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war die Umänderung, die sich in den wenigen Mo-
naten hier vollzogen hatte. Fast überall, weit seit-
wärts der Wege, waren die dort sehr häufigen
Kickria in durchaus ordnungsmäßiger Weise von den
Kunabembe in Ausbeutung genommen worden, und
in sämmtlichen Dörsern befanden sich große Vorräthe
an durchaus erstklassigem Kautschuk. Der neuange-
legte Posten der Gesellschaft Süd-Kamerun in Duluku
hatte 11⅛/ Tonnen Kautschuk aus den letzten beiden
Monaten versandfsertig liegen, und nur ein momentan
eingetretener Waarenmangel hatte den Ankauf noch
bedeutend größerer Mengen verhindert. Dabei hatte
sich die Trägerfrage in der zufriedenstellendsten Weise
geregelt. Es war sogar gelungen, die Trägerpreise
ohne Schaden noch etwas herabzusetzen, während die
Gummipreise sich im Ganzen auf derselben Höhe
gehalten hatten. Kurzum, der Export aus diesen
Gegenden, der sicher in kürzester Zeit in derselben
Ausdehnung sich bis Mokbe hinauf entwickeln wird,
berechtigt zu den besten Hoffnungen. Des Interesses
halber wäre zuzusügen, daß die Eingeborenen eine
sehr praktische Art kleiner Kautschukmesser sich selbst
konstruirt haben, die ein vorschriftsmäßiges Anzapfen
der Stämme bis in die Höhe von etwa 5 m ge-
statten. Ein Ersteigen der Bäume jedoch nach der
Art, wie der Botaniker Schlechter sie einzuführen
versuchte, hat keinen Anklang gefunden.
In Duluku hielt ich mich zwei Tage auf, einmal,
um eine Karawane von Bertuarekruten und Kranken
mit überflüssig gewordenen Lasten, vor Allem dem
Strafelfenbein, unter Führung eines zuverlässigen
Unteroffiziers auf dem alten Wege durch Bangandu
nach Molundu abzufertigen, dann aber auch, um für
meine nun sehr viel kleiner und leichter gewordene
Restexpedition Führer zum Djah zu finden, den ich
in der Nähe von Ngoila zu erreichen hoffte. Bei
Gelegenheit der damit verbundenen Verhandlungen
stellte sich die mir vorher entgangene Thatsache her-
aus, daß das seither als Kunabembe bezeichnete
Gebiet keineswegs ein einheitlicher Stamm ist, daß
vielmehr sich die als Kunabembe bezeichneten Leute,
die in der größeren Mehrzahl zwischen Djah und
Bumba sitzen und von den Njem als Vadjik zu-
sammengesaßt werden, aus den kleinen Stämmen
Kunabembe, Pomesale, Yeba und Esiell zusammen-
setzen. Als der eigentliche Häuptling dieser Gebiete
und auch zugleich Häuptling der Kunabembe im
engeren Sinne ist übrigens nicht Duluku, wie früher
angenommen, sondern der in Goma-Goma sitzende
Bishuoa anzusehen, dem der Pomesalehäuptling Matta
am Bumba etwa die Wage hält. Ich machte aus
diesem Grunde einen Rasttag am 11. November in
Matta, wo ich außerordentlich gut ausgenommen und
mit Führern versehen wurde, die sich nachträglich
recht gut bewährten. Am 12. November wurde der
dicht bei Matta fließende Bumba überschritten. Der
Fluß ist dort etwa 50 m breit, 5 bis 6 m tief und
wegen der sehr reißenden Strömung nicht ohne
Schwierigkeit zu überschreiten. Eingehende Erkundung
Matta stromaufwärts. Stromabwärts ist die Benutz-
barkeit des Flusses noch immer unentschieden geblieben,
doch wird derselbe mit ziemlicher Bestimmtheit, selbst
wenn bis an die Schnellenregion im nördlichen Ban-
gandu heran Fälle oder Schnellen nicht vorhanden sein
sollten, infolge gestürzter Stämme, einzelner Felsen,
vor Allem aber infolge der außerordentlich starken
Strömung als Verkehrsmittel kaum in Frage kommen.
Von der Fährstelle etwa nach Westsüdwest führte
der recht begangene Weg in den großen Urwald, der
Kunabembe von Njem trennt und nur einen einzigen
nicht sehr starken Ansiedelungskomplex von haupt-
sächlich Kunabembe auf der Gesammtstrecke von etwa
14 Tagemärschen trifft. Allerdings wurde am Abend
des ersten Tages ein recht großes Yebadorf Momos-
erreicht, das sich jedoch erst neuerdings auf diesem
Wege, der muthmaßlichen künftigen Hauptverbindung
für Regierungskarawanen vom Djah nach Norden,
angebaut hat. Am 16. wurde in immer hügeliger
werdendem Terrain der Hauptort von Goma-
Goma, das sehr große Dorf des Häuptlings Bishuoa,
erreicht. Der Weg war durch die theilweise noch
recht stark angeschwollenen Flüßchen, trotzdem er sehr
begangen war, ziemlich beschwerlich. Der Wald
enthielt auch hier viele Kickria, dagegen auffallend
wenige Elefantenspuren, wohl eine Folge des sast
völligen Fehlens der sonst so verbreiteten Rayhia-
sümpfe. Die Bevölkerung von Goma-Gomo selbst,
wie dieser Bezirk nach der etwas nördlicher liegenden
Landschaft, die sie früher inne hatte, genannt wird,
unterschied sich kaum von den östlicher wohnenden
Kunabembe, und war die Aufnahme eine recht gutc.
Die neu eingerichtete Faktorei der Gesellschaft Süd-
Kamerun befand sich allerdings noch im allerersten
Entwickelungsstadium, da eine stärkere Betheiligung
an der Gummiproduktion und vor Allem an der
Trägerarbeit nach Molundu hin vorläufig noch nicht
erzielt werden konnte, insbesondere da frühere Kriege
mit Bangandu und den etwa in der Höhe von Ngoila
etwas über den Djah nördlich hinaus ansässig ge-
wordenen Bombassa die Leute surchtsom gemacht
hatten. Einen zweitägigen Aufenthalt benutzte ich
deshalb vor Allem dazu, der Bevölkerung Zutrauen
einzuflößen und sie zur ausgiebigen Unterstützung der
neuen Faktorei anzuhalten. Ueber den Erfolg bin
ich noch nicht in der Lage, zu berichten. Doch
schien mir vor Allem die geplante Verlegung
der Station an eine für die Leute immer erreich-
bare Stelle des oberen Flusses einen sehr gün-
stigen Eindruck zu machen. Ich erhielt denn auch.
ohne Weiteres eine Anzahl Führer zu einer
geeigneten Stelle am oberen Djah, und man stellte
mir aus eigenem Antrieb in Aussicht, den direkten
Jagdweg in diese Gegend, der augenblicklich kaum
passirbar sei, sobald die Regierung eine Anlage be-
gonnen habe, durch Bagiellis aufzubessern. Vorläufg
mußte ich, vor Allem des Hochwassers halber, den
etwa zwei Tage weiteren Hauptweg, der nach Mo-
lundu führt, einschlagen, um dann etwa einen Tage-
ergab ein Schnellengebiet etwa einige Stunden von marsch vor diesem Orte westlich abzubiegen.