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schwemmt sein, aber jedenfalls bilden sich dann eine
Menge Strudel, die der Schifffahrt sehr gefährlich
würden. Diese Stelle könnte meines Erachtens nur
durch einen Kanal bezw. durch Umladen überwunden
werden.
Die Felsen bei Mangidi zu sprengen, erscheint
mir ihrer Ausdehnung wegen unmöglich. An anderen
Stellen könnten kleinere Felsblöcke am Ufer — so—
fern sie gefährlich werden könnten und durch Auf—
räumen des Flusses freigelegt sind — durch Spren-
gungen leicht beseitigt werden. Zu den Aufräumungs-
arbeiten, Schließen der kleinen Arme, die wohl nur
bei niedrigem Wasserstande auszuführen wären,
würden meines Erachtens sechs Monate erforderlich
sein, wobei mehrere Arbeitergruppen in einer Reihe
von Einbäumen in zugewiesenen Abschnitten zu
arbeiten hätten.
Das Rameel als Cransportmittel in Deutsch-Ostafrika.
Von Thierarzt Schmidt.
IV.
Ein zweites Haupterforderniß für eine Fahrt ins
Innere stellt ein für afrikanische Verhältnisse brauch-
barer Wagen dar, wie ich ihn nach meinen Angaben
in Deutschland habe bauen lassen.
Bei einem Wagen in Afrika muß man zuerst die
Bodenverhältnisse, welche daselbst nicht immer günstig
sind, in Betracht ziehen. Deshalb muß der Wagen
möglichst weite Spur haben, um sicher an Abhängen
und Bergen entlang zu fahren; der Reifen muß
10 cm breit sein, damit der Wagen auf weichem
Boden nicht zu tief einsinkt. Der ganze Wagen
gleicht im Bau dem eines gewöhnlichen, in Deutsch-
land üblichen Lastwagens, nur sind die Räder etwas
höher, damit die Bewegung auf rauhem Boden leichter
ist. Bei dem Bau des Wagens muß hauptsächlich
darauf gesehen werden, daß bei geringem Eigengewicht
die Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit möglichst groß
werde. Die Hauptsache ist, nur gutes Material dazu
zu verwenden und einen guten Verband herzustellen,
damit derselbe trotz der Leichtigkeit doch den größten
Stoß vertragen kann.
An Holzarbeit muß bei den Rädern nur gutes,
trockenes Material verwandt werden. Gewöhnlich
werden zu Lastwagen frische Naben verwendet, welche
dann, wenn die Ringe einmal locker werden, wieder
gebunden werden müssen. Ein Lockerwerden der
Ringe darf aber bei diesen Wagen nicht vorkommen,
weil erstens in Afrika Schmiede nicht immer zur
Hand sind und weil es zweitens bei dem dortigen
Klima zu oft vorkommen würde. Es ist deshalb
Erforderniß, daß nur gutes, trockenes Eichenholz zu
Rädern verarbeitet wird. Eichenholz nimmt außer-
dem wenig Nässe an und trocknet auch bei großer Hitze
wenig ein. Die Verarbeitung ist zwar etwas schwer,
aber die Erfahrung lehrt, daß jahrelang an solchem
Holze keine Reparatur nothwendig wird.
dem Wagen losgingen.
Die Reifen müssen, wie schon oben gesagt, 10 cm
breit, dürfen aber nicht zu stark, höchstens 10 bis
12 mm dick sein, damit der Wagen nicht zu schwer
wird.
Die Achsen müssen gute gewöhnliche Schmier-
achsen sein und Vorsteckkapseln an den Enden tragen.
In Deutschland werden gewöhnlich Schraubenkapseln
hergestellt, die aber den Nachtheil haben, daß man
sich nicht helfen kann, wenn an ihnen irgend etwas
passirt. Mit Vorsteckkapseln kann man sich aber
immer helfen; geht einmal eine Kapsel verloren, kann
man einfach ein oder zwei Nägel davorstecken, dann
geht es im Nothfall, auch ist eine Vorsteckkapsel
leicht erneuert.
Was die Gestelle anbelangt, so muß sämmtliches
Holz, ausgenommen die Achsfutter, worin die Achse
liegt, von gutem, trockenem, eichenem Holze gearbeitet
sein, damit sich niemals eine Schraube lösen kann.
Die Achsfutter von Eichenholz spalten leicht;
Buchenholz ist fester. Da die Achsfutter von den
Schameln ganz bedeckt werden, ist ein Modern der-
selben ausgeschlossen.
Der Beschlag von Eisen beim Einbinden der
Achsen darf nicht zu stark sein. Es ist immer darauf
Bedacht zu nehmen, so viel wie möglich Gewicht
zu sparen.
Um die Lenkbarkeit des Vordergestelles mehr zu
befördern, müssen auf dem Vorderschamel zwei eiserne
Kränze angebracht werden; dann kann der Dreh-
schamel nie von der Seite weggehen, und die beiden
Kränze halten einander immer das Eleichgewicht.
Die Deichsel muß vorn zum Herausnehmen sein,
damit man sich bei etwaigen Unfällen belfen kann.
Das Hintergestell ist mit einer Bremse versehen,
mit der man beim Bergabfahren den Wagen im Lauf
nicht nur hindern, sondern sogar sofort zum Stehen
bringen kann. Die Bremse ist unter den Hinter-
armen angebracht und ruht auf zwei eisernen Schienen.
Die Bremse wird mit einer Spindel vorwärts und
rückwärts bewegt. Im Ganzen muß dieselbe gut
und sicher angebracht werden, damit keine Unfälle
vorkommen können.
Die Raupen des Hinterschamels sowie auch die
des Drehschamels sind unten mit guten, eisernen
Stützen und oben mit einer eisernen Kette versehen,
damit dieselben bei dem größten Nuck nicht ausweichen
können. Die Kette kann, im Falle dieselbe beim
Beladen oder Abladen im Wege ist, mittelst eines
Hebels leicht gelöst und auch wieder befestigt werden.
Was den Anstrich des Wagens anbelangt, so ist
hauptsächlich darauf zu achten, daß er gut geölt und
hinterher mit Farbe gestrichen wird.
Der Preis eines solchen Wagens belief sich, vom
Wagenbauer Reimer in Hagenow in Mecklenburg
nach meinen Angaben hergestellt, auf 350 Mk.
Es war anfangs ein gewagtes Unternehmen,
Kameele zum Ziehen anzulernen, ohne Gefahr zu
laufen, überfahren zu werden, wenn dieselben mit
Späterhin habe ich es ver-