Landfrieden nicht ohne Weiteres als politische Er-
eignisse aufzufassen sein.
Im Verkehr berührt das höfliche Benehmen der
Männer und Frauen bei körperlichen Vorzügen und
einer gewissen Bildung entschieden angenehm. Sym-
pathisch berührt auch die Pflege der Gastfreundschaft,
welche, um hier nur ein Beispiel zu nennen, einem
früheren Walfischfänger neben anderen Persönlichkeiten
ähnlicher Art bereits 46 Jahre hindurch zu Theil
wird.
Die Insel Ponape, welche sich bei überaus
günstigen klimatischen Bedingungen durch vollendete
landschaftliche Schönheit auszeichnet, und von deren
arbeitstüchtigen Bewohnern einer früheren Zeit
Ruinen chklopischer Steinwerke ein staunenswerthes
Zeugniß ablegen, läßt in landwirthschaftlicher Be-
ziehung auf den Eingeborenen= Siedelungen leider
Manches zu wünschen übrig. Jedem, der unsere
afrikanischen Kolonien und insbesondere den korn-
reichen Süden des ostafrikanischen Schutzgebietes mit
seinen stundenlangen Schamben kennt, muß hier der
Mangel an Feldbestellung scharf in die Augen fallen.
Kokos= und Steinpalmen in größerer oder kleinerer
Anzahl, einige Brotfruchtbäume und Bananen, ver-
einzelt neben Limonen, Orangen und Papayen,
Mangobäume, unter den Bäumen hier und da Yam,
Taro, Zuckerrohr und vorzügliche Ananas, das ist
bei einer ganz außerordentlichen Ueppigkeit der Vege-
tation das gewöhnliche Bild in der Umgebung der
Wohnplätze. Einer oberflächlichen Säuberung des
Bodens wird lediglich Piper methysticum werth
gehalten, die zur Bereitung des Tschakau benöthigte
Pflanze. Bei den die einheimischen Fruchtgewächse
in so seltenem Maße begünstigenden Boden= und
klimatischen Verhältnissen hat der Eingeborene nie
die Nothwendigkeit kennen gelernt, zur Bestreitung
seines Unterhaltes und selbst eines gewissen Auf-
wandes zu ernster Arbeit zu greifen. Anfänge plan-
mäßiger Kokoskulturen, deren Entstehen meist jüngeren
Datums ist, finden sich insbesondere auf den nur
von wenigen Ponapeleuten ständig bewohnten Atollen
Pakin und Aut. Den Anbau dieser Nutzpflanze mit
allen Mitteln zu fördern, halte ich, solange abge-
schlossene Versuche nicht einen neuen rentableren Weg
weisen, zur Zeit für das erste Wirthschaftsziel, zumal
die Kokospalme nicht nur mit einem verhältnißmäßig
geringen Maß von Bearbeitung sich begnügt, sondern
zugleich die sicherste und hinsichtlich ihrer Verwend-
barkeit wohl vielseitigste Kulturpflanze darstellt. Die
Auswahl der Pflanznüsse verdient dabei eine beson-
dere Beachtung. An manchen Orten ist der Beweis
erbracht, daß entsprechendes Saatgut, von Nukuor
oder Ruk geholt, große und gut entwickelte Früchte
zeitigt. Wenn die Palmen nicht reich tragen, so
liegt das daran, daß sie fast ausnahmslos zu dicht
stehen; auch Schmarotzerpflanzen auf den Stämmen
spielen dabei mit. Im ersteren Falle trägt weniger
ein falsches Pflanzverfahren die Schuld, als vielmehr
die Indolenz der Eingeborenen, welche vielfach zu
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träge sind, die abgefallenen reifen Nüsse für die
Koprabereitung zu sammeln, und statt dessen die-
selben, soweit sie nicht verderben, keimen und Wurzeln
schlagen lassen. Auf dem gewöhnlichen Pflanzraume
einer Palme habe ich zuweilen mehr als 20 mehr-
jährige Pflanzen gezählt. Diese Uebelstände treten
auf den Pakm= und Autinseln, die im Uebrigen reiche
Bestände bergen, am deutlichsten hervor. Eine ratio-
nelle Bewirthschaftung müßte nach Durchforstung der
Bestände bei Reinhaltung des Bodens und regel-
mäßiger Aberntung die Produktion dieser Inseln,
deren Kopraausfuhr auf 30 bezw. 70 Tonnen an-
gegeben wird, mit leichter Mühe und geringen Kosten
ganz wesentlich steigern.
Was die Hausthiere anbetrifft, so wird Schweine=
zucht aller Orten reichlich betrieben; auch Ziegen
und Schafe findet man häufiger. An Rindvieh da-
gegen nennt nur ein einziger eingeborener Häuptling
über 30 Stück sein eigen. Das erfreulichste Bild
in landwirthschaftlicher Beziehung bietet die Pflanzung
eines portugiesischen Mischbluts, auf welcher nach
fleißigen Rodungen schon seit mehreren Jahren die
Kokospalme ziemlich sachgemäß gepflanzt und ein
Bestand von 22 Stück Großvieh herangezogen ist.
Das bisher einzige europäische Pflanzungs-
unternehmen am Pilapletau auf einem schätzungs-
weise mit 65 ha angegebenen Areal gehört dem
hiesigen Vertreter der Jaluit-Gesellschaft Lößner.
Neben einigen vorhanden gewesenen Frucht-
bäumen sind bislang etwa 800 Kokospalmen und
30 Kaffeepflänzlinge ausgesetzt, welche sämmtlich ein
gutes Wachsthum und frisches Aussehen zeigen.
Gegenwärtig werden Rodungen und der Bau einer
Werft ausgeführt. Emen stattlichen Eindruck macht
die Niederlassung der Firma Davenport & Co. in
Lot. Eine größere Werftanlage ermöglicht ein un-
mittelbares Anlegen der Fahrzeuge; ein darauf be-
findliches Feldbahngeleise erleichtert den Gütertrans-
port nach und von den geräumigen Stores. Im
Bau ist ein neues Wohnhaus. Von wesentlichem
Interesse ist daselbst als erstes industrielles Unter-
nehmen auf Ponape, welches alle Aussicht auf guten
Erfolg gewährt, die Ende vorigen Monats in Betrieb
gesetzte Dampfsägemühle.
Die Jaluit= Gesellschaft hat den Ausbau ihrer
Station in Langer mit Hülfe der ihr vom Bezirks-
amt überlassenen Zimmerleute und sonstigen Arbeiter
vollendet. Ein neues Wohnhaus, ein Anlegeschuppen
und Waarenhaus auf der Werft, ferner ein Boots-
schuppen sind daselbst entstanden. An einer Cisterne
behufs Versorgung der Schiffe mit Wasser wird noch
gearbeitet. Das Personal hat eine Vermehrung
ersahren. Die Anlage macht einen guten Eindruck
und entspricht in ihrer jetzigen äußeren Form allen
zu stellenden Anforderungen. Auf Betreiben der
Gesellschaft ist auch der Strandweg von den Einge-
borenen um die ganze Insel herumgeführt worden.