Von Mpogoso wollte ich nach Didia gelangen, be-
kannt durch den gleichnamigen See oder vielmehr die
Seen und den sogenannten „weißen Berg“. v. Stein
hat Didia nach den Aussagen der Bevölkerung als
Ausgangspunkt und Hauptherd der Krankheit be-
zeichnet. Von den Umwohnern wird die Gegend
gemieden, als Tummelplatz böser Geister, und es
hatte Schwierigkeiten, Führer und Träger dorthin
zu erhalten. Als meine Absicht, Didia zu besuchen,
bekannt wurde, verließen die Einwohner das Dorf,
und auch Ejum verabschiedete sich, nachdem er mir
einige Leute, offenbar unter falscher Angabe meines
Reiseziels, gestellt hatte. Die meisten von diesen
flohen, als sie merkten, wohin es ging; nur zwei
konnte ich auf die Dauer bei mir behalten. Eine
balbe Stunde ging es in westlicher Richtung durch
Koko= und Plantenpflanzungen von außerordentlicher
Ueppigkeit und großer Ausdehnung. Dann war der
aus dieser Gegend kommende Bome und ein ähn-
liches Flüßchen zu durchwaten, und hierauf wurde
der Urwald pfadlos und fast undurchdringlich. Schon
unterwegs erfuhr ich von den Führern, daß es ein
Dorf Didia gar nicht giebt. Nach der Sage ist es
vor Urzeiten in einem großen Strom versunken.
Die Reste jener Wasserfluthen sollen die drei Seen
darstellen. Nach dreistündigem Marsch mußte über-
nachtet werden. Am folgenden Morgen (20.) zeigte
sich, daß wir uns bereits in unmittelbarer Nähe des
„weißen Berges“, eines höchstens 200 m hohen,
grasbewachsenen, auffallend regelmäßig geformten
Kraterkegels, befanden. Ich besuchte die drei Seen,
umging den Berg theilweise und kehrte gegen Mittag
nach Fau zurück, um sofort nach Mamelo weiter-
zumarschiren. Der Weg war bedeutend besser. Der
Bome= und Mamelofluß wurden mehrfach über-
schritten. Die Gegend muß ungemein fruchtbar sein,
wie aus einer Ueppigkeit der Pflanzungen und des
Urwaldes hervorgeht, die sonst nur an den Abhängen
des Kamerungebirges zu finden ist.
Das Dorfhaupt, ein dicker Greis mit Namen
Quan-Tek, machte zuerst seinem Unmuth Luft, daß
alle seine Leute geflüchtet waren, erwies sich dann
aber als gefällig und erfüllte meine Wünsche. Kranke
fanden sich in Mamelo nicht. Mamelo soll nur drei
Stunden von Nyanga am oberen Dibombe entfernt
sein und man soll in Mamelo die große Trommel
aus Nyanga hören können. Mit den Entfernungen
aus den Karten würde das nicht übereinstimmen.
Am 21. Oktober marschirte ich in drei Stunden
nach Lom, ohne Gewässer zu überschreiten. Der Weg
war ansteigend und vielfach verwachsen. Lom ist kleiner
als Mamelo und Mpogoso. Der Häuptling ist mit
Quan--Tek verfeindet. Lom liegt hart am Fuß des
Kupe, die Bewohner sind Nkossi. Kranke waren
nicht dort; ein Tornado zwang uns zu übernachten.
Der Weg nach Ngab führt in westlicher Richtung
am Fuß des Kupe entlang und war besser als der
bisherige; er führte ununterbrochen durch Urwald.
Nach 3/ Stunden erreichte ich Ngab, eine aus-
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gedehnte Niederlassung der Nkossileute, welche
hier schon die runden, thurmförmigen Hütten mit
Spitzdächern bauen. Von den Einwohnern hörte
ich, daß die Krankheit am Ort unbekannt ist. Es
mußte auffallen, daß sie nur in Nkossi fehlen sollte,
nachdem ich ihr fast in jedem Dorfe der Aboleute
begegneit war, und ich beschloß daher, die Sache
weiter zu verfolgen, und marschirte ohne Aufenthalt
nach Nyasoso weiter, den Westfuß des Kupe um-
gehend, erst in nordwestlicher, dann in nordöstlicher
Richtung. Die Ortschaft Ngab wurde in einer halben
Stunde passirt, dann kam wieder Urwald. Es waren
viele Bergwasser zu kreuzen und tiefe Schluchten
zu queren, doch wurde der Weg, welcher bald stark
zu steigen begann, immer besser, je weiter ich ins
RNkossigebiet vordrang. Ich passirte die Orte Esuke
und Mbule. Von hier wendet sich der Weg öfßtlich
und ostnordöstlich und steigt noch stärker an. Eine
Strecke weit ist er tief eingeschnitten, um die Steigung
etwas zu vermindern. Um Mittag war die Missions-
station in Nyasoso nach einem Marsch von fast sechs
Stunden erreicht. Die letzten Träger langten mit
den beiden Soldaten gegen 5 Uhr an. Am 23.
machte ich Ruhetag; nach Kranken sah ich mich ver-
gebens um, erfuhr auch von den Missionaren,
welchen das Leiden wohlbekannt ist, daß es in der
Gegend nicht vorkommt. Im Uebrigen konnte ich
manche interessante Beobachtungen über die Ge-
wohnheiten der Nkossi machen. Am 24. marschirte
ich mit sieben Trägern, meinen eigenen Leuten und
einem Soldaten unter Führung zweier Eingeborener
in nordöstlicher Richtung am Nordabhang des Kupe
entlang, dann diesen verlassend mehr nördlich. Ich
passirte die Dörfer Mpako (1 Stunde), Nelom
(1 Stunde), Ngombo-mbeng, Ngombo und gelangte
nach fünfstündigem Marsch um 1 Uhr nach Mam-
bong. Die Ortschaft, welche seiner Zeit Dr. Esch den
Durchzug verwehrte, umging ich westlich. Es sind
große Dörfer mit breiten, geraden, ebenen Straßen,
die sich rechtwinkelig schneiden. Die ganz gleich-
großen runden Hütten haben gleichen Abstand von-
einander. Rechteckige Hütten mit Winkeldach trifft
man nur vereinzelt, und je weiter nach Norden, um
so seltener werden sie. Jedes Dorf ist von kleineren
Häusergruppen umgeben, die ebenso angelegt sind und
denselben Namen führen wie der Hauptplatz; sie
werden untereinander und mit den Nachbardörfern
durch breite, gut gehaltene Wege verbunden, die zum
Theil tief in die Berghänge eingeschnitten sind. Zur
Zeit meiner Reise waren die lehmigen Wege stark
durchweicht und sehr glatt. Von dem Weg, den ich
nahm, führen in verhältnißmäßig geringen Abständen
ähnliche Wege nach beiden Seiten, zweifellos zu
ähnlichen Dörfern; die Gegend erscheint sehr dicht
bevölkert. Leider flohen die Leute meist oder schlossen
sich in ihre Hütten ein. Alle, welche ich sah, waren
auffallend groß, schlank und kräftig, auch die Weiber
sehr stark. Durch das Dorf Mambong geht man
eine Stunde, es mögen an 100 Hütten allein un-