Gehorsam zu 
verschaffen. Besonders hat die Jugend einen enormen 
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Respekt vor einer Vorladung zu ihm. Durch 
Machtwort vermehrte sich denn auch die Schülerz 
schon in einigen Tagen auf 80 Kinder; sie sind #c 
noch Anfänger. Alle mußten Kontrakt auf mindeste 
drei Jahre machen. 
Während es nun in der Schule eifrig c 
Lesen, Schreiben 2c. ging, machte Bruder Joha 
sich mit Lichtung des Busches und Anpflanzen 
thun. So thaten wir unser Möglichstes in Kul 
virung des Innern und Aeußeren. Vor Alle 
wurde unser Grundstück mit einer Hecke umgeb 
und dann mit dem Pflanzen nöthiger und nütlich 
Landesprodukte begonnen. Bruder Nikolaus bearben 
den Gemüsegarten, der heute schon seine Erstlin, 
liefert. Ein größeres Stück wurde mit Makabo b 
setzt, der uns die Kartoffel ersetzen soll. Auch babe 
wir mit Mais einen Versuch gemacht, jedoch schen, 
es nicht sehr wahrscheinlich, daß wir eine rentat! 
Ernte erzielen werden. Allerdings gedeiht diese 
Korn hier vorzüglich, aber es werden wohl d 
fürchterlich vielen und gefräßigen Webervögel ermer 
ehe er ausgereift ist. Später wollen wir dann au- 
noch Yams (eine Art Kartoffel), Bataten, Mans 
und Erdnüsse anbauen. An Fruchtbäumen werden 
wir Mango, Brotfrucht, Citronen, Melonen und 
Ochsenherz anpflanzen. — Das wäre über unsere 
Thätigkeit nach außen zu bemerken. Was mun di 
eigentliche Arbeit des Missionars an den Seelen der 
Neger betrifft, so scheinen wir auch hierin gute Aus- 
sicht zu haben. Die Schule, die Sonntags als Ko- 
pelle dient, ist stets voll, und Mancher kommt wed. 
nicht, weil er merkt, daß zu wenig Platz da ist 
Getauft sind hier bisher nur einige Schulknaben und 
einige ältere Leute. Auch ein katholisches Ehep##r 
ist hier ansässig. 
In demselben Blatte schreibt der apostolisce 
Vikar von Süd-Nyansa, J. J. Hirth, über die En- 
wickelung der Mission in Ruanda: 
Unsere Station zum hlst. Herzen, kaum ein Janr 
alt, macht schon ziemliche Fortschritte. Die zwe- 
ersten Häuser aus Backsteinen haben die anfangs er- 
richteten Hütten ersetzt, eine große Mauer um das 
Ganze sichert vor einem Ueberfall. Aber an den 
Ueberfoll, der anfangs wohl zu fürchten war, derr 
heute Niemand mehr. Die Jugend des Landes hor 
schnell den Weg zu uns gefunden, nicht bloß um 
Arbeit und als Bezahlung dafür Stoffe zu finder 
sondern auch, um Unterricht in der Religion, m 
Lesen und Schreiben zu nehmen. Die guten Leute 
haben so lange unter der harten Herrschaft der er 
oberer, der Batussi, geseufzt, daß sie in den Misse- 
naren bald ihre Beschützer erkannten. Dank der 
Hülse des Königs durften wir schon eine neue Station 
errichten, und zwar in Kissaka, im Osten des Landes 
Unsere Mission Marienberg geht langsom vorwärte, 
Neben viel Gutem, das wir erreichen, haben wir auch 
viel Schwierigkeiten zu überwinden. Die Zahl der 
Christen wächst, die Schule wird ziemlich besucht bon
	        
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