Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Die Blätter werden, nachdem die Blüthen des 
inneren Kernes beraubt sind, in frischem Zustande 
mit bestem raffinirten Zucker in der Mischung von 
1 Pfund Blätter auf 1⅛ Pfund Zucker so lange in 
einem Kessel zusammengekocht, bis der Brei aufkocht. 
Dabei ist darauf zu achten, daß die rothe Farbe 
nicht verloren geht, was bei zu langem Kochen ein- 
tritt. Der Brei wird alsdann abgekühlt und ent- 
weder als Kompot frisch genossen oder als Gelee 
in Glasbüchsen — Bilechbüchsen dürfen nicht ver- 
wendet werden — abgefüllt. Der Kolonist erzielt 
mit seinem Gelee im Lande selbst guten Absatz. 
Vielleicht empfiehlt es sich, mit dem Anbau 
dieser Pflanze auch in unseren Kolonien 
einen Versuch zu machen. 
Perschiedene Wittheilungen. 
Bekämpfung der Csetsefliege. 
Ueber Erkundigungen betr. die Tsetsefliege, die 
für die Kolonie Togo und vielleicht auch für andere 
Schutzgebiete von Interesse sein dürften, hat der 
jetzt in der Kolonialabtheilung des Auswärtigen 
Amtes beschäftigte Kaiserliche Konsul Dr. Gleim aus 
Mossamedes nachstehenden Bericht erstattet: 
In Togo konnte bisher, soweit mir bekannt ist, 
das Vorkommen der Tsetsefliege nie mit Sicherheit 
Festgestellt werden, obgleich ihre Existenz in dem 
Küstengürtel zwischen den Distrikten von Kete-Kratschi 
und Bassari und dem Meere höchst wahrscheinlich 
ist. Denn alle aus dem Innern nach der Küste 
gebrachten Pferde und Rinder gehen meist binnen 
Kurzem unter denselben eigenthümlichen, bei keiner 
anderen Thierkrankheit auftretenden Erscheinungen ein. 
Die Feststellung der Krankheit, die nicht in der 
Kolonie selbst, sondern in Europa durch Untersuchung 
eingesandter Körpertheile der verendeten Thiere vor- 
genommen wurde, scheiterte entweder ganz oder ergab 
wenigstens sehr zweifelhafte Resultate, da das Unter- 
suchungsmaterial infolge der klimatischen Verhältnisse 
in verdorbenem Zustande in Deutschland anlangte. 
Es erscheint mir daher von großer Bedeutung, wenn 
diese Krankheit, die die Kolonie der wichtigsten Ver- 
kehrsmittel beraubt, im Schutzgebiete selbst und von 
Laien mit Sicherheit festgestellt werden könnte. Nun 
haben mir in dieser Beziehung alte Elefantenjäger, 
die zugleich Kenner aller sonst vorkommenden Thier- 
krankheiten waren, die folgenden Angaben gemacht, 
deren Richtigkeit zu bezweifeln ich um so weniger 
Anlaß habe, als die Mittheilungen verschiedener 
Personen übereinstimmten und ganz unabhängig von- 
einander erfolgten. Danach hat die Tsetsefliege etwa 
die Größe und das Aussehen einer gewöhnlichen 
Stubenfliege. Sie unterscheidet sich aber dadurch 
von anderen Fliegen, daß ihre Flügeldecken im Ruhe- 
zustande mehr übereinanderliegen und daß ihr Hinter- 
leib mit drei weißen Querstreifen versehen ist. 
Ihr ständiger Aufenthaltsort ist der Buschwald, 
  
freie Flächen meldet sie. Ihr Stich ist allen Haus- 
thieren mit Ausnahme des Csels gefährlich. Sie 
kommt schnell und mit einem scharsen surrenden 
Geräusch geflogen, sticht und geht sofort wieder da- 
von. Nur bei Tage übt sie ihre unheilvolle Thätig- 
keit. In der Regenzeit sollen ihre Stiche schuell 
zum Tode führen, während die in der Trockenzeit 
verwundeten Thiere meist erst bei Eintritt der ersten 
Regen eingehen. 
Die Krankheit äußert sich in allmählichem An- 
schwellen der Beine, der Geschlechtstheile und der 
Brust. Die Thiere werden, trotzdem sie bis zum 
letzten Augenblicke gut fressen, täglich hinfälliger und 
ihr Gang schwankender, bis sie sich eines Tages 
nicht mehr erheben können und dann bald darauf 
verenden. Beim todten Thiere läßt sich die Krank- 
heitsursache leicht und sicher feststellen, wenn man 
es abhäutet. Die Haut erscheint dann regelmaßiz 
auf der ganzen Innenseite mit großen gelben Flecken 
wie besäet. Dies sind die Stellen, an denen dos 
Thier gestochen worden ist. Aus den geschwollenen 
Theilen tritt eine gelbe Flüssigkeit heraus, und das 
Blut hat eine röthlich gelbe Färbung, so daß es 
wie Portwein aussieht. 
Ein Heilmittel gegen den Stich ist bisher nicht 
bekannt. Die Buren pflegen ihre Zugochsen dadurch 
zu schützen, daß sie in Tsetsegegenden nur des Nachis 
reisen und am Tage möglichst auf waldsreien Flächen 
rasten. Einzelne Elefantenjäger sollen ihre Pferde 
erfolgreich bewahrt haben, indem sie die Thiere mi 
einem den ganzen Körper deckenden Ueberzuge ver- 
sahen, der nur die Beine frei ließ. Erfahrungs- 
mäßig soll nämlich die Fliege die unteren Extremi- 
täten verschonen. 
Ein beachtenswerthes Verfahren wenden die 
Barotseneger am Zambesi an, um eine Immunitöät 
gegen die Tsetse zu erzielen. Als eifrige Jäger von 
Schakalen, wilden Katzen 2c., die nur mit Hunden 
gejagt und deren Felle zu kostbaren Decken ver- 
arbeltet werden, sind sie auf Erhaltung einer guten 
Rasse von Jagdhunden bedacht. Nun existirt aber 
die Fliege in einer ihrer Hauptjagdgegenden am 
Cuandoflusse. Hierhin bringen sie die trächtigen 
Hündinnen und lassen sie von der Tsetse stechen. 
Ist die Zeit richtig gewählt, so geht das Mutter= 
thier ein, nachdem es geworfen hat, und der Wurf 
ist immun und zur Jagd in Tsetsegegenden für 
immer zu gebrauchen. 
Das Wild ist, soweit bekannt, immun, wenn es 
auch viel von der Fliege heimgesucht wird. Nament- 
lich haben die Büffel unter dieser Plage zu leiden. 
Man behauptet oft, daß überall, wo der Bäffel 
vorkommt, auch die Tsetse zu treffen sei. Dies ist 
zweifellos nicht richtig. Es giebt viele Stellen im 
Innern von Angola, wo Büffel vorkommen, die 
Fliege aber fehlt. Viel zutreffender kann man sagen, 
daß überall, wo die Tsetse einheimisch ist, auch der 
Büffel existirt. Andere bringen das Vorkommen 
der Fliege in Zusammenhang mit einem Strauch
	        
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