Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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war die Umänderung, die sich in den wenigen Mo- 
naten hier vollzogen hatte. Fast überall, weit seit- 
wärts der Wege, waren die dort sehr häufigen 
Kickria in durchaus ordnungsmäßiger Weise von den 
Kunabembe in Ausbeutung genommen worden, und 
in sämmtlichen Dörsern befanden sich große Vorräthe 
an durchaus erstklassigem Kautschuk. Der neuange- 
legte Posten der Gesellschaft Süd-Kamerun in Duluku 
hatte 11⅛/ Tonnen Kautschuk aus den letzten beiden 
Monaten versandfsertig liegen, und nur ein momentan 
eingetretener Waarenmangel hatte den Ankauf noch 
bedeutend größerer Mengen verhindert. Dabei hatte 
sich die Trägerfrage in der zufriedenstellendsten Weise 
geregelt. Es war sogar gelungen, die Trägerpreise 
ohne Schaden noch etwas herabzusetzen, während die 
Gummipreise sich im Ganzen auf derselben Höhe 
gehalten hatten. Kurzum, der Export aus diesen 
Gegenden, der sicher in kürzester Zeit in derselben 
Ausdehnung sich bis Mokbe hinauf entwickeln wird, 
berechtigt zu den besten Hoffnungen. Des Interesses 
halber wäre zuzusügen, daß die Eingeborenen eine 
sehr praktische Art kleiner Kautschukmesser sich selbst 
konstruirt haben, die ein vorschriftsmäßiges Anzapfen 
der Stämme bis in die Höhe von etwa 5 m ge- 
statten. Ein Ersteigen der Bäume jedoch nach der 
Art, wie der Botaniker Schlechter sie einzuführen 
versuchte, hat keinen Anklang gefunden. 
In Duluku hielt ich mich zwei Tage auf, einmal, 
um eine Karawane von Bertuarekruten und Kranken 
mit überflüssig gewordenen Lasten, vor Allem dem 
Strafelfenbein, unter Führung eines zuverlässigen 
Unteroffiziers auf dem alten Wege durch Bangandu 
nach Molundu abzufertigen, dann aber auch, um für 
meine nun sehr viel kleiner und leichter gewordene 
Restexpedition Führer zum Djah zu finden, den ich 
in der Nähe von Ngoila zu erreichen hoffte. Bei 
Gelegenheit der damit verbundenen Verhandlungen 
stellte sich die mir vorher entgangene Thatsache her- 
aus, daß das seither als Kunabembe bezeichnete 
Gebiet keineswegs ein einheitlicher Stamm ist, daß 
vielmehr sich die als Kunabembe bezeichneten Leute, 
die in der größeren Mehrzahl zwischen Djah und 
Bumba sitzen und von den Njem als Vadjik zu- 
sammengesaßt werden, aus den kleinen Stämmen 
Kunabembe, Pomesale, Yeba und Esiell zusammen- 
setzen. Als der eigentliche Häuptling dieser Gebiete 
und auch zugleich Häuptling der Kunabembe im 
engeren Sinne ist übrigens nicht Duluku, wie früher 
angenommen, sondern der in Goma-Goma sitzende 
Bishuoa anzusehen, dem der Pomesalehäuptling Matta 
am Bumba etwa die Wage hält. Ich machte aus 
diesem Grunde einen Rasttag am 11. November in 
Matta, wo ich außerordentlich gut ausgenommen und 
mit Führern versehen wurde, die sich nachträglich 
recht gut bewährten. Am 12. November wurde der 
dicht bei Matta fließende Bumba überschritten. Der 
Fluß ist dort etwa 50 m breit, 5 bis 6 m tief und 
wegen der sehr reißenden Strömung nicht ohne 
Schwierigkeit zu überschreiten. Eingehende Erkundung 
  
Matta stromaufwärts. Stromabwärts ist die Benutz- 
barkeit des Flusses noch immer unentschieden geblieben, 
doch wird derselbe mit ziemlicher Bestimmtheit, selbst 
wenn bis an die Schnellenregion im nördlichen Ban- 
gandu heran Fälle oder Schnellen nicht vorhanden sein 
sollten, infolge gestürzter Stämme, einzelner Felsen, 
vor Allem aber infolge der außerordentlich starken 
Strömung als Verkehrsmittel kaum in Frage kommen. 
Von der Fährstelle etwa nach Westsüdwest führte 
der recht begangene Weg in den großen Urwald, der 
Kunabembe von Njem trennt und nur einen einzigen 
nicht sehr starken Ansiedelungskomplex von haupt- 
sächlich Kunabembe auf der Gesammtstrecke von etwa 
14 Tagemärschen trifft. Allerdings wurde am Abend 
des ersten Tages ein recht großes Yebadorf Momos- 
erreicht, das sich jedoch erst neuerdings auf diesem 
Wege, der muthmaßlichen künftigen Hauptverbindung 
für Regierungskarawanen vom Djah nach Norden, 
angebaut hat. Am 16. wurde in immer hügeliger 
werdendem Terrain der Hauptort von Goma- 
Goma, das sehr große Dorf des Häuptlings Bishuoa, 
erreicht. Der Weg war durch die theilweise noch 
recht stark angeschwollenen Flüßchen, trotzdem er sehr 
begangen war, ziemlich beschwerlich. Der Wald 
enthielt auch hier viele Kickria, dagegen auffallend 
wenige Elefantenspuren, wohl eine Folge des sast 
völligen Fehlens der sonst so verbreiteten Rayhia- 
sümpfe. Die Bevölkerung von Goma-Gomo selbst, 
wie dieser Bezirk nach der etwas nördlicher liegenden 
Landschaft, die sie früher inne hatte, genannt wird, 
unterschied sich kaum von den östlicher wohnenden 
Kunabembe, und war die Aufnahme eine recht gutc. 
Die neu eingerichtete Faktorei der Gesellschaft Süd- 
Kamerun befand sich allerdings noch im allerersten 
Entwickelungsstadium, da eine stärkere Betheiligung 
an der Gummiproduktion und vor Allem an der 
Trägerarbeit nach Molundu hin vorläufig noch nicht 
erzielt werden konnte, insbesondere da frühere Kriege 
mit Bangandu und den etwa in der Höhe von Ngoila 
etwas über den Djah nördlich hinaus ansässig ge- 
wordenen Bombassa die Leute surchtsom gemacht 
hatten. Einen zweitägigen Aufenthalt benutzte ich 
deshalb vor Allem dazu, der Bevölkerung Zutrauen 
einzuflößen und sie zur ausgiebigen Unterstützung der 
neuen Faktorei anzuhalten. Ueber den Erfolg bin 
ich noch nicht in der Lage, zu berichten. Doch 
schien mir vor Allem die geplante Verlegung 
der Station an eine für die Leute immer erreich- 
bare Stelle des oberen Flusses einen sehr gün- 
stigen Eindruck zu machen. Ich erhielt denn auch. 
ohne Weiteres eine Anzahl Führer zu einer 
geeigneten Stelle am oberen Djah, und man stellte 
mir aus eigenem Antrieb in Aussicht, den direkten 
Jagdweg in diese Gegend, der augenblicklich kaum 
passirbar sei, sobald die Regierung eine Anlage be- 
gonnen habe, durch Bagiellis aufzubessern. Vorläufg 
mußte ich, vor Allem des Hochwassers halber, den 
etwa zwei Tage weiteren Hauptweg, der nach Mo- 
lundu führt, einschlagen, um dann etwa einen Tage- 
  
ergab ein Schnellengebiet etwa einige Stunden von marsch vor diesem Orte westlich abzubiegen.
	        
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