Pulver und Blei zu Rate zu halten, so rannten unsere
Leute dasselbe mit leichter Mühe nieder. Das Fleisch
davon war ungemein schmackhaft, und wir glaubten,
daß es sich leichter verdauen ließe als alles andere,
welches wir jemals gegessen hatten. Das Federvieh
war auch vortrefflich und ward ebenfalls mit wenig
Mühe niedergerannt; denn diese Hühner konnten
kaum 300 Fuß weit in einem Fluge fliegen, und
dadurch wurden sie schon so müde, daß sie sich nicht
bald wieder in die Höhe zu schwingen vermögend
waren und wir also, weil die Wälder offen standen,
allemal eine so große Anzahl derselben bekommen
konnten, als wir bedursten. Außer dem Vieh und
den Hühnern fanden wir hier auch eine Menge wilder
Schweine. Diese gaben ein vortreffliches Essen ab;
allein weil es sehr grimmige Tiere waren, sahen wir
uns genötigt, sie entweder zu schießen oder mit großen
Hunden zu jagen, welche wir bei unserem Anlonden
auf der Insel fanden und welche den Indianern
gehörten, die von den Spaniern, um einen Vorrat
von Lebensmitteln für die Besatzung zu Guam zu-
sammenzubringen, hierher geschickt worden. Gleichwie
diese Hunde mit Fleiß zu der wilden Schweinsjagd
abgerichtet waren: also folgten sie uns gern und
jagten vor uns her. Aber ob sie gleich von einer
herzhaften Art waren, so wehrten sich doch die
Schweine mit solcher Wut, daß sie dieselben öfters
töteten und wir also nach und nach den größten
Teil derselben verloren.
Dieser Ort war uns nicht allein wegen des Über-
flusses und der Vortrefflichkeit seiner frischen Lebens-
mittel höchst angenehm, sondern verdiente auch, wegen
seiner Früchte und Erdgewächse bewundert zu werden,
welche zu unserem Glücke sehr gute Arzneimittel
wider den Seescharbock abgaben, welcher uns so ent-
setzlich geschwächt hatte. Denn in den Wäldern war
eine unglaubliche Menge Kokosnüsse mit dem Kohl,
der auf demselben Baume wächst. Man fand darin
auch Limonen, süße und saure Pomeranzen, eine ge-
wisse Art von Früchten, die man Guavasy) heißt,
und noch eine andere, die diesen Inseln besonders
eigen ist und von den Indianern Rhymay, von uns
aber Brotfrucht genannt wird. Denn wir aßen sie
während unseres Aufenthaltes auf der Insel beständig
anstatt des Brotes und zogen sie demselben alle mit
einander dergestalt vor, daß in solcher ganzen Zeit
kein Schiffsbrot ausgeteilt wurde. Sie wuchs auf
einem etwas hohen Baume, welcher sich gegen die
Spitze in große und weit ausgebreitete Aste zerteilt.
Die Blätter dieses Baumes haben eine besonders
dunkelgrüne Farbe, sie sind um den Rand eingekerbt
und insgemein 1 Fuß bis 18 Zoll lang. Die Frucht
wächst ohne Unterschied auf allen Teilen der Aste;
*) Der Baum, worauf sie wachsen, ist dem Kirschbaum
ähnlich. Die Frucht ist so groß wie eine kleine Citrone,
welche eine weiche aber dicke Schale und einen niedlichen
Geschmack hat. Es ist darin ein markiges Wesen voller
kleiner Samenkörner und giebt eine vortreffliche Gallerte
oder Marmelade ab. (Anmerkung Lord Ansons.)
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sie ist der Gestalt nach eher länglich= als volllommen
rund und mit einer rauhen Rinde umgeben. Ihre
Länge beträgt gemeiniglich 7 bis 8 Zoll und sie
wächst einzeln und nicht traubenweise. Sie ist am
besten zu gebrauchen, wenn sie vollgewachsen, aber
noch grün ist. In diesem Zustande hat ihr Geschmack,
wenn sie gehörig zubereitet und in heißer Asche ge-
braten ist, eine kleine Ahnlichkeit mit dem Stuhle
einer Artischocke und sie ist in ihrem Gewächse nicht
sehr ungleich, als welches weich und schwammig ist.
Wenn sie reift, wird sie weicher und bekommt eine
gelbe Farbe nebst einem sehr süßen Geschmack und
einem angenehmen Geruche, fast wie eine Pfirsich:
allein alsdann wird sie für ungesund gehalten und
soll den Durchlauf verursachen. Ich will nur hinzu-
sügen, daß sie sowohl von Dampier als Ray be-
schrieben ist. In dem Orte, wo wir Wasser ein-
nahmen, gab es noch viele andere Gewächse,
die zur Heilung der Krankheit, womit wir uns so
lange geplagt hatten, ungemein dienlich waren, als
Wassermelonen, Mönchskopf, Feldburgel oder Portu-
lack, Münze, Löffelkraut und Sauerampfer, welche
alle wir nebst den frischen Eßwaren sehr begierig
verschluckten, weil die starke Neigung uns von selbst
dazu trieb, welche die Natur zu diesen kräftigen
Arzneimitteln allezeit zu erregen pflegt.
Man kann sich aus dem, was ich bereits gesagt
habe, leicht vorstellen, daß wir auf dieser Insel ge-
wissermaßen wollüstig gelebt haben, aber ich habe die
verschiedenen Ewaren, womit wir uns hier was zu
gute taten, noch nicht angeführt. Wir hielten es
zwar für ratsam, uns der Fische gänzlich zu enthalten,
weil die wenigen, die wir bei unserer Ankunft fingen,
denen, die davon aßen, den Magen verdorben hatten;
allein wenn wir betrachteten, wie sehr wir zu dieser
Art von Speisen gewöhnt waren, so sahen wir diesen
Umstand nicht als etwas Nachteiliges an, insonderheit
da der Mangel durch das bereits erwähnte Rind-
und Schweinefleisch nebst dem Federvieh und dem
häufigen wilden Geflügel so reichlich ersetzt ward;
denn ich muß hier anmerken, daß fast in der Mitte
der Insel zwei ziemlich große frische Wasserstellen
waren, welche einen großen Uberfluß an großen und
kleinen Enten nebst einer anderen Art von Wasser-
vögeln hatten, die man von ihrem Geschreie Corlis
oder Curlis nennt; der pfeisenden Wasserhühner nicht
zu gedenken, die wir dort ebenfalls in großer Menge
fanden.
Aus dem Bereiche der Wissionen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Dem im „Afrika-Boten“ veröffentlichten Jahres-
bericht über die Mission der Weißen Väter in
Unyanyembe (Deutsch-Ostafrika) entnehmen wir:
Den Kindern und der Jugend widmen die
Missionare den besten Teil ihres Lebens, denn überall
gründen sich auf dieselben die Hoffnungen für die