Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Von Mpogoso wollte ich nach Didia gelangen, be- 
kannt durch den gleichnamigen See oder vielmehr die 
Seen und den sogenannten „weißen Berg“. v. Stein 
hat Didia nach den Aussagen der Bevölkerung als 
Ausgangspunkt und Hauptherd der Krankheit be- 
zeichnet. Von den Umwohnern wird die Gegend 
gemieden, als Tummelplatz böser Geister, und es 
hatte Schwierigkeiten, Führer und Träger dorthin 
zu erhalten. Als meine Absicht, Didia zu besuchen, 
bekannt wurde, verließen die Einwohner das Dorf, 
und auch Ejum verabschiedete sich, nachdem er mir 
einige Leute, offenbar unter falscher Angabe meines 
Reiseziels, gestellt hatte. Die meisten von diesen 
flohen, als sie merkten, wohin es ging; nur zwei 
konnte ich auf die Dauer bei mir behalten. Eine 
balbe Stunde ging es in westlicher Richtung durch 
Koko= und Plantenpflanzungen von außerordentlicher 
Ueppigkeit und großer Ausdehnung. Dann war der 
aus dieser Gegend kommende Bome und ein ähn- 
liches Flüßchen zu durchwaten, und hierauf wurde 
der Urwald pfadlos und fast undurchdringlich. Schon 
unterwegs erfuhr ich von den Führern, daß es ein 
Dorf Didia gar nicht giebt. Nach der Sage ist es 
vor Urzeiten in einem großen Strom versunken. 
Die Reste jener Wasserfluthen sollen die drei Seen 
darstellen. Nach dreistündigem Marsch mußte über- 
nachtet werden. Am folgenden Morgen (20.) zeigte 
sich, daß wir uns bereits in unmittelbarer Nähe des 
„weißen Berges“, eines höchstens 200 m hohen, 
grasbewachsenen, auffallend regelmäßig geformten 
Kraterkegels, befanden. Ich besuchte die drei Seen, 
umging den Berg theilweise und kehrte gegen Mittag 
nach Fau zurück, um sofort nach Mamelo weiter- 
zumarschiren. Der Weg war bedeutend besser. Der 
Bome= und Mamelofluß wurden mehrfach über- 
schritten. Die Gegend muß ungemein fruchtbar sein, 
wie aus einer Ueppigkeit der Pflanzungen und des 
Urwaldes hervorgeht, die sonst nur an den Abhängen 
des Kamerungebirges zu finden ist. 
Das Dorfhaupt, ein dicker Greis mit Namen 
Quan-Tek, machte zuerst seinem Unmuth Luft, daß 
alle seine Leute geflüchtet waren, erwies sich dann 
aber als gefällig und erfüllte meine Wünsche. Kranke 
fanden sich in Mamelo nicht. Mamelo soll nur drei 
Stunden von Nyanga am oberen Dibombe entfernt 
sein und man soll in Mamelo die große Trommel 
aus Nyanga hören können. Mit den Entfernungen 
aus den Karten würde das nicht übereinstimmen. 
Am 21. Oktober marschirte ich in drei Stunden 
nach Lom, ohne Gewässer zu überschreiten. Der Weg 
war ansteigend und vielfach verwachsen. Lom ist kleiner 
als Mamelo und Mpogoso. Der Häuptling ist mit 
Quan--Tek verfeindet. Lom liegt hart am Fuß des 
Kupe, die Bewohner sind Nkossi. Kranke waren 
nicht dort; ein Tornado zwang uns zu übernachten. 
Der Weg nach Ngab führt in westlicher Richtung 
am Fuß des Kupe entlang und war besser als der 
bisherige; er führte ununterbrochen durch Urwald. 
Nach 3/ Stunden erreichte ich Ngab, eine aus- 
  
125 — 
gedehnte Niederlassung der Nkossileute, welche 
hier schon die runden, thurmförmigen Hütten mit 
Spitzdächern bauen. Von den Einwohnern hörte 
ich, daß die Krankheit am Ort unbekannt ist. Es 
mußte auffallen, daß sie nur in Nkossi fehlen sollte, 
nachdem ich ihr fast in jedem Dorfe der Aboleute 
begegneit war, und ich beschloß daher, die Sache 
weiter zu verfolgen, und marschirte ohne Aufenthalt 
nach Nyasoso weiter, den Westfuß des Kupe um- 
gehend, erst in nordwestlicher, dann in nordöstlicher 
Richtung. Die Ortschaft Ngab wurde in einer halben 
Stunde passirt, dann kam wieder Urwald. Es waren 
viele Bergwasser zu kreuzen und tiefe Schluchten 
zu queren, doch wurde der Weg, welcher bald stark 
zu steigen begann, immer besser, je weiter ich ins 
RNkossigebiet vordrang. Ich passirte die Orte Esuke 
und Mbule. Von hier wendet sich der Weg öfßtlich 
und ostnordöstlich und steigt noch stärker an. Eine 
Strecke weit ist er tief eingeschnitten, um die Steigung 
etwas zu vermindern. Um Mittag war die Missions- 
station in Nyasoso nach einem Marsch von fast sechs 
Stunden erreicht. Die letzten Träger langten mit 
den beiden Soldaten gegen 5 Uhr an. Am 23. 
machte ich Ruhetag; nach Kranken sah ich mich ver- 
gebens um, erfuhr auch von den Missionaren, 
welchen das Leiden wohlbekannt ist, daß es in der 
Gegend nicht vorkommt. Im Uebrigen konnte ich 
manche interessante Beobachtungen über die Ge- 
wohnheiten der Nkossi machen. Am 24. marschirte 
ich mit sieben Trägern, meinen eigenen Leuten und 
einem Soldaten unter Führung zweier Eingeborener 
in nordöstlicher Richtung am Nordabhang des Kupe 
entlang, dann diesen verlassend mehr nördlich. Ich 
passirte die Dörfer Mpako (1 Stunde), Nelom 
(1 Stunde), Ngombo-mbeng, Ngombo und gelangte 
nach fünfstündigem Marsch um 1 Uhr nach Mam- 
bong. Die Ortschaft, welche seiner Zeit Dr. Esch den 
Durchzug verwehrte, umging ich westlich. Es sind 
große Dörfer mit breiten, geraden, ebenen Straßen, 
die sich rechtwinkelig schneiden. Die ganz gleich- 
großen runden Hütten haben gleichen Abstand von- 
einander. Rechteckige Hütten mit Winkeldach trifft 
man nur vereinzelt, und je weiter nach Norden, um 
so seltener werden sie. Jedes Dorf ist von kleineren 
Häusergruppen umgeben, die ebenso angelegt sind und 
denselben Namen führen wie der Hauptplatz; sie 
werden untereinander und mit den Nachbardörfern 
durch breite, gut gehaltene Wege verbunden, die zum 
Theil tief in die Berghänge eingeschnitten sind. Zur 
Zeit meiner Reise waren die lehmigen Wege stark 
durchweicht und sehr glatt. Von dem Weg, den ich 
nahm, führen in verhältnißmäßig geringen Abständen 
ähnliche Wege nach beiden Seiten, zweifellos zu 
ähnlichen Dörfern; die Gegend erscheint sehr dicht 
bevölkert. Leider flohen die Leute meist oder schlossen 
sich in ihre Hütten ein. Alle, welche ich sah, waren 
auffallend groß, schlank und kräftig, auch die Weiber 
sehr stark. Durch das Dorf Mambong geht man 
eine Stunde, es mögen an 100 Hütten allein un-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.