dürfen. Er wird aber in Neu-Guinea schwerer
dadurch zu ertragen, daß die Bevölkerung überhaupt
so sehr gering ist und in dem von unserer Mission
besetzten Gebiet nicht viel über 1000 Seelen be-
tragen mag, wenn es so viele sind. Zudem scheint
sie noch zurückzugehen. Ohne daß eine besondere
Schuld vorliegt, scheint sie den Einflüssen der neuen
Zeit nicht gewachsen zu sein. Die erwachsenen Ein-
geborenen verharren nach wie vor in ihrem heid-
nischen Wesen und Aberglauben. Die Papuas hier
in ihrer Allgemeinheit sind zu eng mit dem alten
Wesen verwachsen und die Lüge ist ihnen zu sehr
zur zweiten Natur geworden. Gerade die Erstlinge
haben es ja am schwersten, sich loszumachen und zum
Durchbruch zu kommen. Dagegen wird die Schule
sehr gut besucht. Wenn ein Kind einmal fehlen
muß, so kommt es stets und bittet um Erlaubniß.
Es ist eine Freude, zu beobachten, wie mit der Zeit
auch das Verständniß für die biblische Geschichte bei
den Kindern wächst. Und die Kinder erzählen das
Gehörte zu Hause, und die Alten erzählen es in den
umliegenden Dörfern. Auch der Gottesdienst wird.
stark besucht.“ Ein zurückkehrender Missionar wurde
von Alt und Jung mit freundlichen und fröhlichen
Gesichtern am Strande begrüßt, und auch zur
Arbeit zeigten sich die Leute willig.
Ueber Land und Leute auf den deutschen Inseln
der Südsee entnimmt die Zeitschrift „Kreuz und
Schwert“ aus einem Vortrag des Herrn P. Bley
Folgendes:
Trotzdem schon eine lange Reihe von Jahren
verflossen ist, seitdem Deutschland sich überseeische
Kolonien erworben hat, fehlt es im weiten deutschen
Vaterlande noch immer an dem Interesse, welches
die Sache verdient; namentlich ist das der Fall den
Kolonien in der Südsee gegenüber. Und doch sind
die Südsee-Inseln so außerordentlich schön und inter-
essant und haben eine Zukunft, wie vielleicht die an-
deren Kolonien nicht.
In der Südsee haben die Deutschen zuerst im
Jahre 1885 dauernde Besitzungen erworben, und
zwar den dritten Theil von Neu-Guinca, den
Bismarck-Archipel, die Salomons-Inseln, Neupommern,
die Admiralitäts-Inseln, Neuhannover und einige
andere. Die Karolinen haben wir ja bekanntlich in
letzter Zeit günstig von den Spaniern gekauft, ebenso
wie einen Theil von Samoa, wofür wir leider einen
herrlichen Theil der Salomons-Inseln verloren haben.
Bereits vor Deutschland hatte unsere Kongrega-
tion vom hl. Herzen dort festen Fuß gefaßt. Auf
die Gebiete unserer Missionen möchte ich nun Ihr
Augenmerk noch besonders richten, denn die habe ich
ja durch eigene Anschauung in 12jähriger Thätigkeit
kennen gelernt. Dort sehen wir herrliche Kokos-
palmen, die jährlich gegen 200 Nüsse hervorbringen,
und die verschiedensten Arten Palmen, den mächtigen
Brot-Fruchtbaum, der zweimal im Jahre voll von
Früchten hängt, Feigenbäume, Eukalyptusbäume, die
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an Höhe mit unseren deutschen Kirchen wetteifern;
sie erreichen eine Höhe bis 70 m. Dazwischen
ranken malerisch Lianen, deren Wurzeln bis auf den
Boden hängen. In den Bäumen treiben die bunten,
zahlreichen Vögel ihr munteres Spiel, aber so bunt
und farbenprächtig sie sind, so liederarm sind sie
auch. So ist in der Natur Alles ausgeglichen. Vier-
füßler sind nur spärlich auf den Inseln vertreten.
Wildschweine, kleine Kängurus, halb so groß wie die
afrikanischen, zwei Arten von Baumbären, Wander-
ratten und eine große Anzahl von rattengroßen
Mäusen, das ist ungefähr alles. Was das Klima
anbetrifft, so herrscht dort vollständiges Tropenklima,
28 bis 30° Celsius haben wir das ganze Jahr,
und oft steigt die Temperatur zu enormer Höhe.
Bei dieser Temperatur gedeiht die Natur herrlich,
viele Fruchtbäume tragen zweimal, manche das ganze
Jahr hindurch. Man lebt in einem wahren Para-
diese, zumal gar keine wilden Thiere, keine giftigen
Schlangen die Sicherheit des Lebens und Besitzes
stören.
Aber die Menschen entsprechen der Natur nicht.
Die Bewohner stehen auf der niedrigsten Kulturstufe,
sie sind Kannibalen, Menschenfresser. Gelehrte haben
den Menschen im Urzustand für am besten erklärt.
Wenn sie, wie wir, jene Männer im Urzustande
sähen, wenn sie die niedrige sittliche Stufe kennen
lernten, auf der solche Leute stehen, sie würden
anders urtheilen. In schmutzigen, niedrigen Hütten,
die kaum gegen Wind und Regen schützen, liegen die
Eingeborenen — oft mehrere Familien durcheinander
— des Nachts auf der bloßen Erde, zusammen mit
Hunden und Schweinen. Blickt man am Tage
hinein, so sieht man ein Paar traurige, vom Rauch
getrübte Frauenaugen und schmutzige Greise und
Kinder. Für einen Europäer ist das nicht auszu-
halten, und er erträgt lieber Regen und Unwetter,
als daß er in einer solchen Hütte Unterkommen
sucht. Natürlich entstehen durch diesen Schmutz viele
Krankheiten, besonders Hautkrankheiten, an denen der
größte Theil der Bevölkerung leidet. Auch die rothe
Ruhr tritt häufig auf, hervorgerufen durch die Nah-
rungsweise. Viele Eingeborene essen mit Vorliebe
Hunde= und Mäusefleisch, manche kauen lebendige
Eidechsen. Würmer werden einen Augenblick an ein
heißes Eisen gehalten und dann verzehrt.
Aber so groß dies Elend der Wilden auch ist,
noch größer ist das geistige. Es fehlt ihnen völlig
die Kenntniß Gottes und göttlicher Dinge, sie sind
abgestumpft gegen Alles, sogar gegen den Tod.
Wohl haben sie die Idee von dem Vorhandensein
eines Gottes, als eines Wesens, von dem nur alles
Böse und Schlechte, Leiden und Qualen kommen,
und gegen den schützen sie sich durch Zaubermittel.
Die erste Folge dieser Unreligiösität ist eine ent-
setzliche Grausamkeit, die sie bei Menschen und
Thieren anwenden. Mit Vorliebe rupfen sie Hühner rc.
bei lebendigem Leibe und braten die Thiere, solange
sie noch leben, um sich an den Zuckungen der ge-