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Alter erklärlich, daß man den künftigen Beruf des
einzelnen, insonderheit seine innerliche Veranlagung
und Entwickelung für den Dienst an der Jugend
oder an der Gemeinde noch nicht klar voraussehen
konn, darum sollen die ersten Lehrjahre der Mittel-
schule noch nicht der direkten Vorbereitung auf ein
Gehilfcnamt dienen, sondern zur Grundlegung einer
festen realen Bildung ausgenutzt werden, selbstver-
ständlich in dem Maße, daß die innerliche Vertiefung
in Gottes Wort in gleicher Weise fortschreitet. Das
erste Vierteljahr galt fast ausschließlich den Vor-
arbeiten, die nötig waren, um die zunächst noch recht
verschiedenartigen Elemente auf eine einheitliche Stufe
zu bringen. Dies war am Schluß des Jahres im
wesentlichen erreicht. Wir haben jetzt in der Mittel-
schule eine kleine, innerlich angefaßte, äußerlich fleißige
und fröhliche Schar, aus der unter Gottes Beistand
manch tüchtige Kraft für unsere Arbeit hervorgehen
kann.“
Auch eine Verkündigungsreise in Deutsch-Ostafrika
von Pastor Peters erzählt von dem wachsenden Ver-
trauen der Eingeborenen zu den Missionaren und
von dem allgemeinen guten Eindruck, den die Ver-
kündigung des Wortes Gottes macht.
Aus Nkoaranga am Meru (Deutsch-Ostafrika)
berichtet Miss. Krause in dem „Leipziger Evangel.-
lutherischen Missionsblatt“:
Zur Weihnachtsfeier waren Männer und Jungen
in großer Anzahl erschienen, so daß unser Gottes-
häuschen gedrückt voll war und viele auf dem Gange
hocken mußten. Muß man gleich hier inmitten eines
wilden, heidnischen Volkes auf so viele Weihnachts-
freuden verzichten, welche die Heimat bietet, auf die
schönen Gotteshäuser, auf den weihevollen Klang der
Orgel, auf das Zusammensein mit einer andächtigen
Gemeinde u. a., so wird dies alles doch mehrfach
aufgewogen durch die unvergleichliche Weihnachtsfreude,
wenn man sieht, wie auch in tiefer, heidnischer
Finsternis das Licht des Herrn hervorbrechen will
wie die Morgenröte, und wie vor eigenen Augen
das Wort des Propheten sich ersüllt: „Und die
Heiden werden in deinem Lichte wandeln.“ — Das
alte Jahr ist zur Rüste gegangen, und wir können
Gott nicht genug loben und danken für alles das,
was er uns in ihm erwiesen hat. Als wir im
Februar des vergangenen Jahres hierher zogen, mag
mancher für das neue Missionsunternehmen gebangt
haben, doch der Herr hat es gelingen lassen und
uns beschirmt vor aller Not. Wo vor zehn Monaten
noch ein wüster, undurchdringlicher Busch war, ist
jetzt eine kleine Missionsstation entstanden, wo auch
der schwarze Mann gern weilt.
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In Stuttgart besteht ein besonderer Verein für
evangelische Mission in Kamerun, dessen Aufgabe
ist, die dortige Baseler Mission zu unterstützen.
Dieser Verein hat jetzt seinen sechzehnten Jahres-
bericht erscheinen lassen, der auch über den jetzigen
Stand der Baseler Mission in Kamerun Auskunft
gibt. Der im Jahre 1902 an Basel abgelieferte
Beitrag beläuft sich auf 49 235 Mk. 18 Pf. Be-
sonderer Dank für die gewährte Unterstützung wird
dem König und der Königin sowie der Herzogin
Wera von Württemberg, dem Großherzog von Baden
und dem württembergischen evangelischen Konsisto-
rium ausgesprochen.
Von der letzten Weihnachtsfeier in Lome (Togo)
schreibt P. Kost im „Steyler Missionsboten“:
„In diesem Jahre begingen wir zum ersten Male
das Weihnachtssest in der neuen Herz-Jesu-Kirche.
Welch ein Gegensatz gegen früher! Alles konnte sich
auf das prächtigste entfalten, und die schönen goti-
schen Gewölbe erglänzten von dem Widerscheine der
zahlreichen Lichter, welche die Lome-Christen zu
Ehren des göttlichen Kindes geopfert hatten. Daß
die ganze Kirche bis auf den letzten Platz besetzt war,
ließ sich erwarten. Höchst befriedigt und erbaut ver-
ließ nach Beendigung des Gottesdienstes die große
Zahl der Besucher das Gotteshaus, und alle waren
einig darin, daß die Lome-Christen dem lieben Gott
und den Wohltätern großen Dank schulden für die
schöne geräumige Kirche, und daß die Feier der
Weihnacht in den früheren Jahren in der alten
Kapelle nicht entfernt an die diesjährige Festesfeier
heranreiche. — Kurz vor dem Feste, am Sonntag
den 21. Dezember, empfingen 28 Männer und Knaben
und 18 Frauen und Mädchen die Tause.“
In demselben Blatte berichtet P. Lauer aus
Porto Seguro (Togo):
„Am 19. Dezember wurde zum ersten Male in
der Außenstation Anjorokope das Sakrament der
Taufe in feierlicher Weise gespendet. Vor etwa
11K/ Jahren hatte der erste Unterricht daselbst be-
gonnen. Bei der Nachricht hiervon drückten mehrere
hiesige Einwohner ihre Verwunderung darüber aus,
daß wir in diesem Ort, der ein Hauptherd der Gift-
mischer sei, eine Schule errichten wollten. Außerdem
ist in Anjorokope der Tempel des Blitzfetisches, dessen
Macht sich bis zu dem drei Stunden entfernten Porto
Seguro erstreckt. Das Volk von Anjorokope scheint
indes weit besser zu sein als sein Ruf. Von Anfang
fanden wir an dem Häuptling einen einsichtsvollen
Mann, der mit Freuden auf unseren Plan einging
und seine Mithilfe bei Errichtung der Schule in
Aussicht stellte, zumal alle Familien mit ihm ver-
wandt seien. Seinem Einfluß ist es auch zu ver-
danken, daß schon bald seine Leute eine nach hiesigen
Verhältnissen schöne Schule erbauten, die am 9. April
eingeweiht werden konnte. Der Eifer der Kinder
im Schulbesuch stand nicht zurück hinter dem Fleiß
der Alten beim Schulbau. Bei den Katechesen fand
man aufmerksame und willige Zuhörer. 22 Knaben
im Alter von 8 bis 16 Jahren wurden, nachdem