Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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15 Minuten zurückgelegt, eine Leistung, die um so 
höher zu schäpen ist, als es vielleicht das erste Mal 
ist, doß überhaupt Jemand den Ausstieg auf dem Rücken 
eines Thieres zu Wege gebracht hat. Weiter aber 
bestehen auf dem ganzen Wege von der Küste bis 
zum Victoria-Nyanza keine nennenswerthen Gebirgs- 
züge. Das Kameel fühlt sich ebenso wohl und be- 
haglich an der Küste wie auch 2000 m über dem 
Meere auf den innerafrikanischen Hochplateaus. Es 
geht in der Trockenzeit am besten auf ebenem, festem, 
sodann sandigem Boden; in der Regenzeit gleitet es 
auf lehmigem Boden leicht aus, geht jedoch stunden- 
lang durch Wasser, sofern es nur Grund unter den 
Füßen finden kann und der Boden das Thier nicht 
zu tief in den Morast einsinken läßt. 
Daß die Fußsohle auf steinigem Boden leichter 
durchgelaufen wird, als auf sandigem Boden, mag 
verständlich sein. Jedoch habe ich bei 20 km Weg- 
strecke pro Tag auf Kalksteinchausseen, Lehmboden 
und Morast nie ein Durchlaufen der Fußsohlen be- 
obachtet. Die Erkrankungen des Hufes beim Pferde 
sind sicherlich ungleich schwerwiegender und schwerer 
zu behandeln. Reinigen der Wunde in einem Eimer 
Wasser, dem ein wenig Creolin oder Lysol beigemischt 
ist, und nachher Verbinden, um den Schmutz abzu- 
halten, genügt beim Kameel in den weitaus meisten 
Jällen. In der Regenzeit sollen durch Nässe her- 
vorgerufene Fußleiden entstehen. Nässe bedingt ein 
Weichwerden der Sohle, weswegen sie für Ver- 
letzungen leichter zugänglich ist, an die sich Folge- 
zustände anschließen können; doch habe ich nie solche 
während dreier Regenzeiten beobachtet. 
Hauterkrankungen in Form von Räude bilden in 
den Heimathländern des Kameels eine große Kala- 
mität. Die Ursachen liegen in der mangelhaften 
Hautpflege, verbunden mit den als Bruttstätten sehr 
geeigneten Lastdecken. Die Räudemilben bohren sich 
in die Haut des Thieres ein, um in kurzer Zeit eine 
weite Verbreitung über den Körper desselben zu 
erlangen. Als Vorbeugungsmaßregeln eignen sich: 
aufmerksames Beobachten der Thiere, ob sie sich 
scheuern, Auskochen der Lastdecken alle drei Wochen, 
Abtrennen und Isoliren der verdächtigen Thiere bei 
dem geringsten Verdachtsmomente, Haarpflege, Ver- 
meiden von Lastdecken als Träger der Milben. Bei 
geringgradiger Ausdehnung des Leidens empfehlen 
sich Waschungen mit fünfprozentiger Creolinlösung; 
bei allgemeiner Ausbreitung sollte man mit der 
Tödtung nicht zögern. Die Kameele gehen in ihrem 
Nährzustande erheblich zurück und gehen schließlich 
zu Grunde. 
Druckschäden müssen beim Lastentragen natur- 
gemäß ein häufiges Vorkommniß sein und bilden 
schwer heilbare Wunden. Bei einer Reise im Innern, 
bei der ein Ersatz nicht möglich ist, muß daher auf 
Ersatzthiere Bedacht genommen werden. Nach An- 
gabe von Reisenden wäre eine Belastung von zwei 
Centnern ein Maximum, meine Erfahrungen lassen 
zwar eine größere Belastung zu, doch muß auf gutes 
  
Satteln geachtet und beim Marsch in kupirtem Ter- 
rain die Last häufig wieder zurecht gerückt werden, 
wenn nicht das Thier gescheuert und unbrauchbar 
werden soll. 
-Ramerun. 
Cxpedition des Oberleutnants Dominik. 
IL*) 
Ueber einen Zug nach Marrua berichtet Ober- 
leutnant Dominik aus Garua unter dem 15. Fe- 
bruar 1902, wie folgt: 
Bei meinem Eintreffen in Garua erfuhr ich von 
der von Hauptmann Cramer v. Clausbruch zurück- 
gelassenen Abtheilung der Schutztruppe, daß sich nach 
dem mißglückten Angriff Siberus auf das Lager des 
Hauptmanns Cramer sämmtliche betheiligten Vasallen 
des Emirs zur Unterwerfung gestellt und Berträge 
abgeschlossen hätten. Das mächtige Bubanjidda sei 
von Oberleutnant Radtke in einem schweren Gefecht 
geschlagen und gleichfalls vertragsmäßig unterworfen. 
Der Emir Siberu sei mit dem abgesetzten Lamido 
Buba von Bubanjidda flüchtig und, von Oberleutnant 
Radtke scharf verfolgt, nach Marrua entkommen. 
Oberleutnant Radtke sei auf Befehl des Hauptmanns 
Cramer v. Clausbruch, der mittlerweile zur Küste 
abmarschirt war, in Mubi, wo er Ruhe stiften und 
einen neuen Lamido einsetzen sollte. 
Da Siberu noch im Lande und somit voraus- 
zusehen war, daß er nicht aufhören würde, zu wühlen 
und seinem Einfluß gegen die Station geltend zu 
machen, so beschloß ich, Siberu endgültig aus Ada- 
maua zu vertreiben und auch das letzte, mächtigste 
Fullah-Sultanat — Marrua — niederzuwerfen. 
Ich sandte sofort an Oberleutnant Radtke Mit- 
theilung über meine Maßnahmen und Entschlüsse 
nach Mubi und ersuchte ihn um Benachrichtigung, 
wo ich mich mit ihm zum Vormarsch auf Marrua 
vereinigen könnte. 
Am 11. Januar wurde die provisorische Station 
abgesteckt und fand die Uebernahme der vorhandenen 
Pferde-, Rindvieh= und Kleinviehbestände statt, gleich- 
zeitig zog Sanitätsunteroffizier Haase mit den Trä- 
gern und Lasten der Expedition in das verlassene 
Lager der (2.) Kompagnie (Schlosser), wo er unter 
den Befehl des Oberarztes Krawietz trat, der mit 
der Stationsanlage beginnen sollte; 300 Arbeiter 
waren zu diesem Zweck von den umliegenden neuen 
Vasallen beordert. 
Am 12. bereits bestimmte Oberleutnant Radtke 
als Treffpunkt: Die Mao Lue-Furt nördlich Giddo. 
Die fünf Tage in Garua-Leinde wurden voll 
ausgenutzt, um Vorbereitungen zum Zuge nach 
Marrua und zum provisorischen Stationsbau zu 
treffen, zur Orientirung über Land, Leute und poli- 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 309—313.
	        
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