die Last zeitig genug zu stützen, weshalb es in
solchem Falle kurze Schritte machte. Wenn man
bedenkt, daß 525 Schritt einen Kilometer aus-
machen, und somit die Schrittlänge eines Kameels
nahezu zwei Meter beträgt, andererseits das Kameel
ein Paßgänger ist und die Last beständig von einer
Seite zur anderen wirft, so kann man sich leicht
vorstellen, daß die Last in bergigem Terrain früh-
zeitiger gestützt werden muß, als es auf ebenem
Boden der Fall ist. Um die Schwankungen weniger
groß zu machen, habe ich die Last beim Abstieg
jedesmal nach unten drücken lassen. Beim Aufstieg
liegt die Last von vornherein stets nach hinten,
weshalb ein Nachuntendrücken in diesem Falle nicht
nöthig ist. Gerade hier kann man den besten Maß-
stab an die Leistungsfähigkeit des Kameels stellen.
Es giebt kaum eine andere Stelle, wo das Bergauf
und Bergab zahlreicher anzutreffen ist, als auf der
ganzen Karawanenstraße von Dar-es-Saläm bis
zum Nyanzasee, wenngleich die Höhenunterschiede an
anderen Orten größer sein mögen. Es mog eine
offene Frage bleiben, ob es gerathen ist, des Nachts
oder in der Frühe zu reisen. So oft ich es auf
meinen weiten Wanderungen in Deutsch= und Eng-
lisch-Ostafrika und Uganda nur möglich machen
konnte, habe ich mit Vorliebe die Nacht benutzt.
Der Weg ging über mäßig ebenes Terrain ohne
viel Steigungen bis zum Msenga, wo ich nach
6⅛ Stunden ankam. Von Misenga bis zur Ma-
fisifähre beträgt die Strecke nochmals 26 km und
bietet absolut keine Schwierigkeiten. Auf dem Rück-
wege zum Msenga erlebte ich ein Abenteuer.
Die Brücke, die über den Lugologolobach führte,
war mehr als schadhaft, und da ich sie nicht aus-
bessern konnte, verdeckte ich ihre Blöße mit Gras.
Was vorauszusehen war, geschah; das Kameel brach
auf der Mitte der Brücke mit derselben durch,
machte einen gewaltigen Satz und rettete sich an das
jenseitige Ufer. Aber es hat diese Hinterlist nie
vergessen. Als ich am nächsten Tage wieder an
die schadhafte Stelle gelangte, um dasselbe Manöver
zu wiederholen, war es auf keine Weise zum Hin-
übergehen zu bewegen. Dieses Gerücht verbreitete
sich sehr schnell in den umliegenden Ortschaften.
Während sich sonst die Einwohner scheu zurückhalten,
kamen sie mir zahlreich von Punduguru ungerufen
zu Hülfe, gruben die steilen Uferränder des Baches
ab und brachten auf diese Weise das Kameel glück-
lich hinübver. Dem Kameel wurden kurz entschlossen
die Füße zusammengebunden und dasselbe unter
lautem Halloh hinübergeschleist, wobei den Wilden
die energischen Protestrufe des Kameels am meisten
Vergnügen bereiteten.
Ich zog aus diesem Erlebniß die Lehre, daß
Brücken in Afrika nutzlos, ja sogar gefährlich sein
können, wenn sie nicht eine schwere Belastung in
der Regen= und der Trockenzeit zu tragen vermögen.
Würde man jedoch überall eine Furt zum Flusse
herstellen, indem man die Ufer nach beiden Seiten
—
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hin abschrägt, so würde man sowohl in der Regen-
wie in der Trockenzeit mit dem Kameel gleich gut
hinüberkommen, selbst wenn man im Flusse keinen
Grund finden würde. Diese Wahrnehmung habe
ich auf meinen ferneren Reisen noch öfter gemacht.
Deutsch-Südwelktafrika.
Dandel des Schutzgebietes.
Der auswärtige Handel des Schutzgebietes hat
gegen das Vorjahr eine beträchtliche Steigerung er-
fahren. Die Gesammtausfuhr des Jahres 1901
hatte einen Werth von 1240 000 Mark gegen
908 000 Mk. des Jahres 1900. Im Wesentlichen
fällt diese Zunahme einer erhöhten Guanoausfuhr
zu. Dieselbe betrug 1901 rund 8500 Tonnen mit
einem Werthe von etwa 850 000 Mk. gegen 6129
Tonnen mit 610 000 Mk. des Vorjahres. Auch die
Ausfuhr von Straußenfedern hat mit 72 000 Mk.
wiederum eine Steigerung um 13 000 Mk. erfahren,
die für eine stetige Zunahme der Strauße infolge
des Munitionsmangels bei den Eingeborenen zeugt.
Rind= und Kleinvieh ist im vergangenen Jahre für
118 000 Mk. ausgeführt worden und hat sich damit
ungefähr auf der Höhe im Vorjahre gehalten. In-
folge der kriegerischen Unruhen an den Grenzen des
Schutzgebietes wagen es die Viehhändler und -besitzer
nur selten, größere Viehtrupps nach der Kapkolonie
zu treiben, weil sie befürchten müssen, daß ihnen das
Vieh von den kriegführenden Parteien abgenommen
wird. Sie ziehen es daher vor, das Schlachtvieh
im Schutzgebiete, allerdings zu einem minderen Preise
als in der Kapkolonie abzusetzen.
Die Waareneinfuhr im Jahre 1901 hatte einen
Werth von 10 075 000 Mk. gegen 6 981 000 Mk.
des Jahres 1900; das bedeutet eine Zunahme von
über 3 Millionen. Von den eingeführten Waaren
stammen für 8 385 000 Mk., also über 80 PéCt.,
aus dem Eigenhandel des Mutterlandes, Deutschland;
für 1 450 000 Mk. aus der Kapkolonie und für
205 000 Mk. aus England. Die Haupteinfuhrartikel
bilden Eisenwaaren (mit rund 5000 Tonnen), Stein-
kohlen (etwa 6000 Tonnen) und Verzehrungsgegen-
stände (Konserven, Mehl, Reis, Kaffee, Spirituosen).
Die Einnahmen an Einfuhrzöllen betrugen etwa
800 000 Mk., an Ausfuhrzöllen 135 000 Mk., zu-
sammen 935 000 Mk. gegen etwa 800 000 Mk.
im Vorzjahre. (Deutsch-südwestafrikanische Zeitung.)
Sur Frage der Malaria-verbreitung und -Bekämpfung
wird uns von einem Herrn aus Deutsch-Südwest-
afrika geschrieben:
In den Monaten März bis August 1898 trat
in einer Reihe von Ortschaften unseres Schutzgebietes
die Malaria epidemisch auf. Viele im Innern des
Landes lebende Europäer bekamen oft wochen-, ja
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