Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

schleppt wurden. 
Erste in der Fenz und leitete nach dem Sturm mit 
seinem Zuge die Verfolgung des Gegners in ruhiger, 
sachgemäßer Weise ein, wobei beim Gegner noch 
8 Mann getödtet wurden. Auf Seiten der Kom- 
pagnie wurde bei dem Sturm nur ein neben mir 
haltender Maschinengewehrträger schwer verwundet. 
Bei der Verfolgung fiel ein farbiger Sergeant in 
91 
Oberleutnant Strümpell war der 
  
eine der vielfachen, verdeckt angelegten Fallgruben und 
wurde dabei durch die in derselben steckenden Holz- 
pfähle schwer verletzt, zwei andere Leute durch Brust- 
schuß schwer verwundet. Nach beendigter Verfolgung 
und Feststellung, daß der Gegner sich in großer. 
Eile zurückgezogen habe, wurde in der Fenz Lager 
bezogen, Sicherheitswachen aufgestellt und das Schuß- 
feld nach der feindlichen Seite hin auf 100 m frei- 
geschlagen, um gegen Ueberfälle gesichert zu sein. 
Einige 30 sogenannte Buschgewehre lagen in der 
eroberten Fenz. Am 11. Vormittags wurde der 
Marsch nach Fontemdorf fortgesetzt, in dem nun 
schwierigsten Theil des Geländes; die schwer Ver- 
wundeten mußten in den Hängematten mitgetragen 
werden. Der ganze Weg, an steilen Abhängen vor- 
beiführend, bis 60 und noch mehr Grad steigend, 
war rechts und links eingefenzt, außerdem waren 
11 große Fenzen quer über die Anmarschrichtung 
gebaut worden, die Annäherungswege mit Fallgruben 
besät. Aber keine dieser Befestigungen wurde mehr 
vertheidigt, trotzdem es ein Leichtes gewesen wäre, 
der Kompagnie durch einige wenige Vertheidiger den 
Marsch unmöglich zu machen. Die Eroberung der 
Fenz am Bago, die von dem Häuptling Fontem 
für uneinnehmbar gehalten war, die Bewegungen 
der ersten Kompagnie über Sabe —Foto —Fontem- 
dorf, also dem Gegner in den Rücken kommend, 
schienen bei ihm eine solche Panik hervorgerufen zu 
haben, daß die zweite Kompagnie gegen 5 Uhr 
abends nach Ueberwindung der unsäglichsten Schwierig- 
keiten in Fontemdorf einrücken konnte. Daselbst 
wurde nach Sicherung des Ortsbiwaks und Freilegung 
des Schußfeldes Unterkunft genommen und Patrouillen 
nach allen Richtungen vorgetrieben. 
Die erste Kompagnie, die noch größere Gelände- 
schwierigkeiten zu überwinden hatte, bekam am 
9. November gegen Mittag mit dem Gegner Fühlung 
und zwar bei dem Dorfe Tanjewo. Der Gegner 
wurde von der Kompagnie vertrieben, ein Mann 
dabei schwer verletzt. Beim weiteren Vormarsch am 
10. November nach Foto kam die Kompagnie auf 
den Höhen vor dem Dorfe in die Lage, das Ma- 
schinengewehr auf einen sich in der Entfernung von 
300 m sammelnden Gegner von etwa 50 Mann 
in Stellung gehen zu lassen. Nach kurzem Feuer 
verschwand der Gegner. Am 10. November abends 
wurde Foto erreicht, und am 11. November vor- 
mittags unter Zurücklassung eines Zuges in Foto 
der Weitermarsch auf Fontemdorf angetreten. Durch 
Unwissenheit der Führer wurde die Kompagnie den 
falschen Weg geführt und kam erst zwei Tage später, 
  
  
den 13. November, in Fontemdorf an. Am 13. 
mittags war die Expedition in Fontemdorf ver- 
einigt. 
Der Gegner hatte sich in das östlich Bangwa 
liegende bergige Hinterland zurückgezogen. Um eine 
nachdrückliche Bestrasung eintreten zu lassen, entsendete 
ich am 16. November vier Patrouillen je in Stärke 
eines Zuges unter Führung von zwei Osfizieren und 
zwei weißen Unteroffizieren in die verschiedensten 
Richtungen mit dem Auftrage, zwei Tage in das 
Land hineinzumarschiren, am vierten Tage Abends 
in das Lager zurückzukehren, Gefangene und Ver- 
pflegung einzubringen, dem Gegner möglichst Schaden 
zuzufügen 2c. Diese Patrouillen, am vierten Tage 
zurückkehrend, brachten eine große Menge Lebens- 
mittel und einige Gefangene. Auch hatten Ober- 
leutnant Strümpell und Unteroffizier Fischer Gelegen- 
heit, in einem frisch durchgeführten Angriff dem in 
den Bergen und im Urwald überraschten Gegner 
einige Verluste beizubringen. Nachdem dem Gegner 
genügend Abbruch gethan war, trat die Expedition 
den Rückmarsch nach Tinto an, woselbst sie am 25. 
wieder eintraf. Die Bestrafung der Bangwas ist 
derart fühlbar, daß ich es nicht für möglich halte, 
daß der Stamm sich nochmals gegen die Regierung 
auflehnen sollte. Dem Häuptling Fontem habe ich 
durch ein zurückgelassenes Weib mittheilen lassen, er 
möge unter Garantie des Lebens und der Freiheit 
nach der Station Tinto kommen und daselbst um 
Frieden bitten. 
Fontem scheint in der Umgebung großen Einfluß 
zu besitzen, und glaube ich, daß er für die Regierung 
sich noch als sehr brauchbar erweisen kann. Das 
Land selbst ist gut angebaut, reich an Vieh 
und Oel, scheint aber wenig Gummi zu haben; 
Eisenstein ist vielfach gefunden worden. Im Ganzen 
sind bei den Kämpfen gegen die Bangwas diesseits 
ein farbiger Sergeant und vier Soldaten, von denen 
einer gestorben, schwer verwundet, fünf Träger wur- 
den getödtet, ein Träger verwundet. Das Verhalten 
der Truppe war in jeder Beziehung tadellos. 
Am 30. November trat die 2. Kompagnie, am 
1. Dezember die 1. Kompagnie den Abmarsch von 
Tinto wieder an. Nach Ueberwindung des sehr 
schwierigen Aufstiegs von Baminji — das Gelände 
steigt von 200 auf 1500 m — traf die Expedition 
am 4. und 5. Dezember in Bali ein. Häuptling 
Fanjong hatte in außerordentlich bereitwilliger Weise 
in dem alten Zintgraffschen Lager sehr praktische 
Unterkunftshäuser für sämmtliche Europäer, Soldaten 
und Träger gebaut, 400 Träger nach Tinto gesendet, 
die Verpflegung der Expedition in reichstem Maße 
vorbereitet, wie er überhaupt in jeder Weise zuvor- 
kommend war. 
Am 9. Dezember trat die Expedition unter meiner 
Leitung den Marsch nach Bandeng an. Gegen 4 Uhr 
nachmittags kamen Boten des Häuptlings von Ban- 
deng und baten in seinem Namen um Frieden. Ich 
marschirte nach dem Häuptlingsplatz, ließ den Häupt- 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.