gewesen wäre. Nur für eine viermonatliche Dauer
mit europäischen Verpflegungsmitteln ausgerüstet,
mußten wir Monate lang von den einheimüchen Er-
zeugnissen leben, was ja allerdings durch den Reich-
thum des Londes erheblich erleichtert wurde.
Bei meiner Ankunft in Garua fand ich einen
Brief des in Kunde residirenden französischen Offiziers
vor, worin er mich um eine Unterredung in
Ngaundere bat. Am 10. Juni marschirte ich also
über Bebene, Adumre, Rei Ruba auf Ngaundere
ab. Auf dem ganzen Wege lebt eine ungemein
zahlreiche Bevölkerung, die Gegend ist sehr reich an-
gebaut, und es werden große Mengen von Kautichuk
und Gummi arabicum von Haussahändlern nach Yola
und auf französisches Gebiet gehandelt. Die Städte
befinden sich alle in einem blühenden Zustande, die
Einwohner, Fullanis, der mohammedanischen Religion
angehörig, machen durchweg einen hochkultioirten
Eindruck. Rei Ruba und Ngaundere, beide mit
je etwa 30 000 Einwohnern, sind vorzüglich gebaut
und große Handelsplätze. Deutsche Kaufleute, die
sich dort niederlassen würden, könnten die glänzendsten
Geschäfte machen.
Am 27. Juni war ich in Ngaundere eingetroffen
und wurde daselbst, ebenso wie in Rei Ruba, in der
zuvorkommendsten Weise ausgenommen. Der Lamido
von Ngaundere ist eine hoch intelligente Persönlich-
keit. Die beabsichtigte Verhandlung mit dem fran-
zösischen Offizier mußte unterbleiben, da er in
Ngaundere nicht erschienen war.
Am 31. Juni marschirte ich nach Tibati, wo ich
am 6. Tage eintraf. Ich hatte einen bis dahin
noch nicht bekannten Weg eingeschlagen, an dem zwar
gar keine Dörfer lagen (die mitgeführte Rindvieh-
herde machte mich in Bezug auf Verpflegung unab-
hängig), der mich aber durch reiche Kautschuk-
gegenden führte.
Am 11. August traf ich in Kribi ein und fuhr
nach Eintreffen des Dampfers „Nachtigal“ am 13.
abends fort, am 14. August in Duala ankommend.
Deuksch-Hüdwestafrika.
Reise des Assisten zarztes Jodtka nach dem Okavango.
IV. (Schluß.)
So zahlreich auch die Felder der Owakwangari
sein mögen, so verschwmden sie doch noch fast vor
den ungeheuren Gründen, welche, dieselben günstigen
Bedingungen bietend, für die Ansiedelung geeignet
erscheinen. Der Eingeborene baut natürlich nur so
viel, wie er für seinen Unterhalt braucht, zumal er
keinen Absatz für seine Bodenerzeugnisse hat. Eine
rationelle Bewirthschaftung des Bodens in
diesen Gegenden scheint mir die größten
Aussichten zu bieten, vorausgesetzt, daß es gelingt
eine das ganze Jahr hindurch benutbare Verbindung
und damit eine Absatzmöglichkeit herzustellen. Auch
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für andere als von den Eingeborenen gebaute Frucht-
arten halte ich den Boden für geeignet, namentlich
für Haser und Weizen. Die Niederschläge am
Okavangothal sind nach Aussage der Emgeborenen
so reichlich, daß sie auch für unsere Getreidearten
genügen müßten. Dabei ist die Bebauung bei der
Fruchtbarkeit des Bodens mit verhälmißmäßig sehr
geringen Kosten verknüpft. Wenn auch der Owak-
wangart nicht arbeitet, so glaube ich doch, daß man
von den Buschleuten des Sandfeldes mit Leichtigkeit
die genügenden Arbeitskräfte heranziehen könnte.
Etwas Hafer habe ich dem Sohn Bomagandus über-
geben mit der Bitte, denselben auszusäen und darüber
einer später dorthin kommenden Truppenexpedition
zu berichten. Er schien Verständniß für meme Ab-
sichten zu haben und sagte mir Erfüllung meines
Wunsches zu.
Mit den Eingeborenen friedlich zu verkehren, ist
meiner Ansicht nach sehr leicht. Es ist wahr, sie
sind aufdringlich, betteln und stehlen, aber ein ruhiges
und festes Auftreten imponirt ihnen sichtlich, sie er-
kennen wohl den Vortheil des Verkehrs mit Weißen,
durch welche manche Dinge ihnen zugänglich gemacht
werden, woran sie ihre Freude haben und die ihnen
neu, daher begehrenswerth erscheinen. Ihr ganzes
Auftreten ist friedlich, und ich habe nichts über von
ihnen in den letzten Jahren unternommene Kriegszüge
erfahren. Das etwas großsorecherische Wesen ihrer
westlichen Stammesverwandten zeigen auch sie, aber
wenn sie merken, daß man sich nicht davon einschüch-
tern läßt, werden sie sehr schnell bescheiden.
Von großer Bedeutung erscheint mir auch für
die Besiedelungsaussichten dieses von der Natur so
reich ausgestatieten Landstreifens der Umstand zu
sein, daß ich nirgends etwas vom Auftreten der
Heuschrecken gesehen noch von den Eingeborenen habe
erfahren können. Also auch diese schwerste Sorge,
welche den Ansiedler der südlichen Gegenden des
Schutzgebietes beunruhigt, scheint es dort nicht zu
geben.
Auch die klimatischen Verhälmisse erscheinen mir
günstig für die Besiedelung durch deutsche Bauern.
Ueber die Reichlichkeit von Niderschlägen war schon
gesprochen. Die Temperatur scheint im Allgemeinen
derjenigen in den mittleren Theilen des Schutzgebietes
zu entsprechen. Daß die Temperaturunterschiede an
einem Tage sehr hoch sind, beweisen meine während
des Juni täglich viermal vorgenommenen Messungen.
Weitere Beovachtungen konnten aus Mangel an den
erforderlichen Instrumenten nicht vorgenommen werden.
Auch dem Händler bietet das Land am Okavango
Auesicht auf Gewinn. Zwar scheint die Nachfrage
nach europäischen Stoffen und anderen Handelsartikeln,
welche unsere Hereros und Hottentotten begehren,
nicht sehr groß zu sein. Die erste Frage geht auf
Gewehre und Muninon. Ausnahmsweise werden
andere Dinge erbeten. Sehr begehrt sind auch Pferde,
und in Form von Elsfenbein werden enorme Preise
dafür geboten. Die Nachfrage nach Gegenständen,