Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Pulver und Blei zu Rate zu halten, so rannten unsere 
Leute dasselbe mit leichter Mühe nieder. Das Fleisch 
davon war ungemein schmackhaft, und wir glaubten, 
daß es sich leichter verdauen ließe als alles andere, 
welches wir jemals gegessen hatten. Das Federvieh 
war auch vortrefflich und ward ebenfalls mit wenig 
Mühe niedergerannt; denn diese Hühner konnten 
kaum 300 Fuß weit in einem Fluge fliegen, und 
dadurch wurden sie schon so müde, daß sie sich nicht 
bald wieder in die Höhe zu schwingen vermögend 
waren und wir also, weil die Wälder offen standen, 
allemal eine so große Anzahl derselben bekommen 
konnten, als wir bedursten. Außer dem Vieh und 
den Hühnern fanden wir hier auch eine Menge wilder 
Schweine. Diese gaben ein vortreffliches Essen ab; 
allein weil es sehr grimmige Tiere waren, sahen wir 
uns genötigt, sie entweder zu schießen oder mit großen 
Hunden zu jagen, welche wir bei unserem Anlonden 
auf der Insel fanden und welche den Indianern 
gehörten, die von den Spaniern, um einen Vorrat 
von Lebensmitteln für die Besatzung zu Guam zu- 
sammenzubringen, hierher geschickt worden. Gleichwie 
diese Hunde mit Fleiß zu der wilden Schweinsjagd 
abgerichtet waren: also folgten sie uns gern und 
jagten vor uns her. Aber ob sie gleich von einer 
herzhaften Art waren, so wehrten sich doch die 
Schweine mit solcher Wut, daß sie dieselben öfters 
töteten und wir also nach und nach den größten 
Teil derselben verloren. 
Dieser Ort war uns nicht allein wegen des Über- 
flusses und der Vortrefflichkeit seiner frischen Lebens- 
mittel höchst angenehm, sondern verdiente auch, wegen 
seiner Früchte und Erdgewächse bewundert zu werden, 
welche zu unserem Glücke sehr gute Arzneimittel 
wider den Seescharbock abgaben, welcher uns so ent- 
setzlich geschwächt hatte. Denn in den Wäldern war 
eine unglaubliche Menge Kokosnüsse mit dem Kohl, 
der auf demselben Baume wächst. Man fand darin 
auch Limonen, süße und saure Pomeranzen, eine ge- 
wisse Art von Früchten, die man Guavasy) heißt, 
und noch eine andere, die diesen Inseln besonders 
eigen ist und von den Indianern Rhymay, von uns 
aber Brotfrucht genannt wird. Denn wir aßen sie 
während unseres Aufenthaltes auf der Insel beständig 
anstatt des Brotes und zogen sie demselben alle mit 
einander dergestalt vor, daß in solcher ganzen Zeit 
kein Schiffsbrot ausgeteilt wurde. Sie wuchs auf 
einem etwas hohen Baume, welcher sich gegen die 
Spitze in große und weit ausgebreitete Aste zerteilt. 
Die Blätter dieses Baumes haben eine besonders 
dunkelgrüne Farbe, sie sind um den Rand eingekerbt 
und insgemein 1 Fuß bis 18 Zoll lang. Die Frucht 
wächst ohne Unterschied auf allen Teilen der Aste; 
*) Der Baum, worauf sie wachsen, ist dem Kirschbaum 
ähnlich. Die Frucht ist so groß wie eine kleine Citrone, 
welche eine weiche aber dicke Schale und einen niedlichen 
Geschmack hat. Es ist darin ein markiges Wesen voller 
kleiner Samenkörner und giebt eine vortreffliche Gallerte 
oder Marmelade ab. (Anmerkung Lord Ansons.) 
154 
  
sie ist der Gestalt nach eher länglich= als volllommen 
rund und mit einer rauhen Rinde umgeben. Ihre 
Länge beträgt gemeiniglich 7 bis 8 Zoll und sie 
wächst einzeln und nicht traubenweise. Sie ist am 
besten zu gebrauchen, wenn sie vollgewachsen, aber 
noch grün ist. In diesem Zustande hat ihr Geschmack, 
wenn sie gehörig zubereitet und in heißer Asche ge- 
braten ist, eine kleine Ahnlichkeit mit dem Stuhle 
einer Artischocke und sie ist in ihrem Gewächse nicht 
sehr ungleich, als welches weich und schwammig ist. 
Wenn sie reift, wird sie weicher und bekommt eine 
gelbe Farbe nebst einem sehr süßen Geschmack und 
einem angenehmen Geruche, fast wie eine Pfirsich: 
allein alsdann wird sie für ungesund gehalten und 
soll den Durchlauf verursachen. Ich will nur hinzu- 
sügen, daß sie sowohl von Dampier als Ray be- 
schrieben ist. In dem Orte, wo wir Wasser ein- 
nahmen, gab es noch viele andere Gewächse, 
die zur Heilung der Krankheit, womit wir uns so 
lange geplagt hatten, ungemein dienlich waren, als 
Wassermelonen, Mönchskopf, Feldburgel oder Portu- 
lack, Münze, Löffelkraut und Sauerampfer, welche 
alle wir nebst den frischen Eßwaren sehr begierig 
verschluckten, weil die starke Neigung uns von selbst 
dazu trieb, welche die Natur zu diesen kräftigen 
Arzneimitteln allezeit zu erregen pflegt. 
Man kann sich aus dem, was ich bereits gesagt 
habe, leicht vorstellen, daß wir auf dieser Insel ge- 
wissermaßen wollüstig gelebt haben, aber ich habe die 
verschiedenen Ewaren, womit wir uns hier was zu 
gute taten, noch nicht angeführt. Wir hielten es 
zwar für ratsam, uns der Fische gänzlich zu enthalten, 
weil die wenigen, die wir bei unserer Ankunft fingen, 
denen, die davon aßen, den Magen verdorben hatten; 
allein wenn wir betrachteten, wie sehr wir zu dieser 
Art von Speisen gewöhnt waren, so sahen wir diesen 
Umstand nicht als etwas Nachteiliges an, insonderheit 
da der Mangel durch das bereits erwähnte Rind- 
und Schweinefleisch nebst dem Federvieh und dem 
häufigen wilden Geflügel so reichlich ersetzt ward; 
denn ich muß hier anmerken, daß fast in der Mitte 
der Insel zwei ziemlich große frische Wasserstellen 
waren, welche einen großen Uberfluß an großen und 
kleinen Enten nebst einer anderen Art von Wasser- 
vögeln hatten, die man von ihrem Geschreie Corlis 
oder Curlis nennt; der pfeisenden Wasserhühner nicht 
zu gedenken, die wir dort ebenfalls in großer Menge 
fanden. 
Aus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Dem im „Afrika-Boten“ veröffentlichten Jahres- 
bericht über die Mission der Weißen Väter in 
Unyanyembe (Deutsch-Ostafrika) entnehmen wir: 
Den Kindern und der Jugend widmen die 
Missionare den besten Teil ihres Lebens, denn überall 
gründen sich auf dieselben die Hoffnungen für die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.