Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Ueber die Eisenindustrie der Neger berichtet 
P. Franz Müller von seiner Reise Quer durch 
Anjamwesi. Von Ndala nach Uschirombo, 
im „Afrika-Boten“ Folgendes: 
Vor den Hütten dieser Neger findet man große 
Haufen röthlicher Erde, welche eisenhaltig ist und 
den Eingeborenen das nöthige Rohmaterial liefert, 
um Hacken und Beile zu verfertigen. Jedes Jahr 
kommen große Karawanen von Händlern aus Ushi—- 
rombo, Usambira und Usuvi nach Rdala, Ujui, 
Mhuge, Karundi 2c., um die geschätzten Erzeugnisse 
ihrer Industrie zu verkaufen. Die Schneidefläche 
der Hacken von Usambiro ist halbkreissörmig ge- 
rundet, während die von Usuvi herzförmig sind; 
sie werden auch den ersteren wegen ihrer größeren 
Dauerhaftigkeit vorgezogen. Uebrigens halten auch 
sie selten länger wie ein Jahr her, worauf nur 
mehr ein kleiner Stumpf als Spielzeug für Kinder 
übrig bleibt. Deshalb machen auch die Leute des 
Westens (Wanamweri) jedes Jahr ein gutes Geschäft 
mit ihren Karawanen, da die Neger stets neue 
Hacken kaufen müssen. Deutsch-Ostafrika scheint 
übrigens nicht bloß Eisen aufzuweisen, sondern 
überhaupt reich an Metallen zu sein, wie ich den 
Erzählungen des H. P. von der Burgt und dem 
Umstand entnehme, daß Herr Janke in Msalala, 
Usindja, und Ussongo Gold gefunden hat. Man 
erzählt, daß die Warundi (Leute von Urundi) schwere 
Armbänder aus reinem Gold und herrlichem Kupfer 
tragen. 
  
In demselben Bericht schreibt P. Franz 
Müller über die große Schädlichkeit der Leoparden: 
Der unersättliche Blutdurst macht den Leoparden 
zu einem der gefürchtetsten Feinde unserer Schaf- 
und Ziegenheerden in Unjamwesi. Unter dem Schutze 
der Nacht schleicht er an die Hürden und Hütten 
heran, wo er Schafe oder Ziegen wittert, bricht 
mit Leichtigkeit in die verhältnißmäßig leichten 
Bauten ein und hört nicht auf zu morden, bis das 
letzte Thier getödtet und sein Blut getrunken ist. 
Denn der Leopard nimmt die getödteten Thiere 
nicht mit. Sein Verlangen geht nur nach Blut. 
Leider gelingen ihm seine Raubzüge nur zu häufig, 
trotz der Wachsamkeit der Eingeborenen, von denen 
stets einer in der Nähe der Heerden sein Nacht- 
quartier aufschlägt. — Auch unserer Heerde hat der 
Leopard schon manchen empfindlichen Schaden zuge- 
fügt. Hat er doch einmal unsere ganze Heerde, be- 
stehend aus 54 Ziegen, erwürgt. Mittelst einer 
kleinen Oeffnung in der Mauer hatte die Bestie sich 
nachts einen Zugang zum Stall erbrochen, und als 
wir am nächsten Morgen nach unserer Heerde sahen, 
da waren alle Ziegen getödtet. Unsern Schmerz 
über diesen Verlust kann man sich leicht vorstellen, 
wenn man bedenkt, daß diese Heerde unseren einzigen 
Vorrath bildete, den wir theils durch Geschenke be- 
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freundeter Häuptlinge, theils durch die Freigiebigkeit 
unserer Wohlthäter in Europa erworben hatten. 
Die Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft 
über Südwestafrika besagen: 
„Es ist eine sehr erfreuliche Bewegung zum 
Christenthum hin, die nun schon einige Jahre anhält 
und immer noch weitere Kreise zu ergreifen scheint, 
und zwar nicht nur die der schon immer empfäng- 
licheren Bergdamaras, sondern auch die der bisher 
so stumpfen Hereros. Schon im vorigen Jahre 
konnten auf mehreren Stationen verhältnißmäßig 
große Scharen Heiden getauft werden, und in diesem 
Jahre scheinen es noch mehr zu werden. Bereits 
im ersten Vierteljahr dieses Jahres wurden gemeldet 
aus Windhuk 141, Okombahe 149, Omburo 6, 
Omarurn 33, Otjozondiupa 30, Okazeva 25, 
Otjosazu 41 Heidentaufen. Und noch etwas be- 
grüßen wir mit besonderer Freude; das ist, daß hie 
und da schlichte, einfache Gemeindeglieder auftreten 
und auf entfernt liegenden heidnischen Werften frei- 
„willige Evangelistendienste thun. So erzählt Missio- 
nar Dannert in Omaruru von der Thätigkeit zweier 
solcher Christen, die auf zwei verschiedenen Plätzen, 
der eine zehn Stunden, der andere vier Tagereisen 
von der Station entfernt, Schulunterricht ertheilen 
und Gottesdienst halten. Der eine hat 27, der 
andere 22 Personen im Taufunterricht. Ganz ähn- 
lich erzählt Missionar Bernsmann aus Omburo, wie 
11 bis 12 Stunden nordöstlich der Sohn des 
Werfthäuptlings Zachäus eine solche freiwillige 
Evangelistenarbeit begonnen habe. Oft kann man 
hören: „Gottes Wort beißt uns, sticht uns, ist uns 
wie ein Donnerschlag"“. Unsere Völler sind eben 
sehr zurückhaltend und scheuen es, sich ins Herz 
sehen zu lassen. Es sind nicht sehr viele Leute, mit 
denen man ohne Umschweife und erfolgreich ein 
geistliches Gespräch anknüpfen und führen kann. 
Wollte man aber die anderen als geistlich todt be- 
zeichnen, so würde man weit fehlen.“ 
Die Missionare haben kürzlich auch einen „Hirten- 
brief an die christlichen Gemeinden im Hereroland“ 
gerichtet, in dem sie unter Anderem aus Anlaß bis- 
heriger Erfahrungen gegen das Auf-Borg-Nehmen 
von Sachen bei den Händlern und das nachherige 
Bezahlen mit Ländereien ernstlich warnen und zu 
ordentlicher Arbeit während der sechs Tage der 
Woche mahnen. 
Die Rheinische Missionsgesellschaft berichtet, daß 
über den Papuas in Neu-Guinea noch immer eine 
tiefe dunkle Nacht lagert. „Es ist doch“, so wird 
geschrieben, „furchtbar hart für unfre Brüder, daß 
nach 15 Jahren opfer= und thränenreicher Arbeit 
noch kein sichtbarer und greifbarer Erfolg vorhanden 
ist, d. h. noch kein Heide getauft werden konnte. 
Das ist ja nun freilich auf anderen Gebieten auch 
der Fall gewesen, wie z. B. im Hereroland, wo jetzt 
unsere Missionare die großen Ernten einheimsen 
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