ab die weitere Begleitung bilden, während ich selbst
nach Rückkehr des Eskortezuges von Mokbe entschei-
dende Schritte in Aussicht genommen hatte. Herrn
v. Lüdinghausen habe ich vor seinem Abmarsche mit
eingehenden Instruktionen versehen und ihm dauernd
die Verwaltungsgeschäfte unter gleichzeitiger öffent-
licher Bekanntmachung übergeben.
Die Verhältnisse in Gamane klärten sich in diesem
Zeitraum des Abwartens ebenfalls in einigen wesent-
lichen Punkten. Zunächst vermehrte sich der Zuzug
zu der Partei des Veruma derart, daß von den
einflußreicheren Baiachefs schließlich nur noch die-
jenigen fehlten, die ungefähr nördlich der Staadtschen
Route im Halbkreis um Gamane (-— Name der
Bertuastadt) eigene Dörfer in Entfernungen von
einem bis eineinhalb Tagemärschen haben. Es stellte
sich des weiteren in diesem Zeitabschnitt heraus, daß
Bertua gegen Bezahlung die ihm seinerzeit über-
gebenen Mbiabihäuptlinge wirklich freigelassen hatte,
das Elfenbein dafür jedoch nicht zur Ablieferung
brachte, sondern an die französische Faktorei verkaufte.
Auch bezüglich des Aufenthaltes Bertuas wurden zu
dieser Zeit die Nachrichten sicherer.
Verlassen von der größeren Mehrzahl seiner
eigenen Leute und seiner Hauptchefs, hatte er in den
Baiahäuptlingen der ausgedehnten Urwaldlandschaft
Vangeri (bis zu 1 1½ Tagemärschen nördlich), in den
ihm neu befreundeten Mbiabi und in den Baia der
Landschaften Bendia, Sendeke, Tibati, Bobalo und
Goima großen Anhang gefunden.
Abermals erschienen schließlich am 16. Bimba-=
und Mesima-, am 19. Dassi= und am 29. Berri-
gesandte mit Geschenken. Dassi habe ich bei dieser
Gelegenheit nach Bimba zur Expedition bestellt, um
den bereits berichteten Ansiedelungsplan mit ihm zu
besprechen. Dem Vernehmen nach dürfte meine Ab-
sicht größeren Schwierigkeiten kaum begegnen.
Am 21. August nun, als ich die baldige Rückkehr
der Lüdinghausenschen Eskorte erwarten konnte, leitete
ich entscheidende Maßnahmen ein. Obwohl der Miß-
erfolg vorauszusehen war, ließ ich durch den Veruma
Gesandte an Bertua und seinen zweiten Sohn Abu,
den Anführer der gesamten Partei um Bertua, diri-
gieren und gab ihnen eine letzte Uberlegungsfrist, sich
zu stellen und die Angelegenheit auf friedlichem Wege
zu ordnen. Als am 28. von Bertua und Abu eine
befriedigende Antwort noch nicht eingelaufen war,
ließ ich sämtliche in Gamane befindlichen größeren
Balachefs zu einer Versammlung einberufen, in der
ich Bertug für abgesetzt erklärte und den Veruma
als seinen Nachfolger bezeichnete. Diese Aktion
wurde unter allgemeinem Beifall vorgenommen, der
durch die Erklärung noch erhöht wurde, Gamane
selbst habe von dem nun unvermeidlichen Kriege
nichts zu befürchten. Auch versprach ich, wenn möglich,
Bertuas Leben zu schonen, ihn aber zwangsweise mit
einigen seiner Umgebung bei Gonakoll anzusiedeln.
Erst am 30. August kam der Eskortenzug des
Herrn v. Lüdinghausen von Mokbe zurück. Da die
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Scheidung zwischen der Verumapartei und dem An-
hang Bertuas sich unterdes völlig vollzogen hatte
und sämtliche Farmdörfer nördlich der Staadtschen
Route nun verlassen waren, brach ich am 4. Sep-
tember nach Norden auf, um den nun unvermeidlichen
kriegerischen Austrag der Bertuaangelegenheit zu be-
ginnen. An der Nordgrenze der Gamane im Norden
umsäumenden Farmdörfer wurde Lager bezogen und
durch Patronillen festgestellt, welcher der beiden in
die Landschaft Vangeri führenden Wege vom Feinde
besetzt sei. Es fielen an diesem Tage wenige Schüsse,
da die Expedition offenbar nur von vorgeschobenen
Wachen oder Patrouillen auf dem Marsche und im
Lager beunruhigt wurde.
Das Gelände war äußerst ungünstig. Viele
sumpfige Wasserläufe in schmalen Waldstreifen um-
schließen als Unterbrechung eines welligen, stark be-
siedelten Graslandes mit über doppelt mannshohem
Gras Gamane im Westen, Norden und Nordosten.
Weiterhin schließt sich in allen genannten Himmels-
richtungen ein sehr dichter, außerhalb der Wege kaum
passierbarer Urwald an, der im Westen, Nordweften
und Norden bis an den Ssanaga, im Nordosten bis
etwas über die Straße Bertug—Kunde reicht. Der
Osten des in Frage kommenden Gebietes ist durchweg
mit doppelt mannshohem Gras bestanden, weniger
dicht bevölkert, und es werden dort die Terrainfalten
beträchtlicher.
Im allgemeinen beabsichtigte ich durch partielle
Friedensschlüsse auf sämtlichen strahlenförmig von
Gamane ausgehenden Straßen ein seitliches Aus-
weichen Bertuas allmählich einzuschränken, zumal mir
bekannt war, daß infolge vieler früher geführter
Kriege ein Zurückweichen Bertuas auf größere Ent-
fernungen als zwei Tagemärsche von Gamane ihm
nur im Norden (Vangeri) und Nordwesten (ein
Mobiabinnterstamm) möglich war. Veruma und seme
Partei verhielten sich völlig neutral, und es schien
mir im Interesse der Zukunft dieser Gegenden fürs
erste richtiger, von schärferen Maßregeln zur Ge-
stellung von Führern, zu Aufschlüssen über die
Stellung und Macht Bertuas Abstand zu nehmen.
Auch von der Haussaansiedelung in Gamane war
aus Furcht vor späterer Rache wenig zu erfahren.
Nur zwei aus der persönlichen Umgebung Bertuas
entflohene Dassisklaven haben mir dann wesentliche
Dienste geleistet.
Am 5. September wurde unter unerwartet ge-
ringem Widerstand Nungbako, der Hauptort der
Baialandschaft Vangeri, im dichten Urwald mit
wenigen Parzellen hohen Grases gelegen, genommen.
Die anfänglich recht bedeutende Zudringlichkeit ein-
zelner Bogenschützen ließ nach der verlustlosen Be-
setzung des schwach verteidigten Dorfes Nungbako
sehr auffällig nach. Auch in der Zukunft wurde von
da ab im Vangerilande bereits in respektvoller Ent-
fernung nach kurzem Feuer die Flucht vorgezogen,
und es kam nur noch in der Richtung Goffi und
Bobalo zu etwas lebhafterem Widerstand diefer Ver-