Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Bezüglich der in dem neu erreichten Gebiet vor- 
gesundenen Handelsverhältnisse ist zu berichten, daß 
etwa in der nördlichen Hälfte dieses Expeditions- 
abschnittes auch die älteren Elfenbeinvorräthe noch 
ziemlich reichlich vorhanden zu sein scheinen, während, 
wie bereits früher angedeutet, das Nyemland und 
Nanguma durch andauernden Verkauf, speziell nach 
Esanku, wenig älteres Elfenbein mehr besitzen dürften. 
Die nähere Umgebung von Bertna wird seit Jahren 
von Haussahändlern und auch den Bertualenten selbst 
ausgebeutet, die ihre Produkte seither bereits nach 
dem angrenzenden französischen Gebiet, in der größeren 
Mehrzahl jedoch nach Ngaundere und von da zur 
Niger-Kompagnie trotz der weiten Entfernung (etwa 
15 Tagemärsche für Eingeborene bis Ngaundere) 
zum Versand brachten. Als Gegenwerth wurden 
meist Salz, gewisse hier unerhältliche Perlen und 
sehr gute selbstgefertigte Gewebe, ebenfalls meist aus 
der englischen Kolonie, eingeführt. Der Handel mit 
Gewehren und Pulver dagegen ist bei den gras- 
bewohnenden Stämmen wenig in Aufnahme gekommen. 
Von vornherein muß bei diesem einer sehr viel 
weiteren Entwickelung entgegensehenden Haussahandel, 
so vortheilhaft er durch die Findigkeit dieser Leute 
in vieler Beziehung auch scheint, die Beobachtung 
berücksichtigt werden, daß die Haussa eine außer- 
ordentliche Preissteigerung im Ankauf sowohl wie 
im Verkauf ihrer Produkte herbeigeführt haben, da 
Zeit und Transport für sie keine Rolle spielen. 
Die Verhältisse des Gummihandels liegen ganz 
entsprechend, nur daß die Gewinnung dieses Pro- 
duktes sich, so weit überhaupt bekannt, noch im aller- 
ersten Anfangsstadium befindet; ein allgemeiner Auf- 
schwung der Gummiproduktion steht, wie überall, 
wohl erst mit dem Spärlicherwerden des Elfenbeins 
zu erwarten. 
eine Menge verkaufsfertigen Gummis vorhanden, der 
mir zu billigsten Preisen massenhaft angeboten wurde. 
Auch hier sind, entsprechend meinem vorher erwähnten 
Bericht, die Ostbule, in erster Linie die Esanku die 
Abnehmer. Leider fanden sich auch hier sämmtliche 
sehr reichliche Kickria in den näheren Dorfumgebungen 
gefällt, ein Uebelstand, dem ich in bereits berichteter 
Weise nach Kräften entgegenwirkte. Weiter nördlich 
war die Gummibereitung überhaupt eine unbekannte 
Sache, und brachte erst die Haussaansiedelung in 
Bertua mein Instruktionspersonal wieder in Thätig- 
keit. Einzelne dieser Leute, die in Lagos, Sansanne 
Mangn, ja in Kumassi und Accra den Gummihandel 
kennen gelernt hatten, erkundigten sich angelegentlichst, 
ob die Gesellschaft Süd-Kamerun auch Kautschuk 
anzukaufen beabsichtigte, da der Kleinhandel mit 
Gummi mehr noch wie der Elfenbeinhandel den 
Marktgepflogenheiten der Haussa entspricht. Da auch 
Bertua großes Interesse an den Tag legte, habe ich 
eine aus Bertug= und Haussalenten gemischte Abthei- 
lung in der Gummibereitung unterrichten lassen und 
glaube, in der Folge sicher annehmen zu können, auf 
dem für Bertua und Haussa freien Wege über Motbe 
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So war im närdlichen Nyemlande 
  
oder auch auf der neu zu eröffnenden, vicl kürzeren 
Mesimaroute in kurzer Zeit die ersten Gummilasten 
für die Yukadumafaktorei erwarten zu dürsen. 
Was die Verkehrsverhältnisse innerhalb des vor- 
liegenden Expeditionsabschnittes anlangt, so muß ich 
zunächst die Angaben über die Benutzbarkeit des oberen 
Djah in meinem letzten Bericht nach recht zuverlässig 
erscheinenden neueren Erkundungen dahin modi- 
fiziren, daß, trotzdem ein Kanuverkehr von Baka ab 
etwa bis nach Esanku mit großer Wahrscheinlichkeit 
besteht, einige kürzere Schnellen (angeblich vier) auf 
dieser Strecke angenommen werden müssen. Es brachte 
dieser Expeditionsabschnitt des Weiteren ergänzende 
Nachrichten über den oberen Nyong zu meinen 1898 
gemeldeten Erkundungen. Demnach scheint, entsprechend 
den damals eingezogenen Nachrichten, der Fluß in 
Verlängerung der von mir befahrenen und ausge- 
nommenen Strecke bis in die Gegend von Akono-linga 
benutzbar zu sein, während oberhalb eine fortgesetzte 
Reihe von Schnellen und Fällen jeden Verkehr un- 
möglich macht. Auf dem unteren Apfom dagegen 
soll lebhafter Kanuverkehr herrschen. Von den Wegen, 
die in handelspolitischer Beziehung später eventuell 
in Frage kommen könnten, wäre zunächst eine große 
Verbindung durch die starken Yangumastämme bis 
in die Gegend der Lobomündung und nach Esankn 
hinein erwähnenswerth. Die stark begangene Straße 
von Sebule-lume durch Omwang zum Nyong und 
nach Akono= linga wird ferner zur Erschließung des 
Nordwestviertels der Konzession hohe Bedeutung ge- 
winnen, und wären als bedeutende Handelsverbin- 
dungen, abgesehen von dem bereits früher erwähnten 
Wege Yukaduma — Mesima —Wubio schließlich die 
sehr großen Karawanenstraßen Bertua — Ngolog— 
Akono-linga, Bertua—Yoko, Bertua —Ngaundere und 
Bertua — Kadei zu bemerken, die, abgesehen von 
ersterer, sämmtlich ohne Weiteres als benutzbar an- 
zusehen sind. Für die nächstliegenden Anforderungen 
kommen endlich nur zwei Routen in Betracht, die 
von Haussas und Bertnas in Unterbrechungen schon 
lange benutzten Wege nach Süden, deren Ausbau und 
Sicherung zur gedeihlichen Entwickelung der BDuka- 
dumafaktorei dringend nöthig scheint. Die Verbin- 
dung über Molbe (Plehn) ist zwar zur Zeit sicher, 
dagegen weiter und großer, unbewohnter Urwald- 
strecken halber unbequemer als der vorläufig ver- 
schlossene Weg Bertnua — Dassi— Bepol — Mesima— 
Yukaduma. Die Erschließung und Aufbesserung dieser 
Straße, durch Beilegung der Dassiangelegenheit, Be- 
seitigung der scharsen Feindschaft Bertug —Bepol, 
Regelung der Verhältnisse in dem haussaseindlichen 
Bomomestamm Mesima und schließlich Eröffnung des 
von Dnukaduma ängstlich geheim gehaltenen Mesima- 
weges von rückwärts sehe ich als Hauptausgabe der 
Expedition auf dem bevorstehenden Rückmarsche an. 
Den der Plehnschen Katastrophe halber zu be- 
strafenden Dassileunten werde ich, wenn irgend 
thunlich, die Herstellung eines größeren Theiles ge- 
nannter Verbindung als erste Bedingung auferlegen,
	        
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