Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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keit mit den trockenen Flußbetten des übrigen 
Distrikts haben. Während der im südlichen Theil 
dieser Gegend vorherrschende Dornbusch wenig Gras 
und andere Gewächse neben sich aufkommen läßt, 
wächst nicht nur auf den erwähnten Flächen zwischen 
den Dünen, sondern auch auf den von lichtem Hoch- 
wald bestandenen Dünen selbst ein hohes, nahrhaftes 
und von Vieh und Pferden gern gefressenes Gras. 
Der rothe Sand dieser Gegend ist durch die alljährlich 
wiederkehrenden Grasbrände und durch das am Boden 
verrottete Laub mit einer einige Zoll starken Humus- 
schicht überdeckt, welche den Boden fruchtbar macht 
und das Gras zu einer Höhe gedeihen läßt, daß Roß 
und Reiter, von den Halmen überragt, nur auf ge- 
ringe Entfernung zu sehen sind, und das Reiten darin 
oft schwierig wird. In diesem Gebiet gedeiht eine 
Menge von mehligen, wasserhaltigen Wurzeln, eine 
Reihe von nußartigen Früchten 2c., welche dem Be- 
wohner dieser Gegenden zur Nahrung dienen. Die 
wissenschaftlichen Namen dieser Pflanzen und Früchte 
sind mir leider nicht bekannt. Ich nenne hier nur 
die Frucht des Marulabaums, welche im reifenden 
Zustande ein süßsäuerliches, sehr aromatisch schmecken- 
des und intensiv nach Aepfeln riechendes Fleisch hat. 
Darin befindet sich in sehr harter Schale ein an 
Gestalt und Geschmack der Wallnuß sehr ähnlicher 
Kern. 
Das Holz des Marulabaums und dassenige einer 
ganzen Reihe anderer Baumarten zeichnet sich durch 
geraden Wuchs, große Festigkeit und Härte ous. Es 
ist zu bedauern, daß die ungünstigen Verkehrsverhält- 
misse eine Ausnutzung dieser weiten Waldungen zu 
Nutz= und Bauholz nicht gestatten. 
Das hohe Gras gewährt auch dem Wild einen 
guten Schutz vor Verfolgung. Der Reichthum dieser 
Gegend an Großwild ist in der Regenzeit und noch 
einige Monate nach derselben ein bedeutender. Dann 
versiegt allmählich das Wasser in den sogenannten 
Vleyen (Regenwasserlachen), und das Wild zieht sich 
näher an den Rand dieses Gebietes. Mit dem Wild 
zieht auch der Buschmann fort, der hier während der 
fruchtreichen Regenzeit sein ungebundenes Leben führt. 
Während ich noch an jeder Vley ziemlich zahlreich 
Kungbuschleute fand, ist wohl jetzt, zwei Monate später, 
nur hin und wieder ein solcher zu finden. Schon 
die ganze Bauart der Hütten dieser Leute ist so 
primitiv, daß man daraus schließen kann, daß sie 
dieselben gewissermaßen nur als Sommerwohnung 
betrachten. Emige Zweige, zu einer halbkugelförmigen 
Wölbung zusammengestellt, mit etwas Gras überdeckt, 
genügen den bescheidenen Ansprüchen dieser Natursöhne. 
In ihren Wintersitzen am Rande des Sandfeldes 
verwenden sie mehr Sorgfalt auf den Bau ihrer 
Pontoks, wenngleich auch sie noch sehr primitiv sind. 
Außer den Vleyen giebt es noch einige wenige 
Pützen, in denen das Wasser aus der Erde hervor- 
sickert. Ob sic sämmtlich das ganze Jahr Wasser 
haben, erscheint mir zweifelhaft. Einige mögen 
wohl ständig Wasser liefern und auch Anwohner 
Buschleute 1 
haben, da das 
Wasserbedürfniß der 
  
unglanblich gering ist. Außer dem schon erwähnten 
Großwild ist das Sandfeld bevölkert mit vielen 
Schakalen und Hyänen und zwar denselben Arten 
dieser Raubthiere wie weiter südlich. Auffällig ist 
in der Nähe der Pützen und Vleys auch der große 
Vogelreichthum, und das oft prächtig bunte Kleid 
dieser mannigfaltigen Arten ist eine angenehme Ab- 
wechselung in der immerhin doch etwas eintönigen 
Färbung dieser Gegenden. Bevor ich den Charakter 
des Okavangothales selbst bespreche, möchte ich vorweg 
gleich wegen vielfacher Aehnlichkeiten das Gebiet, 
welches durch die Betten des Fontein = Omuramba, 
Blockfontein-Omuramba und Großomuramba gebildet 
wird, beschreiben. Die Umgebung dieser Flußbetten 
zeigt dasselbe Bild wie das Sandfeld. Hohe Dünen 
begleiten dieselben beiderseits. Prächtiger Wald mit 
alten Stämmen von zum Theil mächtigem Umfang 
und bedeutender Höhe, wenn auch nur licht, wächst 
hier wie dort. Die Thierwelt ist dieselbe und auch 
die sie bewohnenden Menschen sind desselben Stammcs 
und derselben Sprache. Aber die in vielen Pützen 
enthaltenen bedeutenden Mengen Wassers geben den 
Flußbetten selbst ein anderes Gepräge. Namentlich 
im Fontein = Omuramba ist die tiefste Stelle der Bett- 
mulden ein zusammenhängendes Gewässer, in dem 
man eine langsame Strömung — dem Okavango zu 
— beobachten kann. 2 bis 3 m hohes Riedgras 
und -rohr wächst in demselben und bildet den be- 
liebten Aufenthaltsort und sicheren Schlupfwinkel für 
eine unserem Reh an Gestalt, Farbe und Größe 
ähnliche Antilopenart, den Ried= oder Wasserbock. 
Der Boden ist infolge der alljährlichen Grasbrände 
und durch gelegentlich von Regenwasser mitgeführten 
Schlamm fruchtbar, da eine aus einer Vermischung 
von Sand mit Asche, Schlamm 2c. entstandene Acker- 
krume von ½ bis 1 Fuß Stärke den Boden bedeckt. 
Diesen Charakter zeigt das gesammte Flußbett des 
Fontein-Omuramba südlich bis Karakuwisu. Südlich 
dieser reichen, von Buschleuten bewohnten Wasserstelle 
allerdings wird die Vegetation ärmlich. Erst spärlich, 
dann immer stärker tritt der Dornbusch wieder in 
seine Rechte. Tiefer Triebsand bedeckt das Flußbett, 
und jegliches Wasser versiegt hier zur kalten Zeit. 
Gelänge es jedoch auf dieser Strecke — von Eriksons- 
pütz bis Karakuwisu 124 km — Wasser zu eröffnen, 
so wäre damit ein weites Gebiet für die Ansiedelung 
erschlossen. Ich habe mich bemüht, für solche Boh- 
rungen geeignete Stellen auf dieser Wegestrecke aus- 
findig zu machen, und glaube auch mehrere Punkte 
gefunden zu haben, wo gewisse dort wachsende Bäume 
und Gräser mir den Versuch einer solchen Bohrung 
nicht aussichtslos erscheinen lassen. 
Das Flußbett der oben genannten fruchtbaren 
Partie ist überall so breit, daß es die Anlage großer 
Felder zuläßt. Die Flüsse kommen nicht mehr ab, 
so daß die Gefahr der Vernichtung der Saaten bei 
plötzlichen Regengüssen nicht besteht, andererseits ist 
aber so reichlich Wasser vorhanden, daß dasselbe für 
Mensch und Vieh und zur Bewässerung von Garten- 
anlagen vollkommen ausreichen würde. Futter für
	        
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