Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

anwesen liegt weiter zurück auf gleicher Höhe das 
Gehöft des Häuptlings Miniwasiri. Beide Gehöfte 
sind mittlerweile durch Ansiedelungen von beiden 
Seiten her zu einer Ortschaft miteinander verbunden, 
das erste Christendorf in der Mission, welches sich 
um einen eingeborenen Häuptling zusammengefunden 
hat. Eine Vergrößerung steht noch durch die 
neuere Anordnung der Regierung bevor, wonach 
sich die Saramo aus ihrer Zerstreutheit heraus in 
geschlossenen Ortschaften ansiedeln sollen. 1901 
waren 148 eingeborene Christen zu zählen, die sich 
auf 30 Haushaltungen verteilen. In Kisserawe ist 
eine Mittelschule eingerichtet, Präparandenanstalt für 
eingeborene Helfer, Ende 1901 von 17 Schülern 
besucht. Mit Hilse solcher eingeborenen Helfer 
werden zur Zeit vier Außenstationen unterhalten. 
Die Station Maneromango, ebenfalls mit Außen- 
stationen umgeben, ist 1895 gegründet, hat eine 
geräumige, vorerst nur aus Holz gebante Kirche und 
zwei Steinhäuser. Sie zählte Ende 1901 27 Christen 
und 28 Taufbewerber. Der Häuptling Ulembo 
nimmt zur Mission eine freundliche Stellung ein, 
obgleich er sich für seine Person zum Moham- 
medanismus hält. 
Aus Ruanda, Vikariat Süd-Nyansa in Deutsch- 
Ostafrika, schreibt P. Smoor in „Kreuz und Schwert"“: 
Uberall versuchen wir, neben dem rein religiösen 
Unterricht auch Elementarschulunterricht zu geben, 
als eins der besten Mittel, die Jugend zu uns her- 
anzuziehen. Unser Studienplan gibt an: Lesen, 
Schreiben, Rechnen, Geographie und zwei Neger- 
sprachen, denn außer der Landessprache müssen wir 
auch das Kiswahili lehren, weil es die amtliche 
Sprache der ganzen Kolonie ist. Anfangs sind 
solche Schulen, wie sich begreifen läßt, sehr einfache: 
nicht nur das Gebäude, sondern auch die Lehrmittel. 
Unser ganzer Bücherschatz besteht aus einigen Alpha- 
beten. Ich sehe mich also genötigt, selber den Buch- 
drucker abzugeben, denn sobald die Schüler das 
Alphabet können, muß man ihnen schon etwas zu 
lesen geben. Momentan habe ich einige 30 Schüler, 
die mehr oder weniger lesen können. Anfangs 
konnte ich an meinem Lehreramte nicht so recht 
Freude finden, aber nun ich meine Schüler besser 
kenne, und sie mich, tue ich es ganz gern. Ich mag 
die Jungen gern, und es sind bestimmt artige Kerl- 
chen, lärmende ungestüme Naturen, kampflustig wie 
junge Hähne, lebhafter und munterer als manche 
europäischen Kinder, stehen auch betreffs ihrer Fähig- 
keiten nicht vor anderen Kindern zurück. Die meisten 
meiner Schüler sind angehende Katechisten, also die 
hoffnungsvollste Zukunft unserer Mission; wir legen 
folglich viel Wert darauf, daß sie gehörig unter- 
richtet und gut ausgebildet werden. Unser hiesiger 
Missionsposten Isavi besteht nunmehr anderthalb 
Jahre, und wir haben hier in Ruanda schon drei 
Stationen. Weil unser Posten noch nicht so lange 
besteht, haben wir freilich noch keinen getauften 
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Christen, aber alles läßt auf eine gute Zukunft für 
die Mission schließen. Der König und die Reichs- 
großen beeilen sich zwar nicht, sich in unserer Reli- 
gion unterrichten zu lassen, allein alle sind uns sehr 
gewogen, und das heißt schon viel. Besonders des 
Sonntags haben wir viele Leute bei uns in der 
Mission, und an solchen Tagen halten wir ein jeder 
zwei, drei oder noch mehrere Male Christenlehre. 
Am vorigen Sonntag hatte ich sogar über 1000 
Zuhörer. An den Wochentagen gehen wir nach- 
mittags bald diesen, bald jenen Ort in der Um- 
gegend besuchen, damit wir mit den Leuten besser 
vertraut werden; zudem aber geben wir wenigstens 
dreimal täglich in der Mission Katechismusunterricht. 
Alles läßt hoffen, daß die Stunde der Erlösung 
endlich für Ruanda geschlagen hat. 
Von der neuen Hinterlandstation Agome Pa- 
lime in Togo berichtet P. Schönig im „Steyler 
Missionsboten“: 
Am 7. September hatten wir die Freude, unsere 
alte Schule, die bisher auch am Sonntag zum 
Gottesdienste benützt wurde, verlassen und den 
Einzug in die neue Kapelle halten zu können. 
Freilich war sie eben erst unter Dach. Türen und 
Fenster fehlten noch. Die Maurer waren erst am 
Tage vor dem Einzug mit dem Verputzen sertig 
geworden. Die Feier selbst war mehr als einfach. 
Doch das Ereignis selbst weckte in den Herzen sowohl 
der Missionare als der Christen und Katechumenen 
große Freude. Am Nachmittage wurden der jungen 
Kirche 42 neue Mitglieder durch das Sakrament 
der Taufe zugeführt. Die 42 Taufkandidaten waren 
nur Knaben, da die Mädchen und Frauen noch erst 
weiteren Unterricht erhalten sollen. Einige Tage 
nach der Einweihung der Kapelle reiste ich zum 
Agu-Berge, erteilte dort ebenfalls den Vorbereitungs-= 
unterricht für die Taufe und begann die Vorarbeiten 
zum Bau der dortigen Schule und Kapelle. Jeden 
Tag gab ich vier Katechesen für die Taufkandidaten 
und hielt am Sonntagnachmittag eine dreistündige 
Prüfung ab. Die meisten bestanden sie zu meiner 
Freude sehr gut, und ich tauste dann am 15. Sep- 
tember 32 Erwachsene beiderlei Geschlechts und 
4 Kinder, auch wurden 2 Ehen geschlossen. 
Über die materiellen Verhältnisse der neuen 
Missionsstation in Amennis (Deutsch-Südwestafrika) 
schreibt P. Weiler in der Zeitschrift „Maria Imma- 
culata“: 
Auf unser Ersuchen hin war die Regierung so 
freundlich, uns den Bauplatz für Kirche, Schule und 
Wohnhaus nebst Garten ohne jegliche Vergütung 
zur Verfügung zu stellen. Glücklicherweise kam unser 
Distriktschef hierher, und so konnten wir alles end- 
giltig ordnen und regeln. Auch er war zuvor- 
kommend, und möchte ich deshalb seine uns gegen- 
über bewiesene Freundlichkeit rühmend hervorheben.
	        
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