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Kidundi liegt am Fuße des gleichnamigen Berges
am linken Mjongaufer. Der Fluß, wie die ihn
einsassenden Gesteinsmassen, weisen Spuren von
Glimmer auf. Neben Korn, Tabak und Bananen
werden hübsche Bambusbüsche sichtbar. Die Straße
hält, am Fuße des langgestreckten Viseraka vorbei-
führend, noch die Richtung Süd —Nord ein, um dann
mit dem Flußlauf in großem Bogen gen Westen sich
zu wenden. Gelegenheit zur Rast bietet das Dorf
Mandera, welches mit der bekannten Missionsstation
im südlichen Useguha nur den Namen gemein hat.
Auf die unpraktische Art, verschiedene Dörfer mit
ein und demselben Namen zu benennen, habe ich
die Jumben wiederholt hingewiesen.
Am Lufukiro hebt sich vor uns der Sagasa
scharf vom Horizont ab. Ebenda steigen dichte
Rauchwolken auf, deren Entfernung, wie wir bald
merken, erheblich von uns überschätzt ist. Schon
nach einer halben Stunde befinden wir uns mitten
zwischen zwei Steppenbränden, die sich mit unheim-
lichem Krachen und Zischen unserm selbstgetretenen
Fußpfade auf wenige Schritte nähern. Die Reit-
thiere stürmen mit erhobenen Nüstern davon, und
es entsieht ein allgemeines Wettrennen in der
Karawane, an dem sich nur die Träger mit ihren
Lasten nicht betheiligen. Sie warten das Vorüber-
ziehen des Feuers in der Windrichtung ab und
folgen uns. Der Jumbe Kimweri erklärt uns, daß
die Eingeborenen solche Feuer zwecks Gewinnung
des Honigs wilder Bienen anzuzünden pflegen. Von
der Richtigkeit dieser Behauptung konnten wir uns
im weiteren Verlauf der Reise wiederholt über-
zeugen. Ich benutzte diese Gelegenheit, die Ein-
geborenen auf die Gewinnung von Wachs hinzu-
weisen, dessen Werth ihnen noch unbekannt war.
Gleichzeitig habe ich den Jumben es zur Pflicht
gemacht, gegen das Wildbrennen, zu welchem Zwecke
auch immer es geschehe, streng einzuschreiten.
Durch schönen Hochwald, welcher Haine von
Matambwe, einer der Bananenstaude ähnlichen
Pflanze, birgt, erreichen wir Kwa Rombo, auf dem
Gipfel des gleichnamigen, etwa 2000 m hohen
Berges gelegen. Korn, Mais und Tabak werden
hier noch mit Erfolg gebaut. In nordöstlicher
Richtung führt uns der Weg weiter zur Mündung
des Msango in den Kombe. Nach steilem Abstieg
von dem mit dichtem Hochwald bestandenen Kifundo
haben wir die Wasserscheide zwischen Luhiga und
Lukigura überschritten. Ihm fließen eine Menge
wasserreiche Bäche, sämmtlich Arme des Pogora, zu.
Wir passiren schließlich auch diesen und schlagen in
Kilwa kwa Bungire, am Juße des Luye, unser
Lager auf. Kilwa gehört zu den größeren An-
siedelungen der Wangun, die hier neben den üblichen
Eingeborenenkulturen den Anbau zweier Ngwara
und Maharagwe genannten Bohnenarten betreiben.
In Mlembule kwa Mcharumbi war der Andrang
zur Gerichtssitzung, der dichten Bevölkerung ent-
sprechend, ein großer. Groß ist hier die Nachfrage
nach Reiseerlaubnißscheinen zum Zweck des Einkaufs
von Vieh in Iramba, wo solches angeblich für
Tauschwaaren erhältlich ist. Die Straße führt durch
eine gut angebaute Gegend an zahlreichen Ort-
schaften vorüber nach Mairanga, dem alten, und in
einer weiteren Stunde nach Mbwego, dem neuen
Sitz des Jumben Mlinde. Mlinde ist einer der
ältesten Jumben Useguhas und stand lange Zeit mit
seinen Nachbarn, dem großen Sonyo und der
Sultanin Mandaro, nicht auf dem besten Fuße.
Die Verhältnisse haben sich indessen mit der definitiven
Abgrenzung der dort benachbarten Jumbendistrikte
und der Ersetzung Mandaros durch einen that-
kräftigen Akida erheblich gebessert. Auch bei Mlinde
haben sich viele Wakwavi angesiedelt und leben
friedlich neben den Landeseingesessenen. Die vor-
gebrachten Klagen betrafen fast ausschließlich Sklaven
und Vieh. Die Ernte war gut ausgefallen, nur
Mais infolge zu reichlichen Regens viel verdorben.
In Muhena (Landschaft Kwa Mgwe) über-
schritten wir den Kwemumbubach und erreichten die
erste Anforstung der Friedrich Hoffmann-Pflanzung.
Nach Passirung des Chamlolwabachs und der aus-
gedehnten Kaffee= und Agavenfelder öffneten sich uns
die gastlichen Räume des Europäerwohnhauses der
Plantage. Hier war man mit der ersten Ramie-
ernte mittelst Handentfaserungsmaschinen beschäftigt.
Das an Regen reiche Jahr hat den jungen Pflanzen
in den Flußniederungen zwar erheblich geschadct, da
der harte Thonboden dort nicht durchlässig genug ist.
Die nach Hause gesandte Probe hat indessen eine
verhältnißmäßig günstige Beurtheilung erfahren.
Gelobt wird die bis 1½ m betragende Länge der
Faser, gerügt die mangelhafte Reinheit derselben, die
durch geeignetere Handhabung der Maschinen ge-
hoben werden soll. Nächst Ramie scheint Vanille
die besten Erfolge zu versprechen. Die bisher ge-
wonnenen Schoten besitzen ein prächtiges Aroma.
Die Anforstungen von Teak-, Blau-, Roth-, Eisenholz,
Melia, Akazien und Maulbeerbäumen entwickeln sich
gut. Daneben sind vereinzelt Gummi-, Mango= und
Orangenbäume angepflanzt. In sorgsam gepflegten
Beeten reifen Ceylon-Ananas, Erdbeeren, Spargel,
Kartoffeln, Weißkohl, rothe Rüben, Kohlrabi, Rettige,
Kopffeldsalat und andere Gewächse. Die Plantage
und damit die landschaftlich hervorragende Umgebung
ist durch die Eröffnung einer weiteren Theilstrecke
der Usambaraeisenbahn dem Verkehr näher gerückt.
Von der Station Nyusi aus erreicht man auf neu-
angelegter Straße die Plantage in zwei Stunden.
Nach Besichtigung der Panganifälle brachte uns
eine zwölfstündige Bootsfahrt den Fluß hinab nach
Pangani zurück. — Die Reise bot Gelegenheit zur
Sammlung von Erfahrungen mannigfacher Art. Der
beste Reiseeindruck, den wir mit heimgenommen, war
der, daß die Eingeborenen des Bezirks jeden, auch
den unangenehmen passiven Widerstand gegen die
Maßnahmen des Gouvernements aufgegeben und
die Vortheile, die ihnen die deutsche Schutzherrschaft