Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Kidundi liegt am Fuße des gleichnamigen Berges 
am linken Mjongaufer. Der Fluß, wie die ihn 
einsassenden Gesteinsmassen, weisen Spuren von 
Glimmer auf. Neben Korn, Tabak und Bananen 
werden hübsche Bambusbüsche sichtbar. Die Straße 
hält, am Fuße des langgestreckten Viseraka vorbei- 
führend, noch die Richtung Süd —Nord ein, um dann 
mit dem Flußlauf in großem Bogen gen Westen sich 
zu wenden. Gelegenheit zur Rast bietet das Dorf 
Mandera, welches mit der bekannten Missionsstation 
im südlichen Useguha nur den Namen gemein hat. 
Auf die unpraktische Art, verschiedene Dörfer mit 
ein und demselben Namen zu benennen, habe ich 
die Jumben wiederholt hingewiesen. 
Am Lufukiro hebt sich vor uns der Sagasa 
scharf vom Horizont ab. Ebenda steigen dichte 
Rauchwolken auf, deren Entfernung, wie wir bald 
merken, erheblich von uns überschätzt ist. Schon 
nach einer halben Stunde befinden wir uns mitten 
zwischen zwei Steppenbränden, die sich mit unheim- 
lichem Krachen und Zischen unserm selbstgetretenen 
Fußpfade auf wenige Schritte nähern. Die Reit- 
thiere stürmen mit erhobenen Nüstern davon, und 
es entsieht ein allgemeines Wettrennen in der 
Karawane, an dem sich nur die Träger mit ihren 
Lasten nicht betheiligen. Sie warten das Vorüber- 
ziehen des Feuers in der Windrichtung ab und 
folgen uns. Der Jumbe Kimweri erklärt uns, daß 
die Eingeborenen solche Feuer zwecks Gewinnung 
des Honigs wilder Bienen anzuzünden pflegen. Von 
der Richtigkeit dieser Behauptung konnten wir uns 
im weiteren Verlauf der Reise wiederholt über- 
zeugen. Ich benutzte diese Gelegenheit, die Ein- 
geborenen auf die Gewinnung von Wachs hinzu- 
weisen, dessen Werth ihnen noch unbekannt war. 
Gleichzeitig habe ich den Jumben es zur Pflicht 
gemacht, gegen das Wildbrennen, zu welchem Zwecke 
auch immer es geschehe, streng einzuschreiten. 
Durch schönen Hochwald, welcher Haine von 
Matambwe, einer der Bananenstaude ähnlichen 
Pflanze, birgt, erreichen wir Kwa Rombo, auf dem 
Gipfel des gleichnamigen, etwa 2000 m hohen 
Berges gelegen. Korn, Mais und Tabak werden 
hier noch mit Erfolg gebaut. In nordöstlicher 
Richtung führt uns der Weg weiter zur Mündung 
des Msango in den Kombe. Nach steilem Abstieg 
von dem mit dichtem Hochwald bestandenen Kifundo 
haben wir die Wasserscheide zwischen Luhiga und 
Lukigura überschritten. Ihm fließen eine Menge 
wasserreiche Bäche, sämmtlich Arme des Pogora, zu. 
Wir passiren schließlich auch diesen und schlagen in 
Kilwa kwa Bungire, am Juße des Luye, unser 
Lager auf. Kilwa gehört zu den größeren An- 
siedelungen der Wangun, die hier neben den üblichen 
Eingeborenenkulturen den Anbau zweier Ngwara 
und Maharagwe genannten Bohnenarten betreiben. 
In Mlembule kwa Mcharumbi war der Andrang 
zur Gerichtssitzung, der dichten Bevölkerung ent- 
sprechend, ein großer. Groß ist hier die Nachfrage 
  
nach Reiseerlaubnißscheinen zum Zweck des Einkaufs 
von Vieh in Iramba, wo solches angeblich für 
Tauschwaaren erhältlich ist. Die Straße führt durch 
eine gut angebaute Gegend an zahlreichen Ort- 
schaften vorüber nach Mairanga, dem alten, und in 
einer weiteren Stunde nach Mbwego, dem neuen 
Sitz des Jumben Mlinde. Mlinde ist einer der 
ältesten Jumben Useguhas und stand lange Zeit mit 
seinen Nachbarn, dem großen Sonyo und der 
Sultanin Mandaro, nicht auf dem besten Fuße. 
Die Verhältnisse haben sich indessen mit der definitiven 
Abgrenzung der dort benachbarten Jumbendistrikte 
und der Ersetzung Mandaros durch einen that- 
kräftigen Akida erheblich gebessert. Auch bei Mlinde 
haben sich viele Wakwavi angesiedelt und leben 
friedlich neben den Landeseingesessenen. Die vor- 
gebrachten Klagen betrafen fast ausschließlich Sklaven 
und Vieh. Die Ernte war gut ausgefallen, nur 
Mais infolge zu reichlichen Regens viel verdorben. 
In Muhena (Landschaft Kwa Mgwe) über- 
schritten wir den Kwemumbubach und erreichten die 
erste Anforstung der Friedrich Hoffmann-Pflanzung. 
Nach Passirung des Chamlolwabachs und der aus- 
gedehnten Kaffee= und Agavenfelder öffneten sich uns 
die gastlichen Räume des Europäerwohnhauses der 
Plantage. Hier war man mit der ersten Ramie- 
ernte mittelst Handentfaserungsmaschinen beschäftigt. 
Das an Regen reiche Jahr hat den jungen Pflanzen 
in den Flußniederungen zwar erheblich geschadct, da 
der harte Thonboden dort nicht durchlässig genug ist. 
Die nach Hause gesandte Probe hat indessen eine 
verhältnißmäßig günstige Beurtheilung erfahren. 
Gelobt wird die bis 1½ m betragende Länge der 
Faser, gerügt die mangelhafte Reinheit derselben, die 
durch geeignetere Handhabung der Maschinen ge- 
hoben werden soll. Nächst Ramie scheint Vanille 
die besten Erfolge zu versprechen. Die bisher ge- 
wonnenen Schoten besitzen ein prächtiges Aroma. 
Die Anforstungen von Teak-, Blau-, Roth-, Eisenholz, 
Melia, Akazien und Maulbeerbäumen entwickeln sich 
gut. Daneben sind vereinzelt Gummi-, Mango= und 
Orangenbäume angepflanzt. In sorgsam gepflegten 
Beeten reifen Ceylon-Ananas, Erdbeeren, Spargel, 
Kartoffeln, Weißkohl, rothe Rüben, Kohlrabi, Rettige, 
Kopffeldsalat und andere Gewächse. Die Plantage 
und damit die landschaftlich hervorragende Umgebung 
ist durch die Eröffnung einer weiteren Theilstrecke 
der Usambaraeisenbahn dem Verkehr näher gerückt. 
Von der Station Nyusi aus erreicht man auf neu- 
angelegter Straße die Plantage in zwei Stunden. 
Nach Besichtigung der Panganifälle brachte uns 
eine zwölfstündige Bootsfahrt den Fluß hinab nach 
Pangani zurück. — Die Reise bot Gelegenheit zur 
Sammlung von Erfahrungen mannigfacher Art. Der 
beste Reiseeindruck, den wir mit heimgenommen, war 
der, daß die Eingeborenen des Bezirks jeden, auch 
den unangenehmen passiven Widerstand gegen die 
Maßnahmen des Gouvernements aufgegeben und 
die Vortheile, die ihnen die deutsche Schutzherrschaft
	        
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