Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Durch die Auffindung der großen grauen Schopf- 
antilope, Cephalolophus jentinki, welche bisher nur 
aus Liberia bekannt war, hat sich Oberleutnant 
Scheunemann ein Verdienst erworben. Das einge- 
sandte Leopardenskelett ist sehr wertvoll, weil der 
Kamerun-Leopard bisher noch sehr wenig bekannt 
war. Unter den Schlangen sind einige seltenere 
Arten. 
Die Schmetterlinge enthielten sieben Heteroceren 
von wissenschaftlichem Werte und zwei seltene Rho- 
paloceren, ein Papilio illyris Hew. und ein weib- 
liches Exemplar der Euryphene parrita Chr. Auriv., 
deren Type im Museum aufbewahrt wird. 
Gesellschaft Süd- Ramerun. 
Diese Gesellschaft hielt am 30. Dezember 1902 
ihre diesjährige ordentliche Generalversammlung in 
Hamburg ab. Zur Vorlage gelangte folgender Be- 
richt für das Geschäftsjahr 1901: „Im verflossenen 
Jahre haben wir die Ausschließung unseres Kon- 
zessionsgebietes erheblich gefördert. Die Gummi- 
gewinnung ist im Jahre 1901 auf über 27 Tons 
gestiegen, während sie in den ersten sechs Monaten 
des laufenden Kalenderjahres bereits über 41 Tons 
betragen hat. Wir dürfen darauf rechnen, daß die 
Steigerung sich entsprechend fortsetzen wird, so daß 
wir für das Jahr 1902 auf 70 bis 80 und für 
das Jahr 1903 auf mindestens 100 Tons Gummi 
rechnen können. Wichtige und umfangreiche Verträge 
über Landerwerbungen sind abgeschlossen worden. 
Die Genehmigung derselben seitens der Regierung 
dürfte demnächst zu erwarten sein. Unser Geschäfts- 
führer Herr Schipmann hat nach seiner Rückkehr aus 
unserem Konzessionsgebiete uns seine Anerkennung 
über die Tätigkeit unserer dortigen Angestellten, 
namentlich unseres Direktors Herrn Grafen Schlippen- 
bach, ausgesprochen. Die Berichte, die von dem 
Chef der Regierungsstation, Freiherrn v. Stein, über 
die Expeditionen durch unser Gebiet eingelaufen 
sind, bestätigen dessen Reichtum an Gummi und 
lassen hoffen, daß auch die Arbeiter= und Trägerfrage 
zufriedenstellend gelöst werden kann. Zur Beschaffung 
unserer Transporte haben wir die Charterung des 
kleinen Dampfers „General Sandforde von der 
Société Anonyme Belge fortsetzen müssen. Der kleine 
auf der Holtzschen Werft gebaute Dampfer ist in- 
zwischen in Dienst getreten. Dem Konto „ Anlage- 
kosten der Niederlassungen und Grundeigentume sind 
in diesem Jahre etwa 182 000 Mk. zugesügt worden. 
Diese Summe setzt sich zusammen aus einem Drittel 
der gesamten Geschäftskosten in Afrika und aus den 
Kosten verschiedener Expeditionen. Aus den ersten 
zu erwartenden Gewinnen sollen angemessene Ab- 
schreibungen auf dieses Konto gemacht werden.“ 
Aus den im Anschluß an diesen Bericht von 
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dem Vorsitzenden, Herrn M. Schinckel, gegebenen 
Erläuterungen ist folgendes hervorzuheben: 
„Der Posten „Anlagekosten der Nieder- 
lassungen und Grundeigentumc, welcher sich in der 
Bilanz mit 480 465 Mk. 19 Pf. aufgeführt findet, 
umfaßt nicht nur die durch die Anlage unserer Fak- 
toreien und Posten bewirkten Ausgaben, sondern auch 
die Kosten aller Expeditionen zwecks Erforschung und 
späterer Besitznahme der Ländereien, deren Erwerb 
für unseren Betrieb erwünscht und nach Maßgabe 
der Konzession berechtigt ist. Wenn man den Umfang 
unseres Konzessionsgebietes berücksichtigt, so dürste 
der oben angegebene Betrag kaum zu groß erscheinen. 
Dennoch hat das Direktorium geglaubt, aus künftigen 
Gewinnen eine Abschreibung ins Auge fassen zu sollen, 
wie dies im Jahresberichte erwähnt ist. Wir arbeiten 
gegenwärtig in unserem Konzessionsgebiete auf zwölf 
Faktoreien und zehn Posten, deren Betrieb durch 
zwei Hauptagenten, sechs Faktoreileiter, 13 Faktorei= 
gehilfen und eine Anzahl von Schwarzen besorgt 
wird. Im ganzen beschäftigen wir dort sowie für 
die Gummigewinnung, die Expeditionen und den 
Transport etwa 650 schwarze Arbeiter. Die Zen- 
tralleitung geschieht durch den Direktor, dessen Stell- 
vertreter und zwei Buchhalter. Für die Dampfer 
sind zwei Kapitäne, ein Obermaschinist und zwei 
Maschinisten angestellt. Das Verhältnis unserer 
sämtlichen Angestellten zu der Kaiserlichen Station 
und nicht minder zu den Eingeborenen scheint durch- 
weg befriedigend. Unsere beiden Hochraddampfer 
haben eine regelmäßige Verbindung mit dem Stanley 
Pool aufrechterhalten. Seit einem halben Jahre ist 
auch der kleinere, auf der Holtzschen Werft in Har- 
burg gebaute Dampfer in Dienst gestellt. Durch 
die vorgeschlagene Zuwahl der Herren Hermann 
Münster-Schultz und Albert Weber, beide in Ham- 
burg, in das Direktorium hoffen wir der Gesellschaft 
geeignete wertvolle Kräfte für die Leitung der Ge- 
schäfte zuzuführen.“ 
Hierauf wurden Bericht und Abrechnung ge- 
nehmigt sowie Decharge erteilt und die vorgeschlagenen 
Herren Münster-Schultz und Albert Weber zu Mit- 
gliedern des Direktoriums gewählt. — Nach dem 
Gewinn= und Verlustkonto per 31. Dezember 1901 
betrug die Gesamteinnahme 311 747 Mk., darunter 
Bruttogewinn auf Produkte und Transaktionen in 
Afrika 272 899 Mk. Davon erforderten die Ab- 
gaben und Unkosten in Afrika 235 528 Mk., die 
Verwaltungskosten und sämtlichen Spesen samt Ab- 
schreibungen in Europa 65 108 Mk., so daß ein 
Gewinnsaldo von 11 111 Mk. auf das neue Betriebs- 
jahr hat vorgetragen werden können.
	        
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