Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

die Last zeitig genug zu stützen, weshalb es in 
solchem Falle kurze Schritte machte. Wenn man 
bedenkt, daß 525 Schritt einen Kilometer aus- 
machen, und somit die Schrittlänge eines Kameels 
nahezu zwei Meter beträgt, andererseits das Kameel 
ein Paßgänger ist und die Last beständig von einer 
Seite zur anderen wirft, so kann man sich leicht 
vorstellen, daß die Last in bergigem Terrain früh- 
zeitiger gestützt werden muß, als es auf ebenem 
Boden der Fall ist. Um die Schwankungen weniger 
groß zu machen, habe ich die Last beim Abstieg 
jedesmal nach unten drücken lassen. Beim Aufstieg 
liegt die Last von vornherein stets nach hinten, 
weshalb ein Nachuntendrücken in diesem Falle nicht 
nöthig ist. Gerade hier kann man den besten Maß- 
stab an die Leistungsfähigkeit des Kameels stellen. 
Es giebt kaum eine andere Stelle, wo das Bergauf 
und Bergab zahlreicher anzutreffen ist, als auf der 
ganzen Karawanenstraße von Dar-es-Saläm bis 
zum Nyanzasee, wenngleich die Höhenunterschiede an 
anderen Orten größer sein mögen. Es mog eine 
offene Frage bleiben, ob es gerathen ist, des Nachts 
oder in der Frühe zu reisen. So oft ich es auf 
meinen weiten Wanderungen in Deutsch= und Eng- 
lisch-Ostafrika und Uganda nur möglich machen 
konnte, habe ich mit Vorliebe die Nacht benutzt. 
Der Weg ging über mäßig ebenes Terrain ohne 
viel Steigungen bis zum Msenga, wo ich nach 
6⅛ Stunden ankam. Von Misenga bis zur Ma- 
fisifähre beträgt die Strecke nochmals 26 km und 
bietet absolut keine Schwierigkeiten. Auf dem Rück- 
wege zum Msenga erlebte ich ein Abenteuer. 
Die Brücke, die über den Lugologolobach führte, 
war mehr als schadhaft, und da ich sie nicht aus- 
bessern konnte, verdeckte ich ihre Blöße mit Gras. 
Was vorauszusehen war, geschah; das Kameel brach 
auf der Mitte der Brücke mit derselben durch, 
machte einen gewaltigen Satz und rettete sich an das 
jenseitige Ufer. Aber es hat diese Hinterlist nie 
vergessen. Als ich am nächsten Tage wieder an 
die schadhafte Stelle gelangte, um dasselbe Manöver 
zu wiederholen, war es auf keine Weise zum Hin- 
übergehen zu bewegen. Dieses Gerücht verbreitete 
sich sehr schnell in den umliegenden Ortschaften. 
Während sich sonst die Einwohner scheu zurückhalten, 
kamen sie mir zahlreich von Punduguru ungerufen 
zu Hülfe, gruben die steilen Uferränder des Baches 
ab und brachten auf diese Weise das Kameel glück- 
lich hinübver. Dem Kameel wurden kurz entschlossen 
die Füße zusammengebunden und dasselbe unter 
lautem Halloh hinübergeschleist, wobei den Wilden 
die energischen Protestrufe des Kameels am meisten 
Vergnügen bereiteten. 
Ich zog aus diesem Erlebniß die Lehre, daß 
Brücken in Afrika nutzlos, ja sogar gefährlich sein 
können, wenn sie nicht eine schwere Belastung in 
der Regen= und der Trockenzeit zu tragen vermögen. 
Würde man jedoch überall eine Furt zum Flusse 
herstellen, indem man die Ufer nach beiden Seiten 
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hin abschrägt, so würde man sowohl in der Regen- 
wie in der Trockenzeit mit dem Kameel gleich gut 
hinüberkommen, selbst wenn man im Flusse keinen 
Grund finden würde. Diese Wahrnehmung habe 
ich auf meinen ferneren Reisen noch öfter gemacht. 
  
Deutsch-Südwelktafrika. 
Dandel des Schutzgebietes. 
Der auswärtige Handel des Schutzgebietes hat 
gegen das Vorjahr eine beträchtliche Steigerung er- 
fahren. Die Gesammtausfuhr des Jahres 1901 
hatte einen Werth von 1240 000 Mark gegen 
908 000 Mk. des Jahres 1900. Im Wesentlichen 
fällt diese Zunahme einer erhöhten Guanoausfuhr 
zu. Dieselbe betrug 1901 rund 8500 Tonnen mit 
einem Werthe von etwa 850 000 Mk. gegen 6129 
Tonnen mit 610 000 Mk. des Vorjahres. Auch die 
Ausfuhr von Straußenfedern hat mit 72 000 Mk. 
wiederum eine Steigerung um 13 000 Mk. erfahren, 
die für eine stetige Zunahme der Strauße infolge 
des Munitionsmangels bei den Eingeborenen zeugt. 
Rind= und Kleinvieh ist im vergangenen Jahre für 
118 000 Mk. ausgeführt worden und hat sich damit 
ungefähr auf der Höhe im Vorjahre gehalten. In- 
folge der kriegerischen Unruhen an den Grenzen des 
Schutzgebietes wagen es die Viehhändler und -besitzer 
nur selten, größere Viehtrupps nach der Kapkolonie 
zu treiben, weil sie befürchten müssen, daß ihnen das 
Vieh von den kriegführenden Parteien abgenommen 
wird. Sie ziehen es daher vor, das Schlachtvieh 
im Schutzgebiete, allerdings zu einem minderen Preise 
als in der Kapkolonie abzusetzen. 
Die Waareneinfuhr im Jahre 1901 hatte einen 
Werth von 10 075 000 Mk. gegen 6 981 000 Mk. 
des Jahres 1900; das bedeutet eine Zunahme von 
über 3 Millionen. Von den eingeführten Waaren 
stammen für 8 385 000 Mk., also über 80 PéCt., 
aus dem Eigenhandel des Mutterlandes, Deutschland; 
für 1 450 000 Mk. aus der Kapkolonie und für 
205 000 Mk. aus England. Die Haupteinfuhrartikel 
bilden Eisenwaaren (mit rund 5000 Tonnen), Stein- 
kohlen (etwa 6000 Tonnen) und Verzehrungsgegen- 
stände (Konserven, Mehl, Reis, Kaffee, Spirituosen). 
Die Einnahmen an Einfuhrzöllen betrugen etwa 
800 000 Mk., an Ausfuhrzöllen 135 000 Mk., zu- 
sammen 935 000 Mk. gegen etwa 800 000 Mk. 
im Vorzjahre. (Deutsch-südwestafrikanische Zeitung.) 
Sur Frage der Malaria-verbreitung und -Bekämpfung 
wird uns von einem Herrn aus Deutsch-Südwest- 
afrika geschrieben: 
In den Monaten März bis August 1898 trat 
in einer Reihe von Ortschaften unseres Schutzgebietes 
die Malaria epidemisch auf. Viele im Innern des 
Landes lebende Europäer bekamen oft wochen-, ja 
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