Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

fließt alles Wasser dem Kamadugu, der auch in der 
Trockenzeit den Tsadsee erreicht, zu. Die Randberge 
im Osten und Westen schließen eine Hochebene ein, 
aus der immer wieder niedere Berge aufstreben. 
Das Gebirge besteht aus Granit, in dem sich viel- 
fach Eisen findet, und ist stellenweise bewaldet, wäh- 
rend im allgemeinen niederer Graswuchs vorherrscht. 
Auf der mittleren Hochebene liegen, nur vier 
Stunden auseinander, die beiden einzigen bedeutenden 
Mandaraplätze: Mora und Doloo, welch letzteres 
von Rabah zerstört und nicht wieder aufgebaut ist. 
Doloo ist die eigentliche Hauptstadt des Landes ge- 
wesen und hat, zwischen zwei hohen, mit Felsblöcken 
bedeckten Bergen gelegen, eine bedeutende Ausdehnung 
gehabt, war ursprünglich unbefestigt, aber gut — 
nach Bornuart — gebaut, wie die kilometerlangen 
Mauertrümmer noch beweisen. 
Mora ist früher nur ein kleinerer Platz gewesen 
und ist jetzt zwar zahlreich bewohnt, aber nur mit 
kleinen Gehöften bebaut, die sich durch Zäune aus 
den starken Halmen des Durrhakornes von einander 
scheiden. Die Häuser bestehen aus einer runden 
Lehmeinfassung mit einem gewölbten, runden Stroh- 
dach, bei besseren Häusern findet sich auch die spitze 
Form, und ein Straußenei, nach Kanurisitte oben 
befestigt, gilt als Zeichen von Wohlhabenheit des 
Besitzers. Mora ist zur Zeit der Platz, in dem sich 
das ganze Leben des Ländchens konzentriert; denn 
alle anderen der zahlreich an den Berghalden zer- 
streut liegenden Plätze sind zu klein, um Bedeutung 
zu haben. 
Das gesamte Bergland ist zahlreich bevölkert und 
wo in den Tälern oder an den Berghängen Humus- 
boden sich findet, da wird er ausgenutzt. Uberall be- 
gegnet man vorzüglich gehaltenen Baumwollfeldern. 
Pferde und Rinder werden sorgsam geweidet. 
Die einzige Straße, die von Mimeh über Mora 
und Doloo das Ländchen durchzieht, ist nicht ohne 
Bedeutung, da auf ihr der Handelsaustausch zwischen 
Fullah= und Bornuleuten stattfindet, der in der ganzen 
östlichen Ebene und im Westen, jenseits Madagali, 
von den Heiden gestört wird. Die Mandaraleute 
halten zu den östlichen Heiden, namentlich zu den 
Mußgu, Beziehungen und kaufen von ihnen Elfen- 
bein und Gummi. Die Straße der Gläubigen, die 
aus dem Benuebezirk über Jola nach Mekka pilgern, 
führt durch Mandara nach Logon. 
Die Mandaraleute sind wohl von Nordosten 
über Logon eingewandert und den Kotokos verwandt, 
sie sind erst vor zwei Jahrhunderten unter dem Ein- 
fluß des Bornureiches, zu dem sie in losem Abhängig- 
keitsverhältnis standen, Mohammedaner geworden. 
Die gesamte Kultur haben sie von Bornuleuten über- 
nommen. Dunkel gefärbt, vielfach mit Längsschnitten 
über den ganzen Körper versehen, nach Bornuart 
bekleidet und bewaffnet, sind die Mandaras von 
Kanuris schwer zu unterscheiden. Auch sind sie viel- 
fach mit Bornuelementen vermischt, und die Königs- 
familien von Bornu und Mandara heiraten unter- 
  
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einander. Die Mandaras sind Ackerbauer und 
Viehzüchter, Handwerker findet man außer Webern, 
wenig, weil alle Kulturbedürfnisse aus Bornu be- 
zogen werden. 
Klimatisch bildet das Mandaragebirge die Scheide 
zwischen Adamaua und Bornu, wo sich die Zeiten 
um fast vier Monate verschieben, so daß der Benue 
im September, der Tschadsee im Dezember ihren 
höchsten Wasserstand erreichen. Mandarga ist durch- 
schnittlich bedeutend kühler als Nordadamaua, was 
nicht allein durch die höhere Lage, sondern auch durch 
das häufige Vorkommen von Wald bedingt wird. 
Strauße werden in Mandara nur vereinzelt 
gezüchtet. Sie sind in der nördlichen Marruaebene 
bei Balda und in Bornu häufiger. 
Wissenschaftliche Lammlungen. 
Der Chemiker am Botanischen Garten in Victoria, 
Dr. Strunk, hat der zoologischen Sammlung des 
Königlichen Museums für Naturkunde zu Berlin 
eine von ihm zusammengebrachte Naturaliensammlung 
übersandt, die folgende Objekte enthielt: 
27 Säugetierfelle, 22 Säugetierschädel, 65 Vogel- 
bälge, 33 Schmetterlinge, 20 Käfer, 1 Rhynchote, 
1 Heuschrecke. 
Die Konservierung der Tiere war sehr gut. 
Unter den Säugetieren befinden sich mehrere 
Arten im Jugendzustande, die dem Museum bisher 
sehlten. Besonders brauchbare Stücke sind unter den 
vier Affenarten. Die Vögel waren als Ergänzungs- 
stücke für die Kolonialsammlung des Museums sehr 
willkommen. Die Insekten gehörten alle schon be- 
kannten Formen an. 
Togo. 
Schiff'sverkehr im Jahre z2902. 
Im Kalenderjahre 1902 sind die Häfen des 
Schutzgebietes Togo von 179 Schiffen, davon 116 
deutsche, 42 englische und 21 französische, angelaufen 
worden. 
Deutsch-Züdwelkafrika. 
über eEinfübrung der Leidenraupenzucht in Deutsch- 
Südwestafrika 
berichtet das Gouvernement, wie folgt: 
Die Einführung eines in größerem Maßstabe 
zu betreibenden Seidenraupenzucht-Unternehmens im 
Schutzgebiet würde mit Freuden begrüßt und mit 
allen Mitteln unterstützt werden. Nur sind die bis- 
her in diesem Wirtschaftszweige gesammelten Er- 
fahrungen noch gering. Der Unternehmer ist daher 
auf eigenes Studium der hiesigen Verhältnisse an-
	        
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