Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Die Käufer sind Christenfamilien, die sich einen 
Viehstand anlegen wollen. Unter den Schafen und 
Ziegen hat der Leopard ziemlich aufgeräumt, so daß 
wir es vorzogen, sie bis auf 17 Stück zu schlachten. 
An Bauten haben wir den Schwestern ein neues 
Kinderhaus gebaut, dem aber noch die Bedachung 
fehlt. Ferner wurde unsere Kirche am weißen 
Sonntag dem Gottesdienste übergeben. 
Ueber den Fortschritt der Missionsschulen in 
Porto-Seguro (Togo) berichtet der Missionar 
e. Lauer im „Steyler Herz-Jesu-Boten“: 
Seit längerer Zeit schon macht sich an mehreren 
Orten der Umgegend von Porto-Seguro ein sehr 
reger Eiser für Schulen bemerkbar. In Adjome- 
Gbalugble (1132 Einwohner), Wogba (1235 Ein- 
wohner) und Ekpue (820 Einwohner), haben sich 
die Familienhäupter bereit erklärt, Schulen von 
15 m Länge und 5 m Breite aufzuführen. Diese 
Gebäude sollen auch für den zeitweiligen Gottesdienst 
benutzt werden. Der Altar wird in dem sich an- 
schließenden Zimmer aufgestellt, so daß er vom 
ganzen Schulraume aus gesehen werden kann. Die 
Dorfältesten haben ihr nicht geringes Interesse da- 
durch bekundet, daß sie in einer großen Raths- 
versammlung beschlossen, den Bau unentgeltlich auf- 
zuführen, die Missionare sollen nur das Holz liefern. 
Ich glaubte, daß die Kinder als die am meisten 
Betheiligten die Hauptarbeiten verrichten sollten, doch 
die Großväter wollen sich diese Ehre nicht nehmen 
lassen und freuen sich besonders darüber, daß der 
Pater zuweilen dort Wohnung nehmen und Gottes- 
dienst abhalten will. An allen drei Orten erheben 
sich die Wände schon mehr als 2 m über den 
Boden, und der Fleiß der theilweise schon betagten 
Männer ist bewunderungswerth. Gegen 40 Männer 
sieht man mitunter beschäftigt, um mit Hacken und 
den Füßen den Lehm vorzubereiten. In Schichten 
von 50 bis 55 cm werden die Wände aufgebaut. 
Wenn Fetischleute den Plan nicht mehr vereiteln, 
sind alle drei Schulen in einigen Wochen fertig. 
Der vierte Ort, welcher eine Schule bauen möchte, 
ist der nicht unbedentende Marktplatz Seva. Den 
Einwohnern dieses Ortes genügte es nicht, daß ein 
Lehrer wöchentlich nur ein bis zweimal dorthin kam; 
sie drängten daher betreffs des Schulbaues und der 
Schule zu Unterhandlungen. In Begleitung des 
Br. Norbertus machte ich mich auf den Weg nach 
Seva. Bei unserer Ankunft war eine größere An- 
zahl der Aeltesten im Hofe des Häuptlings ver- 
sammelt. Es waren gegen 70 Familienhäupter zu- 
gegen. Die Verhandlungsweise machte einen günstigen 
Eindruck. Wir wurden bald über folgende Punkte 
einig: 1. Jedes Stadtviertel stellt 15 Schüler. 
2. Die Häuptlinge schenken ein Stück Land für den 
Bau der Schule, letzterer soll aber begonnen werden, 
bevor der Bestand der Schule hinreichend gesichert 
ist, oder besser, bevor die hinreichenden Mittel vor- 
handen sind. 3. Ein Haus wird uns vorläufig für 
  
13 — 
die Schule überlassen. — In Anjorokope haben 
wir vor drei Wochen ebenfalls einen Versuch mit 
der Schule gemacht. Bisher fanden sich 80 bis 
100 Kinder in der Palaverhalle, die uns vorläufig 
als Schule zur Verfügung gestellt wurde, regelmäßig 
ein. In Woga war der Versuch ebenfalls günstig 
ausgefallen; es kamen stets 50 bis 80 Kinder. 
Ueber die Station Watom (Bismarck-Archipel) 
der Genossenschaft vom heiligsten Herzen Jesu schreibt 
1!/. Hisgen im letzt erschienenen Heft der Zeitschrift 
„Gott will es“: 
Nach der Messe nahm ich die Gebäulichkeiten, 
welche die Station Watom ausmachen, in Angenschein. 
Zuerst fand ich des Lobes nicht genug, um meine 
Bewunderung und mein Erstaunen auszudrücken über 
das nette, zierliche Kirchlein, das sich dort erhebt. 
Obwohl es aus einheimischem Material erbaut und 
mit einem Grasdach bedeckt ist, so muß ich dennoch 
gestehen, daß ich in der ganzen Mission noch nie 
eine so schöne Kurei (Kirche) angetroffen habe. 
Nachdem ich dem Herrn Pfarrer ob seines schönen 
Gotteshauses nach Gebühr gratulirt hatte, lenkten 
wir unsere Schritte wieder dem Wohnhause zu. 
Dasselbe ist nicht verschieden von den übrigen Häusern 
der Missionare. Das ganze Gebäude ruht auf ver- 
hältnißmäßig sehr hohen Pfosten, so daß unter dem 
Hause noch ein Raum gewonnen werden konnte, der 
als Schullokal dient. Von alten Kisten hat der 
Pater die noch guten Bretter losgeschlagen und 
daraus Schulbänke hergestellt. Als wir des Morgens 
Rundschau hielten, saßen die Schüler schon an ihren 
Plätzen, des Lehrers harrend. Bald war es auf 
der ganzen Insel bekannt geworden, daß ein neuer 
Missionar angekommen sei, und ununterbrochen 
strömten nun die Besucher herbei, um denselben zu 
sehen. 
– ——— — 
Aus fremden Kolonien und 
Produßktionsgebieten. 
Ronzessionsertheilung in den portugiesischen Rolonien. 
Die portugiesischen gesetzgebenden Körperschaften 
haben im letzten Jahre einen umfangreichen Gesetz- 
entwurf über die Ertheilung von Konzessionen in 
den Kolonien angenommen, aus dem wir nachstehende 
Artikel hervorheben: 
Art. 1. Staatseigenthum sind im Ueberseegebiet 
alle Ländereien, die zur Zeit der Veröffentlichung 
dieses Gesetzes nicht nach den Bestimmungen der 
portugiesischen Gesetzgebung erworbenes Privateigen- 
thum bilden. 
Art. 2. Den Eingeborenen wird das Eigen- 
thumsrecht über die gewohnheitsgemäß von ihnen 
bebauten Ländereien zuerkannt, welche innerhalb des 
Gebiets der Konzessionen liegen; für Wohnung und 
Landarbeit derjenigen, die dort ihren Sitz haben, 
4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.