Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

wären, für absehbare Zeit an der Größe der finan- 
ziellen Opfer scheitern, die ein solches Unternehmen 
erfordern würde. 
Dagegen ist der unterirdisch aufgespeicherte Wasser- 
gehalt des Bodens ein gewaltiger, und hier eröffnet 
sich die Möglichkeit, ohne unverhältnißmäßig große 
Kosten durch artesische Tiefbohrungen das Wasser- 
bedürfniß des Landes in ausreichender Weise zu 
befriedigen. 
Cox führt zunächst im Allgemeinen aus, daß 
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in den unterirdischen Reservoirs aufgespeichert werden, 
jede geologische Formation, selbst der Granit, eine 
gewisse Menge Wasser halten könne. 
Jähigkeit zur Aufnahme und Wenuerleitung von 
Wasser sei aber in eister Linie die Kalkformation 
ausgezeichnet, und gerade diese sei in Australien in 
ganz erheblichem Maße entwickelt. Die Kalkformation 
schließe die „artesische“ ein, die aus grobem, porösem 
Sandstein bestehe und in Australien in ausgedehnten 
Durch die 
Schichten von meist wellenförmiger Gestalt aufträte. 
Am reichsten an solchen Lagern sei Queensland; fast 
zwei Drittel seines gesammten Arcals liegen nach den 
Ausführungen des Redners über wasserführenden 
Sandsteinschichten, die stellenweise eine Stärke von 
über 700 Fuß (1 engl. Fuß = 30,4 cm) erreichen. 
An einzelnen höher gelegenen Stellen tritt das 
poröse Gestein zu Tage, und hier findet die Auf- 
nahme des Wassers durch Einsaugung der Nieder- 
schläge während der Regenzeit statt; das Regenwasser 
fällt auf die freiliegenden Sandsteinfelsen, bahnt sich 
vermiltels seiner Schwerkraft den Weg meitenweit 
durch die Poren des Gesteins in die inneren und 
unteren Theile des Lagers und durchdringt dieses 
in seiner ganzen enormen Ausdehnung, bis die 
Grenze seiner Aufnahmefählgkeit erreicht ist. Wird 
nun an irgend einer, von dem Einnahmcort der 
Wasser noch so entfernten Stelle, wo die Sandstein- 
schicht die Obeifläche nicht erreicht, eine Bohrung 
bis auf diese Schicht hinunter vorgenommen, so wird 
das Wasser vermöge seines eigenen Hochdrucks durch 
den angelegten Schacht in die Höhe getrieben und 
kann unmittelbar für prakusche Zwecke nutzbar ge- 
macht werden. 
Man hat in Australien derartige Bohrungen 
bereits vielfach vorgenommen, in ausgedehntestem 
Maße und mit dem bedeutendsten Erfolge wiederum 
in Oucensland. 
als ungeheure und ist der Ansicht, daß sie durch 
Verdunstung an den Einnahmestellen und durch 
ozeanische Abflüsse keine in praktischer Hinsicht be- 
trächtliche Einbuße erleiden. Schließlich erörtert Cox 
die wirthschaftlichen Werthe, welche durch eme sach- 
gemäße Benutzung der im Boden verborgenen 
Wassermassen bereits gehoben wurden, die aber nach 
seiner Ansicht noch einer enormen Steigerung fähig 
erscheinen, sofern das System der Bohrungen arte- 
sischer Brunnen erweitert und vervollkommnet wird. 
„Die Behauptung,“ sagt er, „daß der unterirdische 
Wasservorrath Queenslands für das Land von un- 
endlich größerem Werthe sein wird als alle bisher 
darin entdeckten Goldminen, mag Manchen über- 
raschen, der den Gegenstand noch nicht studirt hat, 
und doch ist das eine unzweifelhafte Thatjache.“ 
Perschiedene Mittheilungen. 
Rolonial-Wirthschaftliches Romitee. 
In der Sitzung des geschaftsführenden Ausschusses 
vom 22. November 1901 wurde zunächst Bericht 
über die Arbeiten des Komitees seit 7. No- 
vember erstattet. Herr R. Schlechter berichtet von 
Amboina (Banda-Insel) umerm 26. OCktober, daß 
die für Neu-Gumea bestimmten Nutzpflanzen sich 
bis dahin gut gehalten haben. Die für die afr#ika- 
nischen Kolomen gesammelten Guttapercha-, Kautschuk-, 
Rottangoflanzen 2c. seien in Pflege des Direktors des 
botanischen Gartens zu Singapore, Herrn Fox, ver- 
blieben, der den Versand im Frühsahr vornehmen 
werde. Die für Neu-Guinea bestimmten Pflanzen 
würden unter Anderem einen werthvollen Grundstock 
für den von der Kaiserlichen Regierung in Aussicht 
genommenen botanischen Garten bilden. Bekanntlich 
ist Herr Schlechter auf Wunsch der Kolonalabthei= 
lung des Auswarligen Amtes durch das Komitee 
beauftragt, einen geeigneten Platz für die Anlage 
eines botanischen Gartens im Neu-Guinea-Schutzgebiet 
zu bestimmen. Nach Deutsch Südwestafrika, Kamerun, 
Togo und Samoa wurde versandt Saat von 
Aascacia arabica, XJeacia Catechu und Bambusen 
Nach amtlichen Berechnungen ist 
dort das Gesammtergebniß von 515 wasserliesfernden 
Bohrungen auf 321 653 629 Gallonen täglich fest- 
gestellt worden (Gallone = 4,5 Liter). Die Tem- 
peratur des so gewonnenen Wassers ist an einigen 
Sntellen eine ziemlich hohe — sie erreicht bis 196 Grad 
Fahrenheit, — seine chemische Zusammensetzung ist 
verschieden, bedingt durch die verschiedenen chemischen 
Stoffe, mit denen es auf seinem Wege zu den ein- 
zelnen Bohrlöchern in Berührung kommt. Die 
Brauchbarkeit für praktische Zwecke ist durchschnittlich 
eine gute, wenn sich das Wasser auch nicht überall 
und ausnahmslos zum Genuß für Menschen eignet. 
Der Vortragende bezeichnet die Wassermengen, die 
aus Indien, Guttapercha Tabernacmontana aus 
Nicaragua. Nach Berichten der Moliwe-Aflanzungs- 
Gesellschaft, Kamerun, und der Sigi-Pflanzungs- 
Gesellschaft, Deutsch-Ostafrika, sind die von der 
Guttapercha= und Kautschuk-Expedition nach der Süd- 
sce im Juni aus Java gesandten Ficus clastica- 
Samen gut ausgegangen. Nach dem Bericht des 
HKaiserlichen Gouvernems von Deutsch-Südwestafrika 
)A 
vom 10. September sind die im Juli versondten 
Seridenraupeneier eingetroffen und an verschiedene 
Interessenten vertheilt. 
Auf Antrag des Vorsitzenden beschloß der ge- 
schäftsführende Ausschuß des Komitees ferner ein- 
stimmig: „Emer außerordentlichen Mitgliederversamm-
	        
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