Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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nicht mangelt, ist durch den Bezug aus dritter Hand Hände reichen und thatkräftig zusammenwirken, damit 
die Möglichkeit zur Inangriffnahme eines so wichtigen 
Wirthschaftszweiges von vornherein genommen. 
Bei der Erzielung einer möglichst tadellosen 
Waare wirkt das Vorhandensein solcher Gewächse 
störend, die beim Weidegang ins Haar gelangen und 
durch mannelle Hülfsmittel nur schwer oder gar nicht 
zu entfernen sind, wie die Samengehäuse von Kletter- 
gräsern, Disteln, feine Dornen 2c. Auch hiermit 
haben wir zu rechnen. Wo sie vorkommen, bleibt 
nichts Anderes übrig, als jene Theile bei der Schur 
zu entfernen und, da solches Haar nicht ganz werthlos 
ist, mit anderen, ebenfalls minderwerthigen Theilen, 
wie den durch Exkremente oft stark beschmutzten, ge- 
sondert zu verpacken und entsprechend zu signiren. 
Dann weiß der Käufer, was er beim Oeffnen des 
Ballens zu erwarten hat. Unachtsamkeit und Nach- 
lässigkeit beim Sortiren rächen sich bitter, denn nicht 
allein, daß der Preis bei der Anwesenheit solcher 
Gegenstände stets weit unter dem wirklichen Werthe 
angesetzt wird, sondern auch der Ruf des Einzelnen 
wie der allgemeine leidet nur allzu leicht und oft 
schwer, sehr schwer. 
Der Ortswechsel, mag es sich hierbei um die 
Ueberführung der Zuchtthiere aus der Kapkolonie 
nach dem Schutzgebiet, vom Namalande nach dem 
Damaralande, vom Süden nach dem Norden oder 
ergend einem Theile nach dem andern handeln, be- 
wirkt in vielen Fällen auffallende Veränderungen im 
Allgemeinbefinden, ja diese Veränderungen sind oft 
derart, daß sie das Leben ernstlich zu gefährden 
scheinen. Je nach der Konstitution des Thieres und 
der Disposition zu Erkrankungen dieser Art ist das 
Krankheitsbild ein mehr oder weniger ausgeprägtes 
und verschiedenartiges. Zur Beobachtung gelangen: 
Exaltationszustände, starke Depressionen, partielle 
Lähmungen, aufgehobene Freßlust, Frühgeburt, unter- 
drücktes Wiederkäuen. Darm und Blase funktioniren 
normal, auch zeigen die Athmungsorgane äußerlich 
nichts Abnormes; keine Temperaturerhöhungen. Das 
Auftreten solcher Krankheitserscheinungen nach einem 
Ortswechsel, die bei passender Behandlung (medika- 
mentös verdienen Salz und Schwefel wegen ihres 
starken Einflusses auf die vegetative Sphäre des 
Organismus die größte Beachtung; bei hochgradiger 
Schwäche: Arsenik, bei starken Hirnsymptomen: 
Atropin und Bromkali) bald schwinden, könnte nun 
leicht als Unterlage zu der Ansicht dienen, daß der 
Ort zur Angoraziegenzucht ungeeignet sei, doch ist 
entschieden anzurathen, sich mit derartigen Urtheilen 
nicht zu übereilen, sie sollten vielmehr und zwar im 
Interesse der Sache erst nach gründlicher Erwägung 
aller einschläglichen Momente erfolgen. Was das 
Land zu seinem Aufschwung benöthigt, ist die Er- 
zeugung exportfähiger Stapelartikel, und da sich hier 
eine prächtige Chance in Gestalt des Mohairs öffnet, 
so sollten alle an der Sache interessirten Elemente 
im Nachgehen der Spuren, die zum Ziele führen, 
unter Beiseitesetzung jeglichen Sonderinteresses die 
es gelingt, das Ziel auch zu erreichen.“ 
i 
Deutsch-Meu-Guinra. 
Rulturarbeiten in Uap (Westkarolinen). 
(Hierzu eine Karte.) 
Der Kaiserliche Bezirksamtmann Senfft berichtet 
aus Yap unter dem 6. November v. Js.: 
Drei große, der Allgemeinheit dienende Arbeiten 
in Yap sind nach manchen Schwierigkeiten nunmehr 
vollendet. Sie konnten nur unternommen werden 
im Vertrauen auf die Geschicklichkeit, Ausdauer und 
den Gehorsam der Y#per. In diesem Vertrauen 
habe ich mich nicht getäuscht; wenn auch verschiedene 
Male Verzagung Platz gegriffen hatte, weil die 
Beendigung nicht abzusehen war, so bedurfte es nur 
guten und energischen Zuredens, um die Weiterarbeit 
durchzusetzen. 
Die erste Arbeit ist ein Steindamm an der West- 
seite der Tomil-Landschaft, welcher das Anlegen mit 
Booten, das sonst nur bei hohem und mittlerem 
Wasserstand möglich war, jetzt zu jeder Zeit gestattet. 
Der Damm ist aus Korallenblöcken aufgebaut, 360 m 
lang, 3,50 m breit und 2,40 m hoch, der Brücken- 
kopf ist 5,12 m breit und 3,25 m hoch. Zwei je 
6m lange Brücken gestatten Booten und Kanus die 
Durchfahrt. Zum Bau waren 2925 chm Steine 
nund drei Monate Arbeitszeit erforderlich. 
Die zweite Arbeit ist ein Steindamm, welcher 
die Landschaften Tomil und Gagil verbindet, er 
ffüührt über einen Meeresarm an der Ostküste von 
BYap und wird durch zehn Brücken unterbrochen, von 
denen die größte über die Riffpassage 31 m lang ist. 
Der Damm ist gleichfalls aus Korallenblöcken er- 
richtet, die Gesammtlänge beträgt 916 m, seine Breite 
2,80 bis 3,20 m, seine Höhe 1,30 bis 2,30 m, 
) 
—. — ——— — 
  
verwandt worden sind 5500 chm Steine. Bei durch- 
schnittlich 200 Arbeitern hat die Vollendung sieben 
Monate gefordert. 
Die dritte und größte Arbeit ist der Durchstich 
der Insel Yap im Norden und die Anlage eines 
Kanals, der für den Bootsverkehr von hböchster 
Wichtigkeit ist. Da in Yap die Kokosnüsse von den 
Eingeborenen gekauft werden und die Kopra auf den 
Handelsstationen geschnitten wird, ist der Bootsverkehr 
naturgemäß sehr rege. Bis jetzt mußten alle Fahr- 
zeuge von der Nord-, der Nordost= und Nordwest- 
küste im Westen, die von der West= und Südwestküste 
im Süden um 20p segeln, um die Nüsse nach den 
im Mittelpunkt der Insel befindlichen Niederlagen 
zu bringen; dabei hatten sie an der Nordost= und 
Ostküste mit schwerer See und starken Winden zu 
kämpfen, denen schon manches Boot zum Opfer ge- 
fallen ist. Die Fahrten beanspruchen, da nur bei 
hohem Wasser gearbeitet werden kann, drei Tage, 
während der Kanal die Fahrt in einem Tage gestattet, 
 
	        
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