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Im „Steyler Herz-Jefu-Boten“ erzählt P. Witte,
Missionar in Atakpame (Togo), von dem dort
herrschenden Aberglauben, der auch beim Tode eines
Missionsschülers Namens Awoku zu Tage trat:
In Atakpame stirbt (nach dem herrschenden Aber-
glauben) Niemand eines natürlichen Todes und wenn
er auch 100 Jahre alt geworden wäre. Ein böser
Mensch hat ihn umgebracht. So sollte auch Awoku
vergiftet sein, die Probe hatte es ergeben. Die
Fetischleute nahmen zwei Hühner, von denen das
eine die in Frage stehende Person bezeichnet. Belden
wird dann ein Tränklein gemischt. Stirbt das be-
zeichnete davon, so ist der Betreffende an Vergiftung
gestorben. So auch hier. Awoku war vergiftet,
daran war kein Zweifel mehr. Herr Stationsleiter
Schmidt allhier hörte auch von dem Gerüchte und
zitirte den König und die Fetischleute zur Station.
Auf die Frage, wie sie behaupten könnten, der Knabe
sei vergistet worden, erhielt er die Antwort: Ja, das
sei doch selbstverständlich, wenn die Probe mit den
Hühnern das bewiesen habe. Er befahl dann, ihm
einmal eine Probe von der bewährten Mixtur zu
bringen, und erhielt den Saft aus der Rinde des
Odumbaumes, ein starkes und schnell wirkendes Gift.
Herr Schmidt ließ sich auch die Probe selbst an zwei
Hühnern wiederholen, wobei nun die Fetischmänner
ordentlich hereinfielen. Durch einen geschickten Griff
versuchte einer von ihnen dem bezeichneten Huhn die
Kehle zuzudrücken, wurde aber dabei ertappt und
ausgepfiffen. Er hatte also den Hühnern wohl kein
Gift gegeben, oder doch nur so wenig, daß das un-
bezeichnete nicht auch draufgehen mußte. Aber durch
solche Blamagen verlieren die Kerle ihr Ansehen nicht,
oder besser: das Volk verliert nicht die Furcht vor
ihnen. Es ist unglaublich, wie das arme Volk von
diesen Kerlen drangsalirt wird. Durch Gebet und
geduldige Arbeit kann aber auch hier dem Reiche
Gottes der Weg gebahnt werden.
Der Bericht der Missionsanstalt in Neuendettelsau
für Ostern 1901 bis 1902 ergiebt, daß die Arbeit
in Neu-Guinea im vergangenen Jahre unter dem
Zeichen der Krankheitsnoth und des Arbeitermangels
stand. Doch nahm die Missionsarbeit auf dem aus-
reichend besetzten, zugleich als Gesundheitsstation
dienenden Sattelberg einen erfreulichen Aufschwung.
Eine große Anzahl Jungen konnte dauernd auf der
Station festgehalten werden, und die Missionare ge-
wannen durch fleißige Besuche nähere Fühlung mit
den Eingeborenen. In dem Centrum des Mabim-
gebletes hat sich aus verschiedenen Gründen die
Gründung einer neuen Station als unumgänglich
nothwendig herausgestellt und ist bereits in Angriff
genommen.
Rus fremden Holonien und
Produktionsgebieten.
Der Dandel mit arabischem Gummi, Elfenbein und
Straußfedern im Sudan.
Während der Periode, in welcher der Sudan
dem Handel verschlossen war, waren die Umsätze in
arabischem Gummi völlig unbedeutend. Die Sperre
erreichte ihr Ende nach der Einnahme von Chartum
im Jahre 1899. Von da ab zeigt die Gummi-
ausfuhr gegen früher ein bedeutendes Anwachsen.
Während vorher der Versand nach dem Auslande
jährlich nicht mehr als 100 000 bis 150 000 kg
betrug, ist er unerwartet im Jahre 1899 auf rund
630 000 kg, im Jahre 1900 auf 1 863 000 kg
und im Jahre 1901 auf 6 709 000 kg gestiegen.
Man erwartet für das Jahr 1902 sogar noch eine
weitere Zunahme. Das Jahr 1901 ist für die ein-
heimischen Händler, welche sich mit dem Verkauf des
arabischen Gummis befassen, sehr ungünstig gewesen.
Infolge der starken Spekulation am Platze und der
beständigen Baisse auf den europäischen Märkten hat
die Kampagne mit einem Verlust von 1 260 000
Franken abgeschlossen, dessen größerer Theil auf die
einheimischen Händler und Spekulanten entfällt. Mit
der neuen Ernte rechnet man auf eine allgemeine
Besserung der Preise und auf ein Nachlassen der
Spekulationsmanöver.
Die Ausfuhr von Elfenbein belief sich nach der
Statistik der Zollverwaltung im Jahre 1900 auf
10 575 kg im Werthe von 8476 ägypt. Pfund.
Gewöhnlich wird das Elfenbein durch die Regierung
versteigert, nachdem eine entsprechende Bekanntmachung
ergangen ist. Aber da dieser Artikel einen hohen
Preis hat, so finden sich nur wenige Käufer ein,
wodurch die Konkurrenz beschränkt wird. In der
folgenden Tabelle sind die verschiedenen Qualitäten
Elfenbein, welche man im Sudan findet, und die
mittleren Preise derselben aufgeführt:
Preis pro Kantar
von 100 RNotoli
(1 Rotoli = 440 Gramm)
1. Qualität 775—830 Fr.
2. - 465—595
3. 260—335
Barre (besondere Qualität, der Zahn
wiegt 8 bis 15 Rotoli) . 570—-625-
Clenche (besondere Qualität, der Zahn
wiegt 1 bis 8 Rotoli) . 570—625
Elfenbeinstücke . 260 —365 =
Die Ausfuhr von Straußsedern bezifferte sich im
Jahre 1900 auf 5698 kg im Werthe von 12 227
ägypt. Pfund. Die Straußfedern werden in Packeten
verkauft, welche 3 Rotoli schwarze und 1 Rotoli
weiße Federn enthalten. Je nach der Qualität
schwankt der Preis zwischen 65 und 104 Franken
für das Packet von 4 Rotoli. Es giebt auch graue
Federn, welche „ramadi“ genannt werden und
6,50 Franken bis 9 Franken das Rotoli kosten.