Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

mit den betreffenden Interessenten in Unterhandlung. 
Seitens des Kaiserlichen Gouvernements wurden im 
Interessengebiet der Gesellschaft, d. h. von den seitens 
der Gesellschaft an die Regierung zu diesem Zweck 
zurückcedierten 10 000 qkm Land, im ganzen 
37 759,9 ha verkauft und verrechnet. Die von uns 
betriebenen Farmen Hoffnung und Unverzagt haben 
sich im Geschäftsjahr gut weiterentwickelt und im 
wesentlichen das gehalten, was sie beim Beginn des 
verflossenen Geschäftsjahres versprochen haben. 
Es erübrigt noch zu sagen, daß wir im laufenden 
Jahre zum ersten Male Großvieh (volljährige Ochsen) 
aus unserer eigenen durch importierte Bullen ver- 
besserten Zucht zu entsprechendem Preise teils bereits 
verkauft haben, teils noch verkaufen werden. Da 
wir außerdem, gleichwie auch im Berichtsjahr, wieder 
eine größere Zahl Hammel und Kapater werden zum 
Verkauf bringen können, so dürfen wir für die Far- 
men auch für das laufende Jahr gute Erwartungen 
hegen. Zur Zeit des Berichtes stehen auf den Far- 
men: 53 Pferde, 554 Rinder, 892 Schafe, 89 An- 
goraziegen, 75 Afrikanerziegen und 27 Schweine. 
Bei der Bilanzaufmachung in Deutsch-Südwestafrika 
sind auf sämtliche Gebäude, Inventarien rc. reichliche 
Abschreibungen im Betrage von 5 bis 8 PCt. auf 
die Gebäude, 10 pCt. auf Inventar und Mobilien 
und 15 pCt. auf die Vermessungsinstrumente gemacht 
worden. Auch die Meliorationen haben Abschrei- 
bungen von 5 bis 10 pCt. erfahren. Ebenso ist auch 
das Vieh auf den Farmen erheblich unter Marktwert 
angesetzt worden, um dadurch immerhin mögliche 
weitere Verluste durch Seuchen weniger fühlbar zu 
machen. Der buchmäßig erzielte Reingewinn von 
7545,91 Mk. ist auf das Rücklagekonto übertragen 
worden. 
Deutsch-Meu-Guinea. 
Bericht des Lizegouverneurs Berg über einen Besuch 
der Trukinseln (Ostkarolinen). 
Der geschäftsführende Kaiserliche Vizegouverneur 
Berg berichtet aus Ponape unter dem 12. April 
d. JIs.: 
Am 17. Februar d. Is. habe ich in Begleitung 
von sechs Polizeisoldaten und unter Mitnahme des 
kleinen Kutters nebst farbiger Besatzung mit dem 
Reichspostdampfer „Oceana“ eine Dienstreise nach 
Truk angetreten. Ich ließ den Dampfer zunächst 
die Insel Oroluk anlaufen, um dieselbe als herrenlos 
für den Landesfiskus in Besitz zu nehmen. Die 
Insel ist gegen 10 ha groß und weist eine Anzahl 
tragender sowie mehrere Hundert junger Kokospalmen 
auf. Der Ertrag mag zurzeit auf ungefähr eine 
Tonne, späterhin auf etwa zehn Tonnen zu ver- 
anschlagen sein. 
In Truk, dessen zweiter Seekartenname „Hogolu“ 
den Eingeborenen unbekannt ist, veranlaßte mich das 
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bei meinem Eintreffen laut gewordene Gerücht, in 
Tol sei ein Eingeborener getötet und nachher sein 
Körper noch verstümmelt worden, vor allem zur 
Untersuchung dieser Sache; das Gerücht stellte sich 
aber, wie vor 1¼ Jahren die Meldung von dem 
Totschlage und der Verwundung mehrerer Einge- 
borener, als völlig unbegründet heraus. 
In Tol begann ich dann mit der Erledigung 
der im Vordergrunde stehenden Verwaltungs= und 
wirtschaftlichen Aufgaben. Insbesondere bezogen sich 
dieselben auf allgemeine Belehrung der Eingeborenen 
in den Häuptlingsversammlungen, denen stets die 
meisten Männer der betreffenden Inseln, in Tol 
wohl 700 bis 800 Köpfe, beiwohnten; auf die Ein- 
teilung der ausgedehnten Inselgruppe auf Grund der 
Stammeszugehörigkeit in sechs Distrikte mit ebenso 
vielen Oberhäuptlingen, die ich in jedem einzelnen 
Falle durch Bestätigung der einstimmigen Wahl der 
in Frage kommenden unabhängigen Häuptlinge be- 
stellen konnte und unter Verleihung einer Flagge 
über die ihnen übertragenen Besugnisse aufklärte; 
auf die Veranlassung einer Volkszählung, die für 
die Trukgruppe insgesamt 13 115 Köpfe ergab; auf 
die Sammlung geographischen Materials; endlich 
auf die Feststellung von Brachland und den Abschluß 
von Pflanzungsverträgen zwischen den eingeborenen 
Landeigentümern und der Jaluit-Gesellschaft. Die 
letzte Aufgabe nahm bei dem Umfange der Lagune, 
deren nördlichste bewohnte Insel Pis von der süd- 
lichsten des im Süden sich anschließenden Läot- 
(Royalist-) Atolls, Ipis, rund 45 Seemeilen entfernt 
ist, sowie in Anbetracht der großen Zahl von 124 
(einschl. Läot) auf dem Außenriff und in der Lagune 
gelegenen Inseln und Inselchen und bei dem steifen 
Nordostpassat im Verein mit verhältnismäßig hohem 
Seegang weitaus die meiste Zeit in Anspruch; gleich- 
wohl reichte die Zeit nur zu einer teilweisen Erledigung 
des Zweckes aus. In der Zeit vom 27. Februar 
bis zum 4. April wurden 23 Verträge abgeschlossen, 
auf deren Grundlage Brachland in Größe von 
409 ha demnächst zur Bepflanzung gelangt, zum Teil 
auch schon seit Wochen in Bearbeitung genommen 
ist. Hiervon entfallen gegen 140 ha auf Korallen- 
inseln. Diese wurden, als in erster Linie für die 
Kokoskultur geeignet, zunächst berücksichtigt; bei aus- 
schließlicher Vornahme der weit weniger zeitraubenden 
Feststellungen auf den hohen Inseln, welche noch viel 
unbepflanztes Land in geringen Höhenlagen besitzen, 
hätte bereits ein Mehr von Hunderten von Hektaren 
in die Verträge einbezogen werden können. Das 
größte zusammenhängende Stück umfaßt 20 ha. Ich 
habe die Eingeborenen überall darauf hingewiesen, 
mit dem Vertreter der Jaluit-Gesellschaft in Truk 
formlose Verträge abzuschließen, die nach meinem 
Wiederkommen ordnungsmäßig zu beurkunden wären. 
Die Eingeborenen haben mir überall einen guten 
und zwar gerade auf den Inseln, wo sie am meisten 
gefürchtet waren, wie im Faitrukdistrikt, den besten 
Eindruck gemacht. Es sind willige und kräftige Leute,
	        
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