Ueber die Eisenindustrie der Neger berichtet
P. Franz Müller von seiner Reise Quer durch
Anjamwesi. Von Ndala nach Uschirombo,
im „Afrika-Boten“ Folgendes:
Vor den Hütten dieser Neger findet man große
Haufen röthlicher Erde, welche eisenhaltig ist und
den Eingeborenen das nöthige Rohmaterial liefert,
um Hacken und Beile zu verfertigen. Jedes Jahr
kommen große Karawanen von Händlern aus Ushi—-
rombo, Usambira und Usuvi nach Rdala, Ujui,
Mhuge, Karundi 2c., um die geschätzten Erzeugnisse
ihrer Industrie zu verkaufen. Die Schneidefläche
der Hacken von Usambiro ist halbkreissörmig ge-
rundet, während die von Usuvi herzförmig sind;
sie werden auch den ersteren wegen ihrer größeren
Dauerhaftigkeit vorgezogen. Uebrigens halten auch
sie selten länger wie ein Jahr her, worauf nur
mehr ein kleiner Stumpf als Spielzeug für Kinder
übrig bleibt. Deshalb machen auch die Leute des
Westens (Wanamweri) jedes Jahr ein gutes Geschäft
mit ihren Karawanen, da die Neger stets neue
Hacken kaufen müssen. Deutsch-Ostafrika scheint
übrigens nicht bloß Eisen aufzuweisen, sondern
überhaupt reich an Metallen zu sein, wie ich den
Erzählungen des H. P. von der Burgt und dem
Umstand entnehme, daß Herr Janke in Msalala,
Usindja, und Ussongo Gold gefunden hat. Man
erzählt, daß die Warundi (Leute von Urundi) schwere
Armbänder aus reinem Gold und herrlichem Kupfer
tragen.
In demselben Bericht schreibt P. Franz
Müller über die große Schädlichkeit der Leoparden:
Der unersättliche Blutdurst macht den Leoparden
zu einem der gefürchtetsten Feinde unserer Schaf-
und Ziegenheerden in Unjamwesi. Unter dem Schutze
der Nacht schleicht er an die Hürden und Hütten
heran, wo er Schafe oder Ziegen wittert, bricht
mit Leichtigkeit in die verhältnißmäßig leichten
Bauten ein und hört nicht auf zu morden, bis das
letzte Thier getödtet und sein Blut getrunken ist.
Denn der Leopard nimmt die getödteten Thiere
nicht mit. Sein Verlangen geht nur nach Blut.
Leider gelingen ihm seine Raubzüge nur zu häufig,
trotz der Wachsamkeit der Eingeborenen, von denen
stets einer in der Nähe der Heerden sein Nacht-
quartier aufschlägt. — Auch unserer Heerde hat der
Leopard schon manchen empfindlichen Schaden zuge-
fügt. Hat er doch einmal unsere ganze Heerde, be-
stehend aus 54 Ziegen, erwürgt. Mittelst einer
kleinen Oeffnung in der Mauer hatte die Bestie sich
nachts einen Zugang zum Stall erbrochen, und als
wir am nächsten Morgen nach unserer Heerde sahen,
da waren alle Ziegen getödtet. Unsern Schmerz
über diesen Verlust kann man sich leicht vorstellen,
wenn man bedenkt, daß diese Heerde unseren einzigen
Vorrath bildete, den wir theils durch Geschenke be-
375
freundeter Häuptlinge, theils durch die Freigiebigkeit
unserer Wohlthäter in Europa erworben hatten.
Die Berichte der Rheinischen Missionsgesellschaft
über Südwestafrika besagen:
„Es ist eine sehr erfreuliche Bewegung zum
Christenthum hin, die nun schon einige Jahre anhält
und immer noch weitere Kreise zu ergreifen scheint,
und zwar nicht nur die der schon immer empfäng-
licheren Bergdamaras, sondern auch die der bisher
so stumpfen Hereros. Schon im vorigen Jahre
konnten auf mehreren Stationen verhältnißmäßig
große Scharen Heiden getauft werden, und in diesem
Jahre scheinen es noch mehr zu werden. Bereits
im ersten Vierteljahr dieses Jahres wurden gemeldet
aus Windhuk 141, Okombahe 149, Omburo 6,
Omarurn 33, Otjozondiupa 30, Okazeva 25,
Otjosazu 41 Heidentaufen. Und noch etwas be-
grüßen wir mit besonderer Freude; das ist, daß hie
und da schlichte, einfache Gemeindeglieder auftreten
und auf entfernt liegenden heidnischen Werften frei-
„willige Evangelistendienste thun. So erzählt Missio-
nar Dannert in Omaruru von der Thätigkeit zweier
solcher Christen, die auf zwei verschiedenen Plätzen,
der eine zehn Stunden, der andere vier Tagereisen
von der Station entfernt, Schulunterricht ertheilen
und Gottesdienst halten. Der eine hat 27, der
andere 22 Personen im Taufunterricht. Ganz ähn-
lich erzählt Missionar Bernsmann aus Omburo, wie
11 bis 12 Stunden nordöstlich der Sohn des
Werfthäuptlings Zachäus eine solche freiwillige
Evangelistenarbeit begonnen habe. Oft kann man
hören: „Gottes Wort beißt uns, sticht uns, ist uns
wie ein Donnerschlag"“. Unsere Völler sind eben
sehr zurückhaltend und scheuen es, sich ins Herz
sehen zu lassen. Es sind nicht sehr viele Leute, mit
denen man ohne Umschweife und erfolgreich ein
geistliches Gespräch anknüpfen und führen kann.
Wollte man aber die anderen als geistlich todt be-
zeichnen, so würde man weit fehlen.“
Die Missionare haben kürzlich auch einen „Hirten-
brief an die christlichen Gemeinden im Hereroland“
gerichtet, in dem sie unter Anderem aus Anlaß bis-
heriger Erfahrungen gegen das Auf-Borg-Nehmen
von Sachen bei den Händlern und das nachherige
Bezahlen mit Ländereien ernstlich warnen und zu
ordentlicher Arbeit während der sechs Tage der
Woche mahnen.
Die Rheinische Missionsgesellschaft berichtet, daß
über den Papuas in Neu-Guinea noch immer eine
tiefe dunkle Nacht lagert. „Es ist doch“, so wird
geschrieben, „furchtbar hart für unfre Brüder, daß
nach 15 Jahren opfer= und thränenreicher Arbeit
noch kein sichtbarer und greifbarer Erfolg vorhanden
ist, d. h. noch kein Heide getauft werden konnte.
Das ist ja nun freilich auf anderen Gebieten auch
der Fall gewesen, wie z. B. im Hereroland, wo jetzt
unsere Missionare die großen Ernten einheimsen
4