Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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schwemmt sein, aber jedenfalls bilden sich dann eine 
Menge Strudel, die der Schifffahrt sehr gefährlich 
würden. Diese Stelle könnte meines Erachtens nur 
durch einen Kanal bezw. durch Umladen überwunden 
werden. 
Die Felsen bei Mangidi zu sprengen, erscheint 
mir ihrer Ausdehnung wegen unmöglich. An anderen 
Stellen könnten kleinere Felsblöcke am Ufer — so— 
fern sie gefährlich werden könnten und durch Auf— 
räumen des Flusses freigelegt sind — durch Spren- 
gungen leicht beseitigt werden. Zu den Aufräumungs- 
arbeiten, Schließen der kleinen Arme, die wohl nur 
bei niedrigem Wasserstande auszuführen wären, 
würden meines Erachtens sechs Monate erforderlich 
sein, wobei mehrere Arbeitergruppen in einer Reihe 
von Einbäumen in zugewiesenen Abschnitten zu 
arbeiten hätten. 
Das Rameel als Cransportmittel in Deutsch-Ostafrika. 
Von Thierarzt Schmidt. 
IV. 
Ein zweites Haupterforderniß für eine Fahrt ins 
Innere stellt ein für afrikanische Verhältnisse brauch- 
barer Wagen dar, wie ich ihn nach meinen Angaben 
in Deutschland habe bauen lassen. 
Bei einem Wagen in Afrika muß man zuerst die 
Bodenverhältnisse, welche daselbst nicht immer günstig 
sind, in Betracht ziehen. Deshalb muß der Wagen 
möglichst weite Spur haben, um sicher an Abhängen 
und Bergen entlang zu fahren; der Reifen muß 
10 cm breit sein, damit der Wagen auf weichem 
Boden nicht zu tief einsinkt. Der ganze Wagen 
gleicht im Bau dem eines gewöhnlichen, in Deutsch- 
land üblichen Lastwagens, nur sind die Räder etwas 
höher, damit die Bewegung auf rauhem Boden leichter 
ist. Bei dem Bau des Wagens muß hauptsächlich 
darauf gesehen werden, daß bei geringem Eigengewicht 
die Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit möglichst groß 
werde. Die Hauptsache ist, nur gutes Material dazu 
zu verwenden und einen guten Verband herzustellen, 
damit derselbe trotz der Leichtigkeit doch den größten 
Stoß vertragen kann. 
An Holzarbeit muß bei den Rädern nur gutes, 
trockenes Material verwandt werden. Gewöhnlich 
werden zu Lastwagen frische Naben verwendet, welche 
dann, wenn die Ringe einmal locker werden, wieder 
gebunden werden müssen. Ein Lockerwerden der 
Ringe darf aber bei diesen Wagen nicht vorkommen, 
weil erstens in Afrika Schmiede nicht immer zur 
Hand sind und weil es zweitens bei dem dortigen 
Klima zu oft vorkommen würde. Es ist deshalb 
Erforderniß, daß nur gutes, trockenes Eichenholz zu 
Rädern verarbeitet wird. Eichenholz nimmt außer- 
dem wenig Nässe an und trocknet auch bei großer Hitze 
wenig ein. Die Verarbeitung ist zwar etwas schwer, 
aber die Erfahrung lehrt, daß jahrelang an solchem 
Holze keine Reparatur nothwendig wird. 
  
dem Wagen losgingen. 
Die Reifen müssen, wie schon oben gesagt, 10 cm 
breit, dürfen aber nicht zu stark, höchstens 10 bis 
12 mm dick sein, damit der Wagen nicht zu schwer 
wird. 
Die Achsen müssen gute gewöhnliche Schmier- 
achsen sein und Vorsteckkapseln an den Enden tragen. 
In Deutschland werden gewöhnlich Schraubenkapseln 
hergestellt, die aber den Nachtheil haben, daß man 
sich nicht helfen kann, wenn an ihnen irgend etwas 
passirt. Mit Vorsteckkapseln kann man sich aber 
immer helfen; geht einmal eine Kapsel verloren, kann 
man einfach ein oder zwei Nägel davorstecken, dann 
geht es im Nothfall, auch ist eine Vorsteckkapsel 
leicht erneuert. 
Was die Gestelle anbelangt, so muß sämmtliches 
Holz, ausgenommen die Achsfutter, worin die Achse 
liegt, von gutem, trockenem, eichenem Holze gearbeitet 
sein, damit sich niemals eine Schraube lösen kann. 
Die Achsfutter von Eichenholz spalten leicht; 
Buchenholz ist fester. Da die Achsfutter von den 
Schameln ganz bedeckt werden, ist ein Modern der- 
selben ausgeschlossen. 
Der Beschlag von Eisen beim Einbinden der 
Achsen darf nicht zu stark sein. Es ist immer darauf 
Bedacht zu nehmen, so viel wie möglich Gewicht 
zu sparen. 
Um die Lenkbarkeit des Vordergestelles mehr zu 
befördern, müssen auf dem Vorderschamel zwei eiserne 
Kränze angebracht werden; dann kann der Dreh- 
schamel nie von der Seite weggehen, und die beiden 
Kränze halten einander immer das Eleichgewicht. 
Die Deichsel muß vorn zum Herausnehmen sein, 
damit man sich bei etwaigen Unfällen belfen kann. 
Das Hintergestell ist mit einer Bremse versehen, 
mit der man beim Bergabfahren den Wagen im Lauf 
nicht nur hindern, sondern sogar sofort zum Stehen 
bringen kann. Die Bremse ist unter den Hinter- 
armen angebracht und ruht auf zwei eisernen Schienen. 
Die Bremse wird mit einer Spindel vorwärts und 
rückwärts bewegt. Im Ganzen muß dieselbe gut 
und sicher angebracht werden, damit keine Unfälle 
vorkommen können. 
Die Raupen des Hinterschamels sowie auch die 
des Drehschamels sind unten mit guten, eisernen 
Stützen und oben mit einer eisernen Kette versehen, 
damit dieselben bei dem größten Nuck nicht ausweichen 
können. Die Kette kann, im Falle dieselbe beim 
Beladen oder Abladen im Wege ist, mittelst eines 
Hebels leicht gelöst und auch wieder befestigt werden. 
Was den Anstrich des Wagens anbelangt, so ist 
hauptsächlich darauf zu achten, daß er gut geölt und 
hinterher mit Farbe gestrichen wird. 
Der Preis eines solchen Wagens belief sich, vom 
Wagenbauer Reimer in Hagenow in Mecklenburg 
nach meinen Angaben hergestellt, auf 350 Mk. 
Es war anfangs ein gewagtes Unternehmen, 
Kameele zum Ziehen anzulernen, ohne Gefahr zu 
laufen, überfahren zu werden, wenn dieselben mit 
Späterhin habe ich es ver-
	        
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