Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

— 322 — 
Im „Steyler Herz-Jefu-Boten“ erzählt P. Witte, 
Missionar in Atakpame (Togo), von dem dort 
herrschenden Aberglauben, der auch beim Tode eines 
Missionsschülers Namens Awoku zu Tage trat: 
In Atakpame stirbt (nach dem herrschenden Aber- 
glauben) Niemand eines natürlichen Todes und wenn 
er auch 100 Jahre alt geworden wäre. Ein böser 
Mensch hat ihn umgebracht. So sollte auch Awoku 
vergiftet sein, die Probe hatte es ergeben. Die 
Fetischleute nahmen zwei Hühner, von denen das 
eine die in Frage stehende Person bezeichnet. Belden 
wird dann ein Tränklein gemischt. Stirbt das be- 
zeichnete davon, so ist der Betreffende an Vergiftung 
gestorben. So auch hier. Awoku war vergiftet, 
daran war kein Zweifel mehr. Herr Stationsleiter 
Schmidt allhier hörte auch von dem Gerüchte und 
zitirte den König und die Fetischleute zur Station. 
Auf die Frage, wie sie behaupten könnten, der Knabe 
sei vergistet worden, erhielt er die Antwort: Ja, das 
sei doch selbstverständlich, wenn die Probe mit den 
Hühnern das bewiesen habe. Er befahl dann, ihm 
einmal eine Probe von der bewährten Mixtur zu 
bringen, und erhielt den Saft aus der Rinde des 
Odumbaumes, ein starkes und schnell wirkendes Gift. 
Herr Schmidt ließ sich auch die Probe selbst an zwei 
Hühnern wiederholen, wobei nun die Fetischmänner 
ordentlich hereinfielen. Durch einen geschickten Griff 
versuchte einer von ihnen dem bezeichneten Huhn die 
Kehle zuzudrücken, wurde aber dabei ertappt und 
ausgepfiffen. Er hatte also den Hühnern wohl kein 
Gift gegeben, oder doch nur so wenig, daß das un- 
bezeichnete nicht auch draufgehen mußte. Aber durch 
solche Blamagen verlieren die Kerle ihr Ansehen nicht, 
oder besser: das Volk verliert nicht die Furcht vor 
ihnen. Es ist unglaublich, wie das arme Volk von 
diesen Kerlen drangsalirt wird. Durch Gebet und 
geduldige Arbeit kann aber auch hier dem Reiche 
Gottes der Weg gebahnt werden. 
Der Bericht der Missionsanstalt in Neuendettelsau 
für Ostern 1901 bis 1902 ergiebt, daß die Arbeit 
in Neu-Guinea im vergangenen Jahre unter dem 
Zeichen der Krankheitsnoth und des Arbeitermangels 
stand. Doch nahm die Missionsarbeit auf dem aus- 
reichend besetzten, zugleich als Gesundheitsstation 
dienenden Sattelberg einen erfreulichen Aufschwung. 
Eine große Anzahl Jungen konnte dauernd auf der 
Station festgehalten werden, und die Missionare ge- 
wannen durch fleißige Besuche nähere Fühlung mit 
den Eingeborenen. In dem Centrum des Mabim- 
gebletes hat sich aus verschiedenen Gründen die 
Gründung einer neuen Station als unumgänglich 
nothwendig herausgestellt und ist bereits in Angriff 
genommen. 
  
Rus fremden Holonien und 
Produktionsgebieten. 
Der Dandel mit arabischem Gummi, Elfenbein und 
Straußfedern im Sudan. 
Während der Periode, in welcher der Sudan 
dem Handel verschlossen war, waren die Umsätze in 
arabischem Gummi völlig unbedeutend. Die Sperre 
erreichte ihr Ende nach der Einnahme von Chartum 
im Jahre 1899. Von da ab zeigt die Gummi- 
ausfuhr gegen früher ein bedeutendes Anwachsen. 
Während vorher der Versand nach dem Auslande 
jährlich nicht mehr als 100 000 bis 150 000 kg 
betrug, ist er unerwartet im Jahre 1899 auf rund 
630 000 kg, im Jahre 1900 auf 1 863 000 kg 
und im Jahre 1901 auf 6 709 000 kg gestiegen. 
Man erwartet für das Jahr 1902 sogar noch eine 
weitere Zunahme. Das Jahr 1901 ist für die ein- 
heimischen Händler, welche sich mit dem Verkauf des 
arabischen Gummis befassen, sehr ungünstig gewesen. 
Infolge der starken Spekulation am Platze und der 
beständigen Baisse auf den europäischen Märkten hat 
die Kampagne mit einem Verlust von 1 260 000 
Franken abgeschlossen, dessen größerer Theil auf die 
einheimischen Händler und Spekulanten entfällt. Mit 
der neuen Ernte rechnet man auf eine allgemeine 
Besserung der Preise und auf ein Nachlassen der 
Spekulationsmanöver. 
Die Ausfuhr von Elfenbein belief sich nach der 
Statistik der Zollverwaltung im Jahre 1900 auf 
10 575 kg im Werthe von 8476 ägypt. Pfund. 
Gewöhnlich wird das Elfenbein durch die Regierung 
versteigert, nachdem eine entsprechende Bekanntmachung 
ergangen ist. Aber da dieser Artikel einen hohen 
Preis hat, so finden sich nur wenige Käufer ein, 
wodurch die Konkurrenz beschränkt wird. In der 
folgenden Tabelle sind die verschiedenen Qualitäten 
Elfenbein, welche man im Sudan findet, und die 
mittleren Preise derselben aufgeführt: 
Preis pro Kantar 
von 100 RNotoli 
(1 Rotoli = 440 Gramm) 
1. Qualität 775—830 Fr. 
2. - 465—595 
3. 260—335 
Barre (besondere Qualität, der Zahn 
wiegt 8 bis 15 Rotoli) . 570—-625- 
Clenche (besondere Qualität, der Zahn 
wiegt 1 bis 8 Rotoli) . 570—625 
Elfenbeinstücke . 260 —365 = 
Die Ausfuhr von Straußsedern bezifferte sich im 
Jahre 1900 auf 5698 kg im Werthe von 12 227 
ägypt. Pfund. Die Straußfedern werden in Packeten 
verkauft, welche 3 Rotoli schwarze und 1 Rotoli 
weiße Federn enthalten. Je nach der Qualität 
schwankt der Preis zwischen 65 und 104 Franken 
für das Packet von 4 Rotoli. Es giebt auch graue 
Federn, welche „ramadi“ genannt werden und 
6,50 Franken bis 9 Franken das Rotoli kosten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.