Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Fülle neuer, großer Aufgaben geführt. Zunächst 
wurde es durch die Rückkehr der Geschwister Jo- 
hanssen ermöglicht, daß die Verkündigung der frohen 
Botschaft wieder einmal in weitere noch kaum besuchte 
Gegenden getragen werden konnte. Auf unserer 
alten Außenstation Makanya sammelten sich die Leute 
in großer Schar und hörten mit gespannter Auf- 
merksamkeit zu. In Ngwelo, wo vor zwei Jahren 
schon einmal in längerem Zusammenhang verkündigt 
worden war, wurde aufs neue angeklopft und zur 
Festigung der Arbeit mit dem Bau einer Außenstation 
begonnen. Auch in Mlola, der Mitte zwischen 
Hohenfriedeberg und Makanyo, entsteht eine Hütte, 
in der ein Missionar einkehren kann, wenn er in der 
dortigen Gegend verkündigt. Das sind drei neue 
Arbeitsgebiete. Zu ihnen kommt noch das eigentlich 
dem Wugabezirk zugehörige Ubii, das in Gemeinschaft 
mit den Wugabrüdern versorgt werden soll. Im 
Oktober begann Bruder Boche mit 18 Jungen die 
Mittelschule. Die Knabenschar setzt sich aus Schülern 
aller unserer Usambarastationen zusammen, auch Tanga 
hat drei Wadigojungen geschickt. Ein Bleck schon 
auf die oben angedeutete Erweiterung unseres Ar- 
beits feldes zeigt, wie wichtig es ist, daß eine Schar 
tüchtiger Gehilfen aus unseren Leuten selbst gewonnen 
wird, da unsere europälschen Kräfte für die Ver- 
sorgung so vieler Arbeitsplätze nicht reichen. Auf 
den anderen Hauptstationen ist das Bedürfnis das 
gleiche. Ebenfalls im Oktober hat sich auch die 
Arbeit an den Aussätzigen erheblich erweitert. Eine 
ganze Familie bat um Aufnahme, drei Frauen und 
zwei junge Burschen. Damit empfingen wir die 
Weisung, zu der bestehenden Station für aussätzige 
Männer noch eine Station für Frauen zu bauen. 
Da von einigen Missionsfreunden gerade für diese 
Armsten in vergangener Zeit reiche Gaben nach 
Berlin gesondt wurden, haben wir den Frauen ein 
schönes, großes Haus gebaut, in dem sie einen ge- 
meinsamen Kochraum und getrennte Schlafräume 
haben. — Rings um uns her wird viel gebaut. An 
den Hängen entstehen hier und dort kleine Gehöfte, 
und um dieselben verwandelt sich der Busch in Acker- 
land. Die Gegend um die Station hat sich seit 
einigen Jahren völlig verändert. Dabei bilden sich 
aber schon weiter draußen im Lande kleine Kreise, die 
sich Gottes Wort zuwenden, vor allem in der Nähe 
von Dule, wo ja auch früher viel verkündigt wor- 
den ist. 
Auf demselben Missionsgebiete (Usambara) ist auf 
der Station Neu-Bethel am 26. November v. Is. 
eine neue, würdig ausgeführte Kapelle eingeweiht 
worden. Die Festgottesdienste waren von etwa 
200 Katechumenen und Christen — ungefähr 100 
bilden jetzt die Ortsgemeinde — und dann unter 
Teilnahme der zum Fest geladenen Heiden von wohl 
über 300 Leuten besucht. 
  
Der apost. Präfekt P. Vieter schreibt in „Kreuz 
und Schwert“ über Missionsreisen in Kamerun: 
Wohl sind solche Missionsreisen anstrengend in 
diesem heißen Klima, wohl gibt's manchen Verdruß, 
allein sie sind doch oft derart trostreich, daß der 
Missionar, der etwas Seeleneifer hat, stets gern von 
neuem zum Missionswanderstabe greift. Wer will 
sagen und beschreiben, welchen Trost und welche 
Freude den heimkehrenden Missionar erfüllt, wenn 
er sich sagen kann: ich habe eine Anzahl Verirrter 
zum Heiland zurückgeführt, andere bestärkt im Glauben, 
andere von der Sünde zurückgehalten? Da kommt 
ihm die Mühe und der Schweiß gering vor, er 
achtet nicht des beschwerlichen Weges, er freut sich 
seines Berufes. Wo er hinkommt, ist er meist ein 
gern gesehener Gast, hier an der Küste selbst bei 
nicht katholischen Kaufleuten, die ihm gern Unterkunft 
gewähren und ihm an ihrem Tische einen Platz 
gönnen. Gott lohn's allen! 
Die Baseler Mission steht in Erwägung einer 
Ausdehnung ihrer Tätigkeit in Kamerun auf Bali 
und Umgegend. In der Zeit vom 31. Oktober bis 
29. November führten die Brüder Schuler, Keller 
und G. Spellenberg eine Reise nach Bali aus. Ein 
vorläufiger Bericht über das Ergebnis dieser Reise 
lautet: 
Wir alle haben in Bali die übereinstimmende 
Uberzeugung gewonnen, daß die Zeit zur Aufnahme 
der Missionsarbeit daselbst gekommen ist, und daß 
wir uns womöglich schon vor der nächsten Regenzeit 
in Bali niederlassen sollten. Alle Vorbedingungen 
zu einer schönen gesegneten Wirksamkeit unter den 
Bali sind vorhanden. Als solche sehen wir an: 
1. Die überaus freundliche Aufnahme bei dem ange- 
sehenen und mächtigen Könige der Bali und seinem 
ganzen Volk. In einer Unterredung sagte er: „Schon 
vier Jahre schreien (ery) wir nach der Mission. 
Jedem Européer, der kam, sagten wir: Bringt uns 
doch einmal die Missionsleute!“ 2. Das Verlangen 
nach Schule und Unterricht. Als Br. Schuler den 
König fragte, ob er auch dofür sorgen wolle, daß 
die Kinder in die Schule gingen, war er beleidigt 
und gab keine Antwort, weil er das für selbstver- 
ständlich ansah. Schließlich bemerkte er: „Ich selbst 
will noch lesen lernen.“ 3. Das große Volk, das 
hier in einer Stadt beisammen wohnt — 6000 bis 
10 000 Einwohner. Außerdem sind noch große 
Dörfer im Grasland, die von Bali abhängig sind, 
und Bali wird mit der Zeit der Ausgangspunkt zu 
den noch bedeutenderen Völkern des Graslandes 
werden. 4. Der König hat Macht und Ansehen und 
will damit, soviel er jetzt von der Mission versteht, 
derselben dienen. Er wollte gleich ein Schulhaus 
bauen an dem schönsten Platz in der Nähe seines 
Hauses; in zwei Tagen sollte dasselbe sertig sein. 
Wir sagten ihm, er solle warten, bis der Europäer 
käme, und dann bauen. Trotzdem gab er aber Befehl,
	        
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