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15 Minuten zurückgelegt, eine Leistung, die um so
höher zu schäpen ist, als es vielleicht das erste Mal
ist, doß überhaupt Jemand den Ausstieg auf dem Rücken
eines Thieres zu Wege gebracht hat. Weiter aber
bestehen auf dem ganzen Wege von der Küste bis
zum Victoria-Nyanza keine nennenswerthen Gebirgs-
züge. Das Kameel fühlt sich ebenso wohl und be-
haglich an der Küste wie auch 2000 m über dem
Meere auf den innerafrikanischen Hochplateaus. Es
geht in der Trockenzeit am besten auf ebenem, festem,
sodann sandigem Boden; in der Regenzeit gleitet es
auf lehmigem Boden leicht aus, geht jedoch stunden-
lang durch Wasser, sofern es nur Grund unter den
Füßen finden kann und der Boden das Thier nicht
zu tief in den Morast einsinken läßt.
Daß die Fußsohle auf steinigem Boden leichter
durchgelaufen wird, als auf sandigem Boden, mag
verständlich sein. Jedoch habe ich bei 20 km Weg-
strecke pro Tag auf Kalksteinchausseen, Lehmboden
und Morast nie ein Durchlaufen der Fußsohlen be-
obachtet. Die Erkrankungen des Hufes beim Pferde
sind sicherlich ungleich schwerwiegender und schwerer
zu behandeln. Reinigen der Wunde in einem Eimer
Wasser, dem ein wenig Creolin oder Lysol beigemischt
ist, und nachher Verbinden, um den Schmutz abzu-
halten, genügt beim Kameel in den weitaus meisten
Jällen. In der Regenzeit sollen durch Nässe her-
vorgerufene Fußleiden entstehen. Nässe bedingt ein
Weichwerden der Sohle, weswegen sie für Ver-
letzungen leichter zugänglich ist, an die sich Folge-
zustände anschließen können; doch habe ich nie solche
während dreier Regenzeiten beobachtet.
Hauterkrankungen in Form von Räude bilden in
den Heimathländern des Kameels eine große Kala-
mität. Die Ursachen liegen in der mangelhaften
Hautpflege, verbunden mit den als Bruttstätten sehr
geeigneten Lastdecken. Die Räudemilben bohren sich
in die Haut des Thieres ein, um in kurzer Zeit eine
weite Verbreitung über den Körper desselben zu
erlangen. Als Vorbeugungsmaßregeln eignen sich:
aufmerksames Beobachten der Thiere, ob sie sich
scheuern, Auskochen der Lastdecken alle drei Wochen,
Abtrennen und Isoliren der verdächtigen Thiere bei
dem geringsten Verdachtsmomente, Haarpflege, Ver-
meiden von Lastdecken als Träger der Milben. Bei
geringgradiger Ausdehnung des Leidens empfehlen
sich Waschungen mit fünfprozentiger Creolinlösung;
bei allgemeiner Ausbreitung sollte man mit der
Tödtung nicht zögern. Die Kameele gehen in ihrem
Nährzustande erheblich zurück und gehen schließlich
zu Grunde.
Druckschäden müssen beim Lastentragen natur-
gemäß ein häufiges Vorkommniß sein und bilden
schwer heilbare Wunden. Bei einer Reise im Innern,
bei der ein Ersatz nicht möglich ist, muß daher auf
Ersatzthiere Bedacht genommen werden. Nach An-
gabe von Reisenden wäre eine Belastung von zwei
Centnern ein Maximum, meine Erfahrungen lassen
zwar eine größere Belastung zu, doch muß auf gutes
Satteln geachtet und beim Marsch in kupirtem Ter-
rain die Last häufig wieder zurecht gerückt werden,
wenn nicht das Thier gescheuert und unbrauchbar
werden soll.
-Ramerun.
Cxpedition des Oberleutnants Dominik.
IL*)
Ueber einen Zug nach Marrua berichtet Ober-
leutnant Dominik aus Garua unter dem 15. Fe-
bruar 1902, wie folgt:
Bei meinem Eintreffen in Garua erfuhr ich von
der von Hauptmann Cramer v. Clausbruch zurück-
gelassenen Abtheilung der Schutztruppe, daß sich nach
dem mißglückten Angriff Siberus auf das Lager des
Hauptmanns Cramer sämmtliche betheiligten Vasallen
des Emirs zur Unterwerfung gestellt und Berträge
abgeschlossen hätten. Das mächtige Bubanjidda sei
von Oberleutnant Radtke in einem schweren Gefecht
geschlagen und gleichfalls vertragsmäßig unterworfen.
Der Emir Siberu sei mit dem abgesetzten Lamido
Buba von Bubanjidda flüchtig und, von Oberleutnant
Radtke scharf verfolgt, nach Marrua entkommen.
Oberleutnant Radtke sei auf Befehl des Hauptmanns
Cramer v. Clausbruch, der mittlerweile zur Küste
abmarschirt war, in Mubi, wo er Ruhe stiften und
einen neuen Lamido einsetzen sollte.
Da Siberu noch im Lande und somit voraus-
zusehen war, daß er nicht aufhören würde, zu wühlen
und seinem Einfluß gegen die Station geltend zu
machen, so beschloß ich, Siberu endgültig aus Ada-
maua zu vertreiben und auch das letzte, mächtigste
Fullah-Sultanat — Marrua — niederzuwerfen.
Ich sandte sofort an Oberleutnant Radtke Mit-
theilung über meine Maßnahmen und Entschlüsse
nach Mubi und ersuchte ihn um Benachrichtigung,
wo ich mich mit ihm zum Vormarsch auf Marrua
vereinigen könnte.
Am 11. Januar wurde die provisorische Station
abgesteckt und fand die Uebernahme der vorhandenen
Pferde-, Rindvieh= und Kleinviehbestände statt, gleich-
zeitig zog Sanitätsunteroffizier Haase mit den Trä-
gern und Lasten der Expedition in das verlassene
Lager der (2.) Kompagnie (Schlosser), wo er unter
den Befehl des Oberarztes Krawietz trat, der mit
der Stationsanlage beginnen sollte; 300 Arbeiter
waren zu diesem Zweck von den umliegenden neuen
Vasallen beordert.
Am 12. bereits bestimmte Oberleutnant Radtke
als Treffpunkt: Die Mao Lue-Furt nördlich Giddo.
Die fünf Tage in Garua-Leinde wurden voll
ausgenutzt, um Vorbereitungen zum Zuge nach
Marrua und zum provisorischen Stationsbau zu
treffen, zur Orientirung über Land, Leute und poli-
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 309—313.