Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Summe aus seinem Dispositionsfonds bewilligt, zur 
Nutzbarmachung der Ergebnisse der Guttapercha- 
und Kautschuk-Expedition nach der Südsee, 
insbesondere zur fabrikatorischen Prüfung größerer 
Mengen der in Neu-Guinea entdeckten Guttapercha 
auf ihre Verwendbarkeit für Telegraphenkabel. 
Zur planmäßigen witthschaftlichen Nutzbar- 
machung des großen Fischflusses in Deutsch- 
Südwestafrika führt das Komitee eine Expedition 
aus, deren Leitung dem Ingenieur Alexander Kuhn 
von der Firma Philipp Holzmann & Co., Frank- 
furt a. M., übertragen ist. Der Fischfluß, welcher 
in seinem ganzen Laufe und mit allen seinen Quell- 
und Niederschlagsgebieten auf dem Boden des 
Schutzgebietes liegt, entspringt zum Theil am Süd- 
hange der Auasberge, südlich von Windhoek, zum 
Theil in den Gebieten von Ogein (Groote Duden) 
und von Nomtsas, durchfließt das Groß-Namaland 
von Norden nach Süden und mündet in den Oranje- 
fluß. Er ist, wie alle anderen Flüsse des Schutz- 
gebietes, während des größten Theiles des Jahres 
trocken, führt jedoch alljährlich zur Regenzeit viele 
Millionen Kubikmeter Wasser durch den Oranjefluß 
in den Atlantischen Ozean ab und bildet während 
dieser Zeit vorübergehend einen Fluß von 80 bis 
250 m Breite und darüber. Diese jetzt ungenützt 
in den Ozean abfließenden Wassermengen im Lande 
zurückzuhalten und für die Entwickelung des Schutz- 
gebietes wirthschaftlich nutzbar zu machen, ist ein 
Gedanke, welcher die Kolonialabtheilung des Aus- 
wärtigen Amtes und die Kolonialgesellschaft seit 
geraumer Zeit beschäftigt, zumal der Süden des 
Schutzgebietes, das Groß-Namaland, der gesündere 
Theil des Landes ist, bisher von Viehseuchen im 
Wesentlichen verschont blieb und sich namentlich zur 
Kleinviehzucht vozüglich eignet, sobald durch aus- 
giebigen Futterbau der jetzige bloß extensive Weiden- 
betrieb mit einem intensiven alterniren kann. Der 
Expedition im Schutzgebiet wird eine Studienreise 
in Britisch= Südafrika vorausgehen. Eine ihrer 
wichtigsten Aufgaben ist: die im Fischflußgebiet an- 
sässigen Farmer und Gesellschaften sowie die Lokal- 
behörden zur unmittelbaren Inangriffnahme und 
Ausführung von Staudämmen anzuleiten. 
Ferner hat das Komitee beschlossen, eine wissen- 
schaftlich-wirthschaftliche Versuchsstation in 
Südbrasilien zu errichten und zu betreiben. 
Seitens der Dr. Meyers Kolonieverwaltung ist dem 
Komitee zu diesem Zweck ein Gebiet von 100 ha 
nahe der Bahnstation Cruz Alta in der Kolonie 
Neu-Württemberg, Rio Grande de Sul, einschließlich 
Wohnhaus und Wirthschaftsgebäuden zur freien Ver- 
sügung gestellt. 
Dem Komitee schließen sich fortgesetzt kommerzielle 
und industrielle Körperschaften zwecks Nutzbarmachung 
der Ergebnisse seiner überseeischen Unternehmungen 
für die heimische Volkswirthschaft an, neuerdings die 
Handelskammern von Berlin, Bochum, Bremen, 
Breslau, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt 
557 
Deutschlands gefördert hat. 
  
1 
a.M., Köln, Lübeck, Solingen. Die Dresdener 
Handelskammer berichtet unterm 6. November: „So 
zurückhaltend sonst die Kammer hinsichtlich des Bei- 
trittes zu Vereinen 2c. aus gewissen grundsätzlichen 
Bedenken ist, glaubt sie hier deshalb eine Ausnahme 
machen zu sollen, weil das Kolonial-Wirtschaftliche 
Komitee in selten erfolgreicher, aber uneigennütziger 
Weise die allgemeinen wirthschaftlichen Interessen 
Auch ist die Thätigkeit 
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees insbesondere 
für Industrie und Handel (Kakao, Gummi, Gerb- 
stoffe) unseres Kammerbezirks von Werth gewesen.“ 
Einrichtung einer permanenten Waarenausstellung in 
Lourenoo Maraues. 
Nach einer Mittheilung der „British South 
African Export Gazette“ soll mit dem 1. Januar 
1903 in der für den Handel mit dem südafrikanischen 
Hinterlande sehr wichtigen Hafenstadt Lourenco 
Marques eine permanente Ausstellung von Waaren- 
mustern eröffnet werden. An der Spitze des Unter- 
nehmens steht die Firma Bell, Bell & Co., welcher 
von der portugiesischen Regierung der für den ge- 
nannten Zweck erforderliche Grund und Boden zur 
Verfügung gestellt worden ist. An Ausstellungs- 
gebühren erhebt die Firma jährlich 2 bis 3 2 für 
1 Fuß Front (bei 3 Fuß Tiefe); ein beträchtlicher 
Theil des zur Verfügung stehenden Raumes soll 
bereits an englische, amerikanische, deutsche und 
französische Interessenten vergeben sein. 
(Nach The Board of Trade Journal. 
Rantschukbandel Antwerpens im September und von 
Jannar bis September 1902. 
Der Kautschukhandel in Antwerpen gestaltete sich 
im September 1902, wenn man nur den Umsatz aus 
erster Hand in Betracht zieht, folgendermaßen: Zu 
Anfang des Monats war ein Vorrath von 756 401 kg 
am Markte vorhanden, während derselbe sich zum 
gleichen Zeitpunkt von 1901 auf 684 355 kg und 
von 1900 auf 1 056 124 kg belaufen hatte. Dazu 
gingen im Laufe des September 1902 (gegen 1901 
und 1900) 429 855 kg (871 360 kg und 359 232 kg) 
Kautschuk aus dem Kongogebiet und 40 229 kg 
(15 896 kg und 57 818 kg) Kautschuk anderen Ur- 
sprungs nach Antwerpen ein. Es stand also für den 
ganzen Monat eine Menge von 1226 485 kg 
(1 571 611 kg und 1 473174 kg) dem Handel zur 
Verfügung. Von dieser wurden verkauft 769 774 kg 
(675 468 kg und 468 412 kg), so daß in den Ok- 
tober ein Bestand von 456 711 kg (869 143 kg 
und 1 004 762 kg) übernommen werden konnte. 
In den drei Vierteljahren von Januar bis Sep- 
tember 1902 (1901 und 1900) wurden aus dem 
Kongogebiet 3 725 404 kg (4 382 856 kg und 
3 866 145 kg), aus anderen Gegenden 303 516 kg
	        
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