Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

hundert Hevea brasiliensis, ca. 100 Stück Willough- 
bra firma, ca. 20 Stück Willonghbya tenuiflora, 
oußerdem Manila-Hanf, Ramie, Muskatnuß, Zimmet, 
Patschouli, Citronella= und Lemon-Gras, Gambir, 
Sago und Rotang. Bemerkenswerth ist aus einem 
Bericht u. a. das Resultat der Anzapfung des von 
Herrn Schlechter bisher entdeckten größten Gutta- 
perchabaumes, welcher nicht weniger als über 8 Pfund 
der besten Guttapercha und damit den größten 
bisher in der Guttaperchagewinnung erzielten Rekord 
lieferte. 
In Sachen der geplanten Eisenbahn-Ex- 
pedition nach Togo sind von einer Reihe von 
Eisenbahnfirmen Kostenanschläge eingeholt. Hin- 
sichtlich der Kostenanschläge und namentlich der 
Ausführungsbedingungen herrschen große Verschieden- 
heiten vor; es sind infolgedessen neue Verhand- 
lungen mit den Unternehmern erforderlich. Wie 
aus der nunmehr nach Angabe von Dr. Gruner 
fertiggestellten Verkehrskarte Togos hervorgeht, ist 
außer den bekannten Gründen für den Bau einer 
Eisenbahn Lome—Misahöhe von Interesse, daß 
sämmtliche wichtigeren Verkehrswege aus dem Innern 
Togos nach der Küste, insbesondere auch nach der 
englischen Goldküste, ihren Kreuzungspunkt in Misa- 
höhe haben und dadurch die natürlichen Zufuhr- 
straßen für die geplante Bahn bilden. Durch die 
Bahn würde der Verkehr aus dem Innern anstatt 
nach der Goldküste (Quittah) unschwer nach dem 
deutschen Hafen Lome geleitet werden können. Dazu 
kommt der Vorzug Lomes gegenüber den benach- 
barten fremden Häsen infolge der zur Zeit im Bau 
begriffenen Landungsbrücke und Küstenbahn. Die 
ebenfalls fertiggestellte Wirthschaftskarte Togos zeigt 
den derzeitigen Stand der Eingeborenen= und Plan- 
tagenkulturen: Die Kokospalmenzone längs der Küste, 
die exportfähige Palmöl= und Palmkernzone, die 
durch die Bahn exportmögliche Palmöl= und Palm- 
kernzone, die Kautschukzone, das Vorkommen von 
Baumwolle, Mais, Kolanuß, Reis, Erdnuß, sowie 
die im Norden vorkommende Viehzucht. Die ge- 
plante Bahn würde dicht bevölkerte Gebiete be- 
rühren und, wie aus der Wirthschaftskarte hervor- 
geht, das Herz der Produktion treffen. 
Saatmaterial. Der Gouverneur von Deutsch- 
Ostafrika bestätigt den Eingang des gelegentlich 
der Studienreise des Herrn Dr. Stuhlmann er- 
worbenen Saatmaterials und lebender Pflanzen für 
Eingeborenen= und Plantagenkultur sowie für Auf- 
forstung in über 600 Arten, u. a. Bananen, Sesam, 
Sorghum, Erdnuß, Hauf, Jute, Tabak, Thee, Bam- 
busen, Kautschuk, Baumwolle, Teakholz, Cinchona, 
Indigo, Balsam, Bohnen, Cardamom, Soja. Durch 
den Stationsleiter von Misahöhe wird am 10. No- 
vember nach Togo Saatmaterial für Eingeborenen- 
und Plantagen-Kultur übergeführt, u. a.: Soja- 
bohnen, Sandelholz, Chinin, Dividivi, Kautschuk, 
Akazien, Tabak, Catechu. Nach Deutsch-Süd- 
westafrika gelangen zum Versand: Tabak und 
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Akaziensaat, nach Kamerun: Catechu, Kautschuk, 
Tabak und Cardamomsaat. Mit Herrn Professor 
Dr. Volkens, welcher demnächst eine Studienreise 
nach Niederländisch-Indien antritt, ist vereinbart, 
dem Komitee Saatgut und Pflänzlinge u. a. von 
Coca, Bambusen, Guttapercha, Ficus elastica zur 
Vertheilung an die Pflanzungen und Stationen 
unserer Kolonien einzusenden. 
Zur planmäßigen Nutzbarmachung der zur 
Förderung der Eingeborenen= und Plan- 
tagenkulturen in Deutsch-Ostafrika im 
Auftrag des Komitees jüngst ausgeführten a) Studien- 
reise des Referenten für Landeskultur in Deutsch- 
Ostafrika, Reg.-Rath Dr. Stuhlmann nach Indien, 
b) Ostafrikanischen Steppen-Expedition des Privat- 
dozenten Dr. W. Busse, c) und der auf Veran- 
lassung des Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch- 
Ostafrika unternommenen Expertise des landwirth- 
schaftlichen Sachverständigen bei der Kaiserlichen 
Botschaft zu Washington, Freiherrn von Herman, 
nach Deutsch -Ostafrika, — erstrebt das Komitee 
nunmehr neben dem Bau von fahrbaren Straßen 
und Eisenbahnen die Ausgestaltung der an der Küste 
Deutsch-Ostafrikas bestehenden gouvernementalen und 
kommunalen landwirthschaftlichen Einrichtungen, deren 
Betriebsleiter mit der Zeit auch nach dem Innern 
der Kolonie und nach den Nachbarkolonien zwecks 
Studium und Förderung der Eingeborenen-Kulturen 
entsendet werden sollen. Demgemäß beschließt das 
Komitee die folgenden Anträge des Freiherrn 
von Herman, welche auf Grund seiner dem 
Gouverneur von Deutsch = Ostafrika unterbreiteten 
Vorschläge gestellt sind, anzunehmen: 1. Zwecks 
Weiterentwickelung der Eingeboren-Kulturen Deutsch- 
Ostafrikas und Marktfähigmachung ihrer Erzeugnisse 
wie Mais, Oelfrüchte 2c. ist den Kommunen 
Dar-es-Saläm, Bagamoyo, Tanga, Pangani, Mo- 
horro, Kilwa und Lindi eine finanzielle Unter- 
stützung zu gewähren für a) die Ausgestaltung der 
bestehenden kommunalen landwirthschaftlichen Betriebe, 
b) die Einrichtung von kommunalen Speichereien 
mit Reinigungsmaschinen. 2. Die landwirthschaft- 
lichen Vereinigungen und Genossenschaften bezw. 
die einschlägigen industriellen Betriebe in Deutsch- 
land aufzufordern, bei ihren Aufkäufen von Mais, 
Reis, Oelfrüchten und daraus gewonnenen Fabri- 
katen 2c. die aus deutschen Kolonien stammenden 
Erzeugnisse zu bevorzugen. 3. Mit den Schiffahrts- 
gesellschaften, welche den Verkehr mit Deutsch-Ost- 
afrika und Togo vermitteln, in Verbindung zu 
treten, damit diese Ausnahmetarife für solche Er- 
zeugnisse deutscher Kolonien auf bestimmte Zeitdauer 
einrichten, welche jetzt noch infolge billigerer See- 
frachten aus anderen Ländern bezogen werden 
müssen. 
Anträge Professor Dr. Warburg. 1. Das 
Kolonial-Wirthschaftliche Komitee möge beim Aus- 
wärtigen Amt für die Integrität des botanischen 
Gartens in Victoria eintreten. 2. Das Kolonial=
	        
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