führungen in den festlich geschmückten Räumen des
Kaiserhofs.
Unter der Aegide Ihrer Hoheit der Herzogin
Johann Albrecht zu Mecklenburg, der hohen Ehren-
vorsitzenden, entfalteten die Damen des Vereins eine
rege Thätigkeit. Im Lichthofe, der durch die
dankenswerthe Unterstützung der Firmen N. C. Drude,
Adolf Koppel, v. Tippelskirch und Co. in einen
Palmen= und Blumengarten verwandelt war, ver-
kaufte Frau v. Wrochem-Gellhorn Floras bunte
Töchter, während neben ihr Fräulein Stübel, Frau
Geheimrath Hellwig und Frau Kapitän Hartog Er-
zeugnisse unserer Kolonien, namentlich den bekannten
vortrefflichen Kamerun-Kakao und Chokolade ver-
kauften, den der Verein der Güte des Herrn Woer-
mann verdankte.
In einem Theezelt schänkten Frau Gräfin
Beroldingen und Freifrau v. Stumm das National-=
getränk unserer ostasiatischen Schutzbefohlenen. Frau
Thusnelda Arndt und Frau v. Bartsch hatten in
einer afrikanischen Palmenhütte „Zum fidelen Jumbo“
für echt amerikanische Getränke gesorgt.
Excellenz Freifrau v. Funk waltete unter Assi-
stenz Ihrer Excellenz der Frau v. Hoffbauer und
Frau Elly v. Siemens am großen Buffet im Gelben
Saal.
Im Adler-Saal war durch Herrn Ernst Stangen,
der in freundlichster Weise seine Hülfe zugesagt
hatte, ein türkisches Rauchzelt errichtet worden, in
dem es sehr lebhaft zuging. Frau Münzdirektor
Conrad und Frau Burdo-Nothomb kredenzten Ge-
tränke und Cigarren. Frau Geheimrath v. König,
Frau Korvettenkapitän Dick und Frau Regierungsrath
Damme boten Kaffee von Herrn Bruno Antelmann,
Sekt und samoanischen Cocktail an, welch letzterer
besonderen Beifall fand.
Neben den materiellen war aber auch in reichem
Maße für geistige Genüsse und vielseitige Unter-
haltung gesorgt.
Während im Lichthof das Thormannsche Orchester
konzertirte, wurde im großen Saal vor dicht be-
setztem Zuschauerraum mit gütiger Genehmigung
Seiner Excellenz des Herrn Grafen von Hochberg
„Das Versprechen hinterm Herd“ (Frau Grade und
die Herren Eichholz, Hartmann, Stägemann), eine
Hamlet-Parodie (Frau Schramm und Herr Vollmer)
und der Schwank „Furcht vor der Schwiegermutter"
(Herr Böticher, Fräulein v. Mayburg, Fräulein
Mahn) aufgeführt. Herr Richard Alexander stellte
höchst humoristisch einen Stotterer dar, sieben junge
Damen wirkten in einem théatre tintamarresque.
Im Lichthofe wurde durch Fräulein Spangen-
berg und mehrere andere junge Damen unter
Mithülfe zweier eingeborener Zöglinge des Herrn
Antelmann der „Große Kolonial-Kladderadatsch“
verkauft, ein Witzblatt aus den Schutzgebieten, das
vielen Stoff zur Erheiterung bot. Der Gedanke
zur Herausgabe dieses Extrablattes, das gegen Ent-
richtung von 50 Pfennigen gratis abgegeben wurde
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und vermöge des drahtlosen Markoni-Systems in
der Lage war, die Nachrichten aus den Kolonien
zu bringen, noch bevor sie durch die Ereignisse er-
reicht waren, war von Herrn Regierungsrath im Reichs-
patentamt Dr. Damme ausgegangen, der auch der
Redaktion sich unterzogen hatte, während Herr Ver-
lagsbuchhändler Vohsen den Druck und die Aus-
stattung mit reizenden Illustrationen auf seine
Kosten übernommen hatte
Unter den zahlreich erschienenen Gästen bemerkte
man Seine Hoheit den Herzog Johann Albrecht zu
Mecklenburg, Seine Königl. Hoheit Prinz Joachim
Albrecht von Preußen, die Gattin des Reichskanzlers
Frau Gräfin v. Bülow, Frau v. Elbe, Frau
v. Plessen, Prinz v. Arenberg, die Staatssekretäre
Freiherr v. Richthofen und Kraetke, den bayerischen,
mecklenburgischen und braunschweigischen Gesandten,
den Kolonialdirektor Stübel und viele andere hervor-
ragende Persönlichkeiten. In Vertretung, Ihrer
Mojestät der Kaiserin, der Allerhöchsten Protektorin
des Vereins, war Fräulein v. Gersdorff erschienen.
Die Gesammtleitung des Festes hatte der Schrift-
führer des Vereins, Herr Hauptmann a. D. v. Laurens,
übernommen; er hat sich durch die glückliche und
geschickte Durchführung der — wie jeder Kenner
weiß — recht schwierigen und mühevollen Aufgabe
Anspruch auf den besonderen Dank des Vereins er-
worben.
Allgemein wurde bedauert, daß es der all-
beliebten, um den Verein so hochverdienten Fran
Vorsitzenden, Gräfin v. Monts, nicht möglich ge-
wesen war, zu dem Feste zu erscheinen. Dasselbe
war, wie wir hoffen, ganz in ihrem Sinne aus-
gefallen und hat dazu beigetragen, nicht nur dem
Verein neue Mittel zuzuführen, sondern auch das
Interesse und die allgemeine Aufmerksamkeit aller
Kolonialfreunde auf die Thätigkeit des Vereins und
seiner in unseren Kolonien so segensreich wirkenden
Schwestern erneut hinzulenken.
Rolonial= Wirthschaftliches Romitee.
In der Sitzung des geschäftsführenden Aus-
schusses vom 27. Februar 1902 wurde auf Grund
vorliegender Gutachten und mit Rücksicht auf die
verhältnißmäßig hohen Preise, welche zur Zeit an
Ort und Stelle in Togo und Kamerun für Bananen
bezahlt werden, beschlossen, den Bananen-Experten
Herrn Dr. Leuscher zur erneuten Vorprüfung der
geplanten Bananen-Expertise nach Westafrika
aufzufordern. ·
Die von Herrn Schlechter aus Singapore,
Java, Sumatra und Borneo nach Neu-Guinea
*) Für Freunde des Humors und des Frauenvereins
diene hier zur Nachricht, daß das Blatt gegen Einsendung
von 35 Pfennigen in Marken zum Besten des Vereins
von der Geographischen Verlagshandlung von D. Reimer
(Ernst Vohsen!, Wilhelmstraße 29, gratis zugesandt wird.