Die Arbeiterverhältuisse in dem Plantagengebiete
haben sich günstig gestaltet. Durch ein neues Ka-
kaogärverfahren hat die Kameruner Land= und Plan-
tagengesellschaft einen 10 Prozent höheren Preis
ihres Kakaos erzielt.
Die zum Zweck endgültiger Regelung der Grund-
besitzverhältnisse der Eingeborenen innerhalb des
Pflanzungsgebiets am Kamerunberge von dem Gou-
verneur im April 1902 eingesetzte Kommission hat
ihre Arbeiten nach Eintreffen eines Feldmessers in
vollem Umfange ausgenommen.
Die Gebirgsbahn Viktoria— Meanja der Gesell-
schaft „Viktoria" ist auf etwa 7 km sertiggestellt
und in Betrieb genommen. Dem „Kamerun-Eisen-
bahnsyndikate“ ist eine vorläufige Konzession für den
Bau und Betrieb einer etwa 100 km langen Eisen-
bahn von der Küste nach Mundame gegeben worden.
Die von dem Syndikate zum Studium der Bahn-
linie entsandten Ingenieure sind nach Beendigung
ihrer Arbeit zurückgekehrt.
Der neue Regierungsdampfer „Herzogin Elisa-
beth“ ist im September 1902 in Duala eingetroffen
und bewährt sich gut.
Die Telegraphen= und Fernsprechlinie zwischen
Busa und Duala ist fertiggestellt.
Deutsch-Südwestafriko.
Der Beginn des lausenden Jahres brachte dem
Schutzgebiete reichlichen Regen, so daß sich das Land
von den Folgen der Trockenheit der beiden voran-
gegangenen Jahre rasch erholte. Weide= und Wasser-
verhältnisse sind zurzeit recht befriedigende. Dieser
erfreuliche Wandel ist gerade jetzt, wo eine lebhafte
Ausfuhr von Vieh über die Ostgrenze stattfindet, von
ganz besonderem Wert. Es sind bereits erhebliche
Viehverkäufe mit Händlern aus Britisch-Südafrika
zum Abschlusse gelangt. Der Weg über Gobabis
nach Betschuanaland, welcher wegen der Viehseuchen
im Ngamisee-Gebiete für Viehtransporte englischer-
seits gesperrt war, ist nach längeren, durch das
Generalkonsulat in Kapstadt geführten Verhandlungen
freigegeben worden. Ein weiterer Ausfuhrweg führt
aus der Südoststrecke des Schutzgebiets in die eng-
lischen Nachbarkolonien. Die vorhandenen Groß-
und Kleinviehbestände, namentlich letztere, haben sich
als so umfangreich erwiesen, daß bei ausreichenden
Maßnahmen zum Schutze der Muttertiere eine Ge-
fährdung der eigenen Viehzucht durch die Ausfuhr
nicht zu befürchten ist. Zur Hebung der Kleinvieh-
zucht ist kürzlich ein Transport Zuchtziegen aus
Deutschland nach dem Schutzgeblete abgegangen.
Das Zuchtmaterial des Gestüts in Nauchas wurde
um drei aus Deutschland importierte Hengste ver-
mehrt. In weiterer Ausgestaltung des Veterinär=
wesens ist dem bakteriologischen Institut in Gam-
mams ein Veterinärassistent überwiesen worden. Das
Schutzgebiet verfügt über sechs Zivil= und drei
Militärärzte.
Die Fertigstellung des Bahnbaues bis Windhoek
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hat auf die Besiedelung günstig eingewirkt. Bis nach
Okapuka (etwa 30 km von Windhoel) sind längs
der Bahn, soweit das besiedelungsfähige Gebiet in
Betracht kommt, sämtliche Farmen verkauft. Nur
südlich von Karibib sind an der Bahn noch zwei
Farmen verkäuflich. Die durchschnittliche Größe der
Farmen beträgt 10 000 ha. Die kleineren Grund-
stücke (5000 ha) liegen zumeist im nördlichen Herero-
lande. Wegen der von der Kaiserlichen Regierung
geplanten Maßnahmen zur Förderung der Besiede-
lung darf auf die Denkschrift zum Etat für das
laufende Rechnungsjahr verwiesen werden.
Die Annahme, daß der südafrikanische Krieg
einen erheblichen Zugang von Buren zur Folge
haben würde, hat sich nicht bestätigt. Es sind aller-
dings während des Krieges einige hundert Buren
— meist Frauen und Kinder — in das Schutzgebiet
gekommen. Die Mehrzahl der Zuzügler suchte je-
doch nur vorübergehendes Unterkommen, das sie nach
Bekanntwerden des Friedensschlusses wieder aufgaben,
um in die alte Heimat zurückzukehren.
Der heliographische Nachrichtendienst hat sich als
eine wertvolle Ergänzung der Telegraphenlinien be-
währt. Er ist im Süden bis nach Keetmanshoop,
im Norden bis Outjo erstreckt worden. Wenn auch
in erster Linie zu Zwecken des Gouvernements ein-
gerichtet, steht er doch auch dem Publikum zur Ver-
fügung, wovon reichlich Gebrauch gemacht wird.
Die Wortgebühr bei heliographischer Vermittelung
beträgt 20 Pf. mit einer Mindestgebühr von 2 Mark
für das Telegramm. Mit der Reichspostverwaltung
ist eine Vereinbarung getroffen worden, welche den
unmittelbaren Verkehr der Reichstelegraphenanstalten
mit den Heliographenstationen ermöglichen wird.
Der Betrieb der Eisenbahn Swakopmund — Wind-
hoek konnte bisher im allgemeinen als befriedigend
bezeichnet werden. Heftige Regenfälle des abge-
laufenen Vierteljahrs hatten nennenswerte Betriebs-
störungen nicht zur Folge. Der Tarif ist einer Um-
arbeitung unterzogen worden, wodurch die Beförderung
von Massengütern, insbesondere von Montanproduk-
ten und Vieh, zu billigeren Preisen möglich wird.
Die Leitung der Bahn ist auf einen im Kleinbahn-
dienst erfahrenen Ingenienr übergegangen, welcher
bereits im Schutzgebiet eingetroffen ist. Der Sitz
der Eisenbahnverwaltung ist von Swakopmund nach
Windhoek verlegt worden.
Der Leichterhafen in Swakopmund ist am 12. Fe-
bruar d. Is. eröffnet worden. Ein regelmäßiger
Betrieb an der Mole konnte jedoch noch nicht statt-
finden, da die gesamten Landungsverhältnisse vorerst
einer Neuordnung bedürfen.
Die im Etat für das laufende Rechnungsjahr
vorgesehene Oberrichterstelle ist dem bisherigen Be-
zirksrichter Richter übertragen worden. Zum etats-
mäßigen Referenten beim Gouvernement in Wind-
hoek ist der Landrichter a. D. Tecklenburg ernannt
worden, welcher diese Geschäfte bereits seit 3 Jahren
kommissarisch wahrnahm.