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keit mit den trockenen Flußbetten des übrigen
Distrikts haben. Während der im südlichen Theil
dieser Gegend vorherrschende Dornbusch wenig Gras
und andere Gewächse neben sich aufkommen läßt,
wächst nicht nur auf den erwähnten Flächen zwischen
den Dünen, sondern auch auf den von lichtem Hoch-
wald bestandenen Dünen selbst ein hohes, nahrhaftes
und von Vieh und Pferden gern gefressenes Gras.
Der rothe Sand dieser Gegend ist durch die alljährlich
wiederkehrenden Grasbrände und durch das am Boden
verrottete Laub mit einer einige Zoll starken Humus-
schicht überdeckt, welche den Boden fruchtbar macht
und das Gras zu einer Höhe gedeihen läßt, daß Roß
und Reiter, von den Halmen überragt, nur auf ge-
ringe Entfernung zu sehen sind, und das Reiten darin
oft schwierig wird. In diesem Gebiet gedeiht eine
Menge von mehligen, wasserhaltigen Wurzeln, eine
Reihe von nußartigen Früchten 2c., welche dem Be-
wohner dieser Gegenden zur Nahrung dienen. Die
wissenschaftlichen Namen dieser Pflanzen und Früchte
sind mir leider nicht bekannt. Ich nenne hier nur
die Frucht des Marulabaums, welche im reifenden
Zustande ein süßsäuerliches, sehr aromatisch schmecken-
des und intensiv nach Aepfeln riechendes Fleisch hat.
Darin befindet sich in sehr harter Schale ein an
Gestalt und Geschmack der Wallnuß sehr ähnlicher
Kern.
Das Holz des Marulabaums und dassenige einer
ganzen Reihe anderer Baumarten zeichnet sich durch
geraden Wuchs, große Festigkeit und Härte ous. Es
ist zu bedauern, daß die ungünstigen Verkehrsverhält-
misse eine Ausnutzung dieser weiten Waldungen zu
Nutz= und Bauholz nicht gestatten.
Das hohe Gras gewährt auch dem Wild einen
guten Schutz vor Verfolgung. Der Reichthum dieser
Gegend an Großwild ist in der Regenzeit und noch
einige Monate nach derselben ein bedeutender. Dann
versiegt allmählich das Wasser in den sogenannten
Vleyen (Regenwasserlachen), und das Wild zieht sich
näher an den Rand dieses Gebietes. Mit dem Wild
zieht auch der Buschmann fort, der hier während der
fruchtreichen Regenzeit sein ungebundenes Leben führt.
Während ich noch an jeder Vley ziemlich zahlreich
Kungbuschleute fand, ist wohl jetzt, zwei Monate später,
nur hin und wieder ein solcher zu finden. Schon
die ganze Bauart der Hütten dieser Leute ist so
primitiv, daß man daraus schließen kann, daß sie
dieselben gewissermaßen nur als Sommerwohnung
betrachten. Emige Zweige, zu einer halbkugelförmigen
Wölbung zusammengestellt, mit etwas Gras überdeckt,
genügen den bescheidenen Ansprüchen dieser Natursöhne.
In ihren Wintersitzen am Rande des Sandfeldes
verwenden sie mehr Sorgfalt auf den Bau ihrer
Pontoks, wenngleich auch sie noch sehr primitiv sind.
Außer den Vleyen giebt es noch einige wenige
Pützen, in denen das Wasser aus der Erde hervor-
sickert. Ob sic sämmtlich das ganze Jahr Wasser
haben, erscheint mir zweifelhaft. Einige mögen
wohl ständig Wasser liefern und auch Anwohner
Buschleute 1
haben, da das
Wasserbedürfniß der
unglanblich gering ist. Außer dem schon erwähnten
Großwild ist das Sandfeld bevölkert mit vielen
Schakalen und Hyänen und zwar denselben Arten
dieser Raubthiere wie weiter südlich. Auffällig ist
in der Nähe der Pützen und Vleys auch der große
Vogelreichthum, und das oft prächtig bunte Kleid
dieser mannigfaltigen Arten ist eine angenehme Ab-
wechselung in der immerhin doch etwas eintönigen
Färbung dieser Gegenden. Bevor ich den Charakter
des Okavangothales selbst bespreche, möchte ich vorweg
gleich wegen vielfacher Aehnlichkeiten das Gebiet,
welches durch die Betten des Fontein = Omuramba,
Blockfontein-Omuramba und Großomuramba gebildet
wird, beschreiben. Die Umgebung dieser Flußbetten
zeigt dasselbe Bild wie das Sandfeld. Hohe Dünen
begleiten dieselben beiderseits. Prächtiger Wald mit
alten Stämmen von zum Theil mächtigem Umfang
und bedeutender Höhe, wenn auch nur licht, wächst
hier wie dort. Die Thierwelt ist dieselbe und auch
die sie bewohnenden Menschen sind desselben Stammcs
und derselben Sprache. Aber die in vielen Pützen
enthaltenen bedeutenden Mengen Wassers geben den
Flußbetten selbst ein anderes Gepräge. Namentlich
im Fontein = Omuramba ist die tiefste Stelle der Bett-
mulden ein zusammenhängendes Gewässer, in dem
man eine langsame Strömung — dem Okavango zu
— beobachten kann. 2 bis 3 m hohes Riedgras
und -rohr wächst in demselben und bildet den be-
liebten Aufenthaltsort und sicheren Schlupfwinkel für
eine unserem Reh an Gestalt, Farbe und Größe
ähnliche Antilopenart, den Ried= oder Wasserbock.
Der Boden ist infolge der alljährlichen Grasbrände
und durch gelegentlich von Regenwasser mitgeführten
Schlamm fruchtbar, da eine aus einer Vermischung
von Sand mit Asche, Schlamm 2c. entstandene Acker-
krume von ½ bis 1 Fuß Stärke den Boden bedeckt.
Diesen Charakter zeigt das gesammte Flußbett des
Fontein-Omuramba südlich bis Karakuwisu. Südlich
dieser reichen, von Buschleuten bewohnten Wasserstelle
allerdings wird die Vegetation ärmlich. Erst spärlich,
dann immer stärker tritt der Dornbusch wieder in
seine Rechte. Tiefer Triebsand bedeckt das Flußbett,
und jegliches Wasser versiegt hier zur kalten Zeit.
Gelänge es jedoch auf dieser Strecke — von Eriksons-
pütz bis Karakuwisu 124 km — Wasser zu eröffnen,
so wäre damit ein weites Gebiet für die Ansiedelung
erschlossen. Ich habe mich bemüht, für solche Boh-
rungen geeignete Stellen auf dieser Wegestrecke aus-
findig zu machen, und glaube auch mehrere Punkte
gefunden zu haben, wo gewisse dort wachsende Bäume
und Gräser mir den Versuch einer solchen Bohrung
nicht aussichtslos erscheinen lassen.
Das Flußbett der oben genannten fruchtbaren
Partie ist überall so breit, daß es die Anlage großer
Felder zuläßt. Die Flüsse kommen nicht mehr ab,
so daß die Gefahr der Vernichtung der Saaten bei
plötzlichen Regengüssen nicht besteht, andererseits ist
aber so reichlich Wasser vorhanden, daß dasselbe für
Mensch und Vieh und zur Bewässerung von Garten-
anlagen vollkommen ausreichen würde. Futter für