Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

mit großer Gewissenhaftigkeit führte dieser die von 
mir für derartige Fälle geübte Behandlung durch, so 
daß in sechs Wochen vollkommene Heilung eintrat. 
Der Bau der neuen Hospitalgebäude schreitet gut 
vorwärts. Die schwerste Arbeit dabei war die Aus- 
schachtung der großen Cisternen. An ihrer Stelle 
lagen zahlreiche umfangreiche Gesteinslager, deren 
Zersprengung mit den einfachen Werkzeugen ein sehr 
schwieriges Unternehmen war. Gegenwärtig wird 
damit begonnen, den Schacht mit Cementkalk und 
Ziegeln auszumauern. Die fertige Cisterne wird 
4 ½ m tief, 7 m lang und 5 m breit sein. Der 
Bau des großen Männerhauses ist bis auf die Be- 
kleidung der Wände und die Legung der Dielen- 
planken beendet. Es wird mit seiner großen Veranda 
und seinen hellen luftigen Räumen einen vortreff- 
lichen Aufenthalt für die Kranken darbieten. 
Samva. 
Der Außenhandel des SHchutzgebietes Samoga. 
Nach vorläufigen Mitteilungen aus Apia hat 
sich der Handel des Schutzgebietes Samoa im 
Jahre 1902 im Vergleich mit dem Vorjahre 
folgendermaßen gestaltet: 
Ausfuhr 1902. 
- 1901 
Zunahme 1902. 
Einfuhr 1902 
1 905 000 Mark 
1 006 000 = 
899 000 Mark. 
2 344 780 Mark 
- 1901. 1 571 0904 
Zunahme 1902. 773 686 Mark. 
Der samoanische Außenhandel hat nach dem auf 
eine abnorm ungünstige Kopraernte im Jahre 1901 
eingetretenen Rückschlag im Jahre 1902 sowohl in 
der Einfuhr als auch in der Ausfuhr einen Umfang 
erreicht, wie er, soweit die statistischen Anschreibungen 
reichen, noch niemals verzeichnet worden ist. 
Namentlich die sehr erhebliche Zunahme der Ausfuhr 
gestattet einen günstigen Rückschluß auf die wirt- 
schaftliche Entwickelung des Schutzgebietes. 
  
  
Sunahme der Drozeise und der Akte der freiwilligen 
Gerichtsbarkeit. 
(Vergl. die Ubersicht im amtlichen Teile dieser Nummer.) 
In dem Kalenderjahr 1902 ist in Samoa die 
Zahl der Prozesse gegen das Kalenderjahr 1901 
von 167 auf 260, die der Sachen der freiwilligen 
Gerichtsbarkeit von 68 auf 131 gestiegen. Die 
hohe Zahl der Prozesse ist auf den Eintritt der 
jetzigen geordneten Zustände zurückzuführen, in denen 
die Gläubiger die Erlangung ihrer Außenstände, 
welche Jahre, zum Teil sogar ein Jahrzehnt zurück- 
datieren, von den Eingeborenen anstreben. Von den 
260 Prozessen sind 67 durch Urteil, 128 durch 
Vergleich, der Rest durch Zurücknahme der Klage 
134 
  
  
erledigt. Die hohe Zahl der Akte der freiwilligen 
Gerichtsbarkeit ist durch die Nachfrage nach Land 
und die damit verbundenen Pachtungen zu erklären 
und wird sich anscheinend bald vermindern. 
Aus dem PBereiche der Wisstonen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Die Oblaten in Hünfeld haben laut Trierscher 
Landeszeitung die Ruinen des adeligen Frauenklosters 
Engelport mit den dazu gehörigen Ländereien, ein 
Gesamtareal von 130 Morgen, erworben. Der 
Kaufpreis beträgt 55 000 Mark. Das Kloster liegt 
in dem an Naturschönheiten reichen Flaumbachtale 
(Mosel). Von 1220—1802 bestand daselbst ein 
Damenstift nach der Regel der Prämonstratenser- 
klöster, das den Stürmen der französischen Revo- 
lution zum Opfer fiel. Die Patres beabsichtigen, 
daselbst eine größere Niederlassung zu errichten, um 
Brüder in Ackerwirtschaft und Weinbau auszubilden. 
Die noch vorhandenen Trümmer von Kirche und 
Kloster werden niedergelegt, um neuen Bauten Platz 
zu machen. Baumaterialien bietet teils das Besitztum 
selbst, teils sind sie in nächster Nähe zu gewinnen. 
Eine Mühle mit vorzüglicher Wasserkraft wird 
zugleich zur Anlage der elektrischen Beleuchtung ver- 
wendet werden. 
Die Berliner Missionsberichte (Berlin I) melden, 
daß die schöne Kirche in Tandala (Bezirk Langen- 
burg, Deutsch-Ostafrika) abgebrannt ist. Arbeiter 
hatten in der Nähe ein Kohlenfeuer angemacht, von 
dem ein Funke ins Dach flog. Es konnte fast 
nichts gerettet werden. 
Über die Missionsstation der Väter vom h. Geist 
in Tanga (Deutsch-Ostafrika) schreibt P. „Pilgrim“ 
in „Gott will es!“: 
Soeben komme ich von unserer Missionsstation 
Tanga (Deutsch-Ostafrika) zurück und habe die besten 
Eindrücke mitgebracht. Unsere Mission ist herrlich 
gelegen, wohl an die 20 m über dem Meeresspiegel. 
Gegenüber der Kapelle steht das vom Br. Josaphat 
erbaute Kinderhaus, das z. Z. seinen Verputz erhält. 
Die Zahl der Knaben erreicht die 65; sie stammen 
aus dem Volke der Bonde und dem der Digo an 
den Ausläufern der Usambaragebirge. P. Sup. hält 
ihnen den Religionsunterricht wie auch den Mädchen, 
während Br. Florinus Suaheli und Deutsch lehrt. 
An Fortschritt fehlt es nicht. Die Jungens machten 
mir einen sehr guten Eindruck. Sie zeigen große 
Anhänglichkeit an den Bwana mkubwa (. großer 
Herr“; so nennen sie P. Sup.) und an die Brüder. 
Täglich haben sie Schule und Handarbeit. Diese 
leitet Br. Josaphat, der mit ihnen Häuser baut und 
repariert, Holz fällt und auf der anderen Seite der 
Bucht Steine bricht, Kalk brennt und Boote aus-
	        
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