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Zimmer der europälschen Offiziere wurden so ver-
größert, daß sie eine Grundfläche von 18 zu 12 Fuß
für jeden Bewohner aufweisen; die Häuser wurden
mit Ziegeln gedeckt. Zur Verbesserung des Wassers
wurden Destillirapparate aufgestellt. Die Eingebo-
renenstädte sollen möglichst weit von den Nieder-
lassungen der Europäer getrennt event. auch verlegt
werden, wie dies in Lokoya geplant ist.
Eine besonders günstige Wirkung auf die Ge-
sundheit der Europäer schreibt Sir Frederick Lugard
dem Poole= und Tennisspiel zu. Es sei ein Sprüch-
wort im Lande „that no one who plays these
games is ever invalided.“"“
5. Zukünftige Politik.
Nachdem der Westen des Schutzgebiets bis an
die Grenzen des Emirats Sokoto der englischen
Herrschaft unterworfen worden ist, ist in diesem
Gebiet eine weitere kriegerische Expansion zunächst
nicht beabsichtigt; dagegen wird die baldige Festlegung
der West= und Nordgrenze gegen die franzöfischen
Gebiete befürwortet.
Für den östlichen Theil sind Maßnahmen von
größter Wichtigkeit geplant, nämlich die Unter-
werfung der Emtrate Bautschi, Mola und Bornu und
die Verwandlung derselben in vier englische Pro-
vinzen.") Die Regierung hofft durch diese Maß-
regeln eine große Handelsstraße nach dem Tsadsee zu
eröffren und zudem Gebiete zu erschließen, von
denen man annimmt, daß sie reich an werthvollen
Mineralien seien.
Diese Politik der kriegerischen Erschließung des
Landes soll nach den Plänen Sir Frederick Lugards
Hand in Hand gehen mit einer Eisenbahnpolitik
größten Stils. „Ein so ausgedehntes Land,“ heißt
es in dem Bericht, „wie Nigeria, welches im Ganzen
380 000 Quadratmeilen umfaßt — wovon 320 000
ouf Nord-Nigeria entfallen —, kann nur durch
Eisenbahnen kommerziell entwickelt werden. Ich ver-
weile hier nicht bei den politischen Gründen, welche
den Bahnbau in diesem verwundbaren Theil des
englischen Reichs als einen Theil der nationalen
Vertheidigung erscheinen lassen. Durch Bahnen allein
kann die rasche Konzentrirung von Truppen und
Kriegsvorräthen bewirkt werden, welche uns der Noth-
wendigkeit überhebt, eine viel größere Militärmacht
zur Bewachung unserer Grenzen auf den Beinen zu
halten. Eisenbahnen sind auch nöthig für die Zwecke
der inneren Verwaltung, da sie den Verkehr erleich-
tern. Ein so weites Land kann meiner Ansicht nach
nicht mit einer einzigen Eisenbahn auskommen. Die
Lagosbahn hat Ibadan — 130 Meilen von der
Küste — erreicht, und nur noch 150 Meilen ver-
hälmißmäßig leichten Terrains trennen sie vom Niger.
Es mag dahingestellt bleiben, ob es rathsamer ist —
mit Rücksicht auf die Geringwerthigkeit des Hafens
*) Diese Pläne sind zum Theil bereits ausgeführt
worden; Yola wurde von den Engländern erstürmt und
der Emir vertrieben und abgesetzt. Die Red.
von Lagos — eine Zweiglinie von Ibadan nach
Sapele zu bauen, wo ein guter Hafen vorhanden
ist, oder den Hafen in Lagos zu verbessern; diese
Frage sollte jedenfalls den Fortschritt der Linie über
Ibadan hinaus nicht aufhalten. Vielmehr sollte die
Bahn ohne Verzögerung nach Illorin weitergeführt
und zugleich an Ort und Stelle geprüst werden, ob
sie von letzterem Ort aus die Richtung auf Jebba
oder Egbayi — am Niger — einzuschlagen hat. Die
Lagosbahn, fortgeführt event. bis Kano und Katseno,
würde den Westen des Landes aufschließen und zum
Schutz desselben gegen einen möglichen Angriff aus
dieser Richtung beitragen. Eine zweite östliche Eisen-
bahn, von dem guten Hafen Old Kalabar ausgehend,
würde den Tsadsee als Endziel haben und die öst-
lichen Grenzen sichern. Mögen diese Ansichten richtig
sein oder nicht, von größter Wichtigkeit wäre es
jedenfalls, die Grundzüge einer Eisenbahnpolitik schon
jetzt festzulegen; denn durch Forschungen und Wegebau
kann viel gethan werden, um einen künftigen Eisen-
bahnbau vorzubereiten, und die lokalen Verwaltungs-
stellen könnten sich bei der Aufstellung ihrer Pläne
für die Erschließung des Landes nach ihnen richten.
Besonders wichtig ist, daß der Punkt, an welchem
die Lagosbahn den Niger kreuzen soll, alsbald fest-
gestellt wird, nicht nur wegen der Größe der Auf-
gabe des Brückenbaues, sondern auch deshalb, weil
von diesem Punkt aus der Schienenstrang zu gleicher
Zeit in nördlicher und südlicher Richtung gelegt
werden könnte, und weil die Baumaterialien billiger
zu Schiff dorthin befördert werden können, als auf
dem Landwege mittelst der Lagosbahn. Wie dem
auch sei, jeder Fuß einer Eisenbahn vom Niger nach
Kano würde, indem er den Karawanentransport
überflüssig machte, dahin wirken, die Entwickelung
des Handels von Nord-Nigeria zu beschleunigen.“
Goldgewinnung in Britisch-Keu-Guinea.
Dem Jahresberichte des Leutnant-Governor Le
Hunte über die Entwickelung von Britisch-Neu-Guinea
in der Zeit vom 1. Juli 1899 bis zum 30. Juni 1900
(vergl. Kol. Bl. 1902, S. 50) entnehmen wir folgende
Angaben: «
Während das Misima-Goldfeld der Louisiaden-
gruppe nahezu erschöpft ist, macht die Goldgewinnung
auf den Woodlarkinseln gute Fortschritte. Hier ist
neben dem Kulumedaufelde neuerdings auch das
Busaifeld für Minenpacht eröffnet. Die Einkünfte
des Nordostdistrikts, dem die letztgenannten Inseln
angehören, sind infolge der vermehrten Goldausbeute
von 81 8 im Vorjahre auf 1514 2 gestiegen. Wei-
teres Anwachsen des Goldertrages wird für das
nächste Jahr erwartet, wo die beiden größeren Ge-
sellschaften ihre Maschinen errichten wollen. 75 Pacht-
verträge, im Ganzen für 745 Acres, sind mit Gold-
suchern abgeschlossen. Zur Schlichtung von
Streitigkeiten über die vielfach verworrenen Felder-
grenzen ist ein besonderer Aufseher eingesetzt.