Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

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Alter erklärlich, daß man den künftigen Beruf des 
einzelnen, insonderheit seine innerliche Veranlagung 
und Entwickelung für den Dienst an der Jugend 
oder an der Gemeinde noch nicht klar voraussehen 
konn, darum sollen die ersten Lehrjahre der Mittel- 
schule noch nicht der direkten Vorbereitung auf ein 
Gehilfcnamt dienen, sondern zur Grundlegung einer 
festen realen Bildung ausgenutzt werden, selbstver- 
ständlich in dem Maße, daß die innerliche Vertiefung 
in Gottes Wort in gleicher Weise fortschreitet. Das 
erste Vierteljahr galt fast ausschließlich den Vor- 
arbeiten, die nötig waren, um die zunächst noch recht 
verschiedenartigen Elemente auf eine einheitliche Stufe 
zu bringen. Dies war am Schluß des Jahres im 
wesentlichen erreicht. Wir haben jetzt in der Mittel- 
schule eine kleine, innerlich angefaßte, äußerlich fleißige 
und fröhliche Schar, aus der unter Gottes Beistand 
manch tüchtige Kraft für unsere Arbeit hervorgehen 
kann.“ 
Auch eine Verkündigungsreise in Deutsch-Ostafrika 
von Pastor Peters erzählt von dem wachsenden Ver- 
trauen der Eingeborenen zu den Missionaren und 
von dem allgemeinen guten Eindruck, den die Ver- 
kündigung des Wortes Gottes macht. 
Aus Nkoaranga am Meru (Deutsch-Ostafrika) 
berichtet Miss. Krause in dem „Leipziger Evangel.- 
lutherischen Missionsblatt“: 
Zur Weihnachtsfeier waren Männer und Jungen 
in großer Anzahl erschienen, so daß unser Gottes- 
häuschen gedrückt voll war und viele auf dem Gange 
hocken mußten. Muß man gleich hier inmitten eines 
wilden, heidnischen Volkes auf so viele Weihnachts- 
freuden verzichten, welche die Heimat bietet, auf die 
schönen Gotteshäuser, auf den weihevollen Klang der 
Orgel, auf das Zusammensein mit einer andächtigen 
Gemeinde u. a., so wird dies alles doch mehrfach 
aufgewogen durch die unvergleichliche Weihnachtsfreude, 
wenn man sieht, wie auch in tiefer, heidnischer 
Finsternis das Licht des Herrn hervorbrechen will 
wie die Morgenröte, und wie vor eigenen Augen 
das Wort des Propheten sich ersüllt: „Und die 
Heiden werden in deinem Lichte wandeln.“ — Das 
alte Jahr ist zur Rüste gegangen, und wir können 
Gott nicht genug loben und danken für alles das, 
was er uns in ihm erwiesen hat. Als wir im 
Februar des vergangenen Jahres hierher zogen, mag 
mancher für das neue Missionsunternehmen gebangt 
haben, doch der Herr hat es gelingen lassen und 
uns beschirmt vor aller Not. Wo vor zehn Monaten 
noch ein wüster, undurchdringlicher Busch war, ist 
jetzt eine kleine Missionsstation entstanden, wo auch 
der schwarze Mann gern weilt. 
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In Stuttgart besteht ein besonderer Verein für 
evangelische Mission in Kamerun, dessen Aufgabe 
ist, die dortige Baseler Mission zu unterstützen. 
  
Dieser Verein hat jetzt seinen sechzehnten Jahres- 
bericht erscheinen lassen, der auch über den jetzigen 
Stand der Baseler Mission in Kamerun Auskunft 
gibt. Der im Jahre 1902 an Basel abgelieferte 
Beitrag beläuft sich auf 49 235 Mk. 18 Pf. Be- 
sonderer Dank für die gewährte Unterstützung wird 
dem König und der Königin sowie der Herzogin 
Wera von Württemberg, dem Großherzog von Baden 
und dem württembergischen evangelischen Konsisto- 
rium ausgesprochen. 
Von der letzten Weihnachtsfeier in Lome (Togo) 
schreibt P. Kost im „Steyler Missionsboten“: 
„In diesem Jahre begingen wir zum ersten Male 
das Weihnachtssest in der neuen Herz-Jesu-Kirche. 
Welch ein Gegensatz gegen früher! Alles konnte sich 
auf das prächtigste entfalten, und die schönen goti- 
schen Gewölbe erglänzten von dem Widerscheine der 
zahlreichen Lichter, welche die Lome-Christen zu 
Ehren des göttlichen Kindes geopfert hatten. Daß 
die ganze Kirche bis auf den letzten Platz besetzt war, 
ließ sich erwarten. Höchst befriedigt und erbaut ver- 
ließ nach Beendigung des Gottesdienstes die große 
Zahl der Besucher das Gotteshaus, und alle waren 
einig darin, daß die Lome-Christen dem lieben Gott 
und den Wohltätern großen Dank schulden für die 
schöne geräumige Kirche, und daß die Feier der 
Weihnacht in den früheren Jahren in der alten 
Kapelle nicht entfernt an die diesjährige Festesfeier 
heranreiche. — Kurz vor dem Feste, am Sonntag 
den 21. Dezember, empfingen 28 Männer und Knaben 
und 18 Frauen und Mädchen die Tause.“ 
In demselben Blatte berichtet P. Lauer aus 
Porto Seguro (Togo): 
„Am 19. Dezember wurde zum ersten Male in 
der Außenstation Anjorokope das Sakrament der 
Taufe in feierlicher Weise gespendet. Vor etwa 
11K/ Jahren hatte der erste Unterricht daselbst be- 
gonnen. Bei der Nachricht hiervon drückten mehrere 
hiesige Einwohner ihre Verwunderung darüber aus, 
daß wir in diesem Ort, der ein Hauptherd der Gift- 
mischer sei, eine Schule errichten wollten. Außerdem 
ist in Anjorokope der Tempel des Blitzfetisches, dessen 
Macht sich bis zu dem drei Stunden entfernten Porto 
Seguro erstreckt. Das Volk von Anjorokope scheint 
indes weit besser zu sein als sein Ruf. Von Anfang 
fanden wir an dem Häuptling einen einsichtsvollen 
Mann, der mit Freuden auf unseren Plan einging 
und seine Mithilfe bei Errichtung der Schule in 
Aussicht stellte, zumal alle Familien mit ihm ver- 
wandt seien. Seinem Einfluß ist es auch zu ver- 
danken, daß schon bald seine Leute eine nach hiesigen 
Verhältnissen schöne Schule erbauten, die am 9. April 
eingeweiht werden konnte. Der Eifer der Kinder 
im Schulbesuch stand nicht zurück hinter dem Fleiß 
der Alten beim Schulbau. Bei den Katechesen fand 
man aufmerksame und willige Zuhörer. 22 Knaben 
im Alter von 8 bis 16 Jahren wurden, nachdem
	        
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