Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Landfrieden nicht ohne Weiteres als politische Er- 
eignisse aufzufassen sein. 
Im Verkehr berührt das höfliche Benehmen der 
Männer und Frauen bei körperlichen Vorzügen und 
einer gewissen Bildung entschieden angenehm. Sym- 
pathisch berührt auch die Pflege der Gastfreundschaft, 
welche, um hier nur ein Beispiel zu nennen, einem 
früheren Walfischfänger neben anderen Persönlichkeiten 
ähnlicher Art bereits 46 Jahre hindurch zu Theil 
wird. 
Die Insel Ponape, welche sich bei überaus 
günstigen klimatischen Bedingungen durch vollendete 
landschaftliche Schönheit auszeichnet, und von deren 
arbeitstüchtigen Bewohnern einer früheren Zeit 
Ruinen chklopischer Steinwerke ein staunenswerthes 
Zeugniß ablegen, läßt in landwirthschaftlicher Be- 
ziehung auf den Eingeborenen= Siedelungen leider 
Manches zu wünschen übrig. Jedem, der unsere 
afrikanischen Kolonien und insbesondere den korn- 
reichen Süden des ostafrikanischen Schutzgebietes mit 
seinen stundenlangen Schamben kennt, muß hier der 
Mangel an Feldbestellung scharf in die Augen fallen. 
Kokos= und Steinpalmen in größerer oder kleinerer 
Anzahl, einige Brotfruchtbäume und Bananen, ver- 
einzelt neben Limonen, Orangen und Papayen, 
Mangobäume, unter den Bäumen hier und da Yam, 
Taro, Zuckerrohr und vorzügliche Ananas, das ist 
bei einer ganz außerordentlichen Ueppigkeit der Vege- 
tation das gewöhnliche Bild in der Umgebung der 
Wohnplätze. Einer oberflächlichen Säuberung des 
Bodens wird lediglich Piper methysticum werth 
gehalten, die zur Bereitung des Tschakau benöthigte 
Pflanze. Bei den die einheimischen Fruchtgewächse 
in so seltenem Maße begünstigenden Boden= und 
klimatischen Verhältnissen hat der Eingeborene nie 
die Nothwendigkeit kennen gelernt, zur Bestreitung 
seines Unterhaltes und selbst eines gewissen Auf- 
wandes zu ernster Arbeit zu greifen. Anfänge plan- 
mäßiger Kokoskulturen, deren Entstehen meist jüngeren 
Datums ist, finden sich insbesondere auf den nur 
von wenigen Ponapeleuten ständig bewohnten Atollen 
Pakin und Aut. Den Anbau dieser Nutzpflanze mit 
allen Mitteln zu fördern, halte ich, solange abge- 
schlossene Versuche nicht einen neuen rentableren Weg 
weisen, zur Zeit für das erste Wirthschaftsziel, zumal 
die Kokospalme nicht nur mit einem verhältnißmäßig 
geringen Maß von Bearbeitung sich begnügt, sondern 
zugleich die sicherste und hinsichtlich ihrer Verwend- 
barkeit wohl vielseitigste Kulturpflanze darstellt. Die 
Auswahl der Pflanznüsse verdient dabei eine beson- 
dere Beachtung. An manchen Orten ist der Beweis 
erbracht, daß entsprechendes Saatgut, von Nukuor 
oder Ruk geholt, große und gut entwickelte Früchte 
zeitigt. Wenn die Palmen nicht reich tragen, so 
liegt das daran, daß sie fast ausnahmslos zu dicht 
stehen; auch Schmarotzerpflanzen auf den Stämmen 
spielen dabei mit. Im ersteren Falle trägt weniger 
ein falsches Pflanzverfahren die Schuld, als vielmehr 
die Indolenz der Eingeborenen, welche vielfach zu 
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träge sind, die abgefallenen reifen Nüsse für die 
Koprabereitung zu sammeln, und statt dessen die- 
selben, soweit sie nicht verderben, keimen und Wurzeln 
schlagen lassen. Auf dem gewöhnlichen Pflanzraume 
einer Palme habe ich zuweilen mehr als 20 mehr- 
jährige Pflanzen gezählt. Diese Uebelstände treten 
auf den Pakm= und Autinseln, die im Uebrigen reiche 
Bestände bergen, am deutlichsten hervor. Eine ratio- 
nelle Bewirthschaftung müßte nach Durchforstung der 
Bestände bei Reinhaltung des Bodens und regel- 
mäßiger Aberntung die Produktion dieser Inseln, 
deren Kopraausfuhr auf 30 bezw. 70 Tonnen an- 
gegeben wird, mit leichter Mühe und geringen Kosten 
ganz wesentlich steigern. 
Was die Hausthiere anbetrifft, so wird Schweine= 
zucht aller Orten reichlich betrieben; auch Ziegen 
und Schafe findet man häufiger. An Rindvieh da- 
gegen nennt nur ein einziger eingeborener Häuptling 
über 30 Stück sein eigen. Das erfreulichste Bild 
in landwirthschaftlicher Beziehung bietet die Pflanzung 
eines portugiesischen Mischbluts, auf welcher nach 
fleißigen Rodungen schon seit mehreren Jahren die 
Kokospalme ziemlich sachgemäß gepflanzt und ein 
Bestand von 22 Stück Großvieh herangezogen ist. 
Das bisher einzige europäische Pflanzungs- 
unternehmen am Pilapletau auf einem schätzungs- 
weise mit 65 ha angegebenen Areal gehört dem 
hiesigen Vertreter der Jaluit-Gesellschaft Lößner. 
Neben einigen vorhanden gewesenen Frucht- 
bäumen sind bislang etwa 800 Kokospalmen und 
30 Kaffeepflänzlinge ausgesetzt, welche sämmtlich ein 
gutes Wachsthum und frisches Aussehen zeigen. 
Gegenwärtig werden Rodungen und der Bau einer 
Werft ausgeführt. Emen stattlichen Eindruck macht 
die Niederlassung der Firma Davenport & Co. in 
Lot. Eine größere Werftanlage ermöglicht ein un- 
mittelbares Anlegen der Fahrzeuge; ein darauf be- 
findliches Feldbahngeleise erleichtert den Gütertrans- 
port nach und von den geräumigen Stores. Im 
Bau ist ein neues Wohnhaus. Von wesentlichem 
Interesse ist daselbst als erstes industrielles Unter- 
nehmen auf Ponape, welches alle Aussicht auf guten 
Erfolg gewährt, die Ende vorigen Monats in Betrieb 
gesetzte Dampfsägemühle. 
Die Jaluit= Gesellschaft hat den Ausbau ihrer 
Station in Langer mit Hülfe der ihr vom Bezirks- 
amt überlassenen Zimmerleute und sonstigen Arbeiter 
vollendet. Ein neues Wohnhaus, ein Anlegeschuppen 
und Waarenhaus auf der Werft, ferner ein Boots- 
schuppen sind daselbst entstanden. An einer Cisterne 
behufs Versorgung der Schiffe mit Wasser wird noch 
gearbeitet. Das Personal hat eine Vermehrung 
ersahren. Die Anlage macht einen guten Eindruck 
und entspricht in ihrer jetzigen äußeren Form allen 
zu stellenden Anforderungen. Auf Betreiben der 
Gesellschaft ist auch der Strandweg von den Einge- 
borenen um die ganze Insel herumgeführt worden. 
 
	        
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