schon in großer Zahl dort angesiedelt haben. In
Otjituo machte ich zwei Ruhetage und traf am
7. Juli in Grootfontein, 50 km westlich Otjituo,
wieder ein.
Was den wirthschaftlichen Werth des durch-
zogenen Gebiets anlangt, so wechseln Gegenden, die
zur Besiedelung wohl geeignet sind, mit solchen, die
bierzu ungeeignet sind, ab. Ich sehe davon ab, das
Fehlen von Wasser nahe der Oberfläche als Grund
zu bezeichnen, der eine Besiedelung verhindern wird,
denn ich möchte annehmen, daß an den meisten
Stellen im Sandvelde durch Tiefbohrungen reichlich
Wasser geschaffen werden kann.
Unweit Tsintsabis hört der krystallinische Kalk
auf, und es beginnt das Sandveld, das wohl als
nordwestlicher Ansläufer der Kalahari bezeichnet
werden kann.
Der Charakter des Sandveldes ist ein sehr ver-
schiedener. Während am Omiwamba u Ovambo
der Boden aus rothem, mit etwas Lehm vermischtem
Sande besteht, auf dem die vortrefflichsten Gräser
gedeihen und auf dem große Mengen bestes Nutz-
holz als lichter Wald stehen, so die Tambuti= und
Marulabäume, beginnt nördlich Tsintsabis ein fein-
grauer unfruchtbarer Dünensand, der mit geringen
Unterbrechungen bis zum Okavango anhält. Hier
findet man gutes Gras nur in den Laagten, die sich
zwischen den Dünen hinziehen; die Dünen selbst sind
meist mit dornigem dichten Unterholz bestanden, in
dem vereinzelte hohe Bäume stehen.
nördlich Tsintsabis verändert sich die Gegend etwas,
zwischen den Dünen ziehen sich breitere Laagten hin,
die eine vortreffliche Viehweide abgeben, der Dorn-
busch macht lichtem Hochwald Platz.
Das ganze Sandveld ist kaum bewohnt. Zur
Regenzeit ziehen wohl einige Kung-Buschmänner
umher, aber wenn die Waseserstellen vertrocknet sind,
Etwa 80 km
909
verläßt auch der Buschmann das Veld und zieht sich
entweder in die Gegend am Okavango oder östlich
nach dem guellenreichen Fontein-Omiwamba zurück.
Auch das Wild will nicht in der Gegend bleiben;
wohl halten sich einige Elenantilopen und Bastard-
gemsböcke in den Dünen auf, aber von Wildreich-
thum ist keine Rede. Die Vogelwelt ist sehr spärlich
vertreten; außer den überall vorkommenden kakadu-
ähnlichen Masvögeln, Perlhühnern, Tauben und
Savannenhühnern sieht man kaum einen Vogel.
Kommt man zum Okavango, so beginnt mit einem
Male ein anderes Bild. Werft reiht sich an Werft,
am ganzen Thalrande entlang sind ausgedehnte
Kornfelder. Der leichte, mit rothem Lehm ver-
mischte Boden ist sehr fruchtbar; ohne daß gedüngt
wird, werden jährlich zwei gute Ernten erzielt. Ist
ein Feld jahrelang bewirthschaftet, bleibt es brach
liegen, und die Eingeborenen machen ein neues Stück
Land urbar. Dabei wird das Flußthal, das als
enger, aber auch bis zu 6 km breiter Streifen den
Okavango begleitet, nicht ausgenutzt, da es alljährlich
überschwemmt ist und dann lange feucht und un-
gesund bleibt; die Felder liegen meist an dem Thal-
rand oder auf demselben. In dem Flußthale selbst
könnten Hunderttausende von Hektaren ohne Weiteres
beackert werden, wenn man sich auf eine Ernte be-
schränken oder sich durch Dünen gegen ein Uebermaß
von Wasser schützen wollte.
Leider würde einer Anpflanzung rein tropischer
Gewächse ein schweres Hinderniß entgegenstehen: die
in den Monaten Juni bis August alljährlich auf-
tretenden Nachtfröste. Die Temperatur am Oka-
vango ist in den Wintermonaten überraschend niedrig,
morgens liegt über dem Fluß ein dicker Nebelstreifen,
und bis nach 9 Uhr ist es bitterkalt. Kurz bevor
ich zum Okavango kam, waren den Fluß entlang
sämmtliche Tabakspflanzen erfroren. Die Owak-
wangani bauen besonders Kafferkorn, Bohnen,
Kürbisse und Erdnüsse. Kafferkorn bildet die Haupt-
nahrung und wird in ungeheuren Quantitäten pro-
duzirt; der Verkaufspreis stellt sich, mit Handelsgut
bezahlt, auf 3 bis 4 Mark pro Centner. Ein viel-
versprechender Handelsartikel ist der Wurzelkautschuk.
Zwar kommt dieser nicht nahe dem Okavango vor,
aber die dem Owakwangani ergebenen Buschmänner
nördlich des Okavango im portugiesischen Gebiet,
westlich des Kuito, sammeln ihn und bringen ihn
den Häuptlingen. Der Kautschuk kommt in vier-
eckigen Stücken von 1 kg Gewicht, etwa 20 cm
lang, 18 cm breit, 4 bis 5 cm dick in den Handel.
Bisher kamen von Zeit zu Zeit portugiesische Händler
von Mossamedes, um den Kautschuk einzukaufen.
Die Vegetation längs des Okavango ist keine
tropische. Die am meisten vorkommenden Bäume
sind der Omumboranganga (Combretum primi-
genum), dem nach ihrem Glauben die Damaras
und Ovambos entstammen, sowie der wilde Feigen-
baum (ficus damarasis). Vereinzelt sieht man
niedrige Büsche von Palmen (Hyphaena ventricosa),
und westlich von Ossovue stehen größere Gruppen
von hohen Palmen. In dem Busch längs des
Flusses kommen häufig zwei Strychnosarten vor, die
wohlschmeckende Früchte tragen; dieselben Bäume
stehen vereinzelt im ganzen Sandveld und bilden
eine beliebte Kost der Buschmänner. Sehr wohl-
schmeckende Früchte trägt auch der sogenannte Mandel-
baum (Scherogewga Schweinfurthiana), ein Baum,
dessen Stamm mit weißgrüner, glatter Rinde einen
mächtigen Umfang hat und dessen Früchte mit rother
Schale, von der Größe runder Pflaumen, namentlich
wenn sie trocken vom Baum fallen, in großen
Mengen von den Buschmännern gesammelt und für
schlechte Zeiten ausbewahrt werden. Das trockene
Fruchtfleisch schmeckt ähnlich wie das der Palmäpfel
oder wie Johannisbrot, der innere Kern wird ge-
röstet und dann gegessen, oder er wird gestampft,
und der ölige Inhalt wird zum Einreiben des
Körpers verwendet.
Die Fauna beim Okavango ist sehr reichhaltig.
Zwar sind Elefanten und Flußpferde selten geworden,
(Fortsetzung auf Seite 912.)